Über Umwege aufs Buch gekommen

Nicht nur in geschäftlichen Dingen hat Ingrid Demasius den richtigen Riecher, sondern offenbar auch für das richtige Ambiente: Die Räumlichkeiten im Komplex des "Grünen Kranz" im südlichen Industriegebiet, in die sie kürzlich mit ihrem florierenden Buchvertrieb "Demasius Publications" eingezogen ist, könnten schöner kaum sein. Das ehemalige Hotel ist ruhig gelegen, beherbergt neben dem Vertrieb noch einige weitere, nette Geschäfte, und mit den Gänsen, die in ihrem kleinen Gehege vor der Tür kräftig laut geben, hat das Ganze einen richtig ländlichen Touch.
"Und das Wichtigste ist, dass ich jetzt endlich Stauraum für die ganzen Bücher habe", freut sich Geschäftsführerin Ingrid, die zuvor mit deutlich weniger Platz vorlieb nehmen musste. "In meinen 40 qm, in denen ich bis vor kurzem gearbeitet habe, stapelte sich am Ende alles bis zu Decke und ich hatte auch keinen Platz für eine Assistentin, die ich aber dringend gebraucht habe!"
Diese Zeiten sind glücklicherweise passé. Jetzt hat der Buchvertrieb drei Arbeitsräume nebst Abstellkammer zur Verfügung, und auch Assistentin Sylvia Peter hat ihren eigenen Schreibtisch. Ingrid ist sichtlich zufrieden mit ihrem neuen Ort des Schaffens, den sie mit vielen Blumen und schicken Möbeln liebevoll und modern eingerichtet hat und der auch den Kunden deutlich mehr Komfort bietet: "Jetzt kann ich die Bücher angemessen in großen Regalen präsentieren, und man muss sich nicht mehr durch die Stapel und Kartons wühlen", so die stolze Ingrid.
Und das war auch bitter nötig, denn die Kundenkartei des Demasius-Vertriebes, der mittlerweile neben namibischen Büchern auch Werke südafrikanischer Autoren verkauft, wächst stetig. In den Regalen stehen unzählige Bücher auf Deutsch, Englisch und Afrikaans, unter anderem von Doc Immelman, Willem D. Kotzé und "Venture Publications Windhoek", die sich vor allem Namibia und seinen Menschen, seiner Natur und seiner Einzigartigkeit widmen. Diese Werke gilt es, an den relativ überschaubaren Kundenstamm des Landes zu bringen - und da ist der patenten Ingrid kein Weg zu weit.
Aber zurück zum Anfang aller Dinge: Ingrid Demasius ist eigentlich gelernte medizinisch-technische Assistentin und hat in diversen staatlichen und privaten Laboren gearbeitet, unter anderem in Kapstadt. Von dort wechselte sie einige Jahre später in Richtung Verkauf, besuchte Marketingkurse und brachte anschließend Laborgeräte an den Mann. Weiter ging es in Richtung Public Relations und schließlich war Ingrid Leiterin eines Privatlabors in Windhoek.
"Dann kam ich zur `Wissenschaftlichen Gesellschaft', und dort habe ich alles über Bücher und das Verlegen derselben gelernt", erinnert sich Ingrid. "So liefen dann irgendwann alle Fäden zusammen zu dem, was ich heute tue. Ich konnte verkaufen, kannte mich mit Marketing und Public Relations aus und zu guter Letzt eben auch mit dem Buchhandel."
Die Idee zur Selbstständigkeit kam dann vor vier Jahren, und aufgrund glücklicher Zufälle führte eines zum anderen: "Ein befreundeter Buchverleger, Klaus Hess, der in Göttingen in Deutschland sitzt und seine Bücher in Namibia vertreibt und lagert, hatte keinen Raum mehr für seine Bücher. Da habe ich ihm angeboten, alles zu lagern und gleichzeitig zu vertreiben", erzählt Ingrid. "Ähnlich lief es mit dem zweiten Verleger, Nicol Stassen aus Südafrika, der auch nach neuen Möglichkeiten suchte, seine Bücher in Namibia zu vermarkten."
Und das war der Startschuss für Demasius Publications. Nicht zuletzt Ingrids großes Netzwerk, das sie sich über die Jahre aufgebaut hat, führte dazu, dass sie mittlerweile einen festen Kundenstamm hat und sich über stetigen Zulauf freuen kann. Mit ihrem Mailverteiler und Anzeigen in den lokalen Medien sorgt sie permanent für die nötige Werbung. "Ich arbeite mit Verlegern aus Namibia, Südafrika und auch Deutschland zusammen. Es kommt auch immer wieder vor, dass mich namibische Autoren direkt ansprechen, die keinen Verleger haben und Hilfe bei der Produktion und Vermarktung ihres Buches brauchen", sagt Ingrid und fügt hinzu: "Es ist wirklich nicht einfach, auf dem namibischen Buchmarkt Fuß zu fassen. Von den 2 Millionen Einwohnern können sich nur etwa 200 000 den Luxus leisten, Bücher zu kaufen - und auch die müssen die Bücher erst mal bekommen."
Und wenn der Kunde nicht zum Buch kommt, kommt das Buch eben, in Begleitung von Ingrid, zum Kunden. Besonders größere Lodges an den Schnittstellen der touristischen Anlaufpunkte sind fleißige Abnehmer der Bücher, und auch Farmer und ihre Festivitäten locken die Geschäftsfrau an: "Ich gucke immer, wer die Bücher meiner Kunden brauchen könnte und wo mögliche Verkaufsmöglichkeiten sind, und dann setze ich mich eben ins Auto und fahre los", erklärt Ingrid ihre mühsame, aber erfolgreiche Strategie. "Dann verkaufe ich die Bücher direkt bei den Inhabern der Lodges oder mache auf Festen und anderen Events einen Büchertisch." Dabei hat sie auch immer im Blick, welche Bücher sie welchem Kunden anbietet, denn "in Lüderitz werde ich kein Buch über Etoscha verkaufen."
Auch auf der bekannten Buchmesse in Kapstadt hat Ingrid bereits zweimal fleißig ihre Produkte vertrieben. Ihre Energie und der Sinn fürs Geschäft scheinen kaum zu stoppen zu sein - aber man darf dabei nicht vergessen, wie viel Schweiß und Mühe hinter diesem Erfolg steckt: "Freizeit habe ich in den letzten Jahren kaum gehabt, ich habe ständig gearbeitet. Aber ohne Fleiß kein Preis", sagt eine, die es wissen muss. "Aber jetzt muss ich nach dem ganzen Stress wirklich erst mal Luft holen, und mit dem neuen Geschäftssitz und der Unterstützung meiner Assistentin Sylvia müsste mir das auch gelingen."
Insgesamt ist Ingrid, die bei der Eröffnungsfeier letzte Woche viel Lob und Anerkennung von den geladenen Gästen einstreichen konnte, aber sehr zufrieden mit allem und ist sich sicher: "Wenn ich noch mal von vorne anfangen müsste, ich würde alles ganz genau so machen." Auch der relativ späte Weg in die Selbstständigkeit und der lange, berufliche Werdegang waren für Ingrid rückblickend genau das Richtige, obwohl ihr Bekannte bereits vor 20 Jahren rieten, doch endlich auf eigene Faust durchzustarten: "Mit 35 Jahren hätte ich noch gar nicht den Mut, geschweige denn das Wissen gehabt, um einen Buchvertrieb in dieser Form aufzuziehen", weiß Ingrid heute.
Zwischen dem geplanten Luft holen bastelt Ingrid gerade an einer eigenen Website, die nächstes Jahr fertig sein soll, und auch die kommende Buchmesse hat sie wieder im Auge.
Lässt man sich abschließend Ingrids berufliche Höchstleistung noch einmal auf der Zunge zergehen, glaubt man ihr aufs Wort, wenn sie fröhlich erklärt: "Ich wusste einfach, dass ich es schaffen kann - einen Plan B hatte ich nie."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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