Afrikas WM-Fans lassen sich nicht abschrecken
Die Visaanträge stapeln sich bei der deutschen Botschaft in Angola inzwischen kistenweise. Fast hat es den Anschein, als wolle das ganze Land sein Team zur Fußball-WM nach Deutschland begleiten - ungeachtet der jüngsten Übergriffe auf Ausländer in einigen Teilen Ostdeutschlands und der damit verbundenen Sorge, ob sich Andersfarbige überhaupt noch dorthin trauen können. Zwar ist auch in Angola kurz und unspektakulär in Zeitungen wie dem Jornal de Angola über die Vorfälle berichtet worden - dem Enthusiasmus der Fans zu einer Reise ins Land des WM-Gastgebers hat dies keinen Abbruch getan. Vielleicht liegt das auch daran, dass viele Afrikaner auf dem eigenen Kontinent weit schlimmere Zustände als im Osten Deutschlands gewöhnt sind. Jede Woche kann man in südafrikanischen Blättern von gewalttätigen Übergriffen Einheimischer auf Afrikaner aus anderen Teilen des Kontinents lesen, insbesondere aus Simbabwe, Angola und dem Kongo, von wo die meisten der Immigranten stammen. Immer wieder werden in den Townships um Johannesburg oder Kapstadt Hütten afrikanischer Zuwanderer abgefackelt und geplündert. "Wir wollen die Simbabwer und Angolaner nicht, sie müssen raus", dröhnt Thoko Mpiko, einer der Anführer eines solchen Pogroms. "Sie nehmen uns die Arbeit, das Land und die Frauen weg." Vielerorts haben Townshipbewohner am Kap wahre Hetzjagden auf Fremde angezettelt. Schwarze Immigranten werden von vielen bitterarmen Südafrikanern schnell für die eigenen Missstände verantwortlich gemacht - für ihr Elend, die fehlenden Jobs oder die überbordende Kriminalität.
Der Großteil der angolanischen Fans, vermutlich mehrere Tausend, reist ohnehin nicht allein, sondern mit zwei Fan-Organisationen nach Deutschland. Eine davon hat etwa zehn Charterflüge organisiert, die in zwei Wochen von Luanda nach Hannover abheben. Trotz der hohen Visanachfrage laufen die vielen Interviews mit den Antragstellern nur sehr schleppend an, heißt es aus diplomatischen Kreisen in Luanda. Viele der Bewerber hätten keine Unterlagen oder könnten die Finanzierung der Reise nicht ausreichend belegen.
Sorgen bereitet dort zudem die oft mangelnde Rückkehrbereitschaft, die bei vielen der Antragsteller durchschimmert. Schließlich ist der überwiegende Teil von ihnen männlich, ledig und zwischen 20 und 30 Jahre alt - und hat keine große Perspektive in dem vom Bürgerkrieg und von einer unfähigen Regierung heruntergewirtschafteten Land. Entsprechend hoch ist auch die Quote abgelehnter Anträge.
Die Situation in Angola ist kein Einzelfall. Die meisten Afrikaner sind über Deutschland, wenn überhaupt, nur sehr oberflächlich informiert und erwarten dort eine Art Schlaraffenland - was es im Vergleich mit den eigenen Lebensumständen oft auch ist. Selbst unter der kleinen afrikanischen Elite dominieren Klischees. Das Wissen über Deutschland erschöpft sich zumeist in den Namen einiger prominenter Kicker aus glorreichen deutschen Fußballtagen wie Beckenbauer oder Klinsmann, den drei großen Automarken sowie der vermeintlichen Vorliebe der Deutschen für Sauerkraut und Bier. Ansonsten verbinden viele Afrikaner mit Deutschland noch immer das Bild eines Wirtschaftswunderlandes. Von den gegenwärtigen Problemen wie der hohen Arbeitslosigkeit wissen die wenigsten.
Entsprechend geringen Widerhall haben in Afrika auch die jüngsten Übergriffe auf Ausländer gefunden. Reisewarnungen gibt es nicht. Angesichts der geringen Ressourcen haben afrikanische Zeitungen ohnehin nirgendwo eigene Korrespondenten, die darüber berichten könnten - weder in den unmittelbaren Nachbarstaaten und schon gar nicht in Übersee. Selbst in Südafrika, dem mit Abstand reichsten und am stärksten in die Weltwirtschaft integrierten Land, verlassen sich fast alle Zeitungen und Fernsehstationen in der internationalen Berichterstattung auf Agenturen sowie die Stücke englischer Gazetten, die kommentarlos übernommen werden.
Dies führt zwangsläufig zu einer stark verzerrten Wahrnehmung von Deutschland: Während zum Beispiel der Umbau des Sozialstaats oder große politische Veränderungen wie der Machtwechsel von Schröder zu Merkel verschlafen oder nur ganz am Rande erwähnt werden, gelangen exotische Themen wie der hessische Kannibale bisweilen auf die Titelseiten. Angesichts der starken Nabelschau sind Deutschlandberichte in den afrikanischen Medien selbst jetzt, im Vorfeld der Fußball WM, kaum zu finden - und das, obwohl in nur vier Jahren mit der Kaprepublik ein afrikanisches Land Ausrichter der nächsten Fußball-WM sein wird.
Der Großteil der angolanischen Fans, vermutlich mehrere Tausend, reist ohnehin nicht allein, sondern mit zwei Fan-Organisationen nach Deutschland. Eine davon hat etwa zehn Charterflüge organisiert, die in zwei Wochen von Luanda nach Hannover abheben. Trotz der hohen Visanachfrage laufen die vielen Interviews mit den Antragstellern nur sehr schleppend an, heißt es aus diplomatischen Kreisen in Luanda. Viele der Bewerber hätten keine Unterlagen oder könnten die Finanzierung der Reise nicht ausreichend belegen.
Sorgen bereitet dort zudem die oft mangelnde Rückkehrbereitschaft, die bei vielen der Antragsteller durchschimmert. Schließlich ist der überwiegende Teil von ihnen männlich, ledig und zwischen 20 und 30 Jahre alt - und hat keine große Perspektive in dem vom Bürgerkrieg und von einer unfähigen Regierung heruntergewirtschafteten Land. Entsprechend hoch ist auch die Quote abgelehnter Anträge.
Die Situation in Angola ist kein Einzelfall. Die meisten Afrikaner sind über Deutschland, wenn überhaupt, nur sehr oberflächlich informiert und erwarten dort eine Art Schlaraffenland - was es im Vergleich mit den eigenen Lebensumständen oft auch ist. Selbst unter der kleinen afrikanischen Elite dominieren Klischees. Das Wissen über Deutschland erschöpft sich zumeist in den Namen einiger prominenter Kicker aus glorreichen deutschen Fußballtagen wie Beckenbauer oder Klinsmann, den drei großen Automarken sowie der vermeintlichen Vorliebe der Deutschen für Sauerkraut und Bier. Ansonsten verbinden viele Afrikaner mit Deutschland noch immer das Bild eines Wirtschaftswunderlandes. Von den gegenwärtigen Problemen wie der hohen Arbeitslosigkeit wissen die wenigsten.
Entsprechend geringen Widerhall haben in Afrika auch die jüngsten Übergriffe auf Ausländer gefunden. Reisewarnungen gibt es nicht. Angesichts der geringen Ressourcen haben afrikanische Zeitungen ohnehin nirgendwo eigene Korrespondenten, die darüber berichten könnten - weder in den unmittelbaren Nachbarstaaten und schon gar nicht in Übersee. Selbst in Südafrika, dem mit Abstand reichsten und am stärksten in die Weltwirtschaft integrierten Land, verlassen sich fast alle Zeitungen und Fernsehstationen in der internationalen Berichterstattung auf Agenturen sowie die Stücke englischer Gazetten, die kommentarlos übernommen werden.
Dies führt zwangsläufig zu einer stark verzerrten Wahrnehmung von Deutschland: Während zum Beispiel der Umbau des Sozialstaats oder große politische Veränderungen wie der Machtwechsel von Schröder zu Merkel verschlafen oder nur ganz am Rande erwähnt werden, gelangen exotische Themen wie der hessische Kannibale bisweilen auf die Titelseiten. Angesichts der starken Nabelschau sind Deutschlandberichte in den afrikanischen Medien selbst jetzt, im Vorfeld der Fußball WM, kaum zu finden - und das, obwohl in nur vier Jahren mit der Kaprepublik ein afrikanisches Land Ausrichter der nächsten Fußball-WM sein wird.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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