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Gleich zwei sogenannte Reparationsmärsche wurden vor kurzem in Swakopmund abgehalten, bei denen an die Opfer des Genozids von 1904-1908 gedacht wurden. Beim ersten Marsch haben die Teilnehmer zur Einheit bei den Gesprächen um Wiedergutmachung aufgerufen (Foto). Foto: Adam Hartman
Gleich zwei sogenannte Reparationsmärsche wurden vor kurzem in Swakopmund abgehalten, bei denen an die Opfer des Genozids von 1904-1908 gedacht wurden. Beim ersten Marsch haben die Teilnehmer zur Einheit bei den Gesprächen um Wiedergutmachung aufgerufen (Foto). Foto: Adam Hartman

Vereint gegen Genozid

„Es geht um Entschädigung, nicht um Entwicklungshilfe“
Warum wurde die deutsch-namibische Absichtserklärung über Anerkennung und Wiedergutmachung nach dem Völkermord an Herero und Nama „vehement abgelehnt"? Es gibt mehrere Gründe, darunter „kein Beweis für ein aufrichtiges Eingeständnis des Völkermords".
Erwin Leuschner
Von Erwin Leuschner, Swakopmund

Ein sensibles Thema wurde erneut im Detail diskutiert: Der Völkermord von 1904 und 1908 und Wiedergutmachung. Vor kurzem hat sich eine 16-köpfige Delegation der Ovaherero/Ovambanderu mit acht Vorstandsmitgliedern des Swakopmunder Gesprächskreis deutschsprachiger Namibier getroffen. Unter der Delegation waren fünf Häuptlinge: Paramount-Häuptling Königin Aletha Nguvauva, Häuptling Sam Kambazembi, amtierender Paramount-Häuptling Vipuira Kapuuo, Häuptling Rikurura Kukuri und Häuptling Turimuro Hoveka.

Laut Anton von Wietersheim, Schriftführer des Gesprächskreises Swakopmund und Vize-Vorsitzender des Forums deutschsprachiger Namibier, wurde das Gespräch von der Herero-Delegation (OTA und OGF) initiiert, „die sich ausführlicher über die Zusammenstellung, den Zielsetzungen sowie eventuelle Abhängigkeiten und Einflusssphären des Forums informieren“ wollte. Das Gespräch hatte am 25. März in Swakopmund stattgefunden.

Gemeinsame Geschichte

„Gleichzeitig teilte uns die Delegation ihr Verständnis über unsere gemeinsame Geschichte mit, und bezogen Stellung gegenüber der ‚Joint Declaration‘, dem gemeinsamen Abkommen, zwischen den Regierungen Namibias und der Bunderepublik Deutschland, welches sie vehement ablehnen“, so von Wietersheim. „Sie äußerten sich auch in Bezug auf ihre Haltung gegenüber ihren deutschsprachigen Landsleuten sowie über die Gesetzeslage zum Landbesitz und zur Landverteilung.“

Laut einem ausführlichen Bericht, der nach der Zusammenkunft verfasst wurde, hat die Delegation der Ovaherero/Ovambanderu mehrere Gründe gegeben, warum die deutsch-namibische Absichtserklärung über Wiedergutmachung abgelehnt wurde. Demnach enthalte jene „keine Beweise für ein aufrichtiges Eingeständnis des Völkermords“. Ferner gebe es „kein Schuldgefühl als Grundlage für eine aufrichtige Entschuldigung“.

Entschädigung statt Entwicklungshilfe

Die Delegation stellte außerdem klar: „Was weggenommen wurde, muss repariert werden – es geht um Entschädigung, nicht um Entwicklungshilfe.“ Die von Deutschland angebotene Entschädigung sei zudem „nicht annähernd akzeptabel“, derweil die betroffenen Gemeinden „voll eingebunden werden müssen“. „In diesem Zusammenhang müssen die Rechte derjenigen, die Land verloren haben, anerkannt werden, indem ihnen gemäß der bestehenden Gesetze bei der Landvergabe Vorrang eingeräumt wird“, heißt es weiter.

Laut der Erklärung zählt die „Landrückgabe zu einem wesentlichen Teil der Reparationsansprüche gegen Deutschland“. „Die betroffenen Gemeinden werden die bestehenden Gesetze aber nicht überschreiten, da dies von der Bevölkerung und der Polizei nicht toleriert wird“, heißt es. „Alle Namibier teilen eine gemeinsame Geschichte, dazu gehören auch Deutsch-Namibier. Es fließt außerdem deutsches Blut durch die Adern vieler Ovaherero und anderer Gruppen in dritter oder vierter Generation.“

In Frieden zu treffen

Es gibt aber eine Vision: Frieden zwischen den ehemaligen Kampfparteien zu schließen und die Ovaherero/Ovambanderu zusammen mit den deutschen Nachkommen in Frieden zu treffen. Die Ovaherero und Ovambanderu fordern Wiedergutmachung – „aber nicht von Deutsch-Namibiern, sondern von Deutschland“. „Der deutsche Staat hat die Befugnis und Fähigkeit, die Verantwortung für die vom Deutschen Reich geerbten Vermögenswerte und Verbindlichkeiten zu übernehmen“, heißt es dazu.

Bei dem Treffen plädierte Häuptling Kambazembi dafür, dass sich die betroffenen Gemeinschaften und deutschsprachige Namibier vereinen sollten, „um die namibischen und deutschen Regierungen herauszufordern, ihren Verantwortung nachzukommen“. „Heute werden die kommunalen Ländereien kleiner, und die kommunalen Farmer denken und sprechen darüber, Land außerhalb ihrer Areale einzunehmen. Um diese Angelegenheit zu lösen, muss das Entschädigungsproblem gelöst werden“, erklärte Kambazembi.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-02-18

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