Briefe 1893 - 1904 (Teil 1 )

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
An Bord des Dampfers „ Maria Woermann” Sonnabend, den 16. Dezember 1893

Liebe Eltern!

Morgen werden wir wahrscheinlich in Monrovia ankommen, die erste Stelle, wo wir landen, um Wasser und Kohlen einzunehmen und die Post zu befördern. Ich sitze auf dem Mitteldeck oben auf einer Bank und schreibe sitzend auf den Knien, ein Stück Pappe haltend. Es ist morgens ½ 8 Uhr, aber doch schon sehr heiß. Ihr habt gewiss schon eher auf einen Brief gewartet, aber dies ist die erste Gelegenheit. Doch nun will ich von vorn erzählen.

Also Donnerstagnachmittag kamen wir ja alle an Bord und nachdem der kleine Dampfer mit Vater wieder abgefahren war, meinten wir, wir würden hoffentlich bald in See stechen, allein bald kamen wir dahinter, daß fürs Erste nicht daran zu denken sei. Meinen Koffer erhielt ich bald und ich bekam eine Koje, wo ich mit dem Schmied Prengel logierte. Nachher gingen wir bald zu Bett, um uns nicht zu langweilen.

Andern Morgen gingen wir beiden Schlafgenossen herunter ins Zwischendeck, wo die anderen Familien waren und der Raum zum Essen, wo wir Kaffee tranken, ein gräßliches, halbverbranntes Gesöff, das wir uns selbst von oben aus der Küche holen mussten. Das Schiff ging noch immer nicht, sondern nahm noch immer Waren an Bord. Mittags gab es Erbsensuppe, die einigermaßen war und halbgekochtes Rindfleisch, sehr zäh, in großen Stücken und Kartoffeln. Essen und Geschirr holen und wieder abwaschen sollten wir es selber. Zum Abendbrot gab es weiches, zum Viertel durchgebackenes Brot und gräßlich salzige Butter, dazu Tee ohne Zucker. Gegen Abend kam der Major Leutwein mit seinem Burschen an Bord und das Schiff fuhr hierauf ein Stück die Elbe hinunter und nahm dann an einer Stelle das Pulver an Bord. Gegen 1 Uhr nachts, während wir schliefen, setzte es sich wieder in Bewegung, passierte gegen Morgen Cuxhaven und als wir aufwachten, schwammen wir schon in der Nordsee und zwar, wie wir bald zu unserem Schrecken erfuhren, in nicht gerade angenehmer Weise. Der Seegang war hoch und wurde immer höher, wir standen auf und bald ging der Jammer los. Sowie ich oben war, wurde mir schlecht. Das Schiff taumelte förmlich hin und her, Luft, Schiff, Wasser, alles drehte sich, ich musste erbrechen und stürzte wieder hinunter in die Koje. - Ich vergaß nämlich zu sagen, daß wir unsere Kojen gewechselt hatten. Frau Mauer hatte sich mit dem kleinen Mädchen unten in der engen Koje schon ganz durchgelegen und ich erbot mich, mit meinem Schlafkollegen nach unten zu gehen, auch der Majorbursche, während Frau Mauer, die junge Frau Schurz und ihre eine Schwägerin oben ihr Lager aufschlugen. Die jüngere Tochter und der alte Schurz und Fräulein Döbbelin (Dobbelin), die zu ihrem Bräutigam [Herr Stern in Windhoek, hatte dort eine Stellmacherei] dort ging, logierten auch oben zusammen in einer anderen Kabine, auch so wie die eingerichtet, wo ich erst war und die Vater ja auch gesehen hat, dort oben war es ja eigentlich 1. Klasse Kajüte, die Kojen waren breit, sauber, Waschtisch, alles war da. Anders da unten. Schauerlich, es waren 2 Schlafstuben und ein Speiseraum. Die Kabinen, in jeder waren 6 Kojen, waren so eng, daß nur 2 sich darin ausziehen konnten, die Kojen selbst sehr schmal und eng, vor allem aber sehr kalt, trotzdem ich mir die 3 Decken, Jacken und alles, was ich hatte, überdeckte, fror ich doch noch. Der Speiseraum war größer, aber sehr schmutzig und eine matt qualmende Lampe verbreitete nur schwaches Dämmerlicht, die Tische waren lose, desgleichen die Stühle, auch keine Borte fürs Geschirr, nichts. Es gab das nötigste Essgeschirr, pro Mann 1 Teller, Messer Gabel, Becher, dann 2 große Geschirre zum Holen vom Essen. Waschgeschirr und ähnliches gab es nicht, kein Gefäß weiter. - Also nun weiter im Text. - Also ich stürzte wieder hinunter, rannte verschiedene Male wogegen und erreichte schließlich glücklich meine Koje, wo ich mich hinlegte und sowie ich lag, wurde mir auch besser. Unterdessen wurde die See immer doller, mit gräßlichem Geklapper kollerten im Speisesaal Stühle, Tische, Teller, Geschirr alles auf der Erde herum, unsere Tür, die nicht zuging, schlug mit donnerndem Getöse immer auf und zu, ein Spiegel von Herrn Mauer, der an der Wand hing, fiel herab und zerbrach. Dazu das jämmerliche Stöhnen und Erbrechen der anderen, die die Seekrankheit doll hatten. Nur der alte Herr Schurz spürte noch nichts, alle anderen wimmerten und klagten. Ich lag ruhig im Bett, versuchte es noch mal aufzustehen und ging nach der Küche, wo der Koch sagte, mit dem Schwanken des Schiffes sei es ja nichts und nur Einbildung. Aber in demselben Moment setzte er sich auch schon auf den Boden hin. Trotzdem mir elend war, musste ich doch lachen. Doch gleich darauf wurde es schlimmer, ich musste mich wieder übergeben und mir ward so elend, daß ich schnell wieder meine Koje aufsuchte, wo mir auch gleich wieder besser wurde. Gegen Abend verspürte ich einigen Appetit. Da ich aber das ungebackene Brot und die salzige Butter nicht essen konnte, wollte mir Herr Schurz, der die Seekrankheit nicht hatte, eine extra Portion aus der Küche holen zu 50 Pfennig. Bratkartoffeln und Kalbfleisch, dies kam und ich verzehrte es mit Appetit, schlief nachher auch bald ein, trotz des fürchterlichen Schaukelns. Anderen Morgen stand ich auf und mir war ganz gut, auch wurde die See ruhiger. Die anderen lagen noch meist krank in ihren Kojen, nur der alte Schurz, Mauer und sein Schmied waren auch einigermaßen. Es war sehr kalt und wir waren bei Tag meistens in der Kajüte, wo die Frauen lagen, wo es warm war. Unten, wo die alte Frau Schurz lag mit ihren 3 kleinen Jungs, wegen derer sie nicht hatte oben hinauf wollen, war es lausig kalt und ihr Mann deckte sie mit allem zu, was zu haben war. Der junge Schurz hatte sich oben, wo 4 Betten waren und nur 3 Personen, wovon Frau Mauer mit ihrem kleinen Töchterlein in einem Bett schlief, einquartiert. So schliefen unten in der ersten Kajüte: ich, Prengel, Mauer und der Bursche, der schon öfter auf See und nicht krank war. In der anderen waren Herr und Frau Schurz und die 3 kleinen Jungs. Gegen Abend, als es schon sehr dämmrig war, fuhren wir in den Kanal bei Dover ein und sahen das ganze hellerleuchtete Ufer mit allem, schossen einen Signalschuss ab und an Land wurden Signale aufgezogen, auch auf ein paar Minuten wurde das Schiff bengalisch erleuchtet, als ein englischer Postdampfer an uns vorbeifuhr, was sehr hübsch war.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-03-28

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