Briefe 1893 - 1904
Briefe 1893 - 1904

Briefe 1893 - 1904

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Ich wollte wissen, was aus Kasper Leinhos, dem Compagnon meines Großonkels, geworden war und ob er den Herero-Aufstand am 14. Januar 1904 überlebt hatte. Im Internet fand ich einen Hinweis in „Südwestafrika. Blätter aus dem Tagebuch einer deutschen Frau, 1902 - 1904. Leipzig, 1905”. Einen Auszug daraus habe ich kopiert.

Kasper Leinhos trifft 1893 als Soldat in der Kolonie ein und nimmt an den sogenannten Naukluft-Kämpfen gegen die Witbooi teil. Mit der Ausmusterung wird er, wie viele andere junge Männer, Wanderhändler und geht 1901 mit Hans Warncke eine Geschäftspartnerschaft ein. Von Omuhona Kambazembi erhalten sie die Genehmigung, sich an dem Ort Hamakari in der Nähe des Waterberges niederzulassen, just dort, wo sich im August 1904 deutsche- und herero Soldaten gegenüberstehen. Eine anonyme Reisende beschreibt Hamakari im August 1903 als einen Ort, wo die Händler „ein wahrhaft afrikanisches Idyll mit mehreren schwarzen Frauen „führen”. Leinhos lebt am Vorabend des Krieges in Beziehungen zu afrikanischen Frauen, wie sie längst typisch für die Kolonie sind. Wie der Ansiedlungskommissar Paul Rohrbach in einem Brief vom 10. Januar 1904 aus der Gegend vom Waterberg und mit Bezug auf einen anderen Händler bemerkt: „Wie alle unverheirateten Ansiedler hat ... [X] sein Hereroweib als Tisch- und Bettgenossin. Das ist hier so selbstverständlich wie Essen und Trinken; die weißen Wanderhändler machen es ebenso, die Soldaten auf den großen und kleinen Stationen nicht minder. Fragt man sie, weshalb sie kein Mädchen aus Deutschland heiraten, so gibt es immer dieselben stereotypen Antworten: Ich kenne keine zu Hause, ich habe kein Geld, um nach Hause zu fahren und Ausschau zu halten, ich habe noch nicht genug für eine weiße Frau und dgl. Hier liegt die Wurzel tiefer Schäden für die Zukunft.... Es entsteht ein Geschlecht von Bastardkindern aller denkbaren Schattierungen,... ,,. Seine Aussagen nehmen Gedanken vorweg, welche ab 1905 zum Verbot von sogenannten Mischehen führen. Mit dem Tod von Kambazembi im August 1903 schlittert das Handelsunternehmen Leinhos & Warncke in eine Krise. Sie verzeichnen bei dem Omuhona hohe Außenstände, können die Schulden jedoch nicht einziehen wegen der sich hinziehenden Trauerfeierlichkeiten. Die Großisten in Karibib sperren ihnen im Oktober den Kredit. Leinhos wird Ende 1903 als Reservist der Truppe eingezogen und trifft Anfang Januar 1904 in Okahandja ein, wo er den Ausbruch des Krieges miterlebt.

Kasper Leinhos heiratet 1904 eine Bastard-Frau, mit der er wahrscheinlich schon vorher in Hamakari zusammengelebt hatte. Er lässt sich wenige Jahre später scheiden und kehrt verarmt nach Deutschland zurück.

Missionar W. Eich, der seine Missionsstation bei Waterberg hatte, schrieb an Pastor Wilhelm Warncke (den Vater Hans Warnckes) folgenden Brief:

Okahandja, 22.7.1904

Geehrter Herr Pastor!

Soeben erhalte ich durch Herrn Inspector Spiecker in Barmen einen Abschnitt einer P.A. von Ihnen, auf dem Sie Ihres in Hamakari getöteten Sohnes gedenken, mit der Aufforderung, Ihnen einige Zeilen zu schicken.

Ich komme dieser Aufforderung gerne nach, kann Ihnen aber leider aber nur sehr spärliche Mitteilungen über Ihren Sohn und die näheren Umstände seines Schicksals machen.

Etwa 6 oder 7 Tage vor der Katastrophe sah ich noch Ihren Sohn bei dem Store von Wecke & Voigts. Er war mit einer Karre nach Waterberg gekommen, um in dem erwähnten Geschäft eine Partie Waren zu kaufen, da die Hereros ihn vollständig ausgekauft hatten. Ich wechselte nur wenige Worte der Begrüßung mit ihm, wenn ich aber nicht irre, dann besuchte er in den Tagen auch die Frau Sonnenberg in Waterberg, mit der er sich jedenfalls länger unterhalten haben wird und die gewiß gerne Ihnen den Inhalt der Unterhaltung mitteilen wird. Frau Sonnenberg ist nach Deutschland zurückgekehrt und wohnt bei Ihrem Vater F. W. Träger in Wendeburg bei Braunschweig.

Über den Tod Ihres Sohnes erfuhr ich von einem Herero nur, daß er von Hereros getötet und begraben worden sei. Über die näheren Umstände erfuhr ich nichts, ich werde aber nicht verfehlen, mich später danach zu erkundigen, falls ich Gelegenheit dazu habe.

Auf meiner Reise hierher fuhr ich (am 24.2.) über Hamakari nur ganz in der Nähe des Hauses Ihres Sohnes vorbei. Die Mauern des Hauses standen noch, das Dach war aber heruntergerissen und die Türen und Fenster verschwunden.

Dies ist alles, geehrter Herr Pastor, was ich Ihnen mitteilen kann. Sollten mir später noch Einzelheiten zu Ohren kommen, dann werde ich Ihnen darüber berichten.

Mit freundlichem Gruß in herzlicher Teilnahme

W. Eich, Missionar

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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