Aufklärung und Geld helfen, Organspende rettet

Bereits im Mittelalter bestand reges medizinisches Interesse am Erhalt und der Verpflanzung von Organen. Doch erst im Jahr 1883 gelang es dem Berner Chirurgen Theodor Kocher menschliches Schilddrüsengewebe zu transplantieren. Im frühen 20. Jahrhundert begannen Mediziner mit der Erforschung der Nierentransplantation, deren erste erfolgreiche Verpflanzung Joseph E. Murray im Jahr 1954 in Boston (USA) gelang - eine Lebendspende unter Zwillingsbrüdern. In den 1960er Jahren kam der Durchbruch für die Transplantationsmedizin, als auch Bauchspeicheldrüse, Leber und Lungen nutzbringend verpflanzt werden konnten. Außerdem entwickelten Wissenschaftler Arzneimittel zur spezifischen Unterdrückung der Immunabwehr, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern. Weltweit für Furore sorgte 1967 die erste Herztransplantation, welche der Chirurg Christiaan Barnard in Südafrika durchführte. Zur Vermittlung passender Organspender und -empfänger wurden schließlich die unterschiedlichsten Organisationen gegründet, z. B. Eurotransplant, zu dessen Einzugsgebiet Deutschland, Österreich, die Benelux-Länder, Kroatien und Slowenien gehören.

Doch Katalogisierung alleine reicht nicht! Allein im Jahr 2011 ließen sich 11432 Eurotransplant-Region-Bewohner auf einer Warteliste möglicher Organempfänger registrieren, die bereits 15499 Empfänger umfasste. Davon bekamen jedoch nur 6536 Organe - bei einer Einwohnerzahl von 124,6 Millionen im gesamten Einzugsgebiet. Ähnlich erschreckende Werte vermeldet die Organ Donor Foundation (ODF) in Südafrika: mehr als 4300 Menschen warten hier jährlich auf Organ- und Augenhornhaut-Transplantationen - die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Dennoch werden im Durchschnitt nur etwa 600 Transplantationen durchgeführt, denn zu wenig Menschen stimmen einer Organentnahme vor ihrem Ableben per Spenderausweis zu.

In Namibia ist die Lage eine nochmals andere: hier können die Bürger keine Organe spenden, wie Michaela Tietz, Gründerin der Okanti Foundation (von 2007 bis Oktober 2012 Daniela Medical Trust), zu berichten weiß: "Es sind weder die nötigen Einrichtungen in den Krankenhäusern noch genügend fachkundiges medizinisches Personal vorhanden. Theoretisch kann man in Südafrika die oft lebensrettende Operation durchführen lassen, doch der Organtransport über die Grenze ins Nachbarland ist an "Permits" gebunden, die schwierig und zeitaufwändig zu bekommen sind. Zeit, die ein Transplantationspatient nicht hat!" Derartige gesetzliche Bestimmungen könnten jedoch nur durch eine namibische ODF verändert werden, die 2003 gegründete Organisation sei allerdings mittlerweile eingeschlafen. Laut Tietz seien die Verhandlungen, um eine Veränderung der derzeitigen Situation zu Wege zu bringen, langwierig und auf hoher Ebene zu führen. "Es gibt viel Interesse, eine namibische ODF aufzubauen, aber dazu fehlen bis heute noch die Infrastruktur sowie eine einflussreiche personelle Besetzung." Die namibische ODF soll Aufklärungsarbeit über Organtransplantation und Organspende betreiben, und sich langfristig dafür einsetzen, dass auch Namibier Organe spenden und problemlos empfangen können.
Die einzige Möglichkeit zur Organspende besteht für Namibier momentan nur in einem Falle, so Michaela Tietz: "Wenn man beispielsweise in Südafrika oder auch in Deutschland auf Reisen ist und nach einem Unfall für hirntot erklärt wird, können nächste Familienangehörige der Organentnahme am Ort zustimmen. Und natürlich ist es dann hilfreich, wenn man mit einem Spenderausweis seinen persönlichen Wunsch anzeigen kann." - Ein Organspender kann in Südafrika sieben Leben retten: je zwei mit Lunge und Nieren, je eines mit Herz, Bauchspeicheldrüse und Leber; diese kann in Europa sogar auf zwei Empfänger aufgeteilt werden.

Vor allem in Namibia, aber auch in Südafrika, wird eine Transplantation oft als letzte Option in Erwägung gezogen. "Dies muss durch Aufklärungsarbeit und durch Umsetzen der Erkenntnisse der weltweiten Transplantationserfahrungen hier im Land dringend geändert werden", meint Tietz. "Es ist schließlich eine lebensrettende Operation und auch wenn es in einem Dritte-Welt-Land wie Namibia immer noch an basischer medizinischer Versorgung hapert, sollten Erste-Welt-Errungenschaften wie die Organspende und -transplantation auch für die Menschen des afrikanischen Kontinents erreichbar sein." - Und genau dafür setze sich die 2007 gegründete Okanti Foundation ein. Vollständig über Spendengelder abgedeckt hat die Stiftung bislang fünf Jugendlichen finanzielle Hilfe für Therapien und Medikamente geboten. Außerdem leistete sie - und leistet noch immer - neun weiteren Familien emotionalen Beistand, praktische Hilfe bei Krankenkassenanträgen und einiges mehr. "Die meisten Krankenkassen, mit denen wir bislang zu tun hatten, besitzen nur einen minimalen "benefit" für Organtransplantationen, der sich auf 100000 bis 300000 N$ pro Jahr beläuft", erklärt Michaela Tietz. Und dieser werde obendrein oftmals bereits nach einem Jahr storniert. "Dass aber eine Lebertransplantation allein in den ersten 15 Monaten inklusive der OP bis zu 1,6 Millionen N$ verschlingt und die Patienten meist lebenslang auf Medikamente von jährlich bis zu 90000 N$ - in Fällen mit Komplikationen sogar bis zu 60000 N$ monatlich - angewiesen sind, wird zu wenig zur Kenntnis genommen." Deswegen müsse sich die Okanti Foundation in Verhandlungen mit der NAMAF (Vereinigung zur Regulierung von Namibischen Krankenkassen) begeben; ein Ziel sei es, die Tarife besonders teurer überlebensnotwendiger Medikamente anzupassen, die im Selbstkostenpreis der Apotheken beispielsweise bei 3900 N$ pro 100 Kapseln liegen, jedoch mit einer immensen Gewinnspanne für 5900 N$ verkauft würden. Aber es wurden auch Erfolge verbucht: in den Fällen von Patrick Farmer und Gustav Piechazek haben die Krankenkassen schlussendlich 90% aller Kosten seit den Operationen getragen und aufgrund der hohen Kosten das jährliche Limit für Organtransplantationen insgesamt auf "Overall Anual Limit" angehoben und sich bereit erklärt, dieses Limit dauerhaft anzuwenden, nicht nur im Jahr der Transplantationsoperation. Zudem stellen einige Arztpraxen die teuren Medikamente den Begünstigten der Okanti Foundation zum Selbstkostenpreis zur Verfügung.

Und auch für die Zukunft stehen große Projekte an. Die Okanti Foundation baut aktuell eine Bibliothek rund um Organspende und -transplantation sowie chronische Krankheiten auf. Diese umfasst Bücher und Broschüren zum Nachschlagen und Ausleihen. Außerdem soll bis 2017 der Aufbau eines Reha- und Traumazentrums in der Umgebung von Windhoek realisiert werden: "Hier sollen sich Familien und Einzelpatienten nach einer Organtransplantation, einer schweren Herz-OP, langer Krebstherapie oder während Schüben ihrer chronischen Krankheiten erholen können", so Tietz. Durch Physio-, Psycho- und Erlebnistherapie solle umfassend betreut und ein erneutes Meistern des Alltags herbeigeführt werden. Bis das Zentrum schließlich fertig ist, sollen ab 2013 bereits Wochenend- und Tagesangebote stattfinden, die betroffene Familien für eine ähnlich umfassende Betreuung in Anspruch nehmen können. "Einige Farmer aus der Region haben sich bereit erklärt, uns Land und Räumlichkeiten dafür unentgeltlich zur Verfügung zu stellen", erklärt Michaela Tietz überglücklich.

Wer weitere Informationen zu den Projekten der Okanti Foundation bekommen oder selbst als Spender oder ehrenamtlicher Helfer aktiv werden möchte, kann sich unter [email protected] oder Tel. 081-1278544 bei Michaela Tietz melden. Spenden können direkt an Kontoinhaber Daniela Medical Trust, Kontonummer 11010022195 bei der Nedbank Namibia Limited, Hauptfiliale, Filialen-Code 461609, überwiesen werden. Jeder Helfer und jeder Cent zählt, denn jeder Mensch kann irgendwann von einer Organspende abhängig sein.

Jasmin Paul

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Allgemeine Zeitung 2024-04-25

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