Briefe 1893 - 1904 (Teil 2/2)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Hamakari, den 16. April 1902
Die Burenartikel habe ich erhalten (drittes Mal) und danke. Ich glaube, das Vertrauen der Buren auf den schließlichen Erfolg ihrer Sache muß doch eher gestiegen als gesunken sein. Und es scheint doch auch, als ob die Truppenmacht Englands immer mehr abnimmt in Südafrika und sie keine Söldner mehr bekommen können, denn es sollen doch nur noch 150000 Mann unten in Südafrika stehen. Und wenn man liest, daß die Engländer schreiben, wenn wieder mal ein Regiment nach Hause geht, daß es nicht mehr nötig ist, soviel Leute dazubehalten, so glaubt doch das kein Mensch. Denn man weiß, wie sehr der englische Soldat, der schon lange im Gefecht gestanden hat, nach Haus verlangt und daß keiner mehr Lust hat zum Vorgehen gegen die Buren. Wenn man immer in den englischen Berichten liest von der „vorzüglichen Haltung und dem ausgezeichneten Vorgehen” ihrer Truppen, so lacht doch ein verständiger Mensch nur darüber, da es doch bekannt ist, daß damit nur die vorzügliche Haltung inbetreff des schnellen Streckens der Gewehre gemeint sein kann. Es ist eine Schande, daß nach den wiederholten Brüchen des Völkerrechts (wie nach der Ermordung von gefangenen Burenkommandanten) die Mächte doch nicht ihre Stimmen erheben und England in seine Schranken zurückweisen. Es wäre nicht etwa nur „ganz nett”, wenn sie es täten, sondern es ist ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, zu tun, wozu sie sich kontraktlich nach den internationalen Völkerrechtsbestimmungen verpflichtet haben. Es ist jetzt traurig hier in Südwest, aber in Deutschland auch. Ja, wenn Bismarck noch lebte, aber heutzutage scheinen nur noch die Marionetten hingesetzt zu werden, um nach einem bestimmten Befehl zu tanzen.
Einen H. Knunicke kenne ich gar nicht. Eine Anerkennung der Schuld (von Leinhos und mir) der damals an Wecke überwiesenen 1000 Mark schicke ich nachher auch. Leinhos ist jetzt im Handelsfeld. Ich werde Photographien von allen möglichen Sorten von Wild an dich schicken von Karibib aus. Ich werde vielleicht in ein paar Monaten über Outjo nach Okakweio und Salzfarm fahren (Holz holen). Dann werde ich sehen, von dem Photographen in Outjo Bilder vom nördlichen Land zu bekommen, um dir sie schicken zu können.
Wir werden jedenfalls doch dieses Jahr um Erlaubnis von der Regierung einkommen, daß sie den Kauf unseres Platzes bestätigen. Der Platz hat 500 Mark gekostet.
Ich habe diese Tage einen größeren Schaden gekriegt, indem mir von 31 Stück Kleinvieh 11 Stück an einer der Rinderpest ähnlichen Krankheit eingegangen sind. Das ist jedenfalls Tatsache, sie sind von einer Werft angesteckt, wo letzte Zeit noch Rinderpest war.
Anbei einen Zeitungsabschnitt vom Januar dieses Jahres aus der Kolonialen Zeitschrift. Der Mann, der da schreibt, hat Recht, sehr Recht. Was ich neulich an dich schrieb von dem Polizisten, dem das Gewehr von den Kaffern entgegengehalten wäre, hat sich als nicht wahr herausgestellt. Die Kaffern lügen so kolossal.
Es ist in Swakopmund, Karibib und Okahandja wieder Typhus. In letzterem Platz sind jetzt 2 Ansiedler gestorben dieser Tage. Ich bin Gott sei Dank gesund, abgesehen von etwas Husten und Schnupfen. Ich habe das Buch von der Bilzschen Naturheilmethode gekauft (für einen Ziegenbock) von einem anderen Händler. Der Autor (Bilz) eifert auch gegen das Chinin nehmen (bei Fieber).
Nun will ich schließen. Ich habe jetzt seit Dezember vorigen Jahres regelmäßig jeden Monat geschrieben. Ich denke, ihr seid jetzt zufrieden. Hoffentlich bist du und Mutti gesund, auch die Geschwister alle. Der arme Onkel Martin!
Grüßt alle Bekannten von mir. In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans
Die Burenartikel habe ich erhalten (drittes Mal) und danke. Ich glaube, das Vertrauen der Buren auf den schließlichen Erfolg ihrer Sache muß doch eher gestiegen als gesunken sein. Und es scheint doch auch, als ob die Truppenmacht Englands immer mehr abnimmt in Südafrika und sie keine Söldner mehr bekommen können, denn es sollen doch nur noch 150000 Mann unten in Südafrika stehen. Und wenn man liest, daß die Engländer schreiben, wenn wieder mal ein Regiment nach Hause geht, daß es nicht mehr nötig ist, soviel Leute dazubehalten, so glaubt doch das kein Mensch. Denn man weiß, wie sehr der englische Soldat, der schon lange im Gefecht gestanden hat, nach Haus verlangt und daß keiner mehr Lust hat zum Vorgehen gegen die Buren. Wenn man immer in den englischen Berichten liest von der „vorzüglichen Haltung und dem ausgezeichneten Vorgehen” ihrer Truppen, so lacht doch ein verständiger Mensch nur darüber, da es doch bekannt ist, daß damit nur die vorzügliche Haltung inbetreff des schnellen Streckens der Gewehre gemeint sein kann. Es ist eine Schande, daß nach den wiederholten Brüchen des Völkerrechts (wie nach der Ermordung von gefangenen Burenkommandanten) die Mächte doch nicht ihre Stimmen erheben und England in seine Schranken zurückweisen. Es wäre nicht etwa nur „ganz nett”, wenn sie es täten, sondern es ist ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, zu tun, wozu sie sich kontraktlich nach den internationalen Völkerrechtsbestimmungen verpflichtet haben. Es ist jetzt traurig hier in Südwest, aber in Deutschland auch. Ja, wenn Bismarck noch lebte, aber heutzutage scheinen nur noch die Marionetten hingesetzt zu werden, um nach einem bestimmten Befehl zu tanzen.
Einen H. Knunicke kenne ich gar nicht. Eine Anerkennung der Schuld (von Leinhos und mir) der damals an Wecke überwiesenen 1000 Mark schicke ich nachher auch. Leinhos ist jetzt im Handelsfeld. Ich werde Photographien von allen möglichen Sorten von Wild an dich schicken von Karibib aus. Ich werde vielleicht in ein paar Monaten über Outjo nach Okakweio und Salzfarm fahren (Holz holen). Dann werde ich sehen, von dem Photographen in Outjo Bilder vom nördlichen Land zu bekommen, um dir sie schicken zu können.
Wir werden jedenfalls doch dieses Jahr um Erlaubnis von der Regierung einkommen, daß sie den Kauf unseres Platzes bestätigen. Der Platz hat 500 Mark gekostet.
Ich habe diese Tage einen größeren Schaden gekriegt, indem mir von 31 Stück Kleinvieh 11 Stück an einer der Rinderpest ähnlichen Krankheit eingegangen sind. Das ist jedenfalls Tatsache, sie sind von einer Werft angesteckt, wo letzte Zeit noch Rinderpest war.
Anbei einen Zeitungsabschnitt vom Januar dieses Jahres aus der Kolonialen Zeitschrift. Der Mann, der da schreibt, hat Recht, sehr Recht. Was ich neulich an dich schrieb von dem Polizisten, dem das Gewehr von den Kaffern entgegengehalten wäre, hat sich als nicht wahr herausgestellt. Die Kaffern lügen so kolossal.
Es ist in Swakopmund, Karibib und Okahandja wieder Typhus. In letzterem Platz sind jetzt 2 Ansiedler gestorben dieser Tage. Ich bin Gott sei Dank gesund, abgesehen von etwas Husten und Schnupfen. Ich habe das Buch von der Bilzschen Naturheilmethode gekauft (für einen Ziegenbock) von einem anderen Händler. Der Autor (Bilz) eifert auch gegen das Chinin nehmen (bei Fieber).
Nun will ich schließen. Ich habe jetzt seit Dezember vorigen Jahres regelmäßig jeden Monat geschrieben. Ich denke, ihr seid jetzt zufrieden. Hoffentlich bist du und Mutti gesund, auch die Geschwister alle. Der arme Onkel Martin!
Grüßt alle Bekannten von mir. In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans
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