Dekolonisierung und Provenienz-Forschung
Betr.: Kontroverse um Kolonialgeschichte & Leserbriefe (AZ, 2.1.2019 & 7.1.2019)
Betr.: Kontroverse um Kolonialgeschichte & Leserbriefe (AZ, 2.1.2019 & 7.1.2019)
Der Leitartikel vom 2. Januar 2019 und weitere Leserbriefe des 7. Januar 2019 basieren auf einem Missverständnis: es handelt sich bei dem Dokument nicht um ein Protokoll des namibischen Museumsverbandes (MAN). Als ich dieses Protokoll zugespielt bekommen hatte (ohne Angabe der Herkunft oder an wen es adressiert war), befragte ich gleich Dr. Jeremy Silvester, den Direktor von MAN dazu. Er meinte es sei kein Protokoll von ihnen, es würde auch nicht die Ergebnisse der Konferenz korrekt widerspiegeln und zudem einige Unwahrheiten enthalten. So wurde z.B. das Swakopmunder Museum nie von MAN verwarnt.
Als Geschäftsführerin der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund (zu der das Swakopmunder Museum gehört) nahm ich vom 28.-30. August 2018 an der besagten Konferenz bei UNAM teil: “The Past, Present and Future of Namibian Heritage Conference“. Die Konferenz war organisiert von der namibischen Museumsvereinigung (MAN), in Kooperation mit Universität von Basel (Zentrum für Afrikastudien, Basel), Basler Afrika Bibliographien und Universität von Namibia (UNAM).
Die meisten Konferenzbesucher waren schon allein wegen der Themen, die sich mit der Kolonialzeit und den meisten Museen Namibias befassten, der Tagung gegenüber sehr kritisch eingestellt. Mir schien, dass die meisten Konferenzbesucher gegen die alten Museen Namibias waren: sie seien zu kolonial-fokussiert, in der Zeit eingefroren, nicht für die Lokalbevölkerung, sondern nur für Touristen und sie würden keine umfassende Geschichtsaufarbeitung darstellen. Dennoch war meine Teilnahme wichtig und vor allem die Gespräche am Rand sehr produktiv. Die meisten Namibier waren dem Swakopmunder Museum gegenüber sehr positiv eingestellt.
Es stellte sich ferner heraus, dass ein sehr unterschiedliches Verständnis zwischen den Menschen, die in Museen und Kulturinstituten des südlichen Afrikas arbeiten, und Akademikern herrscht. Die ersteren sind meist größtenteils zufrieden mit den Kulturinstituten und die Art, wie durch sie das Wissen über alte Kulturen und die Geschichte vermittelt wird. Aus Gesprächen mit Besuchern des Swakopmund Museums, Kommentare im Gästebuch, und einer Umfrage am „Tag der offenen Tür“ im Museum (also auch unter nicht-traditionellen Museumsbesuchern) stellt sich heraus, dass es selten als zu kolonial-orientiert kritisiert wird (nur von zwei Europäern). Namibier erwähnen oft, wie sehr sie die Darstellung ihrer Kultur im Swakopmunder Museum schätzen. Weltweit sind aber einige der momentan beliebtesten Themen der Museologie „Dekolonisierung“ und „Provenienz-Forschung“. Somit werden herkömmliche Darstellungsweisen und Ausstellungen in Museen kritisch beleuchtet. Dies geschah auch während der Konferenz in Windhoek. Wir sollten uns nicht ohne Hintergrundwissen auf „Wir“ und „Die“ Diskussionen einlassen, nicht Kultur der verschiedenen Menschen Namibias bewerten. Lasst uns den Dialog zur Entwicklung der Kulturinstitutionen mit allen Namibiern suchen und mit Fakten das Thema angehen. Wir von der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund, zu der das Museum und die Sam-Cohen-Bibliothek gehören, sind offen für Kommentare und Veränderungsvorschläge, können aber wegen finanzieller Lage nicht alles berücksichtigen. Bitte schreiben Sie uns an: [email protected] oder per Briefverkehr an P.O. Box 361, Swakopmund.
Nadine Kohlstädt, Swakopmund
Der Leitartikel vom 2. Januar 2019 und weitere Leserbriefe des 7. Januar 2019 basieren auf einem Missverständnis: es handelt sich bei dem Dokument nicht um ein Protokoll des namibischen Museumsverbandes (MAN). Als ich dieses Protokoll zugespielt bekommen hatte (ohne Angabe der Herkunft oder an wen es adressiert war), befragte ich gleich Dr. Jeremy Silvester, den Direktor von MAN dazu. Er meinte es sei kein Protokoll von ihnen, es würde auch nicht die Ergebnisse der Konferenz korrekt widerspiegeln und zudem einige Unwahrheiten enthalten. So wurde z.B. das Swakopmunder Museum nie von MAN verwarnt.
Als Geschäftsführerin der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund (zu der das Swakopmunder Museum gehört) nahm ich vom 28.-30. August 2018 an der besagten Konferenz bei UNAM teil: “The Past, Present and Future of Namibian Heritage Conference“. Die Konferenz war organisiert von der namibischen Museumsvereinigung (MAN), in Kooperation mit Universität von Basel (Zentrum für Afrikastudien, Basel), Basler Afrika Bibliographien und Universität von Namibia (UNAM).
Die meisten Konferenzbesucher waren schon allein wegen der Themen, die sich mit der Kolonialzeit und den meisten Museen Namibias befassten, der Tagung gegenüber sehr kritisch eingestellt. Mir schien, dass die meisten Konferenzbesucher gegen die alten Museen Namibias waren: sie seien zu kolonial-fokussiert, in der Zeit eingefroren, nicht für die Lokalbevölkerung, sondern nur für Touristen und sie würden keine umfassende Geschichtsaufarbeitung darstellen. Dennoch war meine Teilnahme wichtig und vor allem die Gespräche am Rand sehr produktiv. Die meisten Namibier waren dem Swakopmunder Museum gegenüber sehr positiv eingestellt.
Es stellte sich ferner heraus, dass ein sehr unterschiedliches Verständnis zwischen den Menschen, die in Museen und Kulturinstituten des südlichen Afrikas arbeiten, und Akademikern herrscht. Die ersteren sind meist größtenteils zufrieden mit den Kulturinstituten und die Art, wie durch sie das Wissen über alte Kulturen und die Geschichte vermittelt wird. Aus Gesprächen mit Besuchern des Swakopmund Museums, Kommentare im Gästebuch, und einer Umfrage am „Tag der offenen Tür“ im Museum (also auch unter nicht-traditionellen Museumsbesuchern) stellt sich heraus, dass es selten als zu kolonial-orientiert kritisiert wird (nur von zwei Europäern). Namibier erwähnen oft, wie sehr sie die Darstellung ihrer Kultur im Swakopmunder Museum schätzen. Weltweit sind aber einige der momentan beliebtesten Themen der Museologie „Dekolonisierung“ und „Provenienz-Forschung“. Somit werden herkömmliche Darstellungsweisen und Ausstellungen in Museen kritisch beleuchtet. Dies geschah auch während der Konferenz in Windhoek. Wir sollten uns nicht ohne Hintergrundwissen auf „Wir“ und „Die“ Diskussionen einlassen, nicht Kultur der verschiedenen Menschen Namibias bewerten. Lasst uns den Dialog zur Entwicklung der Kulturinstitutionen mit allen Namibiern suchen und mit Fakten das Thema angehen. Wir von der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund, zu der das Museum und die Sam-Cohen-Bibliothek gehören, sind offen für Kommentare und Veränderungsvorschläge, können aber wegen finanzieller Lage nicht alles berücksichtigen. Bitte schreiben Sie uns an: [email protected] oder per Briefverkehr an P.O. Box 361, Swakopmund.
Nadine Kohlstädt, Swakopmund
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen