Benjamin hat riesige Aufgabe

Es hat zwei Jahre und sechs Monate gedauert, doch endlich hat Swakopmund einen neuen Stadtdirektor. Das Ausschreibungsverfahren wurde durch eine ständige Geheimniskrämerei überschattet, obwohl der Posten insgesamt drei Mal ausgeschrieben worden war. Das ist nun Vergangenheit, denn der neue Mann an der Stadtspitze, Archie Benjamin, kann endlich die Arbeit aufnehmen.

In der Öffentlichkeit gibt es wird oft missverstanden, welche Aufgaben und Befugnisse Stadtdirektoren haben. Ständig machen bestimmte Stadtdirektoren Schlagzeilen, da sie angeblich korrupt sind oder sich selbst bereichern. Aktuell steht Robert Kahimise aus Windhoek unter Verdacht, der zum zweiten Mal binnen kürzester Zeit suspendiert wurde.

Generell haben Stadtdirektoren weit weniger Einfluss, als viele glauben denkt. In der Praxis ist es der Stadtrat jeder Ortschaft, der grundlegende Entscheidungen trifft, die der Stadtdirektor dann umsetzen muss. Stadträte sind somit die eigentlichen Entscheidungsträger, die in vielen Fällen hinter verschlossener Tür (oftmals) kontroverse Entscheidungen treffen, die der Stadtdirektor verantworten muss.

Stadtratsmitgliedern werden oft der Selbstbereicherung beschuldigt, sei es durch dubiose Grundstückeverkäufe oder Entwicklungen. Darüber hinaus sind sich sehr oft Stadtratsmitglieder feindlich gesinnt – und das sogar unter Vertretern derselben Partei. Am Ende sind es dann die Bewohner einer Ortschaft, die negativ beeinträchtigt werden. Wie soll denn auch eine gespaltene Führungsebene eine Stadt aufbauen? Es sind solche Fälle, bei denen auch ein Stadtdirektor wenig erreichen kann.

Genau aus diesem Grund hat Swakopmunds neuer Stadtdirektor Archie Benjamin eine riesige Aufgabe vor sich. Er muss den Rat vereinen und während einer ohnehin ungünstigen, wirtschaftlichen Zeit die Stadt aufbauen. Sollte ihm das nicht gelingen, könnte ihm schon bald das gleiche Schicksal wie Kahimise drohen.

Erwin Leuschner