Demokratie heißt: große Klappe riskieren dürfen
Was ist Demokratie? Wenn man eine große Klappe riskieren darf. Filmemacherin Kelly Kowalski hat Namibier auf der Straße über ihre Ansichten zu Demokratie, zur Unabhängigkeit und zur Regierungspolitik befragt. Ihr Dokumentarfilm "Big Mouths, Open Minds" wird am Sonntag im Warehouse Theatre in Windhoek gezeigt.
"Demokratie? Mama, was heißt das noch mal?", fragt ein Schulmädchen. "Ich weiß nicht so genau", lautet die Antwort. "Aber es hat sich nichts geändert. Ich schlafe immer noch im gleichen Bett."
Ansichten über Demokratie im unabhängigen Namibia - Kelly Kowalski hat sie gesammelt. Länger als ein Jahr war die britisch-stämmige Filmemacherin in Windhoek und Umgebung mit ihrer Kamera unterwegs, hat den einfachen Mann auf der Straße befragt, Jugendliche, Kinder und alte Menschen in Katutura.
Die Idee zu diesem Filmprojekt hatte ihr ehemaliger Lebenspartner Andy Botelle, ebenfalls Filmemacher. "Er wollte mich auf Rollschuhen und mit einer am Kopf befestigten Kamera die Independence Avenue hinunterschicken", sagt Kowalski lachend. Letzten Endes wurde das Projekt dann viel umfassender als geplant. Jetzt dokumentieren 60 Minuten Film das, was Namibias Menschen über die Zeit seit der Unabhängigkeit, die Regierungspolitik und ihre eigene Identität als Namibier denken.
"Demokratie - das ist ein großes Wort. Aber es existiert nur auf dem Papier", findet einer.
"Was ich von der Regierung halte? Ich bin die Regierung!", sagt eine alte Frau.
"Demokratie heißt, dass wir teilen müssen. Ob weiß, schwarz, grün oder gelb - wir müssen teilen!"
"Existiert Demokratie überhaupt in Afrika?", fragt jemand anderes. "Müssen wir uns dauernd selbst erzählen, dass wir Afrikaner sind und Demokratie und all diese Dinge brauchen?"
"Big Mouths, Open Minds" ist ein buntes Potpourrie von Meinungen. Alte und junge, reiche und arme, unwissende und gebildete Menschen sprechen über das, was ihrer Meinung nach die Unabhängigkeit dem Land gebracht hat, und wie sie von ihren demokratischen Rechten Gebrauch machen. Kowalski hat unter anderem die Unabhängigkeitsfeiern 2002 und 2003 dokumentiert. Der Film enthält aber auch inszenierte Szenen, die an Musikvideos erinnern. "Ich dachte, ich gebe Musikern die Chance, sich in ihrem Medium auszudrücken", so Kowalski.
Musik spielt in "Big Mouths, Open Minds" eine nicht unwichtige Rolle. Mit immer wieder eingestreuten Szenen von tanzenden Kindern und traditionellem Gesang lockert die Filmemacherin die textlastigen Interviews auf. Und weil einige Musiker eigens für dieses Projekt Songs geschrieben haben, sind sie mit kurzen Musikvideos vertreten. Den Soundtrack gibt's separat auf CD zu kaufen. Besonders schön: "//Ae Gams Spirit" von Yellow Solo, Seppy Slam und Ermelinda Thataone. Aber auch Ngatu Nganyone, Boli Mootseng und Jackson Kaujeua kommen zu Wort. Letzterer hat mit seinem Beitrag den Titel für diesen Film geprägt. "Ich befinde mich in einem System, das mir erlaubt, meine Meinung zu sagen", so Kaujeua Senior. "Das ist mein demokratisches Recht. Ich darf eine große Klappe riskieren!"
Ganz so selbstverständlich sehen das nicht alle, hat Kowalski erfahren. "Manche Leute hatten wirklich Angst, vor laufender Kamera zu reden." Auch das dokumentiert der Film. "Warum kannst Du nicht frei Deine Meinung sagen?", fragt die Filmemacherin einen Damara mittleren Alters. "A-a. We're afraid", so die Antwort.
Das sollten auch die Parlamentarier sehen, findet Kowalski. Organisationen wie das Legal Assistance Centre (LAC), das Namibia Institute for Democracy (NID) und andere wollen den Film zu Bildungs- und Aufklärungszwecken nutzen. Dafür hat Kowalski ein kleines Handbuch mit dem Titel "Hands on" entwickelt, das gemeinsam mit dem Film bei Workshops und im Schulunterricht eingesetzt werden soll. Das NID aber will sich auch dafür stark machen, dass das einstündige Video im Parlament vorgeführt wird.
Gespannt ist die Filmemacherin dabei auf die Reaktionen. Denn eines sagt der Film ganz deutlich: Schön, dass Namibia unabhängig ist. Schön, dass wir Demokratie haben. Aber seit wir die regierende Partei an die Macht befördert haben, scheint sie uns, die einfachen Leute, vergessen zu haben. Oder wie Rap-Musiker Boli Mootseng es im Abspann ausdrückt: "There's so many questions, so little answers. I must confess, freedom's got me on my nerves."
"Demokratie? Mama, was heißt das noch mal?", fragt ein Schulmädchen. "Ich weiß nicht so genau", lautet die Antwort. "Aber es hat sich nichts geändert. Ich schlafe immer noch im gleichen Bett."
Ansichten über Demokratie im unabhängigen Namibia - Kelly Kowalski hat sie gesammelt. Länger als ein Jahr war die britisch-stämmige Filmemacherin in Windhoek und Umgebung mit ihrer Kamera unterwegs, hat den einfachen Mann auf der Straße befragt, Jugendliche, Kinder und alte Menschen in Katutura.
Die Idee zu diesem Filmprojekt hatte ihr ehemaliger Lebenspartner Andy Botelle, ebenfalls Filmemacher. "Er wollte mich auf Rollschuhen und mit einer am Kopf befestigten Kamera die Independence Avenue hinunterschicken", sagt Kowalski lachend. Letzten Endes wurde das Projekt dann viel umfassender als geplant. Jetzt dokumentieren 60 Minuten Film das, was Namibias Menschen über die Zeit seit der Unabhängigkeit, die Regierungspolitik und ihre eigene Identität als Namibier denken.
"Demokratie - das ist ein großes Wort. Aber es existiert nur auf dem Papier", findet einer.
"Was ich von der Regierung halte? Ich bin die Regierung!", sagt eine alte Frau.
"Demokratie heißt, dass wir teilen müssen. Ob weiß, schwarz, grün oder gelb - wir müssen teilen!"
"Existiert Demokratie überhaupt in Afrika?", fragt jemand anderes. "Müssen wir uns dauernd selbst erzählen, dass wir Afrikaner sind und Demokratie und all diese Dinge brauchen?"
"Big Mouths, Open Minds" ist ein buntes Potpourrie von Meinungen. Alte und junge, reiche und arme, unwissende und gebildete Menschen sprechen über das, was ihrer Meinung nach die Unabhängigkeit dem Land gebracht hat, und wie sie von ihren demokratischen Rechten Gebrauch machen. Kowalski hat unter anderem die Unabhängigkeitsfeiern 2002 und 2003 dokumentiert. Der Film enthält aber auch inszenierte Szenen, die an Musikvideos erinnern. "Ich dachte, ich gebe Musikern die Chance, sich in ihrem Medium auszudrücken", so Kowalski.
Musik spielt in "Big Mouths, Open Minds" eine nicht unwichtige Rolle. Mit immer wieder eingestreuten Szenen von tanzenden Kindern und traditionellem Gesang lockert die Filmemacherin die textlastigen Interviews auf. Und weil einige Musiker eigens für dieses Projekt Songs geschrieben haben, sind sie mit kurzen Musikvideos vertreten. Den Soundtrack gibt's separat auf CD zu kaufen. Besonders schön: "//Ae Gams Spirit" von Yellow Solo, Seppy Slam und Ermelinda Thataone. Aber auch Ngatu Nganyone, Boli Mootseng und Jackson Kaujeua kommen zu Wort. Letzterer hat mit seinem Beitrag den Titel für diesen Film geprägt. "Ich befinde mich in einem System, das mir erlaubt, meine Meinung zu sagen", so Kaujeua Senior. "Das ist mein demokratisches Recht. Ich darf eine große Klappe riskieren!"
Ganz so selbstverständlich sehen das nicht alle, hat Kowalski erfahren. "Manche Leute hatten wirklich Angst, vor laufender Kamera zu reden." Auch das dokumentiert der Film. "Warum kannst Du nicht frei Deine Meinung sagen?", fragt die Filmemacherin einen Damara mittleren Alters. "A-a. We're afraid", so die Antwort.
Das sollten auch die Parlamentarier sehen, findet Kowalski. Organisationen wie das Legal Assistance Centre (LAC), das Namibia Institute for Democracy (NID) und andere wollen den Film zu Bildungs- und Aufklärungszwecken nutzen. Dafür hat Kowalski ein kleines Handbuch mit dem Titel "Hands on" entwickelt, das gemeinsam mit dem Film bei Workshops und im Schulunterricht eingesetzt werden soll. Das NID aber will sich auch dafür stark machen, dass das einstündige Video im Parlament vorgeführt wird.
Gespannt ist die Filmemacherin dabei auf die Reaktionen. Denn eines sagt der Film ganz deutlich: Schön, dass Namibia unabhängig ist. Schön, dass wir Demokratie haben. Aber seit wir die regierende Partei an die Macht befördert haben, scheint sie uns, die einfachen Leute, vergessen zu haben. Oder wie Rap-Musiker Boli Mootseng es im Abspann ausdrückt: "There's so many questions, so little answers. I must confess, freedom's got me on my nerves."
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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