Afrikas Akademiker kämpfen für den Kontinent
Derek Ndinteh ist ein Mann nach Angela Merkels Geschmack. Das Büro des künftigen Chemie-Nobelpreisträgers an der Universität Johannesburg in Südafrika ist lichtlos und winzig. Der 40-Jährige aus Kamerun schreibt einen Antrag auf Forschungsgelder - tägliches Brot für Wissenschaftler. Ndinteh aber will nicht nur forschen. Er will ein Zeichen setzen. „Ich werde der erste schwarze Nobelpreisträger in Chemie sein.“
Die Rolle afrikanischer Wissenschaftler in Partnerschaften mit westlichen Forschungsinstituten und Universitäten ist es vorwiegend, Daten zu sammeln. Die Analyse - und damit das Ergebnis - fällt dem Westen zu. Wenig verwunderlich, dass außer in den Kategorien Frieden und Literatur noch kein schwarzer Afrikaner einen Nobelpreis gewann. „Ich glaube, es ist ganz, ganz wichtig, dass die Länder Afrikas nicht die besten Köpfe verlieren, so dass sich diese dann nicht für den Aufbau des eigenen Landes einsetzen können“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Afrikareise im Oktober.
Seit seine Lieblingscousine früh an Diabetes starb, erforscht Ndinteh in Afrika heimische Pflanzen. In seiner Doktorarbeit beschrieb er 47 Komponenten, die gegen Diabetes wirken. An der Universität Johannesburg in Südafrika hat Ndinteh ein Umfeld gefunden, das ihm den Weg zur Preisverleihung in Schweden ebnen könnte, wie er meint. „Die meisten meiner Schulfreunde sind zum Studieren in die USA gegangen. Ich werde ihnen beweisen, dass in Afrika gute Wissenschaft betrieben werden kann, die die Welt beeinflusst.“
Seit Ende der 90er-Jahre unterstützt die Bundesregierung Afrika - unter anderem mit Hochschulpartnerschaften und dem Aufbau von Fachzentren an Universitäten. Neben Stipendien für Studienaufenthalte in Deutschland können jährlich mehr als 1000 Afrikaner mit deutscher Unterstützung an einer Universität in ihren Heimatländern studieren. Solche Investitionen sollen nun ausgebaut werden. Dem Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) stehen 2017 rund 8,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Zusätzlich will die Bundesregierung im kommenden Jahr eine Milliarde Euro für humanitäre Hilfe und die Bekämpfung von Fluchtursachen ausgeben.
Längst nicht alle gut ausgebildeten Akademiker fliehen von dem Kontinent. James Ogude etwa hatte sich bewusst für Afrika entschieden. Er ist Mitbegründer für den weltweiten Fachbereich afrikanischer Literatur in Englisch. „Ich denke, ich habe meinen Beitrag dazu geleistet, die nächste Generation von Wissenschaftlern auszubilden.“ Der 60-jährige Kenianer zählt zu den einflussreichsten Literaturwissenschaftlern des Kontinents. Vor 24 Jahren ging er nach Südafrika, um an der Universität Witwatersrand in Johannesburg in Literatur zu promovieren. Heute ist er Professor und Vize-Direktor am Zentrum zur Förderung der Wissenschaft der Universität Pretoria.
Nur etwa sechs Prozent der jungen Menschen in Afrika südlich der Sahara sind an Universitäten eingeschrieben - weltweit liegt der Durchschnitt bei 26 Prozent. Dabei haben sich die Uni-Einschreibungen zwischen 2000 und 2010 auf 5,2 Millionen mehr als verdoppelt. Doch auf dem Kontinent herrscht ein chronischer Mangel an guten Bibliotheken, Labors und finanzieller Unterstützung für Studium und Forschung. Einer von neun Afrikanern mit Universitätsausbildung verlässt nach einer OECD-Studie den Kontinent. So lebten 2011 rund 2,9 Millionen Afrikaner mit Hochschulabschluss in OECD-Ländern.
Ein Großteil der afrikanischen Länder investiert weniger als 0,5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in Forschung, in Deutschland sind es vergleichsweise 2,9 Prozent. Nur einer von 10000 afrikanischen Staatsbürgern war im Jahr 2007 Wissenschaftler oder Ingenieur - in Industrieländern sind es 20 bis 50.
Anja Bengelstorff, dpa
Die Rolle afrikanischer Wissenschaftler in Partnerschaften mit westlichen Forschungsinstituten und Universitäten ist es vorwiegend, Daten zu sammeln. Die Analyse - und damit das Ergebnis - fällt dem Westen zu. Wenig verwunderlich, dass außer in den Kategorien Frieden und Literatur noch kein schwarzer Afrikaner einen Nobelpreis gewann. „Ich glaube, es ist ganz, ganz wichtig, dass die Länder Afrikas nicht die besten Köpfe verlieren, so dass sich diese dann nicht für den Aufbau des eigenen Landes einsetzen können“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Afrikareise im Oktober.
Seit seine Lieblingscousine früh an Diabetes starb, erforscht Ndinteh in Afrika heimische Pflanzen. In seiner Doktorarbeit beschrieb er 47 Komponenten, die gegen Diabetes wirken. An der Universität Johannesburg in Südafrika hat Ndinteh ein Umfeld gefunden, das ihm den Weg zur Preisverleihung in Schweden ebnen könnte, wie er meint. „Die meisten meiner Schulfreunde sind zum Studieren in die USA gegangen. Ich werde ihnen beweisen, dass in Afrika gute Wissenschaft betrieben werden kann, die die Welt beeinflusst.“
Seit Ende der 90er-Jahre unterstützt die Bundesregierung Afrika - unter anderem mit Hochschulpartnerschaften und dem Aufbau von Fachzentren an Universitäten. Neben Stipendien für Studienaufenthalte in Deutschland können jährlich mehr als 1000 Afrikaner mit deutscher Unterstützung an einer Universität in ihren Heimatländern studieren. Solche Investitionen sollen nun ausgebaut werden. Dem Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) stehen 2017 rund 8,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Zusätzlich will die Bundesregierung im kommenden Jahr eine Milliarde Euro für humanitäre Hilfe und die Bekämpfung von Fluchtursachen ausgeben.
Längst nicht alle gut ausgebildeten Akademiker fliehen von dem Kontinent. James Ogude etwa hatte sich bewusst für Afrika entschieden. Er ist Mitbegründer für den weltweiten Fachbereich afrikanischer Literatur in Englisch. „Ich denke, ich habe meinen Beitrag dazu geleistet, die nächste Generation von Wissenschaftlern auszubilden.“ Der 60-jährige Kenianer zählt zu den einflussreichsten Literaturwissenschaftlern des Kontinents. Vor 24 Jahren ging er nach Südafrika, um an der Universität Witwatersrand in Johannesburg in Literatur zu promovieren. Heute ist er Professor und Vize-Direktor am Zentrum zur Förderung der Wissenschaft der Universität Pretoria.
Nur etwa sechs Prozent der jungen Menschen in Afrika südlich der Sahara sind an Universitäten eingeschrieben - weltweit liegt der Durchschnitt bei 26 Prozent. Dabei haben sich die Uni-Einschreibungen zwischen 2000 und 2010 auf 5,2 Millionen mehr als verdoppelt. Doch auf dem Kontinent herrscht ein chronischer Mangel an guten Bibliotheken, Labors und finanzieller Unterstützung für Studium und Forschung. Einer von neun Afrikanern mit Universitätsausbildung verlässt nach einer OECD-Studie den Kontinent. So lebten 2011 rund 2,9 Millionen Afrikaner mit Hochschulabschluss in OECD-Ländern.
Ein Großteil der afrikanischen Länder investiert weniger als 0,5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in Forschung, in Deutschland sind es vergleichsweise 2,9 Prozent. Nur einer von 10000 afrikanischen Staatsbürgern war im Jahr 2007 Wissenschaftler oder Ingenieur - in Industrieländern sind es 20 bis 50.
Anja Bengelstorff, dpa
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Allgemeine Zeitung
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