Briefe 1893 - 1904 (Teil 3/1 )
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari (XVIII Brief)
Windhoek, den 20. Mai 1895
Liebe Eltern!
Vorige Post, die vor 14 Tagen ging, konnte ich nicht schreiben, da ich die rechte Hand verbunden hatte. Ich hatte nämlich einen Steinsplitter ins eine Fingergelenk, wo es in die Hand übergeht, bekommen und die Sehne war verletzt, sodaß ich zum Doktor gegangen war und über 14 Tage hatte nicht arbeiten, also auch nicht schreiben können. Jetzt arbeite ich seit einigen Tagen wieder. Den Wagen lasse ich heraufbringen, er kann in 3 Wochen hier sein. Ich hatte nämlich damals die Ochsen, von denen ich dir schrieb, nicht bekommen, da ein anderer ohne daß ich es gewusst, noch mehr geboten hatte und sie gekriegt hatte. Und wir hätten auch gern 5 Pfund 10 Schilling gegeben. Seitdem haben wir fortwährend gesucht und da wir keine bekommen konnten, habe ich einen Bastard, der ein leeres Spann Ochsen hatte, beauftragt, den Wagen zu holen, wofür ich 150 Mark erhalte. Es ist ein gewisser Uz (Utz) mit, ein Herr, der mit dem Gastwirt Hege (Heyn) zusammen ist, und derselbe will den Wagen zusammensetzen lassen. Derselbe [der Wagen] ist nämlich in Walfischbai gelandet, da die Kisten so groß sind und sollen auch beschädigt sein. Weshalb habt ihr auch solche Sachen wie Amboß in die Wagenkiste gepackt! Ich denke wenigstens, nur dadurch kann inwendig etwas beschädigt sein. Doch es wird wohl alles gut werden. Jetzt endlich habe ich 14 schöne große Lastochsen, allerdings für 120 Mark pro Stück gekauft, und 8 junge Ochsen à 45 Mark, die aber erst geimpft werden, was auch noch ein Risiko ist. Also in etwa 4 Wochen werde ich, so alles gut geht, losfahren. Dann nach der ersten Fracht schicken wir 1 000 Mark. Wir hatten jetzt fast all unser Geld nötig, um die Ochsen zu bezahlen, denn wir mußten bar bezahlen, sonst hätten wir überhaupt keine bekommen.
Es ist unglaublich, wie teuer die Ochsen werden, aber auch der Frachtpreis wird höher. L+ieber Vater, wie danke ich dir für alles und wie hast du dich bemüht, alles recht zu machen. Wie oft habe ich deine Briefe mit allen Einzelheiten immer wieder gelesen und mit Wehmut deiner Liebe und Fürsorge gedacht.
Also leihe dir nur Geld, wenn der Menzel es schon so bald haben will. Wir schicken alles nach jeder Fracht in Raten nacheinander. Es macht ja nur die Zinsen mehr und die bezahlen wir gerne. Aber jetzt können wir noch nichts schicken. Vom Store leihen können wir nichts, da wir nichts von diesen Herrn beziehen wegen der zu hohen Prozente. Und wenn die einen in die Finger kriegen, ist man verraten. Ich bin gespannt, wie teuer die Seefracht geworden ist. Ich bin auch neugierig, ob die Feldschmiede groß genug ist. Wir müssten nämlich Reifen schmieden, Achsen schweißen und sonst dergleichen große Sachen auch machen können, denn das ist gerade die Hauptsache. Ja - wenn wir die Sache nur erst im Gange haben, dann geht es immer besser, aber gerade der Anfang ist so schwer.
Mit meiner Hand ist es auch nicht ganz wieder besser und ich mache das meiste mit der linken. Morgen geht die Post schon und ich bin müde. Ich war diese Tage auf den Ochsenhandel ins Schaafsrivier, wo ich die Ochsen gekauft habe. Ich schreibe mit der Post, die in 4 Wochen geht, wieder (jetzt geht die Hauptpost nämlich nur alle 6 Wochen, dies ist eine Gelegenheitspost mit einem deutschen Schiff).
Liebe Eltern, entschuldigt, daß ich nicht mehr schreibe, aber ich habe meine Gedanken so beim Ochsen unterbringen, Leute suchen usw., daß ich gar nicht Ruhe zum langen Schreiben habe. Habe ich erst die erste Reise hinter mir, dann schreibe ich in Ruhe. In 4 Wochen mehr. Bis dahin lebt wohl.
In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans N.B. Schickt nur ja einmal die Kneifer und Brille Nr. 15, aber ja helle, die blauen sind gar nichts wert.
Liebe Eltern!
Vorige Post, die vor 14 Tagen ging, konnte ich nicht schreiben, da ich die rechte Hand verbunden hatte. Ich hatte nämlich einen Steinsplitter ins eine Fingergelenk, wo es in die Hand übergeht, bekommen und die Sehne war verletzt, sodaß ich zum Doktor gegangen war und über 14 Tage hatte nicht arbeiten, also auch nicht schreiben können. Jetzt arbeite ich seit einigen Tagen wieder. Den Wagen lasse ich heraufbringen, er kann in 3 Wochen hier sein. Ich hatte nämlich damals die Ochsen, von denen ich dir schrieb, nicht bekommen, da ein anderer ohne daß ich es gewusst, noch mehr geboten hatte und sie gekriegt hatte. Und wir hätten auch gern 5 Pfund 10 Schilling gegeben. Seitdem haben wir fortwährend gesucht und da wir keine bekommen konnten, habe ich einen Bastard, der ein leeres Spann Ochsen hatte, beauftragt, den Wagen zu holen, wofür ich 150 Mark erhalte. Es ist ein gewisser Uz (Utz) mit, ein Herr, der mit dem Gastwirt Hege (Heyn) zusammen ist, und derselbe will den Wagen zusammensetzen lassen. Derselbe [der Wagen] ist nämlich in Walfischbai gelandet, da die Kisten so groß sind und sollen auch beschädigt sein. Weshalb habt ihr auch solche Sachen wie Amboß in die Wagenkiste gepackt! Ich denke wenigstens, nur dadurch kann inwendig etwas beschädigt sein. Doch es wird wohl alles gut werden. Jetzt endlich habe ich 14 schöne große Lastochsen, allerdings für 120 Mark pro Stück gekauft, und 8 junge Ochsen à 45 Mark, die aber erst geimpft werden, was auch noch ein Risiko ist. Also in etwa 4 Wochen werde ich, so alles gut geht, losfahren. Dann nach der ersten Fracht schicken wir 1 000 Mark. Wir hatten jetzt fast all unser Geld nötig, um die Ochsen zu bezahlen, denn wir mußten bar bezahlen, sonst hätten wir überhaupt keine bekommen.
Es ist unglaublich, wie teuer die Ochsen werden, aber auch der Frachtpreis wird höher. L+ieber Vater, wie danke ich dir für alles und wie hast du dich bemüht, alles recht zu machen. Wie oft habe ich deine Briefe mit allen Einzelheiten immer wieder gelesen und mit Wehmut deiner Liebe und Fürsorge gedacht.
Also leihe dir nur Geld, wenn der Menzel es schon so bald haben will. Wir schicken alles nach jeder Fracht in Raten nacheinander. Es macht ja nur die Zinsen mehr und die bezahlen wir gerne. Aber jetzt können wir noch nichts schicken. Vom Store leihen können wir nichts, da wir nichts von diesen Herrn beziehen wegen der zu hohen Prozente. Und wenn die einen in die Finger kriegen, ist man verraten. Ich bin gespannt, wie teuer die Seefracht geworden ist. Ich bin auch neugierig, ob die Feldschmiede groß genug ist. Wir müssten nämlich Reifen schmieden, Achsen schweißen und sonst dergleichen große Sachen auch machen können, denn das ist gerade die Hauptsache. Ja - wenn wir die Sache nur erst im Gange haben, dann geht es immer besser, aber gerade der Anfang ist so schwer.
Mit meiner Hand ist es auch nicht ganz wieder besser und ich mache das meiste mit der linken. Morgen geht die Post schon und ich bin müde. Ich war diese Tage auf den Ochsenhandel ins Schaafsrivier, wo ich die Ochsen gekauft habe. Ich schreibe mit der Post, die in 4 Wochen geht, wieder (jetzt geht die Hauptpost nämlich nur alle 6 Wochen, dies ist eine Gelegenheitspost mit einem deutschen Schiff).
Liebe Eltern, entschuldigt, daß ich nicht mehr schreibe, aber ich habe meine Gedanken so beim Ochsen unterbringen, Leute suchen usw., daß ich gar nicht Ruhe zum langen Schreiben habe. Habe ich erst die erste Reise hinter mir, dann schreibe ich in Ruhe. In 4 Wochen mehr. Bis dahin lebt wohl.
In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans N.B. Schickt nur ja einmal die Kneifer und Brille Nr. 15, aber ja helle, die blauen sind gar nichts wert.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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