Auf Sam Khubis herrscht wieder Ruhe
So langsam ham sich die Oukies wieder an die Winterzeit gewöhnt, derweil der staatliche Wetterdienst für die Tagesstunden noch allerhand Hitze ansagt. Der Monat Mai mit Rekordtagen an Feiertagen geht zur Neige - drei politische und ein geistlicher. Jetzt kommt für die arbeitende Bevölkerung die lange Durststrecke bis August, wo der Heldengedenktag auf einen Mittwoch fällt, so dass der Werktätige, ganz egal ob BEE (Bläck Economic Empauerment) oder historisch bevorteilter Otjirumbu, den Montag/Dienstag, bzw. für Donnerstag/Freitag Urlaub einreicht, Krankheit vortäuscht oder einfach schwänzt, um ein richtiges langes Wochenende rauszuschinden.
Immerhin hat der Mai gerade sein denkwürdiges Heldengedenken auf Sam Khubis geboten. Dort, rund 80 km südwestlich von Rehoboth hatten sich vor 100 Jahren die Baster nach kurzem blutigen Aufstand vor anrückenden Schutztrupplern verschanzt, die wiederum unter Druck der überwältigenden Übermacht der Unionstruppen standen und sich nach einem Tagesgefecht sommer xhou-xhou in Richtung Ovenduka zurückziehen mussten, um nich von den Südafrikanern von der Rückzugsroute abgeschnitten zu werden.
Auf der Pad nach Sam Khubis sind Staub und Rauch der Fest- und Feiergänger vom 8. Mai verzogen, den Tag, den manche als Gelöbnistag begehen und andere als nachträgliche und umgedeutete Geschichtsschreibung. Mündliche Überlieferung und Legendenbildung sind im Lande der Gerüchte huka schon wichtiger gewesen als exakte historische Aufzeichnung.
Auf der Pad nach und von Sam Khubis is noch net das Wellblech von den Fest- und Feierfahrern übrig, die an den Felsen der Gefechtsstätte ihre Zelte aufgeschlagen und manch Flasche und Plastikbeutel in den Klippen hinterlassen haben. Aber ansonsten is das große Gelände der Gedenkstätte sauber und sogar vom Gras freigeschaufelt, so dass vor allem nach Abbruch der Zeltstadt Geisterkämpfer der Baster und der Truppler exerzieren und noch einmal gegeneinander antreten können, am besten um Mitternacht. Das ändert nix mehr am ursprünglichen Ausgang des Gefechts, aber kann dennoch biekie Gruseln heraufbeschwören, weil der ganze Platz mit steinernem Podest samt der Gelöbnistafel auf Hoog-Hollands und dem nunmehr herangeschafften Grabstein des Missionars Heidmann von großer Aktivität zeugt, jetzt aber total verlassen daliegt. Auf dem kleinen historischen Friedhof sind die Inschriften auf den Gräbern nur noch fragmentarisch zu erkennen, aber wer den Friedhof ursprünglich dick ummauert hat, wollte gewiss, dass das Gemäuer in seiner soliden Wucht tausend Jahre halten soll, wenn die Gräber und die Namen der Bestattung endgültig dem Zahn der Zeit verfallen sind.
Am Tage herrscht eitel Frieden, weil Bokkies und Schafe zwischen die Felsen eindringen, um Gräser und Büsche zu beäsen, die an den Hängen muhts leckerer schmecken als auf flachem Areal. Der Hirte treibt die Viecher mit drei Hunden gemächlich am großen Festplatz vorbei, wo die Gedenksteine verlassen stehen und mittlerweile auf das nächste Jahr warten. Schakal und Aardvark sagen sich hier Gute Nacht. Auf dem Fels thront der Habichtsadler und patrouilliert mit seiner Gefährtin das verlassene Areal der Landschaft, die in ihrer Berg-umsäumten Schönheit mit fast jeder Gegend mithalten kann, auch wenn sie keine Superlativen aufzeigt.
Die Baster haben noch stief Kans, mehr aus dem Gebiet zu machen als am Oanob-Damm. Am besten sollten sie die heißen Quellen Rehoboths beginnen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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