Axel Theissen - Ein Präsident und sein Fazit
Axel Theissen - Ein Präsident und sein Fazit

Axel Theissen - Ein Präsident und sein Fazit

Sportredakteur
AZ: Es hat nicht sollen sein, aber wie sehr ärgert es Dich, dass Du nicht in Tokio dabei sein konntest?
Theissen: Eigentlich nicht. Eines meiner Prinzipien ist, alles geschieht aus einem bestimmten Grund. Ich weiß, es wird neue Chancen geben und bin froh, dass ich Tokio virtuell verfolgen und mit den Athleten teilen konnte – auch aus der Sicht, Pressearbeit leisten zu können.

AZ: Kurz vor den Spielen ein wenig Unruhe durch das positive COVID-Test-Ergebnis von Dan Craven. Tristan de Lange rückte nach und so wurde der wichtigste Wettkampf des Jahres, wie er selbst sagt, auf Juli vorverlegt. Auf einmal findet der 24-Jährige sich zwischen Tour Siegern, Vuelta- oder Giro d’Italia-Teilnehmern wieder. Du hattest im Gespräch bereits angedeutet, wie stolz Du auf die Leistung von Tristan bist. Wie stellt Ihr Euch die weitere Förderung von Tristan vor?
Theissen: Tristan ist ein sehr talentierter Athlet – sowohl auf der Straße als auch beim Mountainbiking. Wir waren als Radsportverband sehr froh, Tristan an Stelle von Dan Craven nachnominieren zu können. Wir wussten, wie hart es war, für namibische Athleten sich einen Olympiastarplatz zu sichern, also haben wir alle Register gezogen, dass Tristan den Platz von Dan einnehmen konnte.
Hans du Toit, unser nationaler Trainer, hat bereits Trainings-Programme ausgearbeitet, die unsere Radsportler bei den nächsten Commonwealth-Spielen auf ein höheres Niveau heben soll. Davon werden Talente wie Tristan profitieren.

AZ: Einen Tag später setzte Vera schon früh Akzente, musste aber beim Ausriss mit der Olympiasiegerin und drei weiteren Fahrerinnen abreißen lassen und konnte auch mit dem Tempo des Pelotons, das die Spitzengruppe jagte, nicht mehr mithalten. In der Folge fiel auch Vera – genau wie Tristan – der 80-Prozent-Zeitregel zum Opfer. Nun wohnt die 27-Jährige seit einiger Zeit in der Schweiz. Wie wirkt sich das auf Zusammenarbeit mit der NCF in Bezug auf weitere Nominierungen aus?
Theissen: So lange Vera die namibische Staatsbürgerschaft besitzt und sich national in den Qualifikationswettbewerben empfiehlt, gibt es auch keinen Anlass, nicht auf ihre Qualitäten zu setzen. Wie bereits erwähnt, wohnt Vera jetzt seit einiger Zeit in der Schweiz. Zu ihrem Rennen kann ich nur sagen, dass ihr vor allem die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit zugesetzt haben. Dennoch bin ich auch mit ihrer Leistung vollends zufrieden.

AZ: Nach den Straßenrennen ging es direkt weiter mit den Mountainbike-Events. Alex beendet sein Rennen auf Rang 31. Ein junges Talent mit 20 Jahren; noch weitere jüngere Talente? hat die NCF ja in der Hinterhand auch bei den Damen. Ist das der Weg, den der Verband jetzt einschlagen wird – auf die „jungen Wilden“ setzen und wie groß ist die lokale Konkurrenz für Alex?
Theissen: Es war immer der Plan, den jungen Sportlern Erfahrene zur Seite zu stellen, die ihnen den Weg weisen können. Es ist der Traum eines jeden jungen Athleten, sich auf internationaler Bühne beweisen zu können. Das Auswahlkomitee des namibischen Radsportverbands schaut deswegen genau auf alle Faktoren, welche einen Fahrer beeinflussen. Ich kann mit Stolz sagen, dass hier in Namibia einige Talente auf ihre Chance lauern. Die Olympischen Spiele sind hoffentlich Anreiz, noch mehr Nachwuchsradsportler zu begeistern.

AZ: Für die letzte und erfahrenste der vier Starterinnen war es wahrscheinlich eher ein Alptraum. Regen hatte die Strecke über Nacht in einen Schlammparcours verwandelt, mit dem Michelle so ganz und gar nicht zurechtkam. Die Trainingsmöglichkeiten in Namibia bieten es auch nicht an, auf so einem aufgeweichten Terrain über das Jahr hinweg Wettkämpfe zu simulieren. Welche Lehren zieht der Verband daraus, auch im Hinblick auf die Nachrücken, denn man darf wohl davon ausgehen, dass es die letzten Olympischen Spiele für Vera waren?
Theissen: Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass die Spiele eigentlich hätten ein Jahr früher stattfinden sollen. Michelle ist auch ein Jahr älter geworden und war zudem die zweitälteste Teilnehmerin des Feldes. Aber wir haben einige talentierte junge Fahrerinnen in der Hinterhand, die sicherlich Namibia in der Mountainbike-Szene ein neues Gesicht verleihen werden.
Unglücklicherweise haben wir nicht die Möglichkeit, Konditionen wie sie bei Michelles Rennen eingeflossen sind, zu trainieren. Namibia ist nun mal ein trockenes Fleckchen Erde, Schlamm- und Modder-Strecken kann man somit nicht wirklich simulieren. Wir sind eine Nation von „Wüsten“-Radsportlern.

AZ: Alles in allem, was ist das Gesamtfazit der Spiele in Tokio? Was war besonders gut und wo gab es Bauchschmerzen?
Theissen: Ich bin eigentlich ganz froh, dass niemand so richtig meine Bauchschmerzen mitbekommen hat, als meine Reisepläne über den Haufen geworfen wurden. Ich möchte mich nochmal ganz herzlich bei Mannie Heymans und dem Team bedanken, die in letzter Minute alles geregelt haben. So konnte das Mannschaftsauto in Tokio zum Beispiel erst am Mittwoch von Mannie abgeholt werden. Vorgesehen war, dass ich diese Aufgabe bereits am Samstag absolviere. Alles wurde in letzter Minute organisiert.
Weiterhin gilt ein besonderer Dank an den Mannschaftsarzt des Namibischen Olympischen Komitees Dr. David Weber, ohne den dieses Abenteuer sicher nicht möglich gewesen wäre.
Ein besonderes Highlight war für mich, als ein internationaler Fernsehkommentator nach Alex‘ Rennen erwähnte, dass „Namibia mit Euphorie und Spaß Radsport in Tokio gelebt hat.“ Millionen Zuschauer haben das wahrgenommen und somit erscheint Namibia nicht nur im Tourismus, auf der Landkarte, sondern auch im Radsport.

Vielen Dank an Axel Theissen für diesen Einblick in die olympischen Momente und für die Zukunft des Radsports viel Erfolg.

Olaf Mueller

Axel Theissen, geboren 1970 in Windhoek. Der 51-Jährige ist seit rund einem Jahr Präsident des namibischen Radsportverbands, hat seinen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Cape Towns gemacht und ist Familienvater von drei Kindern. Der Geschäftsführer von CYMOT begeistert sich in seiner Freizeit für Sport (Radsport, Schwimmen, Triathlon), reist gerne und ist neben der Fotografie passionierter Flieger. Foto: Olaf Mueller

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-05-04

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