Bedrohte Schönheiten
Schutz von Giraffen soll verstärkt werden
Von Christina Sticht, dpa
Genf
Wer an bedrohte Wildtiere denkt, dem fallen als Erstes Panda, Tiger oder Nashorn ein, nicht so sehr die Giraffe. Dabei hat sich die Zahl der Tiere binnen 30 Jahren um knapp 40 Prozent verringert. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft die Giraffe seit 2016 als gefährdet ein, die sogenannte Massai-Giraffe in Tansania und Kenia gilt seit diesem Jahr sogar als stark gefährdet. Auf der Weltartenschutzkonferenz vom 17. bis 28. August in Genf sollen die einzigartigen Langhälse auf Antrag mehrerer afrikanischer Staaten in das Artenschutzübereinkommen Cites aufgenommen werden. Dafür ist eine Zweidrittelmehrheit der Mitgliedsstaaten notwendig.
Sollte die Giraffe künftig in Anhang II des Abkommens stehen, muss der Exportstaat eine Ausfuhrgenehmigung erteilen und darf dies nur, wenn die Arterhaltung nicht gefährdet ist. In EU-Mitgliedstaaten würde zudem eine Importgenehmigung fällig. Die Giraffe wäre dann im gleichen Maße wie Landschildkröten oder Krokodile geschützt. Für Große Pandas oder Elefanten besteht dagegen ein komplettes Handelsverbot.
Für Empörung sorgten vor kurzem in sozialen Medien gepostete Bilder einer US-amerikanischen Jagdtouristin in Südafrika. Sie zeigen die Frau mit gerecktem Gewehr vor einer erlegten Giraffe. Die hübschen Tiere mit den langen Wimpern scheinen vor allem bei weiblichen Großwildjägern beliebt. Der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert angesichts der Poser-Fotos mehr Sensibilität vor „nichtjagenden Mitmenschen“. Die Bilder zeigten nicht, welchen positiven Beitrag die Jagd zum Einkommen vor Ort oder im Kampf gegen die Wilderei leiste, sagt der Auslandsjagdbeauftragte des DJV, Stephan Wunderlich.
Nur in Namibia, Südafrika, Simbabwe und Teilen Sambias dürfen Giraffen legal gejagt werden. Weil sie damit einen ökonomischen Wert für die lokale Bevölkerung besitzen, steigt deren Interesse am Schutz der Tiere, ist Wunderlich überzeugt. Die Bestände dort hätten zugenommen, in den meisten Ländern mit Jagdverbot gebe es hingegen immer weniger Tiere. Der Jagdverband stellt sich vehement gegen eine Cites-Listung der Giraffe.
Die Europäische Union will dagegen den Antrag „unter dem Leitbild des Vorsorgeprinzips unterstützen, um eine Gefährdung der gesamten Art in der Zukunft zu verhindern“, teilte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums mit. Darauf hätten sich die Mitgliedsstaaten vorab verständigt.
Die Umweltstiftung WWF Deutschland plädiert auch für eine Aufnahme der Giraffe in das Abkommen „aus Gründen der Vorsorge“, wie der Leiter Artenschutz, Arnulf Köhncke, sagt. Die Hauptbedrohung für die rund fünf Meter hohen Tiere seien aber die Zerstörung ihrer Lebensräume sowie bestimmte illegale Wilderei. Besonders in Krisenregionen sei die Giraffe ein Fleischlieferant. Der Export von Jagdtrophäen spielt nach Köhnckes Einschätzung eine geringe Rolle, zumal diese vor allem aus Giraffen-Beständen mit gutem Schutzstatus und positiven Bestandsentwicklungen stammten.
Im Cites-Antrag gibt es Zahlen für Trophäen-Importe in die USA: Zwischen 2006 und 2015 wurden demnach 39 516 Giraffenteile eingeführt, was mindestens 3751 getöteten Giraffen entsprach. Dazu zählten vor allem aus Knochen gefertigte Messer- oder Pistolengriffe, Häute oder Schwänze, die schon im alten Ägypten als dekorative Fliegenklatschen dienten. Hauptexporteure waren demnach Südafrika und mit Abstand dahinter Simbabwe und Namibia. Diese Länder wollen auch keine strengeren Handelsauflagen.
Auch die großen Naturschutzorganisationen müssten mehr für die Giraffe tun, sagt Axel Janke von der Frankfurter Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung. „Es gibt 300 000 Elefanten, aber nur 90 000 Giraffen“, sagt der Genetiker, der 2016 Gewebeproben von 190 wilden Giraffen aus unterschiedlichen Ländern untersuchte. Nach seiner Analyse gibt es sogar vier unterschiedliche Arten, nämlich die Nord-Giraffe, die Netzgiraffe, die Massai-Giraffe und die Süd-Giraffe.
„Ein Lichtblick ist, dass sich der Bestand im Niger erholt hat. Dort leben inzwischen wieder rund 400 Westafrikanische Giraffen, eine Unterart der Nord-Giraffen“, sagte Janke. Im krisengeschüttelten Südsudan zum Beispiel gebe es dagegen so gut wie keinen Schutz für die außergewöhnlichen Tiere.
Genf
Wer an bedrohte Wildtiere denkt, dem fallen als Erstes Panda, Tiger oder Nashorn ein, nicht so sehr die Giraffe. Dabei hat sich die Zahl der Tiere binnen 30 Jahren um knapp 40 Prozent verringert. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft die Giraffe seit 2016 als gefährdet ein, die sogenannte Massai-Giraffe in Tansania und Kenia gilt seit diesem Jahr sogar als stark gefährdet. Auf der Weltartenschutzkonferenz vom 17. bis 28. August in Genf sollen die einzigartigen Langhälse auf Antrag mehrerer afrikanischer Staaten in das Artenschutzübereinkommen Cites aufgenommen werden. Dafür ist eine Zweidrittelmehrheit der Mitgliedsstaaten notwendig.
Sollte die Giraffe künftig in Anhang II des Abkommens stehen, muss der Exportstaat eine Ausfuhrgenehmigung erteilen und darf dies nur, wenn die Arterhaltung nicht gefährdet ist. In EU-Mitgliedstaaten würde zudem eine Importgenehmigung fällig. Die Giraffe wäre dann im gleichen Maße wie Landschildkröten oder Krokodile geschützt. Für Große Pandas oder Elefanten besteht dagegen ein komplettes Handelsverbot.
Für Empörung sorgten vor kurzem in sozialen Medien gepostete Bilder einer US-amerikanischen Jagdtouristin in Südafrika. Sie zeigen die Frau mit gerecktem Gewehr vor einer erlegten Giraffe. Die hübschen Tiere mit den langen Wimpern scheinen vor allem bei weiblichen Großwildjägern beliebt. Der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert angesichts der Poser-Fotos mehr Sensibilität vor „nichtjagenden Mitmenschen“. Die Bilder zeigten nicht, welchen positiven Beitrag die Jagd zum Einkommen vor Ort oder im Kampf gegen die Wilderei leiste, sagt der Auslandsjagdbeauftragte des DJV, Stephan Wunderlich.
Nur in Namibia, Südafrika, Simbabwe und Teilen Sambias dürfen Giraffen legal gejagt werden. Weil sie damit einen ökonomischen Wert für die lokale Bevölkerung besitzen, steigt deren Interesse am Schutz der Tiere, ist Wunderlich überzeugt. Die Bestände dort hätten zugenommen, in den meisten Ländern mit Jagdverbot gebe es hingegen immer weniger Tiere. Der Jagdverband stellt sich vehement gegen eine Cites-Listung der Giraffe.
Die Europäische Union will dagegen den Antrag „unter dem Leitbild des Vorsorgeprinzips unterstützen, um eine Gefährdung der gesamten Art in der Zukunft zu verhindern“, teilte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums mit. Darauf hätten sich die Mitgliedsstaaten vorab verständigt.
Die Umweltstiftung WWF Deutschland plädiert auch für eine Aufnahme der Giraffe in das Abkommen „aus Gründen der Vorsorge“, wie der Leiter Artenschutz, Arnulf Köhncke, sagt. Die Hauptbedrohung für die rund fünf Meter hohen Tiere seien aber die Zerstörung ihrer Lebensräume sowie bestimmte illegale Wilderei. Besonders in Krisenregionen sei die Giraffe ein Fleischlieferant. Der Export von Jagdtrophäen spielt nach Köhnckes Einschätzung eine geringe Rolle, zumal diese vor allem aus Giraffen-Beständen mit gutem Schutzstatus und positiven Bestandsentwicklungen stammten.
Im Cites-Antrag gibt es Zahlen für Trophäen-Importe in die USA: Zwischen 2006 und 2015 wurden demnach 39 516 Giraffenteile eingeführt, was mindestens 3751 getöteten Giraffen entsprach. Dazu zählten vor allem aus Knochen gefertigte Messer- oder Pistolengriffe, Häute oder Schwänze, die schon im alten Ägypten als dekorative Fliegenklatschen dienten. Hauptexporteure waren demnach Südafrika und mit Abstand dahinter Simbabwe und Namibia. Diese Länder wollen auch keine strengeren Handelsauflagen.
Auch die großen Naturschutzorganisationen müssten mehr für die Giraffe tun, sagt Axel Janke von der Frankfurter Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung. „Es gibt 300 000 Elefanten, aber nur 90 000 Giraffen“, sagt der Genetiker, der 2016 Gewebeproben von 190 wilden Giraffen aus unterschiedlichen Ländern untersuchte. Nach seiner Analyse gibt es sogar vier unterschiedliche Arten, nämlich die Nord-Giraffe, die Netzgiraffe, die Massai-Giraffe und die Süd-Giraffe.
„Ein Lichtblick ist, dass sich der Bestand im Niger erholt hat. Dort leben inzwischen wieder rund 400 Westafrikanische Giraffen, eine Unterart der Nord-Giraffen“, sagte Janke. Im krisengeschüttelten Südsudan zum Beispiel gebe es dagegen so gut wie keinen Schutz für die außergewöhnlichen Tiere.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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