Abschied mit Dank und Wehmut
Spannend, lehrreich, zuweilen auch skurril - so habe ich meine Zeit hier erlebt. Nach fast 17 Jahren heißt es nun Abschied nehmen. Alles hat seine Zeit. Was bleibt?
In den vergangenen Tagen habe ich viele Dankesworte erhalten. Das hat mich gerührt. Heute möchte ich das zurückgeben, möchte auch Danke sagen. Für das Vertrauen, die Gespräche, die Hilfe, die Nachsicht. Die Namibier haben mich ein Stück geprägt. Und natürlich hat auch mir die Sonne ins Herz gebrannt.
„Wie lange wird es hier noch gut gehen?“, wurde ich zuletzt oft gefragt. Fest steht: Namibia wird ein Vorzeigeland in Afrika bleiben. Dafür sorgen politische Stabilität, demokratische Prinzipien und vielerorts ein Erste-Welt-Niveau. Andererseits bremst Egoismus das Vorankommen. Das Ausmaß von Korruption und Anspruchsdenken ist schlimm. Unerträglich ist aber, wenn für aktuelle Probleme immer noch die Vergangenheit herangezogen wird. Die Namibia-Deutschen sind mittendrin und ziehen dabei stets den Kürzeren: Entweder werden sie aus ihrer Stellung in der Geschichte her für Missstände moralisch verantwortlich gemacht. Oder sie werden aus ihrer aktuellen Stellung zur Kasse gebeten und eingeschränkt, um Missstände zu beseitigen, denn Eigeninitiative und -verantwortung sind hier Vielen noch fremd.
Doch es gibt auch Lichtblicke. Dass die 25%-Klausel im NEEEF-Gesetzentwurf gestrichen wurde, beispielsweise. Oder dass Protzbauten wie ein neues Parlament erstmal abgesagt wurden. Das alles zeigt, dass der gesunde Menschenverstand noch nicht abgeschrieben ist. Allerdings war dazu öffentlicher Protest nötig. Es bleibt also ein Kampf, kurzsichtige Ideen auf den Boden der Machbarkeit zu bringen. Dieser Kampf lohnt sich, aber er ist auch zermürbend, und er hat zugenommen. Auch das hat dazu beigetragen, dass Namibia die Leichtigkeit des Lebens verloren hat. Leider.
Ich wünsche mir für die Namibia-Deutschen und die AZ, dass sie sich nicht verbiegen lassen. Sie sollen ehrlich, fair und zukunftsorientiert sein. Sollen gesunden Menschenverstand und Selbstbewusstsein beibehalten, mit der Zeit gehen und dabei ihre Identität und Sprache bewahren. Wer sich immerfort anpasst, verliert irgendwann seine Identität.
Nun verlasse ich Namibia. In Demut und Dankbarkeit. Und mit einer Portion Wehmut. Alles hat seine Zeit. Was bleibt? Die Erinnerungen. Und ab sofort auch die Sehnsucht. Also bis zum Wiedersehen. Danke, Namibia!
Stefan Fischer
In den vergangenen Tagen habe ich viele Dankesworte erhalten. Das hat mich gerührt. Heute möchte ich das zurückgeben, möchte auch Danke sagen. Für das Vertrauen, die Gespräche, die Hilfe, die Nachsicht. Die Namibier haben mich ein Stück geprägt. Und natürlich hat auch mir die Sonne ins Herz gebrannt.
„Wie lange wird es hier noch gut gehen?“, wurde ich zuletzt oft gefragt. Fest steht: Namibia wird ein Vorzeigeland in Afrika bleiben. Dafür sorgen politische Stabilität, demokratische Prinzipien und vielerorts ein Erste-Welt-Niveau. Andererseits bremst Egoismus das Vorankommen. Das Ausmaß von Korruption und Anspruchsdenken ist schlimm. Unerträglich ist aber, wenn für aktuelle Probleme immer noch die Vergangenheit herangezogen wird. Die Namibia-Deutschen sind mittendrin und ziehen dabei stets den Kürzeren: Entweder werden sie aus ihrer Stellung in der Geschichte her für Missstände moralisch verantwortlich gemacht. Oder sie werden aus ihrer aktuellen Stellung zur Kasse gebeten und eingeschränkt, um Missstände zu beseitigen, denn Eigeninitiative und -verantwortung sind hier Vielen noch fremd.
Doch es gibt auch Lichtblicke. Dass die 25%-Klausel im NEEEF-Gesetzentwurf gestrichen wurde, beispielsweise. Oder dass Protzbauten wie ein neues Parlament erstmal abgesagt wurden. Das alles zeigt, dass der gesunde Menschenverstand noch nicht abgeschrieben ist. Allerdings war dazu öffentlicher Protest nötig. Es bleibt also ein Kampf, kurzsichtige Ideen auf den Boden der Machbarkeit zu bringen. Dieser Kampf lohnt sich, aber er ist auch zermürbend, und er hat zugenommen. Auch das hat dazu beigetragen, dass Namibia die Leichtigkeit des Lebens verloren hat. Leider.
Ich wünsche mir für die Namibia-Deutschen und die AZ, dass sie sich nicht verbiegen lassen. Sie sollen ehrlich, fair und zukunftsorientiert sein. Sollen gesunden Menschenverstand und Selbstbewusstsein beibehalten, mit der Zeit gehen und dabei ihre Identität und Sprache bewahren. Wer sich immerfort anpasst, verliert irgendwann seine Identität.
Nun verlasse ich Namibia. In Demut und Dankbarkeit. Und mit einer Portion Wehmut. Alles hat seine Zeit. Was bleibt? Die Erinnerungen. Und ab sofort auch die Sehnsucht. Also bis zum Wiedersehen. Danke, Namibia!
Stefan Fischer
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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