Aus Stolz und Armut geboren
Es ist warm. Boden, Decke und Wände sind in hellem Grau gehalten. Es riecht sogar grau – nach altem Teppich. Die Reise durch das Namibia der Kunst beginnt im Keller. Dieser Umstand ist jedoch schnell vergessen, denn die auffallendsten, farbenfrohen Gemälde ziehen sogleich die Aufmerksamkeit auf sich. Sie zeigen das Leben in der Stadt, Passanten auf der Straße und vor dem Parlamentsgebäude. Auch Fotografien, Skulpturen, Büsten und ein riesiger, drahtgeflochtener Vogel führen den Besucher ein in die Welt der bildenden Kunst.
Mit jedem Schritt, den der Besucher macht, ist er einer neuen Perspektive ausgesetzt. Viele ganz unterschiedliche Kunstschaffende teilen hier ihren Blick auf das Land. Die Fotografin Shomwatala Shivute nennt ihr Werk „Shattered“, zersplittert. Sie hat zwei Schwarzweiß-Fotografien in weißen Rahmen nebeneinander an die Wand gehängt. Die eine zeigt Blumen, die in einer Pfütze neben den Splittern einer Vase liegen. Das andere Bild zeigt eine Frau mit gesenktem Blick und verkrampften Händen. Ihr Mann hält sie fest, im Nacken, am Arm, und guckt starr in die Kamera.
Die Ausstellungsreihe „Art Inside“ hat die Regierung letztes Jahr ins Leben gerufen. Sie stellte der Nationalgalerie ein Budget von einer Million Namibia-Dollar zur Verfügung. Mit dem Geld sollte die Museumsleitung heimische Künstler aussuchen, um mit deren Gemälden und Skulpturen die Büros in den Ministerien zu dekorieren. Dem Direktor Hercules Viljoen, der Kuratorin Selma Ha-Eiros und einem unabhängigen Gutachter kommt die Aufgabe zu, Künstler für die Sammlung auswählen. Das Ergebnis sollte die namibische Gesellschaft abbilden, gleichzeitig aber auch soziale Themen ansprechen: Wohnungsbau zum Beispiel, oder Gesundheitsversorgung.
Innerhalb dieses Rahmens konnten die Maler, Bildhauer und Installationskünstler frei gestalten. „Bei der Auswahl ist den Ministerien aber auch wichtig“, sagt Pressereferentin Selma Kaulinge, „dass sich der Inhalt ihrer Arbeit darin widerspiegelt“. So wäre „Shattered“ mit dem Thema der häuslichen Gewalt ein passendes Bild im Ministerium für Geschlechtergleichheit und Kinderfürsorge.
Im nächsten Raum begegnen wir Acrylgemälden und Sozialkritik. Linus David malt in fröhlichen Farben den Alltag im Township. Eine Frau beim Waschen, Jungen, die Fußball spielen, und ein Mann, der das Wellblechdach repariert. „Remove“ steht an einer der Außenwände. „Cause of Failure“, einen Fall von Versagen, nennt David sein Bild. Der Kontrast begegnet dem Besucher immer wieder. Die Künstler zeichnen und gestalten scheinbar unbeschwert und spielerisch. Unter der Oberfläche aber zeigt sich scharfe Kritik.
Nachdem die Nationalgalerie die Werke der Öffentlichkeit präsentiert hat, werden sie die Büros der Beamten schmücken. Ein roter Punkt auf der Informationstafel neben dem Bild zeigt an, dass es dem Staat vorbehalten ist. Auf den anderen Tafel sind Preise ausgewiesen, von 750 bis zu 100000 Namibia-Dollar. „Wir haben die Künstler gebeten, ihre Preise nach Möglichkeit niedrig zu halten, damit sich die Kunst nicht an wenigen Stellen sammelt“, betont Selma Kaulinge. Sie möchten viele Menschen damit erreichen. „Schließlich hat Namibia viele Geschichten zu erzählen“, meint Golda Ha-Eiros. „Diese Geschichten sollen aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Stolz ist dabei eines der großen Themen. Armut natürlich. Und die Landschaften…“
Mit Acryl und Öl malen Künstle die Farben ihres Vaterlandes: beige, rotbraun und ockerfarben sind die Landschaften. Immer wieder findet sich das strahlend-klare Blau des Himmels wieder. Das wird im letzten Ausstellungsraum bei Tageslicht noch deutlicher. Köcherbäume, mächtige Kudus und Rinder drücken den Stolz der Künstler aus, in diesem Land zu Hause zu sein. Das Farmleben, die Tiere und das Dorf stehen vielfach im Vordergrund. Auf der anderen Seite sind da die Künstler, die Gewalt auf den Plan bringen, die Gefahr der Minenarbeit oder das ärmliche Leben im Township.
Im Vorbeigehen sagt eine Besucherin: „Da ist ja praktisch keine europäische Kunst dabei.“ In einer Ausstellung, die Namibia darstellen will, nicht verwunderlich. Doch die Kunstszene lebt von der gegenseitigen Inspiration. Und so finden wir trotz der einzigartigen Stimmung und den ungewöhnlichen Materialen auch hier europäische Einflusse. Louise von Wiellighs Ölgemälde der Spitzkoppe lässt an die französischen Impressionisten denken. Die verwischte, traumartige Fototechnik von Helena Louw erinnert an Gerhard Richter, den teuersten noch lebenden Maler.
Diesen Austausch, auch auf internationaler Ebene, hält Golda Ha-Eiros für unerlässlich: „Wir wollen den Künstlern ein Forum schaffen. Sie müssen sich zur Schau stellen können, um auch jenseits der Landesgrenze Beachtung zu finden. Um den internationalen Austausch und damit die Inspiration zu fördern.“ Sie überlegt kurz und fügt hinzu: „Wir wollen zeigen, dass namibische Kunst mehr ist als nur hübsch geflochtene Körbe.“
Mit jedem Schritt, den der Besucher macht, ist er einer neuen Perspektive ausgesetzt. Viele ganz unterschiedliche Kunstschaffende teilen hier ihren Blick auf das Land. Die Fotografin Shomwatala Shivute nennt ihr Werk „Shattered“, zersplittert. Sie hat zwei Schwarzweiß-Fotografien in weißen Rahmen nebeneinander an die Wand gehängt. Die eine zeigt Blumen, die in einer Pfütze neben den Splittern einer Vase liegen. Das andere Bild zeigt eine Frau mit gesenktem Blick und verkrampften Händen. Ihr Mann hält sie fest, im Nacken, am Arm, und guckt starr in die Kamera.
Die Ausstellungsreihe „Art Inside“ hat die Regierung letztes Jahr ins Leben gerufen. Sie stellte der Nationalgalerie ein Budget von einer Million Namibia-Dollar zur Verfügung. Mit dem Geld sollte die Museumsleitung heimische Künstler aussuchen, um mit deren Gemälden und Skulpturen die Büros in den Ministerien zu dekorieren. Dem Direktor Hercules Viljoen, der Kuratorin Selma Ha-Eiros und einem unabhängigen Gutachter kommt die Aufgabe zu, Künstler für die Sammlung auswählen. Das Ergebnis sollte die namibische Gesellschaft abbilden, gleichzeitig aber auch soziale Themen ansprechen: Wohnungsbau zum Beispiel, oder Gesundheitsversorgung.
Innerhalb dieses Rahmens konnten die Maler, Bildhauer und Installationskünstler frei gestalten. „Bei der Auswahl ist den Ministerien aber auch wichtig“, sagt Pressereferentin Selma Kaulinge, „dass sich der Inhalt ihrer Arbeit darin widerspiegelt“. So wäre „Shattered“ mit dem Thema der häuslichen Gewalt ein passendes Bild im Ministerium für Geschlechtergleichheit und Kinderfürsorge.
Im nächsten Raum begegnen wir Acrylgemälden und Sozialkritik. Linus David malt in fröhlichen Farben den Alltag im Township. Eine Frau beim Waschen, Jungen, die Fußball spielen, und ein Mann, der das Wellblechdach repariert. „Remove“ steht an einer der Außenwände. „Cause of Failure“, einen Fall von Versagen, nennt David sein Bild. Der Kontrast begegnet dem Besucher immer wieder. Die Künstler zeichnen und gestalten scheinbar unbeschwert und spielerisch. Unter der Oberfläche aber zeigt sich scharfe Kritik.
Nachdem die Nationalgalerie die Werke der Öffentlichkeit präsentiert hat, werden sie die Büros der Beamten schmücken. Ein roter Punkt auf der Informationstafel neben dem Bild zeigt an, dass es dem Staat vorbehalten ist. Auf den anderen Tafel sind Preise ausgewiesen, von 750 bis zu 100000 Namibia-Dollar. „Wir haben die Künstler gebeten, ihre Preise nach Möglichkeit niedrig zu halten, damit sich die Kunst nicht an wenigen Stellen sammelt“, betont Selma Kaulinge. Sie möchten viele Menschen damit erreichen. „Schließlich hat Namibia viele Geschichten zu erzählen“, meint Golda Ha-Eiros. „Diese Geschichten sollen aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Stolz ist dabei eines der großen Themen. Armut natürlich. Und die Landschaften…“
Mit Acryl und Öl malen Künstle die Farben ihres Vaterlandes: beige, rotbraun und ockerfarben sind die Landschaften. Immer wieder findet sich das strahlend-klare Blau des Himmels wieder. Das wird im letzten Ausstellungsraum bei Tageslicht noch deutlicher. Köcherbäume, mächtige Kudus und Rinder drücken den Stolz der Künstler aus, in diesem Land zu Hause zu sein. Das Farmleben, die Tiere und das Dorf stehen vielfach im Vordergrund. Auf der anderen Seite sind da die Künstler, die Gewalt auf den Plan bringen, die Gefahr der Minenarbeit oder das ärmliche Leben im Township.
Im Vorbeigehen sagt eine Besucherin: „Da ist ja praktisch keine europäische Kunst dabei.“ In einer Ausstellung, die Namibia darstellen will, nicht verwunderlich. Doch die Kunstszene lebt von der gegenseitigen Inspiration. Und so finden wir trotz der einzigartigen Stimmung und den ungewöhnlichen Materialen auch hier europäische Einflusse. Louise von Wiellighs Ölgemälde der Spitzkoppe lässt an die französischen Impressionisten denken. Die verwischte, traumartige Fototechnik von Helena Louw erinnert an Gerhard Richter, den teuersten noch lebenden Maler.
Diesen Austausch, auch auf internationaler Ebene, hält Golda Ha-Eiros für unerlässlich: „Wir wollen den Künstlern ein Forum schaffen. Sie müssen sich zur Schau stellen können, um auch jenseits der Landesgrenze Beachtung zu finden. Um den internationalen Austausch und damit die Inspiration zu fördern.“ Sie überlegt kurz und fügt hinzu: „Wir wollen zeigen, dass namibische Kunst mehr ist als nur hübsch geflochtene Körbe.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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