Briefe 1893 - 1904 (XLII Brief Teil 2/2 und XLIII Brief)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Beim Sortieren des Warncke-Archivs fand ich einen Brief, der von Emil Förster an meinen Großvater Paul Warncke gerichtet war. Emil Förster war der Mann meiner Großtante Else Förster-Warncke. In diesem Brief geht es um die Frage, wie der Pastor Wilhelm Warncke seinem Sohn Hans in Afrika bei der Gründung der Handelsniederlassung finanziell helfen kann. Nachfolgend der Brief von Schwager Emil an Bruder Paul. Neustrelitz, den 30.3.1901
Lieber Paul!
Einliegend Brief von deinem Vater, mit dessen Einlagen: Brief von Hans und Bernard Schulze. Bitte sende alles an deinen lieben Papa zugleich mit diesen Zeilen.
Wenn die Sachen für Hans besorgt werden sollen, so kann sie nur eine Hamburger Agentur besorgen - teilweise von den Hamburger Platzagenturen der Fabrikanten und - teilweise von Zwischenhändlern. Ich selbst kann mich nicht damit befassen, einmal, weil ich keine Sache anfangen möchte, die ich für vollständig aussichtslos und verlustbringend halte, anderseits, weil hier nicht der Platz für den Einkauf ist.
Es läßt sich nie in dem Sinn von Hans arbeiten mit viel Kapital à la Schulden und mit viel Arbeit hier. Ich mag das Geschäft nicht so anfassen, weil es auch dann noch riskant und zeitraubend ist und kaum verlockend durch Profit. Ich bin außerdem so ziemlich fest überzeugt, daß Hans von der Sendung auch keinen Groschen wird zahlen können, weil nie solch minimaler Umsatz ihn auch nicht annährend genügend Profit lassen wird, er wird einfach das Kapital verzehren. Ich wiederhole, daß, kann Hans nicht im Kleinhandel mittuen, so soll er ja seinen Handel aufstecken und heimkehren. Zum Großhandel fehlen Mittel und Zukunft fürs Kapital.
Wenn dein Vater gegen die Meinung von Schuster und mir doch sein Geld nach Hans Vorschlägen investieren will, so soll er wenigstens nicht mit Garantien und dergleichen arbeiten, denn damit kann er nicht billig kaufen, sondern für bares Geld möglichst viel erwerben. Dann hat Hans wenigstens mehr Nutzen von dem, was aller Wahrscheinlichkeit nach für deinen Vater verloren ist.
Herzlichen Gruß
Dein Schwager Emil
Omatako-Berg, Februar 1901
Lieber Vater!
Deine letzte Karte habe ich erhalten, als ich das Paket mit den Proben an dich mit dem Boten an die Post in Omaruru geschickt habe.
Du machst mir wieder bittere Vorwürfe, weil ich nicht schreibe, aber du bedenkst nicht, wie weit ich voriges Jahr im Lande war und von jedem Verkehr abgeschnitten. Obwohl ich jetzt eine Woche zu laufen von Omaruru weg bin, schicke ich extra einen Boten, und diesmal kannst du dich also nicht beklagen. Ich stehe noch hinter dem Waterberg nach Osten zu und handle. Du schreibst, Schuster hätte abgeraten, Sachen zu schicken, aber die Gründe verstehe ich nicht, denn die meisten Stores und viele Privatleute (von mir auch Bekannte) beziehen doch die meisten Sachen von Deutschland. Jedenfalls wäre es ein schwerer Schlag für mich (wo du mir fest zugesagt, ich solle Proben einschicken und könne mich auf dich verlassen), wenn es mit der Lieferung von Deutschland nichts würde. Ich hatte etwa Mitte Januar ein Paket mit Proben und einen Einschreibebrief, enthaltend meine sehr ausführliche Bestellung, an dich geschickt.
Die Pest herrscht noch überall im Damaraland, doch wird jetzt von der Regierung und auch von Privatleuten mit Blut von einem krank gewesenen und durchgekommenen Ochsen geimpft. Auch ich, wenn ich Vieh kaufe, lasse einen solchen Ochsen am Hals zur Ader, mache dieselbe auf primitive Art (mit 2 Nägeln und Segelgarn) wieder zu und impfe mit dem Blut. Es gehen manchmal die Hälfte drauf, oft auch nur einige, je nach der Beschaffenheit des Blutes. Meine 15 Zugochsen sind zum Glück alle gesund. Es waren etwa 6 leicht krank, wurden aber schon nach wenigen Tagen besser.
Es regnet jetzt jeden Tag hier oben. Ich habe aber ein Halbzelt auf meinem Wagen machen lassen, in dem ich schlafe, und über den ganzen Wagen ziehe ich dann extra noch ein großes Segel. Mit dem Handel ist jetzt wegen der Krankheit nicht viel los, doch muß man zufrieden sein.
Ich denke, ein bißchen ins Jagdfeld zu fahren und etwas zu schießen.
Schreibe doch, bevor du schickst, einen Brief, wieviel du schickst und Kosten und bis wann ich Kredit habe mit dem Bezahlen der Fracht. Richte deine Briefe doch je nach Omaruru an meine Adresse, postlagernd.
Nun will ich schließen, grüße Muttichen und Paul, Gretchen, Else und Friedel vielmals.
In alter Liebe
Dein Sohn Hans
Lieber Paul!
Einliegend Brief von deinem Vater, mit dessen Einlagen: Brief von Hans und Bernard Schulze. Bitte sende alles an deinen lieben Papa zugleich mit diesen Zeilen.
Wenn die Sachen für Hans besorgt werden sollen, so kann sie nur eine Hamburger Agentur besorgen - teilweise von den Hamburger Platzagenturen der Fabrikanten und - teilweise von Zwischenhändlern. Ich selbst kann mich nicht damit befassen, einmal, weil ich keine Sache anfangen möchte, die ich für vollständig aussichtslos und verlustbringend halte, anderseits, weil hier nicht der Platz für den Einkauf ist.
Es läßt sich nie in dem Sinn von Hans arbeiten mit viel Kapital à la Schulden und mit viel Arbeit hier. Ich mag das Geschäft nicht so anfassen, weil es auch dann noch riskant und zeitraubend ist und kaum verlockend durch Profit. Ich bin außerdem so ziemlich fest überzeugt, daß Hans von der Sendung auch keinen Groschen wird zahlen können, weil nie solch minimaler Umsatz ihn auch nicht annährend genügend Profit lassen wird, er wird einfach das Kapital verzehren. Ich wiederhole, daß, kann Hans nicht im Kleinhandel mittuen, so soll er ja seinen Handel aufstecken und heimkehren. Zum Großhandel fehlen Mittel und Zukunft fürs Kapital.
Wenn dein Vater gegen die Meinung von Schuster und mir doch sein Geld nach Hans Vorschlägen investieren will, so soll er wenigstens nicht mit Garantien und dergleichen arbeiten, denn damit kann er nicht billig kaufen, sondern für bares Geld möglichst viel erwerben. Dann hat Hans wenigstens mehr Nutzen von dem, was aller Wahrscheinlichkeit nach für deinen Vater verloren ist.
Herzlichen Gruß
Dein Schwager Emil
Omatako-Berg, Februar 1901
Lieber Vater!
Deine letzte Karte habe ich erhalten, als ich das Paket mit den Proben an dich mit dem Boten an die Post in Omaruru geschickt habe.
Du machst mir wieder bittere Vorwürfe, weil ich nicht schreibe, aber du bedenkst nicht, wie weit ich voriges Jahr im Lande war und von jedem Verkehr abgeschnitten. Obwohl ich jetzt eine Woche zu laufen von Omaruru weg bin, schicke ich extra einen Boten, und diesmal kannst du dich also nicht beklagen. Ich stehe noch hinter dem Waterberg nach Osten zu und handle. Du schreibst, Schuster hätte abgeraten, Sachen zu schicken, aber die Gründe verstehe ich nicht, denn die meisten Stores und viele Privatleute (von mir auch Bekannte) beziehen doch die meisten Sachen von Deutschland. Jedenfalls wäre es ein schwerer Schlag für mich (wo du mir fest zugesagt, ich solle Proben einschicken und könne mich auf dich verlassen), wenn es mit der Lieferung von Deutschland nichts würde. Ich hatte etwa Mitte Januar ein Paket mit Proben und einen Einschreibebrief, enthaltend meine sehr ausführliche Bestellung, an dich geschickt.
Die Pest herrscht noch überall im Damaraland, doch wird jetzt von der Regierung und auch von Privatleuten mit Blut von einem krank gewesenen und durchgekommenen Ochsen geimpft. Auch ich, wenn ich Vieh kaufe, lasse einen solchen Ochsen am Hals zur Ader, mache dieselbe auf primitive Art (mit 2 Nägeln und Segelgarn) wieder zu und impfe mit dem Blut. Es gehen manchmal die Hälfte drauf, oft auch nur einige, je nach der Beschaffenheit des Blutes. Meine 15 Zugochsen sind zum Glück alle gesund. Es waren etwa 6 leicht krank, wurden aber schon nach wenigen Tagen besser.
Es regnet jetzt jeden Tag hier oben. Ich habe aber ein Halbzelt auf meinem Wagen machen lassen, in dem ich schlafe, und über den ganzen Wagen ziehe ich dann extra noch ein großes Segel. Mit dem Handel ist jetzt wegen der Krankheit nicht viel los, doch muß man zufrieden sein.
Ich denke, ein bißchen ins Jagdfeld zu fahren und etwas zu schießen.
Schreibe doch, bevor du schickst, einen Brief, wieviel du schickst und Kosten und bis wann ich Kredit habe mit dem Bezahlen der Fracht. Richte deine Briefe doch je nach Omaruru an meine Adresse, postlagernd.
Nun will ich schließen, grüße Muttichen und Paul, Gretchen, Else und Friedel vielmals.
In alter Liebe
Dein Sohn Hans
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Allgemeine Zeitung
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