Briefe 1893 - 1904 (XVII Brief, Teil 1/2)
Briefe 1893 - 1904 (XVII Brief, Teil 1/2)

Briefe 1893 - 1904 (XVII Brief, Teil 1/2)

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Windhoek, den 1. April 1895

Liebe Eltern!

Morgen geht die Post und da muß ich heute Abend noch schreiben. Ich dachte immer, die deutsche Post würde, bevor ich diesen Brief abschicken müsste, noch kommen und ich mit derselben Nachricht von euch erhalten, aber dieselbe scheint sich ziemlich zu verspäten. Wegen des Wagens bin ich auch neugierig, wann er kommt. Wir haben jetzt endlich auch Ochsen bekommen: 10 alte Zugochsen à 100 Mark und 10 junge à 50 - 55 Mark. Während die alten geimpft sind, sind die jungen noch nicht geimpft und sie müssen, nachdem sie geimpft worden sind, etwa 6 Wochen stehen, bis sie mit der Impfe durch sind, d.h. bis die Geschwulst wieder abgezogen ist. Manche gehen dabei auch ab, aber alles muß jetzt geimpft werden, da nur dadurch der Seuche etwas Einhalt zu tun ist. Stern & Henker (Hencker), bei denen Prengel in Arbeit ist, haben die Ochsen und auch das Impfen übernommen, solange als wir noch keine Verwendung für die Tiere haben, und diesen Leuten kommt es augenblicklich ganz gut zu statten, da sie selber nur 4 alte Ochsen haben und jetzt gerade Steine, Lehm usw. fahren müssen zu ihrem neuen Haus, das sie hier auf Groß-Windhoek bauen wollen, zu welchem Zweck sie schon einen Platz gekauft haben. Bisher haben sie nämlich ihre Werkstatt in Klein- Windhoek, und dies war ihnen in Betreff ihres Geschäftes sehr hinderlich, da doch die Truppe und die Regierung und die meisten Ansiedler hier auf Groß-Windhoek sind. Sie haben zwar Ochsen, aber junge, die noch von anderen angelernt werden, was eine ziemliche Zeit dauert. Sie wollen dann, wenn unsere jungen Ochsen mit der Impfe durch sind, auch diese mit anlernen, sodaß ich hoffe, wenn der Wagen in Mund ist, daß ich ein einigermaßen brauchbares Gespann habe. Die 10 alten Ochsen sind sehr gut und das ist schon viel wert, denn mit einem Gespann von lauter jungen Ochsen (wenn dieselben auch schon ½ Jahr angelernt sind) ist sehr schwer zu fuhrwerken und man kann nicht viel aufladen. Wir werden uns dann wohl vorläufig in Klein-Windhoek eine Heimstätte nehmen, wo ich mir dann ein Klippenhaus bauen werde, wo wir dann auch die Schmiede einrichten. Prengel hat gestern schon einen Stempel zum Ochsen stempeln gemacht. Wir werden Ende April etwa 1 000 Mark, nachdem die Ochsen bezahlt sind, noch über haben, die wir dann nach Deutschland schicken können. Und das andere Geld wird kommen, wenn ich die erste Fracht heraufbringe. Hast du das Geld von Franke erhalten? Der Mann scheint auch in Geldverlegenheiten zu sein, aber zahlen wird er es gewiß, nur könnte es eventuell länger dauern.

Ja, liebe Eltern, nun bin ich bald 1 Jahr hier auf Windhoek und bald 1½ Jahre von euch fort. Wie oft habe ich gedacht und denke ich nach Hause, aber mit einem Gemisch von Wehmut und Befriedigung. Wehmut, wenn ich eben an euch und alle Lieben dort denke, Befriedigung, sobald ich die dortigen mit den hiesigen Verhältnissen vergleiche. Ja, ich freue mich doch recht, daß ich hier bin, wo ich Aussichten und ein Feld für meine Tätigkeit habe. Aber wie gut ist es dabei doch, daß ich noch so liebe Eltern habe, die mir weiter helfen und mir zu dem geholfen haben, was ich jetzt bin. Denn nur auf fremde Leute vertrauen und sich ganz allein hoch krabbeln, das ist schwer und dauert lange. Wenn ich z.B. alleine - ohne Prengel - anfangen wollte, dann hätte ich mindestens 3 Jahre zu arbeiten, wenn ich eben nicht von euch unterstützt würde und den Wagen erst bestellen könnte, sobald ich alles Geld bar hätte, - dann wäre es sehr schwer. Aber so denke ich doch eher hoch zu kommen und auch hauptsächlich dadurch, daß wir uns selber die Reparaturen machen, viel zu sparen.

Daß Tünschel & Wilke 3 Männer aus Deutschland bekommen haben, werde ich wohl schon geschrieben haben. Indes ist der eine jetzt ausgerückt und zwar hatten ihn 2 von der jetzt abgegangenen Truppe überredet und mit ihm zusammen den Kirchenbau in Rehoboth übernehmen zu wollen, aber derselbe wird noch nicht gemacht und so haben sich die Brüder verrechnet. Natürlich haben Tünschel & Wilke einen Kontrakt mit den Maurern, aber wenn ihnen der Kerl nur das Geld, was Überfahrt und Reise gekostet haben, zurückgibt, wären sie darum zufrieden, aber vorläufig hat er auch nichts und so ist es eine recht dumme Sache. Jetzt arbeitet der ausgerückte Maurer bei einem Bur im Schaafrivier, wird aber gewiß auch nicht mehr verdienen als hier. Es sind nicht viele von der entlassenen Truppe hier geblieben, einige fahren Fracht, einige haben Arbeit bei Handwerkern angenommen. Wir haben jetzt das Lazarett fast fertig. Es regnet jetzt fast alle Tage, und zwar meist Platzregen. Heute Vormittag kam ein fürchterlicher Wolkenbruch, wie ich ihn noch nie hier im Lande gesehen habe, alles schwamm, man konnte fast nichts sehen, so strömte der Regen und dazu ein entsetzlicher Sturm, der den Regen umherpeitschte. Wie gut ist es, daß mein Häuschen auf einem kleinen Hügel liegt, wo der Regen und das Wasser drum herum fließt. So liege ich ganz mollig und behaglich und höre nur, wie das Unwetter rund um mich herum tost und ich sitze sicher im Trockenen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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