Rezension „In fünfter Generation“
Der norddeutsche Lehrer und Namibia-Liebhaber Lars Poppenborg hat ein Buch mit Porträts deutschstämmiger Persönlichkeiten Namibias veröffentlicht. Der Titel „In fünfter Generation“ soll zum Ausdruck bringen, dass es sich dabei bei den Deutsch-Namibiern inzwischen um fest im Land verwurzelte Afrikaner handelt – eben deutschsprachige Namibier und keine „Deutschen“.
Allerdings: Es geht in den Porträts nicht nur um Deutsch-Namibier, sondern auch um „Deutsche mit Bezug zu Namibia“. Letzteres fand ich eher unpassend, es ist aber wohl Marketing-Gründen geschuldet. Denn so konnten zwei bundesdeutsche Schlagersänger Einzug ins Buch finden, die einige Konzerte in Namibia gaben und sich seitdem dort sozial engagieren. Auch ein bundesdeutscher Triathlet, der in Namibia einmal bei einem Eintages-Mountainbike-Rennen teilgenommen hat, wird porträtiert.
Spannender fand ich da die Porträts „echter“ deutschsprachiger Namibier. Überaus lesenswert schätze ich gerade exotischere Werdegänge wie den von Andrew Imalwa: Denn er ist so ein „DDR-Kind“, in seinem Porträt werden auch die Probleme bei der Wiedereingliederung der DDR-Kinder in Namibia thematisiert. Die Auswahl der Porträts zeigt eine weite Bandbreite, von einem durch das „Bauer-sucht-Frau“ Format bekannten Farmer über Musiker wie Ees bis hin zu einem musikbegeisterten Gerber aus Swakopmund.
Also alles gut, topp Empfehlung, das Buch? Ruhig, Brauner. Ich sehe bei diesem Buch leider ein Manko. Und zwar sind die insgesamt 17 Porträts in erster Linie verschriftlichte Interviews, so wie ich es verstehe.
Das bedeutet: Der Autor hat keine Angaben zur Biographie der Betreffenden recherchiert, sondern diese selbst zu Wort kommen lassen bzw. deren Aussagen übernommen. Und das völlig unkritisch, wie ich anmerken möchte.
Beispiel Kwaito-Musiker Ees: Das Nicht-Erfüllen seines Plattenvertrags wird damit begründet, dass „Ees sich nicht verbiegen lässt und seinen Musikstil daher nicht verändert, nur um CDs zu verkaufen und Geld in die Kassen der Plattenfirma spülen zu können.“ Das ist offensichtlich die Sichtweise von Ees, die natürlich stimmen mag – doch warum hat der Autor nicht auch die Gegenseite zu Wort kommen lassen, sprich einmal bei der Plattenfirma nachgefragt?
Zudem finden sich im Buch an einigen Stellen Plattitüden. So heißt es im Porträt zum sympathischen deutschsprachigen Namibier Pierre Werner, dass dieser bei Reisen im Land auch mit deutschen Touristen spricht – „und unterhält sich etwas in deutscher Sprache“. Ja, in welcher Sprache denn sonst? Oder zu einer Radiomoderatorin heißt es im Porträt, dass ihr „das Herz eines Menschen wichtiger ist als das Präsentieren unnötiger Luxusgüter“. Wer würde schon einräumen, dass bei ihm/ihr genau das Gegenteil der Fall ist?
Mein Fazit: Ein Nischenthema, interessante Auswahl der Persönlichkeiten!
Den Ansatz, deutschsprachige Namibier zu porträtieren, finde ich gerade für bundesdeutsche Leser/innen äußerst interessant. Das Buch ist auch grundsätzlich gut geschrieben, doch leider vermisse ich eine gewisse kritische Distanz des Autoren zu den Porträtierten. Das mag aber auch gegen mich sprechen, ich bin nun einmal ein unabhängiger kritischer Geist. Die Auswahl der Porträtierten ist jedenfalls gelungen und ich hoffe durchaus, dass es bei einem Erfolg dieser Neuerscheinung einen zweiten Band geben wird. Noch eine technische Anmerkung: Das Buch ist bei BoD („Books on Demand“) erschienen. Eine feine Sache, dass die Bücher nur bei tatsächlicher Nachfrage gedruckt werden. Anders als bei einem traditionellen Verlag bedeutet das aber auch Verzicht auf festen Einband – und einige Kommafehler fielen mir auch auf. Insgesamt damit unter Einschränkungen eine Leseempfehlung.
Michael Vaupel
Allerdings: Es geht in den Porträts nicht nur um Deutsch-Namibier, sondern auch um „Deutsche mit Bezug zu Namibia“. Letzteres fand ich eher unpassend, es ist aber wohl Marketing-Gründen geschuldet. Denn so konnten zwei bundesdeutsche Schlagersänger Einzug ins Buch finden, die einige Konzerte in Namibia gaben und sich seitdem dort sozial engagieren. Auch ein bundesdeutscher Triathlet, der in Namibia einmal bei einem Eintages-Mountainbike-Rennen teilgenommen hat, wird porträtiert.
Spannender fand ich da die Porträts „echter“ deutschsprachiger Namibier. Überaus lesenswert schätze ich gerade exotischere Werdegänge wie den von Andrew Imalwa: Denn er ist so ein „DDR-Kind“, in seinem Porträt werden auch die Probleme bei der Wiedereingliederung der DDR-Kinder in Namibia thematisiert. Die Auswahl der Porträts zeigt eine weite Bandbreite, von einem durch das „Bauer-sucht-Frau“ Format bekannten Farmer über Musiker wie Ees bis hin zu einem musikbegeisterten Gerber aus Swakopmund.
Also alles gut, topp Empfehlung, das Buch? Ruhig, Brauner. Ich sehe bei diesem Buch leider ein Manko. Und zwar sind die insgesamt 17 Porträts in erster Linie verschriftlichte Interviews, so wie ich es verstehe.
Das bedeutet: Der Autor hat keine Angaben zur Biographie der Betreffenden recherchiert, sondern diese selbst zu Wort kommen lassen bzw. deren Aussagen übernommen. Und das völlig unkritisch, wie ich anmerken möchte.
Beispiel Kwaito-Musiker Ees: Das Nicht-Erfüllen seines Plattenvertrags wird damit begründet, dass „Ees sich nicht verbiegen lässt und seinen Musikstil daher nicht verändert, nur um CDs zu verkaufen und Geld in die Kassen der Plattenfirma spülen zu können.“ Das ist offensichtlich die Sichtweise von Ees, die natürlich stimmen mag – doch warum hat der Autor nicht auch die Gegenseite zu Wort kommen lassen, sprich einmal bei der Plattenfirma nachgefragt?
Zudem finden sich im Buch an einigen Stellen Plattitüden. So heißt es im Porträt zum sympathischen deutschsprachigen Namibier Pierre Werner, dass dieser bei Reisen im Land auch mit deutschen Touristen spricht – „und unterhält sich etwas in deutscher Sprache“. Ja, in welcher Sprache denn sonst? Oder zu einer Radiomoderatorin heißt es im Porträt, dass ihr „das Herz eines Menschen wichtiger ist als das Präsentieren unnötiger Luxusgüter“. Wer würde schon einräumen, dass bei ihm/ihr genau das Gegenteil der Fall ist?
Mein Fazit: Ein Nischenthema, interessante Auswahl der Persönlichkeiten!
Den Ansatz, deutschsprachige Namibier zu porträtieren, finde ich gerade für bundesdeutsche Leser/innen äußerst interessant. Das Buch ist auch grundsätzlich gut geschrieben, doch leider vermisse ich eine gewisse kritische Distanz des Autoren zu den Porträtierten. Das mag aber auch gegen mich sprechen, ich bin nun einmal ein unabhängiger kritischer Geist. Die Auswahl der Porträtierten ist jedenfalls gelungen und ich hoffe durchaus, dass es bei einem Erfolg dieser Neuerscheinung einen zweiten Band geben wird. Noch eine technische Anmerkung: Das Buch ist bei BoD („Books on Demand“) erschienen. Eine feine Sache, dass die Bücher nur bei tatsächlicher Nachfrage gedruckt werden. Anders als bei einem traditionellen Verlag bedeutet das aber auch Verzicht auf festen Einband – und einige Kommafehler fielen mir auch auf. Insgesamt damit unter Einschränkungen eine Leseempfehlung.
Michael Vaupel
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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