Hans Georg Schleicher verstorben

Windhoek (hf) - Der Diplomat Dr. Hans-Georg Schleicher, 1989/1990 Chef der Beobachtermission der DDR in Windhoek während des Anlaufs auf die namibische Unabhängigkeit, ist Anfang voriger Woche in Deutschland gestorben. Er wurde am 13. Mai 1943 in Sarow, Deutschland, geboren. Wie andere Geschäftsführer ausländischer Beobachtermissionen im Übergangsjahr mit UNO-Präsenz in Namibia, 1. April 1989 bis 21. März 1990, als das Territorium von der südafrikanischen Verwaltung zur namibischen Souveränität überging, wäre er wahrscheinlich der erste Botschafter der DDR in Namibia geworden. Der Fall der Berliner Mauer sowie die rasche Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 hatten zur Folge, dass Deutschland im jungen Staat Namibia seither mit einer diplomatischen Vertretung auskommt. Die Immobilien in Windhoek, die die DDR-Funktionäre in Vorbereitung auf eine eigene Botschaft gekauft hatten, fielen der Bundesrepublik Deutschland zu.

Dr. Schleicher kam mit Afrika-Erfahrung nach Namibia. Zuvor war er in Sambia und Simbabwe, wo er auf politischer Ebene auch mit Exilanten der nationalistischen Befreiungsbewegungen der Swapo und des ANC (African National Congress) zu tun hatte. Nach seiner diplomatischen Laufbahn brachte er sich als Vorstandsmitglied der Deutsch-Namibischen Gesellschaft (DNG) ein und galt in ost- wie westgeprägten Kreisen als hochangesehener Diplomat, Historiker und Brückenbauer sowie als Gegner von Pauschalurteilen, wie es in einem Nachruf der DNG heißt: „Um gedeihliche Beziehungen zwischen Namibia und Deutschland hat er sich zeitweise, mit Verbindungen in höchsten Swapo-Führungskreisen sehr verdient gemacht.“

Zum 30. Jubiläum der namibischen Unabhängigkeit sowie der deutschen Einheit hat Schleicher ein Buch mit dem Titel „Doppelte Zeitenwende: Der Süden Afrikas und Deutschlands Osten“ zur aktuellen Geschichte herausgegeben. „Er hat diese Zeit der Umbrüche und des Wandels aus deutscher und subsaharischer Perspektive persönlich als Historiker, Diplomat, Entwicklungshelfer oder Wahlbeobachter auf unterschiedlichste Weise erlebt und aktiv mitgestaltet“, lautet eine Würdigung der DNG.