Bohrungen im Lebensraum von Elefanten können die Kommunikation der Dickhäuter beeinträchtigen.
Gastbeitrag von Annette Hübschle und Sophie Rathmell
Übersetzt aus dem Englischen von Katharina Moser
ReconAfrica hat beim Umweltkommissar von Namibia einen Antrag auf eine Umweltgenehmigung für die Durchführung seismischer 2D-Untersuchungen in der Kavango-Region eingereicht. Ergänzend zu den Erkundungsbohrungen helfen seismische Untersuchungen, bei der Lokalisierung von Öl- und Gasvorkommen. Während die Berichte zur Umweltverträglichkeitsprüfung an vielen Fronten Mängel aufweisen, wollen wir einen wichtigen Punkt aufgreifen, der unserer Meinung nach in der Prüfung nicht kompetent behandelt wird: die Auswirkungen der seismischen Vermessung auf das Verhalten der Elefanten.
In der Kavango-Region lebt eine Vielzahl von endemischen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten, darunter die weltweit größte grenzüberschreitende Population von etwa 130.000 Savannenelefanten, wie die AZ wiederholt berichtete.
Die Berichte zur Umweltverträglichkeitsprüfung für die geplanten Vermessungen haben es versäumt, deren Auswirkungen auf Savannenelefanten auf der Grundlage früherer Forschungen zu berücksichtigen. Aus diesem Grund haben wir einen wissenschaftlichen Bericht erstellt, der auf begutachteter Literatur und Interviews mit Elefantenexperten basiert, um die Öffentlichkeit zu informieren und einen Einspruch bei Namibias Umweltkommissar, Herrn Timoteus Mufeti, einzureichen.
Unser Einspruch gegen die Durchführung seismischer Untersuchungen ist verbunden mit einem Plädoyer für die Anwendung des Vorsorgeprinzips in den Wanderkorridoren der Elefanten. Das Vorsorgeprinzip sollte in zwei Fällen gelten: um schwerwiegende Umweltschäden zu vermeiden, und wenn unklar ist, ob eine Aktivität schwerwiegende oder dauerhafte Auswirkungen haben wird. Im Fall der Savannenelefanten, die im April 2021 in die Rote Liste der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) aufgenommen wurden, ist die Anwendung des Vorsorgeprinzips unerlässlich, um die Elefanten vor Schäden zu schützen, die nicht nur mit seismischen Untersuchungen, sondern auch mit den laufenden Bohrungen verbunden sind.
DAS VORSICHTSPRINZIP
Seismische Vermessungen erfolgen durch das Verlegen von Rezeptoren, die Geophone genannt werden, entweder entlang einer Linie (2D) oder in einem Raster (3D), und das Zünden eines Sprengkörpers oder die Verwendung z. B. einer hydraulischen Ramme, um dann die verschiedenen Schallwellen aufzuzeichnen, die von den Geophonen aufgenommen werden. Die gesammelten Daten geben den Forschern Aufschluss über die wahrscheinliche Zusammensetzung der Erde und können bei der Entscheidung helfen, wo die Förderung von Öl und Gas verfolgt werden soll, ob es eine förderbare Ressource gibt und wie groß das Vorkommen möglicherweise ist.
Auch Elefanten nutzen seismische Aktivität, allerdings auf eine ganz andere Art und Weise. Caitlin O'Connor-Rodwell und ihr Team haben mehr als zwei Jahrzehnte lang untersucht, wie Elefanten und andere große Säugetiere seismische Wellen als Kommunikationskanal nutzen. Sie fanden heraus, dass Elefanten Fettgewebe an ihren Füßen und eine fortschrittliche Hörschnecke nutzen, um sich gegenseitig seismische Signale zu senden. Diese Signale bewegen sich unterhalb der Erdoberfläche im Bereich von 10-40 Hz und können wichtige Nachrichten über Nahrung, den Standort anderer Herden, die Fortpflanzung und Raubtiere übermitteln. Mithilfe seismischer Signale kommunizieren Elefanten innerhalb ihrer eigenen und fremden Herden, oft über große Entfernungen hinweg, und helfen einander so gegenseitig beim Überleben.
Elefanten sind genetisch darauf angelegt, Botschaften so effektiv wie möglich zu empfangen, jedoch werden diese Überlebenswerkzeuge durch menschliche Aktivitäten immer mehr beeinträchtigt. Eine Studie von Mortimer und Kollegen über das Verhalten von Savannenelefanten in Kenia deutet darauf hin, dass Elefanten seismische Komponenten des Rumpelns für die Fernkommunikation nutzen. Seismische Kommunikation könnte auch genutzt werden, um ein Zeichen von Bedrängnis oder Aggression zu senden. Schnelles Laufen bei Elefanten könnte zum Beispiel anderen Elefantenherden die Anwesenheit von Wilderern signalisieren. Die Forscher schlagen vor, dass Anti-Wilderer-Einheiten diese nutzen könnten, um die Elefantenwilderei einzudämmen. Allerdings schränkt der vom Menschen verursachte Lärm möglicherweise die Wirksamkeit dieser wichtigen Form der Kommunikation ein.
Seismische Vermessungen finden in der Regel innerhalb des Bereichs (10-40 Hz) statt, den Elefanten nutzen, was zu Störungen entlang ihrer Kommunikationslinien führt. Als Reaktion darauf und auf die Anwesenheit der Menschen in ihrem Lebensraum sind die Savannenelefanten gezwungen, ihr Verhalten zu ändern. Die von Rabanal geleitete Forschung untersuchte die Ölförderung und ihre Auswirkungen auf große Säugetiere des Regenwaldes, einschließlich Waldelefanten, im Loango-Nationalpark in Gabun. Die Forscher fanden heraus, dass große Säugetiere, insbesondere solche, die seismische Aktivitäten zur Kommunikation nutzen, einem großen Risiko ausgesetzt sind, wenn die Rohstoffindustrie in ihr Gebiet vordringt.
RUMPELN IM DSCHUNGEL
Die Studie zeigt, dass Elefanten die Gebiete, in denen seismische Untersuchungen stattfinden, fast ein halbes Jahr lang meiden und ihre täglichen Aktivitäten auf einen nächtlichen Zeitplan verlagern.
Untersuchungen, die von Plumptre und Kollegen im ugandischen Murchison Falls Nationalpark zwischen 2013 und 2015 durchgeführt wurden, ergaben, dass Elefanten seismische Aktivitäten in einem Umkreis von bis zu 8 km meiden und sich bis zu 1 km von aktiven Bohrfeldern fernhalten. Das Meiden dieser Gebiete führte dazu, dass die Tiere in die Gebiete der anderen eindrangen und die normalen Lebens-, Fütterungs- und Brutmuster störten. Diese Verdrängung kann des weiteren Elefanten gefährden; das Risiko, gewildert zu werden, wird erhöht.
MacKenzie und Kollegen bildeten 2017 Fokusgruppen mit direkt betroffenen Gemeinden und Tourismusbetreibern in der Nähe des Murchison Falls National. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verhaltensänderung der Elefanten hin zu nächtlichen Aktivitäten zu mehr Ernteraub geführt hat, was sich wiederum negativ auf die Lebensgrundlagen der lokalen Gemeinden auswirkte und den Nahrungserwerb anderer Wildtiere störte.
Ähnliche Befunde zur Veränderung der Gewohnheiten von Elefanten wurden 2010 in einer anderen Studie von Wrege und Kollegen im Loango-Nationalpark in Gabun festgestellt. Die Forscher stellten sekundäre Auswirkungen fest, wie eine reduzierte Zeit für die Nahrungssuche, mehr Konkurrenz um hochwertige Nahrungsressourcen und ein erhöhtes Stressniveau.
Das Management von Elefanten in einer Landschaft, in der Einheimische und Elefanten koexistieren, stellt in Ländern wie Namibia, in denen die Elefantenpopulationen stabil sind oder zunehmen, eine große Herausforderung dar, da geschützte Flächen oft mit anderer Landnutzung konkurrieren.
Die Kavango-Region hat eine lange Geschichte von Konflikten zwischen Menschen und Elefanten. Im März 2021 sagte Namibias Umweltminister, Pohamba Shifeta, dass Elefanten in neun der 14 Regionen Namibias, darunter auch im Osten und Westen des Kavango, Schäden an Ernten, Wasserinfrastruktur und Eigentum anrichteten. Das Ministerium kartiert Wildtierkorridore, um Konflikte zwischen Mensch und Wildtier zu minimieren.
Immer mehr Forschungsarbeiten befassen sich mit der Nutzung von “Angstlandschaften“, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu reduzieren, indem der Instinkt der Tiere, Risiken zu vermeiden, genutzt wird. Gail Thomson beschreibt, dass die Angstlandschaft eines Tieres auf seinen Lebenserfahrungen und Lektionen seiner Eltern oder anderer Mitglieder seiner sozialen Gruppe basiert, die ihm beibringen, welche Teile seiner Umgebung bzw. welche Tageszeiten mehr oder weniger riskant sind. Der Vorsitzende der Kavango East and West Regional Conservancy and Community Forestry Association, Max Muyemburuko, berichtet jedoch, dass Anwohner bereits anekdotische Berichte über verändertes Elefantenverhalten dokumentiert haben, bei denen Elefanten seit Beginn der Erkundungsbohrungen näher an Farmen und Getreidefelder heranrücken. Es wurden auch vermehrt Vorfälle von Erntezerstörung registriert.
In Ermangelung eines Elefantenspezialisten oder einer Lebensraumstudie ist es nicht verwunderlich, dass der Environmental Assessment Practitioner (EAP) Dr. Sindila Mwiya und der CEO von ReconAfrica, Scott Evans, behaupten, es gäbe keine Elefanten im Bereich der seismischen Tests und in der Nähe der Bohrstellen. In öffentlichen Versammlungen, an denen auch der namibische Journalist John Grobler teilnahm, behauptete Mwiya, dass die seismischen Tests, bei denen ein Hydraulikhammer in eine Aluminiumkuppel geschlagen wird, um Schockwellen von 300 Hz in den Boden zu erzeugen, keine Auswirkungen auf Elefanten hätten, da diese bei niedrigeren Frequenzen kommunizieren.
Außerdem behauptete Mwiya, dass die tagsüber durchgeführten Vermessungen abseits der “Elefantenaktivitäten“ das Verhalten der Elefanten nicht beeinträchtigen würden. Ohne den Beitrag von Elefantenexperten zu den Auswirkungen des seismischen Vermessungssystems Explorer 860 (das sich selbst als “besser als Dynamit“ anpreist) und einer Studie zum Lebensraum der Elefanten fehlt dem EAP die Kompetenz, die Entscheidung zu treffen, dass es keine “frequenzspezifischen Störungen der natürlichen Empfangsumgebung“ geben würde.
Die vorhandene Literatur legt nahe, dass Elefanten lärmempfindlich sind, und es wäre nicht überraschend, wenn sie auf Geräusche um 300 Hz empfindlich reagieren würden. Sie fliehen z.B. vor dem Klang von gestörten Bienen, aggressivem Tiger- und Leopardenknurren, und männliche asiatische Elefanten zerstreuen sich bei Geräuschen wilder asiatischer matriarchaler Elefantengruppen.
Zusammenfassend zeigen die vorhandenen Forschungsergebnisse erstens, dass sich seismische Untersuchungen negativ auf das Verhalten von Elefanten auswirken und dass die langfristigen Auswirkungen in zahlreichen afrikanischen Ländern noch nicht vollständig abgeschätzt werden können. Ölbohrungen und -förderung verursachen irreparable Umweltschäden, indem sie der Erde fossile Brennstoffe entziehen und in den Lebensraum bedrohter Arten eindringen.
Weil Savannenelefanten in Namibia zweitens eine geschützte Art ist und ihre Population von der IUCN als gefährdet eingestuft wurde, sollten menschliche Aktivitäten untersagt werden, solange Ungewissheit über Auswirkungen seismischer Explorationen auf ihr Verhalten, die Gesundheit, das Ausmaß, die gesellschaftlichen Bindungen, die Kommunikation und die Interaktionen der Elefanten mit der Landbevölkerung besteht. Es sollten umfassende Studien durchgeführt werden, bevor das Unternehmen weitere Bohrungen oder Landrodungen vornimmt. Zumindest sollte ein unabhängiges Überwachungsprogramm eingerichtet werden, bei dem mögliche Veränderungen im Verhalten und in den Bewegungen eines repräsentativen Teils der Elefantenpopulationen im Khaudum-Nationalpark und in der Nyae Conservancy erfasst werden können.
Drittens ist die hier aufgezeigte Forschung substanziell genug für das Argument, dass es zumindest schädlich für die empfindliche Umwelt der Elefanten und lokaler Gemeinschaften ist, und dass die seismische Aktivität verhindert werden sollte, bis absolut bewiesen ist, dass sie den Savannenelefanten nicht schadet. Das Vorsorgeprinzip legt dies nahe.
Der Eingriff in den Lebensraum der Elefanten durch ReconAfrica ignoriert und stört das Überleben der Elefanten und stellt ein erhöhtes Risiko für ihr bereits fragiles Ökosystem dar, was wiederum langfristige negative Auswirkungen auf die Langlebigkeit ihrer Population und auf die Lebensgrundlage der umliegenden Farmergemeinschaften haben kann. Aufgrund des Mangels an eindeutigen Umweltstudien, die die Grundlage für Elefantenpopulationen und -bewegungen im Lizenzgebiet von ReconAfrica bilden, sind die Autoren der Meinung, dass die namibische Regierung das Umweltgenehmigungszertifikat des Unternehmens für die Bohrungen sofort zurückziehen, bzw. seismische Vermessungen verbieten sollte, bis das Unternehmen die Umweltanforderungen für diese industriellen Aktivitäten in einer ökologisch so wichtigen Region erfüllt.
Übersetzt aus dem Englischen von Katharina Moser
ReconAfrica hat beim Umweltkommissar von Namibia einen Antrag auf eine Umweltgenehmigung für die Durchführung seismischer 2D-Untersuchungen in der Kavango-Region eingereicht. Ergänzend zu den Erkundungsbohrungen helfen seismische Untersuchungen, bei der Lokalisierung von Öl- und Gasvorkommen. Während die Berichte zur Umweltverträglichkeitsprüfung an vielen Fronten Mängel aufweisen, wollen wir einen wichtigen Punkt aufgreifen, der unserer Meinung nach in der Prüfung nicht kompetent behandelt wird: die Auswirkungen der seismischen Vermessung auf das Verhalten der Elefanten.
In der Kavango-Region lebt eine Vielzahl von endemischen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten, darunter die weltweit größte grenzüberschreitende Population von etwa 130.000 Savannenelefanten, wie die AZ wiederholt berichtete.
Die Berichte zur Umweltverträglichkeitsprüfung für die geplanten Vermessungen haben es versäumt, deren Auswirkungen auf Savannenelefanten auf der Grundlage früherer Forschungen zu berücksichtigen. Aus diesem Grund haben wir einen wissenschaftlichen Bericht erstellt, der auf begutachteter Literatur und Interviews mit Elefantenexperten basiert, um die Öffentlichkeit zu informieren und einen Einspruch bei Namibias Umweltkommissar, Herrn Timoteus Mufeti, einzureichen.
Unser Einspruch gegen die Durchführung seismischer Untersuchungen ist verbunden mit einem Plädoyer für die Anwendung des Vorsorgeprinzips in den Wanderkorridoren der Elefanten. Das Vorsorgeprinzip sollte in zwei Fällen gelten: um schwerwiegende Umweltschäden zu vermeiden, und wenn unklar ist, ob eine Aktivität schwerwiegende oder dauerhafte Auswirkungen haben wird. Im Fall der Savannenelefanten, die im April 2021 in die Rote Liste der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) aufgenommen wurden, ist die Anwendung des Vorsorgeprinzips unerlässlich, um die Elefanten vor Schäden zu schützen, die nicht nur mit seismischen Untersuchungen, sondern auch mit den laufenden Bohrungen verbunden sind.
DAS VORSICHTSPRINZIP
Seismische Vermessungen erfolgen durch das Verlegen von Rezeptoren, die Geophone genannt werden, entweder entlang einer Linie (2D) oder in einem Raster (3D), und das Zünden eines Sprengkörpers oder die Verwendung z. B. einer hydraulischen Ramme, um dann die verschiedenen Schallwellen aufzuzeichnen, die von den Geophonen aufgenommen werden. Die gesammelten Daten geben den Forschern Aufschluss über die wahrscheinliche Zusammensetzung der Erde und können bei der Entscheidung helfen, wo die Förderung von Öl und Gas verfolgt werden soll, ob es eine förderbare Ressource gibt und wie groß das Vorkommen möglicherweise ist.
Auch Elefanten nutzen seismische Aktivität, allerdings auf eine ganz andere Art und Weise. Caitlin O'Connor-Rodwell und ihr Team haben mehr als zwei Jahrzehnte lang untersucht, wie Elefanten und andere große Säugetiere seismische Wellen als Kommunikationskanal nutzen. Sie fanden heraus, dass Elefanten Fettgewebe an ihren Füßen und eine fortschrittliche Hörschnecke nutzen, um sich gegenseitig seismische Signale zu senden. Diese Signale bewegen sich unterhalb der Erdoberfläche im Bereich von 10-40 Hz und können wichtige Nachrichten über Nahrung, den Standort anderer Herden, die Fortpflanzung und Raubtiere übermitteln. Mithilfe seismischer Signale kommunizieren Elefanten innerhalb ihrer eigenen und fremden Herden, oft über große Entfernungen hinweg, und helfen einander so gegenseitig beim Überleben.
Elefanten sind genetisch darauf angelegt, Botschaften so effektiv wie möglich zu empfangen, jedoch werden diese Überlebenswerkzeuge durch menschliche Aktivitäten immer mehr beeinträchtigt. Eine Studie von Mortimer und Kollegen über das Verhalten von Savannenelefanten in Kenia deutet darauf hin, dass Elefanten seismische Komponenten des Rumpelns für die Fernkommunikation nutzen. Seismische Kommunikation könnte auch genutzt werden, um ein Zeichen von Bedrängnis oder Aggression zu senden. Schnelles Laufen bei Elefanten könnte zum Beispiel anderen Elefantenherden die Anwesenheit von Wilderern signalisieren. Die Forscher schlagen vor, dass Anti-Wilderer-Einheiten diese nutzen könnten, um die Elefantenwilderei einzudämmen. Allerdings schränkt der vom Menschen verursachte Lärm möglicherweise die Wirksamkeit dieser wichtigen Form der Kommunikation ein.
Seismische Vermessungen finden in der Regel innerhalb des Bereichs (10-40 Hz) statt, den Elefanten nutzen, was zu Störungen entlang ihrer Kommunikationslinien führt. Als Reaktion darauf und auf die Anwesenheit der Menschen in ihrem Lebensraum sind die Savannenelefanten gezwungen, ihr Verhalten zu ändern. Die von Rabanal geleitete Forschung untersuchte die Ölförderung und ihre Auswirkungen auf große Säugetiere des Regenwaldes, einschließlich Waldelefanten, im Loango-Nationalpark in Gabun. Die Forscher fanden heraus, dass große Säugetiere, insbesondere solche, die seismische Aktivitäten zur Kommunikation nutzen, einem großen Risiko ausgesetzt sind, wenn die Rohstoffindustrie in ihr Gebiet vordringt.
RUMPELN IM DSCHUNGEL
Die Studie zeigt, dass Elefanten die Gebiete, in denen seismische Untersuchungen stattfinden, fast ein halbes Jahr lang meiden und ihre täglichen Aktivitäten auf einen nächtlichen Zeitplan verlagern.
Untersuchungen, die von Plumptre und Kollegen im ugandischen Murchison Falls Nationalpark zwischen 2013 und 2015 durchgeführt wurden, ergaben, dass Elefanten seismische Aktivitäten in einem Umkreis von bis zu 8 km meiden und sich bis zu 1 km von aktiven Bohrfeldern fernhalten. Das Meiden dieser Gebiete führte dazu, dass die Tiere in die Gebiete der anderen eindrangen und die normalen Lebens-, Fütterungs- und Brutmuster störten. Diese Verdrängung kann des weiteren Elefanten gefährden; das Risiko, gewildert zu werden, wird erhöht.
MacKenzie und Kollegen bildeten 2017 Fokusgruppen mit direkt betroffenen Gemeinden und Tourismusbetreibern in der Nähe des Murchison Falls National. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verhaltensänderung der Elefanten hin zu nächtlichen Aktivitäten zu mehr Ernteraub geführt hat, was sich wiederum negativ auf die Lebensgrundlagen der lokalen Gemeinden auswirkte und den Nahrungserwerb anderer Wildtiere störte.
Ähnliche Befunde zur Veränderung der Gewohnheiten von Elefanten wurden 2010 in einer anderen Studie von Wrege und Kollegen im Loango-Nationalpark in Gabun festgestellt. Die Forscher stellten sekundäre Auswirkungen fest, wie eine reduzierte Zeit für die Nahrungssuche, mehr Konkurrenz um hochwertige Nahrungsressourcen und ein erhöhtes Stressniveau.
Das Management von Elefanten in einer Landschaft, in der Einheimische und Elefanten koexistieren, stellt in Ländern wie Namibia, in denen die Elefantenpopulationen stabil sind oder zunehmen, eine große Herausforderung dar, da geschützte Flächen oft mit anderer Landnutzung konkurrieren.
Die Kavango-Region hat eine lange Geschichte von Konflikten zwischen Menschen und Elefanten. Im März 2021 sagte Namibias Umweltminister, Pohamba Shifeta, dass Elefanten in neun der 14 Regionen Namibias, darunter auch im Osten und Westen des Kavango, Schäden an Ernten, Wasserinfrastruktur und Eigentum anrichteten. Das Ministerium kartiert Wildtierkorridore, um Konflikte zwischen Mensch und Wildtier zu minimieren.
Immer mehr Forschungsarbeiten befassen sich mit der Nutzung von “Angstlandschaften“, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu reduzieren, indem der Instinkt der Tiere, Risiken zu vermeiden, genutzt wird. Gail Thomson beschreibt, dass die Angstlandschaft eines Tieres auf seinen Lebenserfahrungen und Lektionen seiner Eltern oder anderer Mitglieder seiner sozialen Gruppe basiert, die ihm beibringen, welche Teile seiner Umgebung bzw. welche Tageszeiten mehr oder weniger riskant sind. Der Vorsitzende der Kavango East and West Regional Conservancy and Community Forestry Association, Max Muyemburuko, berichtet jedoch, dass Anwohner bereits anekdotische Berichte über verändertes Elefantenverhalten dokumentiert haben, bei denen Elefanten seit Beginn der Erkundungsbohrungen näher an Farmen und Getreidefelder heranrücken. Es wurden auch vermehrt Vorfälle von Erntezerstörung registriert.
In Ermangelung eines Elefantenspezialisten oder einer Lebensraumstudie ist es nicht verwunderlich, dass der Environmental Assessment Practitioner (EAP) Dr. Sindila Mwiya und der CEO von ReconAfrica, Scott Evans, behaupten, es gäbe keine Elefanten im Bereich der seismischen Tests und in der Nähe der Bohrstellen. In öffentlichen Versammlungen, an denen auch der namibische Journalist John Grobler teilnahm, behauptete Mwiya, dass die seismischen Tests, bei denen ein Hydraulikhammer in eine Aluminiumkuppel geschlagen wird, um Schockwellen von 300 Hz in den Boden zu erzeugen, keine Auswirkungen auf Elefanten hätten, da diese bei niedrigeren Frequenzen kommunizieren.
Außerdem behauptete Mwiya, dass die tagsüber durchgeführten Vermessungen abseits der “Elefantenaktivitäten“ das Verhalten der Elefanten nicht beeinträchtigen würden. Ohne den Beitrag von Elefantenexperten zu den Auswirkungen des seismischen Vermessungssystems Explorer 860 (das sich selbst als “besser als Dynamit“ anpreist) und einer Studie zum Lebensraum der Elefanten fehlt dem EAP die Kompetenz, die Entscheidung zu treffen, dass es keine “frequenzspezifischen Störungen der natürlichen Empfangsumgebung“ geben würde.
Die vorhandene Literatur legt nahe, dass Elefanten lärmempfindlich sind, und es wäre nicht überraschend, wenn sie auf Geräusche um 300 Hz empfindlich reagieren würden. Sie fliehen z.B. vor dem Klang von gestörten Bienen, aggressivem Tiger- und Leopardenknurren, und männliche asiatische Elefanten zerstreuen sich bei Geräuschen wilder asiatischer matriarchaler Elefantengruppen.
Zusammenfassend zeigen die vorhandenen Forschungsergebnisse erstens, dass sich seismische Untersuchungen negativ auf das Verhalten von Elefanten auswirken und dass die langfristigen Auswirkungen in zahlreichen afrikanischen Ländern noch nicht vollständig abgeschätzt werden können. Ölbohrungen und -förderung verursachen irreparable Umweltschäden, indem sie der Erde fossile Brennstoffe entziehen und in den Lebensraum bedrohter Arten eindringen.
Weil Savannenelefanten in Namibia zweitens eine geschützte Art ist und ihre Population von der IUCN als gefährdet eingestuft wurde, sollten menschliche Aktivitäten untersagt werden, solange Ungewissheit über Auswirkungen seismischer Explorationen auf ihr Verhalten, die Gesundheit, das Ausmaß, die gesellschaftlichen Bindungen, die Kommunikation und die Interaktionen der Elefanten mit der Landbevölkerung besteht. Es sollten umfassende Studien durchgeführt werden, bevor das Unternehmen weitere Bohrungen oder Landrodungen vornimmt. Zumindest sollte ein unabhängiges Überwachungsprogramm eingerichtet werden, bei dem mögliche Veränderungen im Verhalten und in den Bewegungen eines repräsentativen Teils der Elefantenpopulationen im Khaudum-Nationalpark und in der Nyae Conservancy erfasst werden können.
Drittens ist die hier aufgezeigte Forschung substanziell genug für das Argument, dass es zumindest schädlich für die empfindliche Umwelt der Elefanten und lokaler Gemeinschaften ist, und dass die seismische Aktivität verhindert werden sollte, bis absolut bewiesen ist, dass sie den Savannenelefanten nicht schadet. Das Vorsorgeprinzip legt dies nahe.
Der Eingriff in den Lebensraum der Elefanten durch ReconAfrica ignoriert und stört das Überleben der Elefanten und stellt ein erhöhtes Risiko für ihr bereits fragiles Ökosystem dar, was wiederum langfristige negative Auswirkungen auf die Langlebigkeit ihrer Population und auf die Lebensgrundlage der umliegenden Farmergemeinschaften haben kann. Aufgrund des Mangels an eindeutigen Umweltstudien, die die Grundlage für Elefantenpopulationen und -bewegungen im Lizenzgebiet von ReconAfrica bilden, sind die Autoren der Meinung, dass die namibische Regierung das Umweltgenehmigungszertifikat des Unternehmens für die Bohrungen sofort zurückziehen, bzw. seismische Vermessungen verbieten sollte, bis das Unternehmen die Umweltanforderungen für diese industriellen Aktivitäten in einer ökologisch so wichtigen Region erfüllt.
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Allgemeine Zeitung
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