Barfuß zum Sundowner, "kaalgat" in die Bar
Ferien an der Küste. Sonne, Meer und feinkörniger Sand, der beim Gehen zwischen den Zehen hindurchquillt... Als Urlauber kann man nicht genug davon bekommen. Was liegt da also näher, als den ganzen Tag am Strand zu verbringen? Bis sich dann der Durst und der kleine Hunger melden. Für diejenigen, die nicht zu den patenten Picknicktypen zählen, die immer das kalte Bier in der Kühltasche dabeihaben, gibt es in Swakopmund eine Kneipe unmittelbar am Strand. Mit Meersand statt gefliestem Boden. Mit Palmenblättern statt Mauern. Mit Blick auf den Ozean statt Bildern an den Wänden. Und über allem: der freie Himmel.
"Hier kann jeder die Schuhe ausziehen und relaxen", sagt Richard Downing, Inhaber der "Tiger Reef Beach Bar". Sichtlich zufrieden steht er hinter der Theke und lässt den Blick über sein selbstgebautes kleines Reich wandern. In der Mitte ein Feuerplatz mit Steinen ringsum zum Sitzen. An der Bar robuste Holzbohlen als Bänke. An den Stützpfeilern der Theke haften die Reste von Muscheln - Zeichen dafür, dass die Holzbalken vor noch nicht allzulanger Zeit als Brückenpfeiler der Jetty von Walvis Bay gedient haben.
Das Baumaterial habe ihn praktisch gar nichts gekostet, sagt Hobbyarchitekt Downing. Die Wände aus Holzstreben hat er mit Palmenblättern abgedeckt. Alte Boyen und Fischernetze hat er von Freunden am Hafen geschenkt bekommen. In der Bar dient ein abgenutztes Kanu, ein Mokoro aus dem Caprivi, als Regal für die Spirituosen. Mobiles aus Treibholzstücken und Muscheln baumeln von der Decke.
Genau ein Jahr ist es her, dass Downing die Strandbar in seinem Campingplatz "Sea Gulls Cry" hinter dem Aquarium eröffnet hat. Davor hatte er bereits die Lapa, in der heute Empfänge und Hochzeiten stattfinden, in der demnächst eine große Sylvesterparty steigt. In dem einfachen Etablissement waren bereits hohe Gäste zu Besuch: Hollywoodschauspielerin Angelina Jolie beispielsweise, als der Film "Beyond Borders" in Namibia gedreht wurde.
Die Lapa ist ein erweiterter Hinterraum, komplett mit kleiner Holzbühne, Tischen und großer Feuerstelle. Dort serviert Nadine Downing dann ihre renommierten Buffets in dreibeinigen gusseisernen Potjie-Töpfen.
Von den Gerichten, die die junge Schwester des Eigentümers zaubert, kann man auch an der Bar beim immer wechselnden Tagesmenü kosten. Potjiekos mit Rindfleisch und Reis, saftige Fischpastete ("Snoekpie"), in Knoblauchbutter gebackene Muscheln... Nadine Downings Küche merkt man die jahrelange Erfahrung im Catering an. Und kochen macht ihr offensichtlich Spaß, denn bei den moderaten Preisen in der Tiger Reef Beach Bar kann es nicht wirklich ums Profitmachen gehen. "Die Leute sollen sich hier zu Hause fühlen. Das ist es, was zählt. Deshalb bieten wir etwas für den kleinen Hunger zwischendurch an."
Wer vor allem Durst hat, kommt in der Tiger Reef Beach Bar auch nicht zu kurz. Neben den geläufigen Longdrinks und Kurzen, Wein und Bier, gibt"s sogar Cocktails. Die stehen allerdings auf keiner Karte. "Lass mich etwas mixen." Nadine Downing verschwindet mit vielversprechendem Augenzwinckern hinter der Bar und kommt eine Minute später mit einem giftgrünen Fruchtcocktail zurück. "Wir nennen ihn ,Shrek`, nach dem Zeichentricktfilm", meint Downing mit breitem Lächeln und zeigt auf zwei Strohhalme, die wie lange Ohren aus dem Glas stecken.
Zwischen den Jettypfeilern hat eine Spinne ein dekoratives Netz gespannt. Aus den Lautsprechern tönt die Stimme von Johny Clegg and Savuka. In einer Ecke der Bar knutscht ein Pärchen, in der Hängematte fletzt ein braungebrannter Urlauber. Von den Holzbänken aus ist der Blick frei auf den orange-roten Abendhimmel. Draußen sitzen kleine Grüppchen an die Palmwände gelehnt, bohren die Füße in den noch warmen Sand, nippen an ihren Gläsern. Ein kühler Wind weht vom Meer. Bald wird Downing drinnen das Feuer entfachen. Zu später Stunde hat sich das schon als wahrer Segen erwiesen, meint der Inhaber. "Hier sind schon viele Leute auf die Idee gekommen, skinnydipping zu machen. Dann rennen sie zurück in die Bar und wärmen sich am Feuer auf."
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Allgemeine Zeitung
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