Briefe 1893 - 1904  (XXXIII Brief, Teil 2/2)
Briefe 1893 - 1904 (XXXIII Brief, Teil 2/2)

Briefe 1893 - 1904 (XXXIII Brief, Teil 2/2)

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Nun, die Missionare gehen auch mit gutem Beispiel voran. Es gibt keine Leute hier, die scheinheiliger, zweideutiger und schlechter sind, als diese „Wölfe im Schafskleide”. Das ist der richtige Ausdruck. Es gibt allerdings einige Ausnahmen. Da ist einer, welcher noch unter die Besten zählt, welcher den versoffenen Bastards doch mit gutem Beispiel vorangehen sollte, der jedoch sich so voll trinkt, daß die Kinder hinter ihm her spotten. Die Gaben, welche zu Hause für den „armen Heiden” gesammelt werden, wandern in den Store eines Missionars, um gegen Geld und Vieh verkauft zu werden (mit der Hand gestrickte Strümpfe 1,50 Mark). Das ist Tatsache. Und das döllste ist, daß diese Leute sich vermöge [dank] des Schutzes und des Ansehens, daß sie infolge des Einflußes der deutschen Missionsgesellschaften genießen, jedem gegenüber auf das hohe Pferd setzen, obwohl sie so dumm wie Schweine sind. Demut und Selbstverleugnung sind Dinge, die ihnen jedenfalls nur dem Namen nach bekannt sind. Und zu Hause wird ge-sammelt für die armen Heiden, obwohl es der ärmste unter diesen noch viel besser hat, als die meisten Fabrikarbeiter in Deutschland. Ich selber würde tatsächlich auch lieber in den Bergen sitzen und Wild erlegen, Unkis [Uinkies sind kleine Feldzwiebeln, glaube ich!!] graben, einige Gartenfrüchte anbauen usw., als in Europa in einer Fabrik zu arbeiten. Und diese Art des Erwerbs steht dem ärmsten Eingeborenen offen. Sie ziehen dies Leben der Arbeit vor, wohlverstanden einer Arbeit, die in keinem Verhältnis zu der in Deutschland üblichen steht. So ein Treiber treibt den Wagen, das ist alles, nachher schläft er. Dafür kriegt er 100 Mark bis Windhoek und hat alle Bedürfnisse frei. Ein Tauleiter [der das Tau beim vordersten Ochsengespann hält] erhält 20 Mark von Mund bis Otjimbingue, außerdem seine Kost (also Reis, Fleisch, Kaffee usw.), dann Tabak, Streichhölzer, ab und zu eine alte Hose und Hemd. Dafür fäßt er zuweilen das Leittau bei den Vorderochsen, holt Wasser im Fluß, ißt im Übrigen seine Kost und schläft dann. Und diese Arbeit ist diesen Subjekten noch zu viel.

Als ich voriges Mal zur Zeit der Krankheit erst eine Fracht nach Salem fuhr, waren alle meine Kaffern krank und weggelaufen. Ich hatte nur einen Buren, ich fuhr aber mit einem anderen Deutschen zusammen, welcher indes auch nur einen Kaffer hatte. Bis Salem ging es ganz gut. Von da drehten wir um, schnitten Gras bei Modderfontein und fuhren wieder herunter (Ich fuhr aus Mangel von Leuten mit nur einem Wagen, hatte den anderen Wagen und Ochsen an jemand anders verliehen). Als wir nun nach Uitdrai Fracht geladen und auf dem Weg waren, ging es uns aber schlecht. Der Bur wurde sterbenskrank, der Kaffer auch. Ich mußte alle Arbeit selber tun. Ich trieb den Wagen allein und passte auf die Ochsen auf. Als ich einmal mit den Ochsen zwischen Usap und Karibib nach dem Swakop ging, war ich eine Nacht und einen Tag unten und passte auf die Ochsen auf. Ich trank natürlich kein Wasser, da dies zu den hauptsächlichsten Krankheitserregern gehört. Als ich dann abends mit den Ochsen zum Wagen kam, hatte ich solchen Durst, daß ich, nachdem ich erst einen kleinen Kognak getrunken, um Erkältung zu verhüten, 4 Flaschen Bier austrank. Ich wurde auch zum Glück nicht mehr krank, da es dann schlimm gestanden hätte, außer jetzt, wo ich eine Erkältung hatte, was aber nicht schlimm war. Viele Leute hatten dieselbe in sehr starkem Maße.

Hast du noch das frühere Interesse an Wald und Jagd, lieber Paul? Ich kann eigentlich sagen, bei mir hat sich die Jagdleidenschaft abgeschwächt. Doch liegt das auch an der Beschaffenheit des hiesigen kahlen Terrains und an der glühenden Hitze, die tagsüber hier herrscht. Es vermindert dies die Jagdlust bedeutend. Als ich, bevor ich auf Mund ging, Gras hinter Zaobis machte, wo eine schöne zum Teil mit Bäumen bewachsene Gegend ist, da ging ich häufig los. Ich schoß etliche Steinböcke, große Perlhühner, Korane (eine Art Trappe) und Hasen. Springböcke waren noch nicht da. Sie sind dies Jahr mehr in die entlegeneren Gegenden gegangen. Eine große wilde Katze schoß ich dort auch, etwa 5 Fuß lang. Einen großen Leguan (etwa 5 Fuß) hatten die Hunde gefangen. Eine große Mamba-Schlange, die etwa 12 Fuß lang war, schoß mein Bur, als wir am Wasser ankamen, wo sie sich plötzlich zischend empor ringelte. Eine kleine Hornviper zischte mir beim Grasschneiden zwischen den Fingern, ich schlug sie tot und sah, daß sie einen kleinen Vogel im Rachen hatte, weshalb sie nicht beißen konnte. So hatte Gott gnädig die Hand über mich gehalten.

Ich habe übrigens pulverisiertes Hypermangansaures Kali bei mir. Man muß dann, denke ich, die Wunde kreuz und quer aufschneiden und dies Pulver einreiben. Was denkst du dazu? Eine andere große Schlange, (3 Fuß) eine Puffotter, hatten wir bei Nabas in Swakop im Rohr verbrannt, in das sie sich flüchtete. Die Raubtiere dort haben sich sehr vermehrt. Am ersten Morgen, als wir auf Nabas die Nacht ausgespannt hatten, sahen wir 5 Leopardenspuren hintereinander nicht weit vom Wagen. Ich sah anderen Tags eine Hyäne auf etwa 100 Meter, die natürlich sofort weglief. Hier oben sind die wilden Hunde in Rudeln häufig, welche ich neulich abends in der Ferne laufen sah.

Hier auf Uitdrai haben sie mir voriges Mal einen schönen Naßvor-Ochsen (Ochse, der nach den 2 Vorderochsen kommt) so zerfleischt, daß ich ihn schlachten mußte. Doch nun will ich schließen. Sei herzlich gegrüßt und vor allem vielmals bedankt für die Einladung, nach Deutschland zu kommen. Grüße doch Friedel vielmals, wenn du ihn triffst. Er ist gewiß zufrieden in seinem Beruf.
Auf einen baldigen Brief hoffend verbleibe ich in herzlicher Liebe

Dein Bruder Hans

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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