BIG: Ansatz ist gut, Kontrolle ist besser

AZ: Sie wohnen in Omitara, bekommen Sie auch BIG ausgezahlt?

H.Koehler: Nein, ich habe mich damals nicht registrieren lassen.
AZ: In diesen Tagen gab es scharfe Kritik von der BIG-Koalition am Wirtschaftsforschungsinstitut NEPRU, das einige Aspekte aus der ersten BIG-Studie analysiert hatte. Was sagen Sie dazu?

H.Koehler: NEPRU hat nur die Zahlen genommen, die man lesen wollte. Jetzt fordert die BIG-Koalition, dass sich der verantwortliche Ökonom Herr Osterkamp entschuldigen soll. Das finde ich auch, denn er hat keine Ahnung, was vor Ort läuft. In dem Camp gibt es wirklich große Armut. Ich distanziere mich in dieser Sache von Osterkamp. Aber die BIG-Koalition sollte sich auch entschuldigen. Mit der Kritik an NEPRU benehmen die sich wie beleidigte Kinder.

AZ: Es wird gemutmaßt, dass ein Großteil der BIG-Zahlungen für Alkohol ausgegeben wird. Stimmt das?

H.Koehler: Ja, das stimmt. Zum Hintergrund muss man wissen, dass etwa 20 Prozent der knapp 100000 N$, die monatlich an die Einwohner ausgegeben werden, über das Einzelhandelsgeschäft wieder in meiner Kasse landen. Darüber hinaus beliefere ich als Großhändler noch die örtlichen Shebeens. Davon gibt es rund 20 in dem Ort.

Es gibt viele Familien, die mit dem Geld gut haushalten. Sie kaufen bei mir Lebensmittel, mal eine Herdplatte und auch mal ein paar Schuhe. Aber es gibt auch Leute, die ihr Geld hauptsächlich in Alkohol investieren. Am und kurz nach dem 15. eines Monates, wenn das Geld ausgezahlt und für Alkohol ausgegeben wurde, gibt es deshalb oft Streit, Schlägereien und Messerstechereien. Dann steigt die Kriminalität, vor allem die häusliche Gewalt. Rückblickend auf die vergangenen Monate ist mein Eindruck, dass der Viehdiebstahl zurückgegangen ist, dafür haben die Einbrüche zugenommen. Seit vor kurzem 14 Leute verhaftet wurden, ist aber wieder Ruhe eingekehrt.

AZ: Welche Beobachtungen haben Sie in Bezug auf das Kaufverhalten noch gemacht?

H.Koehler: Es kommen auch ältere Menschen zu mir, deren Geld versoffen oder von Familienangehörigen ausgegeben wurde. Sie betteln und lassen bei mir anschreiben. Mehrere Menschen haben bei mir bislang rund 20000 Namibia-Dollar Schulden gemacht - dieses Geld werde ich wohl abschreiben müssen.

AZ: Wie stehen Sie generell zum Projekt BIG?

H.Koehler: Grundsätzlich bin ich dafür, denn der Ansatz ist gut. Aber man sollte Bedingungen daran knüpfen sowie eine gewisse Aufsicht und Kontrolle durchführen.

AZ: Wie könnte das aussehen?

H.Koehler: Man muss den Menschen beibringen, mit dem Geld verantwortungsvoll umzugehen. Außerdem sollte die Verwendung des Geldes kontrolliert werden: Wer sich benimmt, bekommt auch etwas - so ist eben das Leben, das lernt man schon im Kindesalter und das muss man den Menschen beibringen.

Die erste Studie der BIG-Koalition klang sehr positiv, war aber einseitig und rosarot gefärbt. Die Leute der BIG-Koalition wohnen ja nicht dort und sehen deshalb nicht, wie manche Menschen hier total besoffen im Dreck liegen. Denen sollte man das Geld entziehen. Es heißt zwar, die Menschen sind erwachsen. Aber die, die da im Dreck liegen, sind nicht erwachsen genug. Eine Alternative wäre die Ausgabe von Lebensmittelmarken anstatt Geld für solche Leute.

Ich erinnere mich noch an einen Tag, an dem eine Delegation mit Bischof Kameeta in den Ort kam. Alle Shebeens hatten plötzlich geschlossen. Kaum hat er den Ort am Nachmittag wieder verlassen, wurden die Shebeens wieder geöffnet.
Die negativen Seiten ansprechenAZ: Denken Sie, dass der BIG-Koalition diese Zustände nicht bekannt sind?

H.Koehler: Ich meine, dass die BIG-Koalition etwas Schönfärberei betrieben hat, damit es weiter Spendengelder gibt. Jeder weiß doch, dass es immer auch negative Seiten gibt. Diese muss man ansprechen - nur das schafft Vertrauen, weil die Öffentlichkeit sieht, dass man sich damit auseinandersetzt.

AZ: Würde ein Gespräch aller Beteiligten helfen?

H.Koehler: Davon bin ich überzeugt. Dann müssen auch die benachbarten Farmer an den Tisch. Von denen habe ich vermisst, dass sie mal vorschlagen, wie sie BIG die Hand reichen wollen. Und die BIG-Koalition muss lernen, dass Kritik auch zum Verbessern da ist. Nicht jeder will BIG angreifen, manche wollen das System sogar verbessern. Ich beteilige mich nicht an Untersuchungen und Statistiken, sondern gebe hier nur meine Einschätzung wieder und möchte, dass die Wogen geglättet werden.

AZ: Die emotionalen Wogen haben ja auch Sie erfasst: Sie sind durch Ihre Äußerungen in einem AZ-Leserbrief auch in die Kritik der BIG-Koalition geraten. Wie gehen Sie damit um?

H.Koehler: Es ist leider so, dass man offenbar nicht miteinander reden kann. Von der BIG-Koalition oder von NEPRU war noch niemand bei mir, um sich mal über die Situation vor Ort zu unterhalten. Die BIG-Koalition wirft mir vor, dass ich nur aus Eigeninteresse handele. Wenn das so wäre, würde ich nur noch Alkohol in den Ort bringen und dort verkaufen. Das würde prima funktionieren. Seit meinem Leserbrief in der AZ ist mein Einzelhandelsumsatz um 70 Prozent zurückgegangen. Inzwischen habe ich gehört, dass Bischof Kameeta die Menschen zum Boykott meines Ladens aufgerufen hat.

Ich war übrigens sehr erschrocken, als ich die Erklärung der BIG-Koalition mit der NEPRU-Kritik gelesen habe. BIG beschuldigt NEPRU der Rassenhetze, lässt aber keine Gelegenheit aus, auch diesem Muster zu folgen. Besonders erschreckend ist, dass dies von der Kirche kommt. Solange wir in Namibia auf beiden Seiten in Schwarz-Weiß-Mustern denken, kommen wir aber nicht weiter.

AZ: Danke für das Gespräch.

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Allgemeine Zeitung 2024-04-25

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