Auf dem Sattel durch Wüste
Der sportliche Mann im Fahrradtrikot und Käppi hat durchdringende graublaue Augen und einen Dreitagebart. Er ist seit dem 19. Mai in Namibia. Zweieinhalb Monate will er mit dem Fahrrad durch das Land fahren. Die anstrengende Reise macht er nicht einfach so: Er sammelt Spenden für das Hospiz, in dem seine Mutter ihren vergeblichen Kampf gegen den Krebs ausgetragen hat. Für diese Einrichtung in seiner Heimatstadt Elmshorn sammelt er „Kilometergeld“: „Es geht mit Zelt und 55 kg Gepäck auf dem Fahrrad über Sand und Schotterpisten durch Afrika. Bei maximal 5000 Gesamtkilometern würde eine Spende von zum Beispiel einem Cent je gefahrenen Kilometer einer Summe von 50 Euro entsprechen“, erklärt Mohr. Deshalb hat er auch einen Blog eingerichtet, um Spender und andere Interessierte an seiner Reise teilhaben zu lassen. Bis zum siebten Mai waren auf diese Weise bereits 650 Euro zusammengekommen.
Von Windhoek aus ist er am 21. Mai mit dem Zug nach Keetmanshop gefahren, um seine Tour zu starten. Von dort aus geht es zum Fischfluss, nach Rosh Pinah und Sossusvlei. Im Anschluss will Mohr an die Skelettküste und in den Etoscha Nationalpark fahren. Weil er alleine unterwegs ist, hat er den schweren Fahrrad-Anhänger dabei, obwohl er eigentlich nicht gerne damit fährt „Von Rennradfahren kann da keine Rede sein“, sagt der Triathlet. Wer alleine fährt, mache sich schließlich ein bisschen mehr Gedanken, was passieren kann. Er hat genug Wasser und auch Medikamente im Gepäck. Außerdem hat Mohr ein kleines Büchlein dabei, das ihm seine Schwester geschenkt hat. „Darin sind die letzten Wochen mit unserer Mutter beschrieben“. Das Büchlein und eine Kerze sollen ihn an seine Mutter erinnern. Ihr habe er versprochen, die Reise nach Namibia zu unternehmen. „Die Reise wird mir Ruhe geben. Und sie ist natürlich eine Form der Trauerarbeit.“ Die Spendenaktion lag dabei fast auf der Hand. Mohr sammelt Geld aus dem gleichen Grund, aus der er in den letzten Jahren seine Mutter auf große Reisen mitgenommen hat: „Es ist mir wichtig, etwas zurückzugeben.“
Ina Briest
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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