Briefe 1893 - 1904  (65. und letzter Brief)
Briefe 1893 - 1904 (65. und letzter Brief)

Briefe 1893 - 1904 (65. und letzter Brief)

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Hamakari, den 28. November 1903

Liebe Eltern!

Seit meinem letzten Brief von Ende Oktober bin ich hier auf dem Platz. Leinhos ist ins Feld, um Außenstände einzubekommen.

Es hat bisher schlecht geregnet (2 mal). Das Feld ist noch sehr trocken, Wasser knapp. Wenn es bloß regnen wollte. Wenn wir dies Jahr nicht ein gutes Regenjahr bekommen, dann wird es sehr traurig aussehen im Schutzgebiet. Unten im Süden ist Krieg. Die Hottentotten bei Warmbad (Bondelswarts) haben bei Anlaß der neuen Stempelung der Gewehre auf die Polizisten geschossen und 4 Mann getötet. Außerdem ist eine Patrouille mit 14 Mann und einem Leutnant verschollen, die seit 14 Tagen nicht zum Vorschein gekommen ist. Die Batterien von Omaruru und Karibib sind fort zum Kriegsschauplatz.

Sonst passiert hier nichts. Ich lebe hier einsam auf Hamakari; nach Waterberg kann ich auch nicht gut rüber, da dann das Haus unbewacht ist. Meine Schweine sind jetzt 8 Stück und die 2 großen Säue müssen jetzt gleich wieder ferkeln. 2 Katzen habe ich auch jetzt, wegen der Mäuse. Dieselben waren im alten Haus so stark vertreten, daß ich abends Brot für sie hinlegen mußte, damit sie sich damit begnügten und die Handelssachen nicht anknabberten. Du kannst dir denken, lieber Vater, daß die Luder dabei fett geworden sind. Aber diese schönen Tage sind jetzt für sie vorbei, wo die Katzen da sind. Ich habe unsere Karre nach Karibib geschickt, um Kost, Zucker und andere Kleinigkeiten zu holen, da wir das zu Weihnachten nötig haben. Und nach Karibib werde ich erst im Februar runter fahren. Hier ist jetzt eine ganze Masse Kaffern ausgeführt nach Transvaal von den Engländern, um dort zu arbeiten. Es waren Engländer hier, die hier runtergereist sind, um die Eingeborenen anzuwerben. Es hat in einer Art etwas Gutes, nämlich daß die armen Kaffern wegkönnen und es bleiben bloß die, welche entweder Vieh haben oder beim Weißen arbeiten oder die Diener der Großleute. Wenn jetzt nur die Rinderpest nicht wieder aufkommen wollte! Dann würde sich der Viehstand der Hereros mehren. Derselbe hat sich jetzt schon verbessert und die Hereros sehen sich auch mit Kaufen mehr vor, um nicht so in die Schulden hineinzukommen, da sie schon etwas gewitzter sind. Ich glaube, die Kaffern werden nicht bankrott werden, wie viele schlaue Leute weissagen, sondern werden sich mit der Zeit wieder hochrappeln. Das würde natürlich von großem Vorteil fürs Land sein, speziell natürlich für uns Händler. Wie ich gehört habe, sollen die Leute, die Transporte Vieh nach Transvaal gebracht haben, gar nicht so sehr viel verdient haben. Viele haben auch Lungenseuche oder Rinderpest unterwegs gekriegt und haben ihr meistes Vieh verloren. Kleinvieh wird immer noch schlecht bezahlt, es ist kein Absatz da. Wie das noch werden wird, soll mich wundern. Das Bargeld im Lande ist wieder mal total alle, nirgends 1 Pfennig zu kriegen. Einer ist so im Druck wie der andere. Und jetzt ist alles Vieh (Groß und Kleinvieh) mager. Ich habe die ganze Zeit jetzt von mageren Perlhühnern gelebt, die ich mit Fett brate. Milch habe ich etwas von meinen Ziegen.

Das Haus ist jetzt fix und fertig. Schweinestall und Hühnerstall ist extra, die Hühner legen jetzt einigermaßen. Nur die Kühe haben keine Milch. Die Enten und wilden Gänse sind auch noch nicht da, weil der Regen ausbleibt. Ich komme nicht viel raus aus dem Haus, da die Kaffern fortwährend Kleinigkeiten kaufen, fast nur Reis oder Mehl becherweise. Da verdient man am meisten bei, da ich nur einen kleinen Becher nehme, von welchem etwa 150 Becher auf den Sack Reis gehen. Der Sack Reis kostet in Karibib 21 Mark. Den Becher an die Hereros verkaufen wir hier aber zu 50 Pfennigen, das ist das einzig Gute, was die Trockenheit noch für uns Händler hat, daß die Kaffern Kost kaufen müssen, weil die Kühe infolge der Dürre keine Milch geben.

Jetzt kommt Weihnachten heran, wie werde ich nach Hause und an euch denken. Ich kann mir gar keine rechte Vorstellung mehr machen, was eigentlich ein Winter in Deutschland mit Schnee und Eis ist, wo man hier nur fortwährend Hitze gewöhnt ist. Es ist jetzt schon das zehnte Weihnachtsfest, das ich hier in diesem Lande feiere. Hoffentlich verlebt ihr es fröhlich und in Gesundheit, die ja doch das höchste Gut hiernieden ist. Ich werde die Festtage und besonders Heiligabend im Geiste bei euch sein. Wenn du ...Buchsen schicktest, wäre ich sehr dankbar.

Mit besten Grüßen an Paul, Friedel, Gretchen und Else

Euer Sohn Hans

P.S. Ich denke, jedenfalls gleich nach dem Christfest wieder zu schreiben.

P:S. Schreibe mir doch, ob der alte Fischer noch lebt oder nicht. Schreibe mir doch Pauls Adresse.

[Mein Großvater Dr. Paul Warncke notierte später am Ende des Briefes: Der letzte Brief meines Bruders Hans. Wenige Wochen später am 14. Januar 1904 wurde er ermordet.]

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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