Auf dem Weg zum ersten Grammy
Von Undine Konrad
Windhoek
Draußen stets ein Tuch um den Hals, kein Alkohol, nur Wasser und Tee, abends zeitig ins Bett. Das klingt nicht gerade nach einem ausschweifenden Künstlerleben. Doch genau das ist das Erfolgsrezept von VMSIX alias Vocal Motion Six: Hoher Anspruch und eiserne Disziplin. 1999 aus einem Kirchenchor in Rundu hervorgegangen, heimsen sie eine Auszeichnung nach der anderen ein. 22 Awards kommen bislang zusammen, neun davon sind internationale Preise. Fast zeitgleich haben sie jüngst bei den NAMAs und in den USA jeweils drei Trophäen ergattert.
Mit diesem Erfolg als Rückenwind ist die A-cappella-Formation nun gerade nach Europa aufgebrochen. In den nächsten zehn Wochen geben die fünf Namibier in fünf Ländern insgesamt über 30 Konzerte. Finnland, Estland, Deutschland, Lettland und Österreich stehen auf dem Tourneeplan. In letzteren beiden gastieren sie das erste Mal überhaupt. Als wäre eine derart groß angelegte Konzertreise nicht schon Anstrengung genug, verbinden sie den Aufenthalt in Lettland und Österreich zudem mit der Teilnahme an Gesangswettbewerben. Sie werden nicht müde, sich im internationalen Vergleich zu messen. Rund vier Stunden täglich haben sie in den vergangenen Wochen geprobt.
Denn das Ziel, das sie sich gesteckt haben, ist kein kleines: „Mit unserem nächsten Album wollen wir im kommendes Jahr einen Grammy holen“, erzählt Peter M. Chizyuka kurz vor dem Abflug im AZ-Gespräch. Auf diesen wichtigsten US-amerikanischen Musikpreis arbeiten sie bereits gezielt hin. Mit einer neuen CD, einer, die sich komplett von den beiden bisherigen abheben soll. „Es ist möglich, dass Leute fragen: Wer ist das?“, prognostiziert Peter M. Chizyuka geheimnisvoll. Was das genau heißt? „Es wird kein englisches Album werden“, verrät er. „Die Lieder sind in den traditionellen Sprachen von Namibia getextet.“ Dabei stammt die Hälfte aus eigener Feder - auch das stellt ein Novum dar. Alle Songs für das Album sind schon ausgesucht, erzählt das Chormitglied. Beratung und Unterstützung hat sich VMSIX ausschließlich bei Profis aus der Musikbranche geholt, die selbst einen Grammy in der Schrankwand stehen oder anderen dazu verholfen haben. Als Produzenten konnten sie den US-amerikanischen Kollegen gewinnen, der ihr letztes Album gemischt hat. Die Aufnahmen plant das Quintett dann für die letzten beiden August-Wochen. Ins Studio geht es also gleich, nachdem sie wieder in Windhoek sind.
Doch die Konzertreise durch Europa bedeutet keineswegs eine Unterbrechung dieses ehrgeizigen Projekts. „Wir perfektionieren die Lieder für das neue Album in unseren Shows“, sagt Peter M. Chizyuka. Sie werden die Hälfte des Bühnenprogramms ausmachen, neben Songs der letzten - bereits mehrfach preisgekrönten - A-cappella-CD „Ekundungu“ (Storm Wind). „Jeder Auftritt muss unser bestmöglicher sein“, betont der Tenor. „Von Abend zu Abend muss es eine Entwicklung geben.“
Eine enorme Entwicklung hat der Chor auch in den vergangenen Jahren vollzogen. Ursprünglich waren sie zu acht, ausschließlich junge Burschen. 1999 bestanden sie nur noch aus sechs Mitgliedern. 2005, es war das Jahr Vier nach dem Weggang von Rundu nach Windhoek, trat erneut ein Sänger aus, 2012 folgte der nächste. „Wir brauchten damals eine komplette Veränderung“, waren sich die Männer einig. Die Idee: eine Sängerin in ihre Mitte zu holen. Sie schrieben ein Casting aus. Von zwölf Ladies kamen drei in die engere Auswahl. Weshalb sich der Chor für Lilani Kisting entschied, beschreibt Peter M. Chizyuka in einem Satz: „Sie war perfekt für uns.“ Und Begeisterung herrschte auf beiden Seiten: Als die Sänger bei Lilani Kisting anriefen, um ihr Interesse an einer Zusammenarbeit zu bekunden, schrie sie vor Freude ins Telefon. Das ist nun knapp zwei Jahre her.
Gemeinsam waren die fünf großen Stimmen im vergangenen Jahr bereits auf Tournee in Finnland, Estland, Deutschland und China. Gemeinsam haben sie ihr Profil - jenen einzigartigen A-cappella-Stil aus Pop, ein wenig Klassik und Folk - weiter geschärft. Gemeinsam haben sie ein A-cappella-Festival in Windhoek ins Leben gerufen: das Namibia International A Cappella Festival, kurz NIAF. Ihre Motivation: „Wir haben viele Workshops in Europa besucht bei Gruppen, die wir bewundern“, erzählt Peter M. Chizyuka. „Was wir da gelernt haben, nutzen wir heute.“ Eine solche Möglichkeit wollen sie Nachwuchskünstler auch im eigenen Land bieten. Die zweite Auflage des Festivals in diesem September schließt daher einen dreitägigen Workshop ein (3. bis 5. September). Leiten wird ihn ein erfahrener Chor aus Großbritannien. Wer teilnehmen möchte, kann seine Anfrage an [email protected] schicken. An den darauf folgenden zwei Tagen (5. und 6. September) finden Konzerte statt.
Langfristig hoffen die fünf VMSIX-ler, den Blick der Namibier und Südafrikaner stärker auf A-cappella-Musik lenken zu können. Mit einem Grammy Award würden sie „ihrem“ Genre natürlich sofort übergroße Aufmerksamkeit bescheren. Denn: Noch nie hat Namibia eine dieser Trophäen gewonnen.
Windhoek
Draußen stets ein Tuch um den Hals, kein Alkohol, nur Wasser und Tee, abends zeitig ins Bett. Das klingt nicht gerade nach einem ausschweifenden Künstlerleben. Doch genau das ist das Erfolgsrezept von VMSIX alias Vocal Motion Six: Hoher Anspruch und eiserne Disziplin. 1999 aus einem Kirchenchor in Rundu hervorgegangen, heimsen sie eine Auszeichnung nach der anderen ein. 22 Awards kommen bislang zusammen, neun davon sind internationale Preise. Fast zeitgleich haben sie jüngst bei den NAMAs und in den USA jeweils drei Trophäen ergattert.
Mit diesem Erfolg als Rückenwind ist die A-cappella-Formation nun gerade nach Europa aufgebrochen. In den nächsten zehn Wochen geben die fünf Namibier in fünf Ländern insgesamt über 30 Konzerte. Finnland, Estland, Deutschland, Lettland und Österreich stehen auf dem Tourneeplan. In letzteren beiden gastieren sie das erste Mal überhaupt. Als wäre eine derart groß angelegte Konzertreise nicht schon Anstrengung genug, verbinden sie den Aufenthalt in Lettland und Österreich zudem mit der Teilnahme an Gesangswettbewerben. Sie werden nicht müde, sich im internationalen Vergleich zu messen. Rund vier Stunden täglich haben sie in den vergangenen Wochen geprobt.
Denn das Ziel, das sie sich gesteckt haben, ist kein kleines: „Mit unserem nächsten Album wollen wir im kommendes Jahr einen Grammy holen“, erzählt Peter M. Chizyuka kurz vor dem Abflug im AZ-Gespräch. Auf diesen wichtigsten US-amerikanischen Musikpreis arbeiten sie bereits gezielt hin. Mit einer neuen CD, einer, die sich komplett von den beiden bisherigen abheben soll. „Es ist möglich, dass Leute fragen: Wer ist das?“, prognostiziert Peter M. Chizyuka geheimnisvoll. Was das genau heißt? „Es wird kein englisches Album werden“, verrät er. „Die Lieder sind in den traditionellen Sprachen von Namibia getextet.“ Dabei stammt die Hälfte aus eigener Feder - auch das stellt ein Novum dar. Alle Songs für das Album sind schon ausgesucht, erzählt das Chormitglied. Beratung und Unterstützung hat sich VMSIX ausschließlich bei Profis aus der Musikbranche geholt, die selbst einen Grammy in der Schrankwand stehen oder anderen dazu verholfen haben. Als Produzenten konnten sie den US-amerikanischen Kollegen gewinnen, der ihr letztes Album gemischt hat. Die Aufnahmen plant das Quintett dann für die letzten beiden August-Wochen. Ins Studio geht es also gleich, nachdem sie wieder in Windhoek sind.
Doch die Konzertreise durch Europa bedeutet keineswegs eine Unterbrechung dieses ehrgeizigen Projekts. „Wir perfektionieren die Lieder für das neue Album in unseren Shows“, sagt Peter M. Chizyuka. Sie werden die Hälfte des Bühnenprogramms ausmachen, neben Songs der letzten - bereits mehrfach preisgekrönten - A-cappella-CD „Ekundungu“ (Storm Wind). „Jeder Auftritt muss unser bestmöglicher sein“, betont der Tenor. „Von Abend zu Abend muss es eine Entwicklung geben.“
Eine enorme Entwicklung hat der Chor auch in den vergangenen Jahren vollzogen. Ursprünglich waren sie zu acht, ausschließlich junge Burschen. 1999 bestanden sie nur noch aus sechs Mitgliedern. 2005, es war das Jahr Vier nach dem Weggang von Rundu nach Windhoek, trat erneut ein Sänger aus, 2012 folgte der nächste. „Wir brauchten damals eine komplette Veränderung“, waren sich die Männer einig. Die Idee: eine Sängerin in ihre Mitte zu holen. Sie schrieben ein Casting aus. Von zwölf Ladies kamen drei in die engere Auswahl. Weshalb sich der Chor für Lilani Kisting entschied, beschreibt Peter M. Chizyuka in einem Satz: „Sie war perfekt für uns.“ Und Begeisterung herrschte auf beiden Seiten: Als die Sänger bei Lilani Kisting anriefen, um ihr Interesse an einer Zusammenarbeit zu bekunden, schrie sie vor Freude ins Telefon. Das ist nun knapp zwei Jahre her.
Gemeinsam waren die fünf großen Stimmen im vergangenen Jahr bereits auf Tournee in Finnland, Estland, Deutschland und China. Gemeinsam haben sie ihr Profil - jenen einzigartigen A-cappella-Stil aus Pop, ein wenig Klassik und Folk - weiter geschärft. Gemeinsam haben sie ein A-cappella-Festival in Windhoek ins Leben gerufen: das Namibia International A Cappella Festival, kurz NIAF. Ihre Motivation: „Wir haben viele Workshops in Europa besucht bei Gruppen, die wir bewundern“, erzählt Peter M. Chizyuka. „Was wir da gelernt haben, nutzen wir heute.“ Eine solche Möglichkeit wollen sie Nachwuchskünstler auch im eigenen Land bieten. Die zweite Auflage des Festivals in diesem September schließt daher einen dreitägigen Workshop ein (3. bis 5. September). Leiten wird ihn ein erfahrener Chor aus Großbritannien. Wer teilnehmen möchte, kann seine Anfrage an [email protected] schicken. An den darauf folgenden zwei Tagen (5. und 6. September) finden Konzerte statt.
Langfristig hoffen die fünf VMSIX-ler, den Blick der Namibier und Südafrikaner stärker auf A-cappella-Musik lenken zu können. Mit einem Grammy Award würden sie „ihrem“ Genre natürlich sofort übergroße Aufmerksamkeit bescheren. Denn: Noch nie hat Namibia eine dieser Trophäen gewonnen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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