Der Grund des Übels
Betrifft: Bericht zum Anabaum-Absterben (AZ 26.9.18)
Lieber Herr Leuschner,
die Menschen haben ein Mandat bekommen, die Erde zu bebauen und zu bewahren. In Namibia gibt es ein Umweltschutzgesetz, das Nutzer natürlicher Ressourcen verpflichtet, einen Umweltschutzplan (EMP) aufzustellen und den Schadenverursacher zur Rehabilitierung der Umwelt auffordert. Wird dem nachgekommen und das eingehalten?
Was ist rätselhaft an ungewöhnlichem Baumsterben in Flußrevieren, wo die Natur seit Jahrhunderten in Balance ist? Kreisläufe erhalten sich selbst, solange ihr Gleichgewicht nicht gestört wird. Junge Bäume können neben alten dann aufwachsen, wenn die Saat oberirdisches und später Untergrundwasser antrifft. Das ist im Ugab nicht anders, der an Outjo vorbei fließt, wie im Omaruru, Swakop oder Kuiseb, die bei Kalkfeld und im Khomashochland entspringen. Ihr Verlauf führt hunderte Kilometer durch Trockengebiet, Wüste und über eine Randschwelle. In deutscher Zeit wurden in den Revieren Gemüsegärten und Feldanbau angelegt, trotz Dürre und Schädlingen. Heute liegen an den Flußbetten Ortschaften, Betriebe, Bohrlöcher und Dämme ohne Wasserhaushaltspläne. Wir greifen in das Gleichgewicht ein und entschuldigen das mit Arbeitsbeschaffung, Bewegungsfreiheit und Population. Ein Desert-Rose Projekt, eine monströse Waterfront, leerstehende Betonbunker (Ferienwohnungen für Wohlhabende), etliche Uranminen und eine 65%ige Bevölkerungszunahme - alles von Stadträten zugelassen - saugen ein unbekanntes, aber endliches Wasserreservoir aus - ohne Kompensation. Kostbares Grundwasser wird zur Oberfläche befördert, wo es verdunstet oder ins Meer fließt. Die steigende Wasserentnahme in Windhoek senkt den Wasservorrat in der Küstenregion und trocknet sie aus. Nun soll teuer entsalztes Seewasser in die Landesmitte gepumpt werden und die Husab-Mine vor Swakopmund wünscht eine Kalkzugabe, weil das Wasser ihr zu aggressiv ist. Kommt niemand der Gedanke, daß ein Land, das nur Bier und Agrarprodukte produziert - außer Kindern - seinen verschuldeten Haushalt nicht auf Dauer über Wasser halten kann? Wo importierte Produktionsgüter die exportierten übersteigen, ist immer die Versuchung groß, Haushaltslücken mit Ausbeutung von Rohstoffe zu füllen, und genau das geschieht hier auf Kosten der Umwelt z.B. mit dem Wasserhaushalt. Der Omdel-Damm wurde soweit übernutzt, daß MAWF die Entnahme einschränken mußte und die Bäume in den Revieren sterben. Man kann nicht ständig mehr konsumieren als man produziert. Forscher von Gobabeb(NERMU) mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften haben seit langem auf das Baumsterben in Trockenbetten der Naturschutzgebiete Naukluft und Dorob hingewiesen (MME SEMP-Bericht) und doch wurde die Untersuchung zu spät begonnen (2012). Eine Langzeitstudie vom MAWF zur Bewegung des Grundwasserspiegels von Quelle bis Mündung fehlt weiterhin. Ein Vortrag der Wissenschaftlichen Gesellschaft mit Uraninstitut Swakopmund machte vor kurzem auf die Wassersituation in verschiedenen Wasserläufen aufmerksam. Nach Aussage von Frau Müller ist der Baumbestand im Kahn und Swakop krank bzw leidet Streß, weil das in Jahrzehnten gewachsene Wasserreservoir der untersuchten Untergrundabschnitte verschwindet.
Das Rätsel für mich ist: Wie hoch ist der Zulauf (Regenzeit) und der natürliche und künstliche Verlust (Verdunstung und Entnahme) in Trockenperioden und wie lang ist ggf. die Regenerationszeit einer Grundwasserreserve? Bevor diese Untersuchungen nicht vorliegen, machen wir die Natur zu einem Experimentierfeld, wobei die Bäume den Menschen vorangehen. Aufzustellen wäre ein Schuldregister. Unsere erste Schuld: Blindheit. Wir übersahen das Kommende. Unsere zweite Schuld: Taubheit. Wir überhörten die Warnung. Unsere dritte Schuld: Stummheit. Wir schwiegen, was gesagt werden mußte.
Mit besten Grüßen
Bernd Seefeldt
die Menschen haben ein Mandat bekommen, die Erde zu bebauen und zu bewahren. In Namibia gibt es ein Umweltschutzgesetz, das Nutzer natürlicher Ressourcen verpflichtet, einen Umweltschutzplan (EMP) aufzustellen und den Schadenverursacher zur Rehabilitierung der Umwelt auffordert. Wird dem nachgekommen und das eingehalten?
Was ist rätselhaft an ungewöhnlichem Baumsterben in Flußrevieren, wo die Natur seit Jahrhunderten in Balance ist? Kreisläufe erhalten sich selbst, solange ihr Gleichgewicht nicht gestört wird. Junge Bäume können neben alten dann aufwachsen, wenn die Saat oberirdisches und später Untergrundwasser antrifft. Das ist im Ugab nicht anders, der an Outjo vorbei fließt, wie im Omaruru, Swakop oder Kuiseb, die bei Kalkfeld und im Khomashochland entspringen. Ihr Verlauf führt hunderte Kilometer durch Trockengebiet, Wüste und über eine Randschwelle. In deutscher Zeit wurden in den Revieren Gemüsegärten und Feldanbau angelegt, trotz Dürre und Schädlingen. Heute liegen an den Flußbetten Ortschaften, Betriebe, Bohrlöcher und Dämme ohne Wasserhaushaltspläne. Wir greifen in das Gleichgewicht ein und entschuldigen das mit Arbeitsbeschaffung, Bewegungsfreiheit und Population. Ein Desert-Rose Projekt, eine monströse Waterfront, leerstehende Betonbunker (Ferienwohnungen für Wohlhabende), etliche Uranminen und eine 65%ige Bevölkerungszunahme - alles von Stadträten zugelassen - saugen ein unbekanntes, aber endliches Wasserreservoir aus - ohne Kompensation. Kostbares Grundwasser wird zur Oberfläche befördert, wo es verdunstet oder ins Meer fließt. Die steigende Wasserentnahme in Windhoek senkt den Wasservorrat in der Küstenregion und trocknet sie aus. Nun soll teuer entsalztes Seewasser in die Landesmitte gepumpt werden und die Husab-Mine vor Swakopmund wünscht eine Kalkzugabe, weil das Wasser ihr zu aggressiv ist. Kommt niemand der Gedanke, daß ein Land, das nur Bier und Agrarprodukte produziert - außer Kindern - seinen verschuldeten Haushalt nicht auf Dauer über Wasser halten kann? Wo importierte Produktionsgüter die exportierten übersteigen, ist immer die Versuchung groß, Haushaltslücken mit Ausbeutung von Rohstoffe zu füllen, und genau das geschieht hier auf Kosten der Umwelt z.B. mit dem Wasserhaushalt. Der Omdel-Damm wurde soweit übernutzt, daß MAWF die Entnahme einschränken mußte und die Bäume in den Revieren sterben. Man kann nicht ständig mehr konsumieren als man produziert. Forscher von Gobabeb(NERMU) mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften haben seit langem auf das Baumsterben in Trockenbetten der Naturschutzgebiete Naukluft und Dorob hingewiesen (MME SEMP-Bericht) und doch wurde die Untersuchung zu spät begonnen (2012). Eine Langzeitstudie vom MAWF zur Bewegung des Grundwasserspiegels von Quelle bis Mündung fehlt weiterhin. Ein Vortrag der Wissenschaftlichen Gesellschaft mit Uraninstitut Swakopmund machte vor kurzem auf die Wassersituation in verschiedenen Wasserläufen aufmerksam. Nach Aussage von Frau Müller ist der Baumbestand im Kahn und Swakop krank bzw leidet Streß, weil das in Jahrzehnten gewachsene Wasserreservoir der untersuchten Untergrundabschnitte verschwindet.
Das Rätsel für mich ist: Wie hoch ist der Zulauf (Regenzeit) und der natürliche und künstliche Verlust (Verdunstung und Entnahme) in Trockenperioden und wie lang ist ggf. die Regenerationszeit einer Grundwasserreserve? Bevor diese Untersuchungen nicht vorliegen, machen wir die Natur zu einem Experimentierfeld, wobei die Bäume den Menschen vorangehen. Aufzustellen wäre ein Schuldregister. Unsere erste Schuld: Blindheit. Wir übersahen das Kommende. Unsere zweite Schuld: Taubheit. Wir überhörten die Warnung. Unsere dritte Schuld: Stummheit. Wir schwiegen, was gesagt werden mußte.
Mit besten Grüßen
Bernd Seefeldt
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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