Bienen sind sein Leben

Roland Graf von Bentheim setzt sich seit fast zwanzig Jahren für die Bienen in Windhoek ein
Praktikant Praktikant
Das Zuhause der Bienen misst etwa 60x50x30 Zentimeter, ist weiß bemalt und hat kleine Henkel an den Seiten, damit es einfach zu transportieren ist. Ganz vorsichtig pumpt Roland Graf zu Bentheim weißen Rauch in die Haustür, um die Insekten zu beruhigen. Erst dann nimmt er das Dach von dem Kasten und offenbart zehn rechteckige Rahmen, zwischen denen sich hunderte Bienen tummeln. „Ein Bienenschwarm kann aus bis zu 40000 Bienen bestehen“, erklärt Graf zu Bentheim. Seine Stimme klingt etwas angestrengt, während er versucht, einen der Rahmen zu lockern und herauszuziehen. Ein paar Bienen fliegen auf, surren um seinen Kopf, der unter einer Bienenmaske steckt, und scheinen über die Störung weniger erfreut zu sein. Doch der Imker lässt sich nicht irritieren, nimmt einen Besen in die Hand und fegt die Insekten einfach vom Rahmen.

Bereits sein Vater, der auch als „Bienengraf“ in Namibia bekannt war, beschäftigte sich mit der Imkerei. Sein Sohn tat sich mit dem Beruf etwas schwerer und versuchte sich zunächst als Hobby-Imker. Erst als ihm bewusst wurde, dass die Tiere von den Menschen regelrecht ausgerottet werden, begann er sich für sie einzusetzen. Heute ist er hauptberuflich Imker, verkauft seine Produkte auf Bio-Märkten und privat.

Endlich ist der Rahmen aus dem Kasten heraus und der Imker zeigt auf die Waben. „An den unterschiedlichen Farben kann man erkennen, ob es sich um Pollen oder Honig handelt.“ Das eine ist eher dunkelbraun, das andere hellgelb. Eine der Bienen hat an ihren Beinchen kleine, rosa Punkte – der Blütenstaub, den sie offenbar gerade erst gesammelt hat. Die Menschen wüssten gar nicht, wie wichtig die Bestäubung der Blüten durch die Bienen sei, ereifert sich Graf zu Bentheim. Ungefähr 80 Prozent aller Pflanzen werden von Bienen bestäubt. Bei dem Apfel sind es zum Beispiel acht von zehn Äpfeln, die von der Biene bestäubt werden, bei Kiwis und Avocados sogar zehn von zehn.



Raubtier Mensch

Dass seine Einschätzung der Menschen in Bezug auf die Bienen nicht ganz falsch ist, zeigt sein Bestand. In den letzten zwei Jahren hat Graf zu Bentheim 75 Prozent seiner Bienen verloren. Zwanzig Kästen sind übrig geblieben und nicht jeder Kasten hat einen Schwarm von 40000 Bienen. Unbekannte stehlen die Kästen, vertreiben oder töten die Bienen, essen den Honig und benutzen das ehemalige Zuhause als Brennmaterial. Ein zusätzliches Problem ist, dass die Kästen auf unterschiedlichen Plots stehen und die meiste Zeit unbewacht sind. Wenn etwas passiert, bemerkt der Bienengraf es erst auf einem seiner Kontrollgänge. So auch Anfang November, als er in Okahandja seine Bienen besuchen wollte und feststellen musste, dass diese geklaut waren. „Ich habe einen leeren Kasten ein paar Meter entfernt gefunden“, sagte er, „trotzdem bleibt der Schaden von 100000 N$“. Dabei galt der Platz in Okahandja als relativ sicher. Für den Imker macht das nur wieder deutlich, dass hier Kenner am Werk gewesen sind: „Es gibt nicht viele Leute, die einen Bienenkasten klauen können, ohne total zerstochen zu werden.“

Mittlerweile hat er fünf Rahmen herausgezogen, immer auf der Suche nach der Königin. Diese versteckt sich jedoch weiterhin vor den neugierigen Blicken. Dafür sind umso mehr Arbeiterbienen zu sehen. Ein Zeichen für den Bienengraf, dass eine Königin existiert, denn ohne diese würde der Schwarm in kürzester Zeit sterben. Die Bienen entscheiden selbst, wann eine neue Königin gebraucht wird und wählen am Ende auch selbst aus, welche der Larven die neue Königin wird. Sicherheitshalber werden bis zu zehn Eier in die so genannten Königinnenwaben (großes Foto) gelegt, damit auch wirklich eine neue Anführerin schlüpft. Sobald diese ausgewählt ist, wird die Larve mit spezieller Nahrung gefüttert, die bewirkt, dass die Königin in drei Wochen das Vierfache an Körpergröße gewinnt.



Eine gefährdete Art

„Das Faszinierende an Bienen ist doch, dass sie zu tausenden harmonisch miteinander leben und all ihre Produkte für den Menschen genießbar sind.“ Die Stimme des Imkers klingt ehrfürchtig. „Mittlerweile wird sogar das Bienengift zur Behandlung von Rheuma und Arthritis benutzt.“ Beruhigend fügt er hinzu, dass dabei nicht jedes Mal eine Biene stirbt. Diese verlieren ihre Stacheln, wenn sie einen Warmblütler – wie eben einen Menschen – stechen und damit das während der Therapien nicht passiert, wird das Gift mit einem speziellen Tuch aus dem Stachel herausgestrichen. Ebenfalls sehr begehrt ist das sogenannte Propolis, der Harz. Menschen nutzen ihn für ihre Immunabwehr, die Biene dichtet damit ihre Bienenkörbe und -kästen im Winter ab. Nur eine Biene wird für den Winter aus dem Haus geworfen: Die Drohne. Dadurch, dass sie als einzige die Königin befruchten kann, muss sie die ganze Zeit über fressen, um potent zu bleiben. Im Winter würde der Schwarm durch sie verhungern, weshalb sie kurzerhand rausgeschmissen wird. Doch Bienen sind pragmatische Denker. Im Frühjahr brüten sie einfach eine neue Drohne aus.

Graf zu Bentheim schiebt den Rahmen in die Box zurück und zuckt plötzlich zusammen. Eine der Bienen hat ihn nun doch gestochen. Aber er winkt bloß ab. „Ich werde mindestens einmal am Tag gestochen.“ Das geht eben mit seinem Beruf einher. Von den Rahmen in diesen Boxen nimmt er keinen mit, der Honig ist noch nicht fertig. „In Namibia braucht es ungefähr ein halbes Jahr, bis man den Honig abernten kann“, meint der Graf. Eine Biene kann bis zu fünf Kilometer fliegen, um Pollen einzusammeln. In europäischen Ländern, wo sie die Blume direkt vor der Haustür hat, ist das nicht nötig, in Namibia jedoch muss sie weiter und öfter fliegen, bis der Pollen eingesammelt ist. „Die namibische Biene arbeitet sich schlichtweg zu Tode.“ Graf zu Bentheim zieht seinen Imkeranzug aus und betritt die Küche, wo sich mehrere Schalen mit Waben türmen. Es riecht, wie man es erwartet, nach Honig. „Eine deutsche Biene wird ein halbes Jahr alt. Eine namibische Biene nur sechs Wochen.“

Dabei handelt sich um die gleiche Bienenart, die Honigbiene. In Namibia ist allerdings eine etwas aggressivere Unterart vertreten, etwas kleiner als die deutsche Biene und bis in die südlichen Teile von Angola verbreitet. Der Bienengraf schätzt die Aggressivität der Biene jedoch sehr. Wäre sie zahmer, so Graf zu Bentheim, wäre die Honigbiene in Namibia längst ausgerottet. „Im Grunde gehört die Biene, wie auch die Rhinos oder die Elefanten, auf die Rote Liste.“ Daran ist nicht nur der Mensch schuld, schließlich haben Insekten viele natürliche Feinde wie Affen oder Dachse. Auch der so genannte Bienenkäfer macht dem Imker immer wieder Probleme, indem er sich in die Brut einnistet und die Waben zerstört. Das nächste Problem, was auf die Bienen in Namibia zukommen wird, ist der Anstieg des Pestiziden-Gebrauchs. Die Bienen nehmen die Gifte mit den Pollen auf und sterben daran – oder noch schlimmer, das Gift gelangt in die Produkte selbst.

Roland Graf zu Bentheims Kampf um die Honigbiene ist also noch lange nicht beendet. Während er in seiner Küche beginnt, die Töpfe mit den Honigwaben zu sortieren, drängt er darauf, Bienen auch persönlich zu schützen. „Wenn man Bienen im Garten hat, soll man mich anrufen“, bittet er eindringlich. Auf keinen Fall sollte man versuchen, die Bienen mit Gift zu entfernen, die Tiere würden nur aggressiv werden. Sein Traum für die Zukunft ist ebenfalls den Bienen gewidmet: „Ich träume davon, landesweit in Namibia Bieneninformationszentren zu bauen“, sagt er und lächelt. Dann nimmt er einen Eimer und geht in die Küche. Der Honig muss noch in die Gläser umgefüllt werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-03-28

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