Bürger zweier Welten
Vortrag „Ovambo Menschen verstehen“ von Tate Shapumba ya Shapumba
Schneeflocken auf der Haut spüren und Mineralwasser trinken - für die meisten Menschen in Deutschland ganz gewöhnliche Erfahrungen. Als Tate Shapumba ya Shapumba aus Angola im Alter von acht Jahren nach Deutschland kam, waren ihm Schneeflocken und Mineralwasser völlig fremd. Plötzlich lebte er in einer ihm fremden Welt. Von seinen Erfahrungen mit den verschiedenen Kulturen berichtete er am Dienstag in dem Vortrag „Ovambo Menschen verstehen“ in der Wissenschaftlichen Gesellschaft.
Geboren wurde Shapumba im Jahr 1980 in einem Flüchtlingslager in Angola. Mit zwei Jahren wurde er von seiner Mutter verlassen, in der Tschechoslowakei erhielt sie die Gelegenheit zu studieren. Im Kindesalter hatte er immer mehr Schwierigkeiten mit dem Rücken, mit acht Jahren verlor er schließlich die Fähigkeit zu gehen - eine Zyste im Wirbelsäulenkanal rief eine Querschnittslähmung hervor. Die Zyste konnte chirurgisch entfernt werden, jedoch nicht in Angola. Für seine medizinische Behandlung wurde Shapumba deshalb nach Deutschland gebracht.
Die Geschichte der ersten Lebensjahre Shapumbas und seines Wegs nach Deutschland erzählte nicht er selbst, sondern Harald Schütt. Mit dem Verein Praktische Solidarität International in Bremen ermöglichte er damals die medizinische Versorgung Shapumbas. Dieser war das erste Kind, das dafür nach Deutschland gebracht wurde.
„Weil mich meine Mutter verlassen hatte, wurde ich in Angola immer weiter gereicht. Ich hatte nie ein richtiges Zuhause“, erzählt Shapumba in fehlerfreiem Deutsch. Das änderte sich, als er nach Deutschland kam - hier kümmerten sich liebevolle Pflegeeltern um ihn. Es dauerte nicht lange, und er fühlte sich heimisch. Als er ankam, sprach der damals Achtjährige weder Deutsch noch Englisch, doch die Sprachbarriere überwand er schnell. „Ich habe immer wieder gefragt, wie die Dinge, die ich gesehen habe, heißen. So habe ich nach und nach Deutsch gelernt“, erzählt er. Auch Harald Schütt erinnert sich: „Du warst wahnsinnig schnell. Innerhalb von vier Wochen konntest du dich unterhalten.“
Shapumba regenerierte sich gut, innerhalb eines halben Jahres konnte er wieder gehen - und musste wieder in seine Heimat. Aber wo ist das genau? Mittlerweile war Namibia unabhängig, doch dort blieb er nicht lange. Er konnte zurück zu seiner Gastfamilie nach Deutschland, anschließend blieb er dort zwölf Jahre. „Deutschland war für mich immer ein Traum - der Ort, an dem ich mich das erste Mal zuhause gefühlt habe“, erinnert er sich.
Wo sein Zuhause ist, dem war er sich als junger Erwachsener jedoch nicht sicher. „Für Deutschland war ich zu schwarz und für die Ovambos war ich zu Deutsch“, erzählt er. Trotzdem zog es ihn zurück zu seinen Wurzeln, nach seinem Schulabschluss ging er zurück in den Norden Namibias.
Dort erfuhr er schließlich, was es bedeutet, Bürger zweier Welten zu sein. In seinem Vortrag erörterte die Unterschiede zwischen Deutschen und Ovambos, die ihm im Laufe seines Lebens deutlich wurden und wo deren Ursprünge liegen. Als Beispiele nannte er das Verständnis von Zeit und die Bedeutung von Gott.
Es gelang Shapumba, sein Publikum zu fesseln. Mit kleinen Bemerkungen am Rande - „Sie wissen, wie der Hase läuft, oder?“ - unterstrich er ganz nebenbei seine Verbindung zur deutschen Sprache und Kultur.
Die Resonanz auf die Veranstaltung war groß, der Saal in den Räumlichkeiten der Wissenschaftlichen Gesellschaft war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Vortrag, in dem Shapumba vor allem auf seine Lebensgeschichte einging, soll nur der Anfang sein. Geplant ist eine Vortragsreihe, in der Shapumba nach und nach das Wesen der Ovambos vorstellt. Auch ein Vortrag in Oshivambo über die Kultur der Deutschen sei möglich.
Lisa Plank
Geboren wurde Shapumba im Jahr 1980 in einem Flüchtlingslager in Angola. Mit zwei Jahren wurde er von seiner Mutter verlassen, in der Tschechoslowakei erhielt sie die Gelegenheit zu studieren. Im Kindesalter hatte er immer mehr Schwierigkeiten mit dem Rücken, mit acht Jahren verlor er schließlich die Fähigkeit zu gehen - eine Zyste im Wirbelsäulenkanal rief eine Querschnittslähmung hervor. Die Zyste konnte chirurgisch entfernt werden, jedoch nicht in Angola. Für seine medizinische Behandlung wurde Shapumba deshalb nach Deutschland gebracht.
Die Geschichte der ersten Lebensjahre Shapumbas und seines Wegs nach Deutschland erzählte nicht er selbst, sondern Harald Schütt. Mit dem Verein Praktische Solidarität International in Bremen ermöglichte er damals die medizinische Versorgung Shapumbas. Dieser war das erste Kind, das dafür nach Deutschland gebracht wurde.
„Weil mich meine Mutter verlassen hatte, wurde ich in Angola immer weiter gereicht. Ich hatte nie ein richtiges Zuhause“, erzählt Shapumba in fehlerfreiem Deutsch. Das änderte sich, als er nach Deutschland kam - hier kümmerten sich liebevolle Pflegeeltern um ihn. Es dauerte nicht lange, und er fühlte sich heimisch. Als er ankam, sprach der damals Achtjährige weder Deutsch noch Englisch, doch die Sprachbarriere überwand er schnell. „Ich habe immer wieder gefragt, wie die Dinge, die ich gesehen habe, heißen. So habe ich nach und nach Deutsch gelernt“, erzählt er. Auch Harald Schütt erinnert sich: „Du warst wahnsinnig schnell. Innerhalb von vier Wochen konntest du dich unterhalten.“
Shapumba regenerierte sich gut, innerhalb eines halben Jahres konnte er wieder gehen - und musste wieder in seine Heimat. Aber wo ist das genau? Mittlerweile war Namibia unabhängig, doch dort blieb er nicht lange. Er konnte zurück zu seiner Gastfamilie nach Deutschland, anschließend blieb er dort zwölf Jahre. „Deutschland war für mich immer ein Traum - der Ort, an dem ich mich das erste Mal zuhause gefühlt habe“, erinnert er sich.
Wo sein Zuhause ist, dem war er sich als junger Erwachsener jedoch nicht sicher. „Für Deutschland war ich zu schwarz und für die Ovambos war ich zu Deutsch“, erzählt er. Trotzdem zog es ihn zurück zu seinen Wurzeln, nach seinem Schulabschluss ging er zurück in den Norden Namibias.
Dort erfuhr er schließlich, was es bedeutet, Bürger zweier Welten zu sein. In seinem Vortrag erörterte die Unterschiede zwischen Deutschen und Ovambos, die ihm im Laufe seines Lebens deutlich wurden und wo deren Ursprünge liegen. Als Beispiele nannte er das Verständnis von Zeit und die Bedeutung von Gott.
Es gelang Shapumba, sein Publikum zu fesseln. Mit kleinen Bemerkungen am Rande - „Sie wissen, wie der Hase läuft, oder?“ - unterstrich er ganz nebenbei seine Verbindung zur deutschen Sprache und Kultur.
Die Resonanz auf die Veranstaltung war groß, der Saal in den Räumlichkeiten der Wissenschaftlichen Gesellschaft war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Vortrag, in dem Shapumba vor allem auf seine Lebensgeschichte einging, soll nur der Anfang sein. Geplant ist eine Vortragsreihe, in der Shapumba nach und nach das Wesen der Ovambos vorstellt. Auch ein Vortrag in Oshivambo über die Kultur der Deutschen sei möglich.
Lisa Plank
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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