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In Beirut verfolgen Männer eine Fernsehansprache von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in einem Café. Foto: Bilal HusseinAP, dpa
In Beirut verfolgen Männer eine Fernsehansprache von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in einem Café. Foto: Bilal HusseinAP, dpa

Nach Scheitern von Gesprächen

Raketenangriffe der Hisbollah-Miliz auf Israel gehen glimpflich aus
Nachdem die Verhandlungen um eine Waffenruhe und die Freilassung israelischer Geiseln aus der Gewalt der Hamas zunächst erfolglos blieben, kam es zu heftigen Raketenbeschüssen zwischen der Hisbollah-Miliz im Libanon und der israelischen Armee. Deren geringe Verluste interpretieren Experten als bewusste Zurückhaltung der Hisbollah. Gleichzeitig sollen im Gazastreifen die Polio-Impfungen beginnen.
Deutsche Presse-Agentur (Tel Aviv/Gaza) • Die Lage im Nahen Osten hat sich nach dem heftigen Schlagabtausch zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee stabilisiert, bleibt aber angespannt. Das US-Verteidigungsministerium wies das US-Militär an, zwei Flugzeugträger und deren Begleitschiffe in der Region zu belassen. Am späten Abend feuerte die mit der Hisbollah verbündete Hamas nach Angaben der israelischen Armee aus dem Süden des Gazastreifens eine Rakete in Richtung Tel Aviv, die aber in offenem Gebiet eingeschlagen sei.

Zuvor waren in der ägyptischen Hauptstadt Kairo die Gespräche über eine Waffenruhe ergebnislos geblieben. Die israelische Delegation reiste nach wenigen Stunden wieder ab, wie aus Kreisen am Flughafen von Kairo verlautete. Auch Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani und die Vertreter der Hamas verließen die Stadt wieder. Es gebe eine „schwierige Pattsituation“, wurde der Deutschen Presse-Agentur aus ägyptischen Sicherheitskreisen berichtet.

Der Chef der mit dem Iran verbündeten Hisbollah, Hassan Nasrallah, schlug im Anschluss an den Angriff vergleichsweise zurückhaltende Töne an: „Unser Ziel war von Anfang an, keine Zivilisten anzugreifen, sondern militärische Ziele.“ Angriffe des Iran und der Huthi-Miliz im Jemen auf Israel stünden noch bevor. Auch die Hisbollah behalte sich die Option weiterer Angriffe vor. Die Reaktion auf die Tötung ihres Militärkommandeurs Fuad Schukr durch Israel Ende Juli sei aber vorerst beendet – und der Libanon könne „durchatmen“.

Vor dem Angriff hatte Israels Armee nach eigenen Angaben eine „unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel“ erkannt und begonnen, zahlreiche Ziele im Südlibanon zu attackieren. Die Armee habe Tausende Raketen zerstört, die auf Israel gerichtet gewesen seien, sowie „viele andere Bedrohungen entfernt“, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Dies sei aber „nicht das Ende der Geschichte“.

Mohanad Hage Ali, stellvertretender Direktor für Forschung am Malcolm H. Kerr Carnegie Middle East Center in Beirut, sagte dem „Wall Street Journal“, die begrenzten Verluste auf israelischer Seite machten deutlich, dass die Hisbollah den Konflikt in Grenzen halten wolle.

In Israel wurde nach Militärangaben ein Soldat getötet. Laut Medienberichten wurde der 21-Jährige auf einem Marineboot von Teilen einer israelischen Abwehrrakete getroffen. Im Libanon starben drei Menschen.

Eine mögliche zweite Phase der Vergeltung dürfte maßgeblich vom Verlauf der Gaza-Verhandlungen abhängen.

Unterdessen sind nach Warnungen vor einem massiven Polio-Ausbruch Impfstoffe für 1,25 Millionen Menschen im Gazastreifen eingetroffen. Dies teilte die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde Cogat mit.

UN-Vertreter hatten gefordert, eine Feuerpause für Polio-Impfungen für Hunderttausende Kinder in dem Kriegsgebiet zu ermöglichen.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hatte sich am Freitag bei X sehr besorgt über den Fall eines zehn Monate alten Babys geäußert. Bei dem Kind habe es die erste bestätigte Polio-Diagnose im Gazastreifen seit 25 Jahren gegeben. Angesichts des hohen Ansteckungsrisikos strebten das palästinensische Gesundheitsministerium, die WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef zwei Impfrunden in den nächsten Wochen an.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-13

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