Briefe 1893 - 1904 (IX Brief, Teil 3 / 4)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Also jetzt gings zurück, wir fuhren über Usap, Ghawieb, Salem und von da den oberen Weg (den wir damals gegangen) nach Zaobis, der kürzer ist und für die Ochsen leichter zu ziehen ist, aber sehr klippig, er geht Abgründe hinab, wo der Wagen förmlich hinabfällt. Ich schoß an einem Springbock vorbei, auch Bröker (Bröcker) einmal. In Zaobis blieben wir 2 Tage bei Corleis, der Bröker (Bröcker) einen Kasten Bier abnahm (er hatte Bier als Fracht) und wo wir ordentlich aßen und tranken. Von da nach Otjimbingue. Dort blieben wir 2 ½ Tage bei Dannert, auch zu Helbigs (Hälbich) ging ich (der eine Sohn, welcher jetzt verheiratet ist, trinkt auch heimlich so sehr, er bekommt nirgends was und doch weiß er es sich durch andere Leute zu verschaffen). Bei Dannert aßen wir (natürlich unentgeltlich), ich nahm eine Büchsflinte von Dannert zur Reparatur mit. Hier war auch ein alter englischer Elefantenjäger zu Besuch, der viel Interessantes erzählte (auf Holländisch). Dort lag der Major, der mit Mannschaften und einem Geschütz nach Omaruru wollte wegen des dort von einem Herero ermordeten Engländers (Sie haben den Mörder später auch ausgeliefert erhalten und ihn erschossen). Auf Utrai liefen uns 3 Ochsen fort und erst nach 7 Tagen kam der Wächter damit endlich wieder an. Von da nach Schneerivier kriegten wir den ersten Regen und wir hatten schönes Wasser auf einer Bank für Vieh und Menschen. Von da fuhren wir flott durch und waren bald auf Windhoek und zur rechten Zeit, denn die Regenperiode begann. Und wie gut, daß ich ein Obdach hatte, wo ich alles gleich trocken unterbringen konnte.
Auch Frl. Wilkes Kiste hatte ich mitgebracht, worauf diese schon immer vergebens gewartet, da alle Kleider und Wäsche darin waren und kein Frachtfahrer sie trotz Versprechen mitbrachte und nun freute sie sich, daß sie sie endlich bekam. Auch ich war froh, daß die Bummelei wieder ein Ende hatte und wieder regelmäßige Beschäftigung anfing. Aber ich hatte auf der Reise an Bröker (Bröcker) doch so recht gesehen, wieviel ein Frachtfahrer, wenn alles einigermaßen gut geht, verdient bei einer Bai-Reise. Das einzige, was bei ihm aber ins Geld greift, sind die fortwährend ungeheuer teuren Wagenreparaturen (1 Reifen schweißen = 20 Mark). Aber eben darum wollen Prengel und ich auch uns eine kleine Schmiede einrichten, wo wir selber vorläufig wenigstens die nötigsten Wagenreparaturen machen können und später vielleicht das Geschäft in etwas größerem Maße betreiben können. Schraubstock, Hammer, Feilen und das meiste andere habe ich ja schon, nur etwas mußt du noch für uns besorgen und sei gewiß, nach der ersten Fracht schicken wir, je nachdem 5-600 Mark und nach dem zweiten was noch übrig ist. Denn die Fracht für den Wagen wird auch 4-500 Mark kosten und du wirst sie vielleicht bar bezahlen und von Prengels 700 Mark nehmen müssen. Der Schmied, der den Wagen macht, geduldet sich wohl auch ¼ bis ½ Jahr mit Bezahlung, bis wir Geld schicken, was wir mit dem Wagen verdient haben. Weitere Ausgaben haben wir ja dann hier nicht, da wir das Geld, um 1-2 Spann Ochsen zu kaufen, uns bis zum Mai sparen wollen. Wenn wir uns eben mit allem selber helfen wollen, müssen wir noch... haben: [Und jetzt kommen genaue Anweisungen, was die beiden Helden noch alles brauchen, um eine Schmiede einzurichten, und wie der Wagen im Detail aussehen sollte. Es ist so kompliziert und für mich unverständlich, daß ich 1½ Seiten des Briefes nicht „übersetzte”.]
Besprich es praktisch mit dem Schmied und lass es selber richtig zusammenbauen. Dadurch sparen wir 400 Mark. Glaub nur nicht, wenn die Gesellschaft dir vorredet, es geht nicht billiger. Es haben sich schon Leute auf die Art und so billig etwas schicken lassen. Lass es nur nicht von der Gesellschaft besorgen, mach es selber. Es ist ja darum von so großem Wert für uns, daß ich dich noch habe, der sich der Sache so annimmt, im Gegensatz dazu, wenn man sich an fremde Leute wendet und wird beschwindelt. Auch einen großen Schmiedehammer habe ich noch vergessen zu erwähnen.
Ich bin übrigens doch herzlich froh, daß wir wenigstens nicht darauf reingefallen sind, die Farm damals in Berlin anzuzahlen, dann wären 500 Mark futsch: Jetzt mit „Kurt Woermann” ist ein alter Ansiedler „Peter” mit seiner Frau, einer Tochter, Sohn und einem Schuster (als Begleiter) gekommen, ist indes noch nicht hier. Frau von Carnap, die lange bei Mertens in der Bai war, ist jetzt nach Deutschland zurück. Der junge Schurz ist mit seiner Frau mit „Kurt Woermann” nach Hamburg zurück, hat indes nur die Hälfte der Fahrt bezahlen können. Er war ein eigensinniger, eingebildeter, unvernünftiger Mensch. Seine alte Mutter mit 2 kleinen Jungs ist hier bei Hege (Heyn) und hilft dort in der Schänke und Speisewirtschaft mit. Der eine älteste Knabe ist bei Helbigs (Hälbich) in Otjimbingue geblieben. Der Alte ist ja nach St. Paulo de Laondo, er war verrückt, aber er tat mir sehr leid, er war der beste von allen. Frau Stern hat ein kleines Mädchen bekommen.
Die große Kiste (die nach Kanakondis adressiert) ist im Ganzen gut, nur der Reis und Kaffee waren zum Teil verschüttet. Ich habe die Lebensmittel an Wilke verkauft und ich denke, circa 40 Mark zu kriegen nach den hiesigen Preisen. Aber lachen mußte ich, als ich den Plattentabak sah: Primtabak, o weh! Wo kein Mensch hier im Land Kautabak benutzt. Plattentabak wird geraucht, ist von Länge eines Fingers und von Form einer Platte. Auch die Pfeifen kann ich hier nur an Weiße verkaufen (die Eingeborenen rauchen nur kurze Matrosen-Pfeifen). Die Messer sind gut, die Hüte denke ich später gut zu verwerten. Das Buch soll uns auch nützlich werden. Und Johannes Ingwer hat geschmeckt, dankt ihm sovielmal dafür. Tünschel, Wilke, ich und Bröker (Bröcker) haben ihn ausgetrunken. Vom Arak [ein klarer, ungesüßter Anisschnaps] nehme ich nach dem Essen immer einen kleinen Schluck.
Aus den Kartoffeln damals ist nichts Großes geworden, fast halb faul waren sie, als ich von der ersten Otjimbingue Fußtour zurückkam. Die anderen hatten Schurzens aufgegessen, da ich es ihnen erlaubt hatte, weil ich 8 Tage mit ihnen gegessen und mit ihnen fahren wollte, welches letztere wegen ihrer Uneinigkeit und der daraus entstandenen Katastrophe nichts wurde.
Auch Frl. Wilkes Kiste hatte ich mitgebracht, worauf diese schon immer vergebens gewartet, da alle Kleider und Wäsche darin waren und kein Frachtfahrer sie trotz Versprechen mitbrachte und nun freute sie sich, daß sie sie endlich bekam. Auch ich war froh, daß die Bummelei wieder ein Ende hatte und wieder regelmäßige Beschäftigung anfing. Aber ich hatte auf der Reise an Bröker (Bröcker) doch so recht gesehen, wieviel ein Frachtfahrer, wenn alles einigermaßen gut geht, verdient bei einer Bai-Reise. Das einzige, was bei ihm aber ins Geld greift, sind die fortwährend ungeheuer teuren Wagenreparaturen (1 Reifen schweißen = 20 Mark). Aber eben darum wollen Prengel und ich auch uns eine kleine Schmiede einrichten, wo wir selber vorläufig wenigstens die nötigsten Wagenreparaturen machen können und später vielleicht das Geschäft in etwas größerem Maße betreiben können. Schraubstock, Hammer, Feilen und das meiste andere habe ich ja schon, nur etwas mußt du noch für uns besorgen und sei gewiß, nach der ersten Fracht schicken wir, je nachdem 5-600 Mark und nach dem zweiten was noch übrig ist. Denn die Fracht für den Wagen wird auch 4-500 Mark kosten und du wirst sie vielleicht bar bezahlen und von Prengels 700 Mark nehmen müssen. Der Schmied, der den Wagen macht, geduldet sich wohl auch ¼ bis ½ Jahr mit Bezahlung, bis wir Geld schicken, was wir mit dem Wagen verdient haben. Weitere Ausgaben haben wir ja dann hier nicht, da wir das Geld, um 1-2 Spann Ochsen zu kaufen, uns bis zum Mai sparen wollen. Wenn wir uns eben mit allem selber helfen wollen, müssen wir noch... haben: [Und jetzt kommen genaue Anweisungen, was die beiden Helden noch alles brauchen, um eine Schmiede einzurichten, und wie der Wagen im Detail aussehen sollte. Es ist so kompliziert und für mich unverständlich, daß ich 1½ Seiten des Briefes nicht „übersetzte”.]
Besprich es praktisch mit dem Schmied und lass es selber richtig zusammenbauen. Dadurch sparen wir 400 Mark. Glaub nur nicht, wenn die Gesellschaft dir vorredet, es geht nicht billiger. Es haben sich schon Leute auf die Art und so billig etwas schicken lassen. Lass es nur nicht von der Gesellschaft besorgen, mach es selber. Es ist ja darum von so großem Wert für uns, daß ich dich noch habe, der sich der Sache so annimmt, im Gegensatz dazu, wenn man sich an fremde Leute wendet und wird beschwindelt. Auch einen großen Schmiedehammer habe ich noch vergessen zu erwähnen.
Ich bin übrigens doch herzlich froh, daß wir wenigstens nicht darauf reingefallen sind, die Farm damals in Berlin anzuzahlen, dann wären 500 Mark futsch: Jetzt mit „Kurt Woermann” ist ein alter Ansiedler „Peter” mit seiner Frau, einer Tochter, Sohn und einem Schuster (als Begleiter) gekommen, ist indes noch nicht hier. Frau von Carnap, die lange bei Mertens in der Bai war, ist jetzt nach Deutschland zurück. Der junge Schurz ist mit seiner Frau mit „Kurt Woermann” nach Hamburg zurück, hat indes nur die Hälfte der Fahrt bezahlen können. Er war ein eigensinniger, eingebildeter, unvernünftiger Mensch. Seine alte Mutter mit 2 kleinen Jungs ist hier bei Hege (Heyn) und hilft dort in der Schänke und Speisewirtschaft mit. Der eine älteste Knabe ist bei Helbigs (Hälbich) in Otjimbingue geblieben. Der Alte ist ja nach St. Paulo de Laondo, er war verrückt, aber er tat mir sehr leid, er war der beste von allen. Frau Stern hat ein kleines Mädchen bekommen.
Die große Kiste (die nach Kanakondis adressiert) ist im Ganzen gut, nur der Reis und Kaffee waren zum Teil verschüttet. Ich habe die Lebensmittel an Wilke verkauft und ich denke, circa 40 Mark zu kriegen nach den hiesigen Preisen. Aber lachen mußte ich, als ich den Plattentabak sah: Primtabak, o weh! Wo kein Mensch hier im Land Kautabak benutzt. Plattentabak wird geraucht, ist von Länge eines Fingers und von Form einer Platte. Auch die Pfeifen kann ich hier nur an Weiße verkaufen (die Eingeborenen rauchen nur kurze Matrosen-Pfeifen). Die Messer sind gut, die Hüte denke ich später gut zu verwerten. Das Buch soll uns auch nützlich werden. Und Johannes Ingwer hat geschmeckt, dankt ihm sovielmal dafür. Tünschel, Wilke, ich und Bröker (Bröcker) haben ihn ausgetrunken. Vom Arak [ein klarer, ungesüßter Anisschnaps] nehme ich nach dem Essen immer einen kleinen Schluck.
Aus den Kartoffeln damals ist nichts Großes geworden, fast halb faul waren sie, als ich von der ersten Otjimbingue Fußtour zurückkam. Die anderen hatten Schurzens aufgegessen, da ich es ihnen erlaubt hatte, weil ich 8 Tage mit ihnen gegessen und mit ihnen fahren wollte, welches letztere wegen ihrer Uneinigkeit und der daraus entstandenen Katastrophe nichts wurde.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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