Hutter betont gute deutsch-namibische Beziehungen
Die AZ hat mit dem deutschen Botschafter in Namibia, Thorsten Hutter, ein Gespräch geführt. Im ersten Teil des Interviews geht es um 35 Jahre erfolgreiche deutsch-namibische Beziehungen, die Kooperation um grünen Wasserstoff und die Produktion von grünem Eisen.
AZ: Dieses Jahr markiert 35 Jahre der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Namibia. Wie bewerten Sie diese Beziehungen heute im Jahr 2025?
Botschafter Hutter: Die Beziehungen sind sehr gut. Das waren sie von Anfang an. Wir wissen, dass Deutschland und Namibia durch eine besondere, in Teilen sehr schmerzhafte Geschichte miteinander verbunden sind.
In der Vergangenheit hat Präsident Nujoma Deutschland besucht und Bundeskanzler Kohl Namibia. Zuletzt war vor gut einem Jahr Bundespräsident Steinmeier zu Besuch hier und Präsident Mbumba im September letzten Jahres in Deutschland. Das zeigt, dass es auf hoher Ebene gute Kontakte gibt. Präsident Steinmeier und Präsidentin Nandi-Ndaitwah haben eine sehr gute Beziehung, da sie sich noch aus ihrer Zeit als Außenministerin und Außenminister kennen. Sie haben seit der Amtseinführung von Frau Nandi-Ndaitwah auch schon miteinander gesprochen.
Die deutsch-namibischen Beziehungen sind gleichzeitig sehr breit aufgestellt und immer wieder von großen Erfolgen markiert. Wir haben vor einem dreiviertel Jahr bei den Vereinten Nationen einen großen Erfolg erzielt, als Namibia und Deutschland als Fazilitatoren den Pakt für die Zukunft durch die Vereinten Nationen gebracht haben.
Wir haben eine sehr intensive kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit, mit den Universitäten, über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und über das Goethe-Institut. Und dann ist da natürlich unsere Entwicklungszusammenarbeit.
Dass unsere Beziehungen so breit gefächert sind, liegt auch daran, dass sich Namibia in den letzten 35 Jahren unglaublich erfolgreich entwickelt hat. Es ist ein stabiles, friedliches Land, das Meinungsfreiheit und Pressefreiheit respektiert Land und darüber freuen wir uns sehr.
AZ: Welche besonderen Ansprüche sind an Deutschlands Entwicklungszusammenarbeit mit Namibia gestellt durch die Geschichte, die Deutschlands Präsenz in Namibia hat? Welche Herausforderungen entstehen für die Zusammenarbeit vor dem Hintergrund dieser Geschichte?
Hutter: Die Entwicklungszusammenarbeit haben wir seit 35 Jahren. Die ersten Gespräche fanden im Mai 1990 statt, also zwei Monate nach der Unabhängigkeit Namibias. Die ersten Projekte wurden im November 1990 konkret vereinbart und auf den Weg gebracht. Normalerweise betreibt die Bundesregierung Entwicklungszusammenarbeit mit den Least Developed Countries (LDCs). Namibia hingegen ist ein sogenanntes Upper Middle Income Country. Nach dieser Logik würde eigentlich keine Entwicklungszusammenarbeit mehr mit Namibia stattfinden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Namibia ist das Land, mit dem wir pro Kopf die meiste Entwicklungszusammenarbeit umsetzen. Wir haben seit der Unabhängigkeit Namibias über 1,6 Milliarden Euro zugesagt. Das ist eine sehr große Summe. Und wir werden diese Form der Zusammenarbeit auf jeden Fall fortsetzen, unabhängig davon, dass Namibia als Upper Middle Income Country eingestuft ist.
AZ: Deutschland ist involviert in der Produktion von Wasserstoff in Namibia. Das Projekt HyIron besteht zum Großteil aus deutschen Investoren und erhält 13 Mio. Euro vom Bundeswirtschaftsministerium. Bei Hyphen ist das deutsche Energieunternehmen Enertrag Hauptanteilseigner. Wie profitiert Deutschland von den Wasserstoffprojekten, und wie profitiert Namibia?
Hutter: Grüner Wasserstoff ist ein neuer Bereich unserer Zusammenarbeit. Die Idee des grünen Wasserstoffs wurde unter Präsident Geingob hier angestoßen und entwickelt. Es wird manchmal so dargestellt, als ob das eine deutsche Idee gewesen sei. Das ist nicht richtig. Es war eine Idee von Präsident Geingob, der eine neue Industrie, einen neuen Wirtschaftszweig schaffen wollte. Und die Bundesregierung ist darauf als erste Regierung eingegangen und hat gesagt, hervorragend, das passt auch in unsere Pläne.
Im Dezember 2022 war schließlich der damalige Bundeswirtschaftsminister Habeck hier. Dann wurden bilaterale deutsch-namibische Projekte miteinander vereinbart und Mittel zur Verfügung gestellt, damit diese Projekte im Bereich grüner Wasserstoff gestartet werden können.
Der Nutzen liegt für Namibia zum einen in der Schaffung einer neuen, grünen Industrie, der Schaffung von Arbeitsplätzen, der Schaffung von Know-How, und auch der Schaffung von Exportgütern mit höherer Wertschöpfung. Für Deutschland wiederum bedeutet es die Versorgung mit einem Produkt, das erneuerbar hergestellt wurde und die Umwelt nicht belastet.
Das nützt wiederum der ganzen Welt, weil wir damit einen Beitrag dazu leisten, dass die globale Erderwärmung reduziert werden kann. Es ist somit nicht nur eine Win-Win-Situation, sondern sogar Win-Win-Win-Situation.
AZ: Wie groß ist das Interesse der deutschen Industrie am grünen Eisen, das das Eisenwerk Oshivela produziert?
Hutter: HyIron ist das erste Projekt, das grünen Wasserstoff verwendet, um Eisen herzustellen. Dieses Eisen wird nach Deutschland exportiert, wo es in einer Stahlfirma einen Abnehmer gefunden hat.
Es gibt auch andere Unternehmen, zum Beispiel aus der Automobilbranche, im Übrigen auch aus anderen Ländern wie Japan, die sich genau für dieses Produkt interessieren. HyIron ist der erste sichtbare, messbare Erfolg dieser neuen Industrie.
HyIron befindet sich in der Ausbauphase, durch die noch mehr Arbeitsplätze geschaffen und durch den Export Einnahmen generiert werden. HyIron wird meiner Meinung nach auf jeden Fall erfolgreich und auch wettbewerbsfähig sein, weil sie eben durch den Einsatz des grünen Wasserstoffs niedrigere Produktionskosten vorweisen.
AZ: Grünes Eisen ist aber momentan noch nicht wettbewerbsfähig, da es mit klimaschädlich hergestelltem Eisen bislang nicht konkurrieren kann, Abnahmeverträge fehlen, und die vollständige Umsetzung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU sich noch bis 2034 hinziehen wird. Wie können Deutschland und Namibia dafür gemeinsam Lösungen finden?
Hutter: Wir in Deutschland und in Europa wollen grüne Energie, wir wollen weg von den fossilen Energieträgern. Dazu haben wir uns verpflichtet. Das müssen die Unternehmen umsetzen, damit sie den gesetzlichen Vorgaben folgen.
Stahl ist natürlich energieintensiv, und er wird gebraucht. Für Unternehmen macht es also Sinn, Stahl möglichst erneuerbar zu produzieren. Und die Herstellung von Eisen durch den grünen Wasserstoff ist ein Weg dahin.
Die Kostenfrage ist zwar wichtig, aber ebenso die Frage nach den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Und da bin ich sicher, dass die Unternehmen sich nach umweltfreundlicheren Alternativen umsehen – weil sie wissen, dass sie es müssen.
HyIron hat sich im Markt hervorragend positioniert, weil es das erste Unternehmen ist, das überhaupt global Eisen grün herstellen kann. Somit ist es ein absolutes Vorzeigeprojekt, ein Flaggschiffprojekt, auch für Namibia. Namibia kann stolz darauf sein, dass HyIron hier produziert.
Das Gespräch führte Katharina Moser. Teil 2 folgt.
Botschafter Hutter: Die Beziehungen sind sehr gut. Das waren sie von Anfang an. Wir wissen, dass Deutschland und Namibia durch eine besondere, in Teilen sehr schmerzhafte Geschichte miteinander verbunden sind.
In der Vergangenheit hat Präsident Nujoma Deutschland besucht und Bundeskanzler Kohl Namibia. Zuletzt war vor gut einem Jahr Bundespräsident Steinmeier zu Besuch hier und Präsident Mbumba im September letzten Jahres in Deutschland. Das zeigt, dass es auf hoher Ebene gute Kontakte gibt. Präsident Steinmeier und Präsidentin Nandi-Ndaitwah haben eine sehr gute Beziehung, da sie sich noch aus ihrer Zeit als Außenministerin und Außenminister kennen. Sie haben seit der Amtseinführung von Frau Nandi-Ndaitwah auch schon miteinander gesprochen.
Die deutsch-namibischen Beziehungen sind gleichzeitig sehr breit aufgestellt und immer wieder von großen Erfolgen markiert. Wir haben vor einem dreiviertel Jahr bei den Vereinten Nationen einen großen Erfolg erzielt, als Namibia und Deutschland als Fazilitatoren den Pakt für die Zukunft durch die Vereinten Nationen gebracht haben.
Wir haben eine sehr intensive kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit, mit den Universitäten, über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und über das Goethe-Institut. Und dann ist da natürlich unsere Entwicklungszusammenarbeit.
Dass unsere Beziehungen so breit gefächert sind, liegt auch daran, dass sich Namibia in den letzten 35 Jahren unglaublich erfolgreich entwickelt hat. Es ist ein stabiles, friedliches Land, das Meinungsfreiheit und Pressefreiheit respektiert Land und darüber freuen wir uns sehr.
AZ: Welche besonderen Ansprüche sind an Deutschlands Entwicklungszusammenarbeit mit Namibia gestellt durch die Geschichte, die Deutschlands Präsenz in Namibia hat? Welche Herausforderungen entstehen für die Zusammenarbeit vor dem Hintergrund dieser Geschichte?
Hutter: Die Entwicklungszusammenarbeit haben wir seit 35 Jahren. Die ersten Gespräche fanden im Mai 1990 statt, also zwei Monate nach der Unabhängigkeit Namibias. Die ersten Projekte wurden im November 1990 konkret vereinbart und auf den Weg gebracht. Normalerweise betreibt die Bundesregierung Entwicklungszusammenarbeit mit den Least Developed Countries (LDCs). Namibia hingegen ist ein sogenanntes Upper Middle Income Country. Nach dieser Logik würde eigentlich keine Entwicklungszusammenarbeit mehr mit Namibia stattfinden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Namibia ist das Land, mit dem wir pro Kopf die meiste Entwicklungszusammenarbeit umsetzen. Wir haben seit der Unabhängigkeit Namibias über 1,6 Milliarden Euro zugesagt. Das ist eine sehr große Summe. Und wir werden diese Form der Zusammenarbeit auf jeden Fall fortsetzen, unabhängig davon, dass Namibia als Upper Middle Income Country eingestuft ist.
AZ: Deutschland ist involviert in der Produktion von Wasserstoff in Namibia. Das Projekt HyIron besteht zum Großteil aus deutschen Investoren und erhält 13 Mio. Euro vom Bundeswirtschaftsministerium. Bei Hyphen ist das deutsche Energieunternehmen Enertrag Hauptanteilseigner. Wie profitiert Deutschland von den Wasserstoffprojekten, und wie profitiert Namibia?
Hutter: Grüner Wasserstoff ist ein neuer Bereich unserer Zusammenarbeit. Die Idee des grünen Wasserstoffs wurde unter Präsident Geingob hier angestoßen und entwickelt. Es wird manchmal so dargestellt, als ob das eine deutsche Idee gewesen sei. Das ist nicht richtig. Es war eine Idee von Präsident Geingob, der eine neue Industrie, einen neuen Wirtschaftszweig schaffen wollte. Und die Bundesregierung ist darauf als erste Regierung eingegangen und hat gesagt, hervorragend, das passt auch in unsere Pläne.
Im Dezember 2022 war schließlich der damalige Bundeswirtschaftsminister Habeck hier. Dann wurden bilaterale deutsch-namibische Projekte miteinander vereinbart und Mittel zur Verfügung gestellt, damit diese Projekte im Bereich grüner Wasserstoff gestartet werden können.
Der Nutzen liegt für Namibia zum einen in der Schaffung einer neuen, grünen Industrie, der Schaffung von Arbeitsplätzen, der Schaffung von Know-How, und auch der Schaffung von Exportgütern mit höherer Wertschöpfung. Für Deutschland wiederum bedeutet es die Versorgung mit einem Produkt, das erneuerbar hergestellt wurde und die Umwelt nicht belastet.
Das nützt wiederum der ganzen Welt, weil wir damit einen Beitrag dazu leisten, dass die globale Erderwärmung reduziert werden kann. Es ist somit nicht nur eine Win-Win-Situation, sondern sogar Win-Win-Win-Situation.
AZ: Wie groß ist das Interesse der deutschen Industrie am grünen Eisen, das das Eisenwerk Oshivela produziert?
Hutter: HyIron ist das erste Projekt, das grünen Wasserstoff verwendet, um Eisen herzustellen. Dieses Eisen wird nach Deutschland exportiert, wo es in einer Stahlfirma einen Abnehmer gefunden hat.
Es gibt auch andere Unternehmen, zum Beispiel aus der Automobilbranche, im Übrigen auch aus anderen Ländern wie Japan, die sich genau für dieses Produkt interessieren. HyIron ist der erste sichtbare, messbare Erfolg dieser neuen Industrie.
HyIron befindet sich in der Ausbauphase, durch die noch mehr Arbeitsplätze geschaffen und durch den Export Einnahmen generiert werden. HyIron wird meiner Meinung nach auf jeden Fall erfolgreich und auch wettbewerbsfähig sein, weil sie eben durch den Einsatz des grünen Wasserstoffs niedrigere Produktionskosten vorweisen.
AZ: Grünes Eisen ist aber momentan noch nicht wettbewerbsfähig, da es mit klimaschädlich hergestelltem Eisen bislang nicht konkurrieren kann, Abnahmeverträge fehlen, und die vollständige Umsetzung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU sich noch bis 2034 hinziehen wird. Wie können Deutschland und Namibia dafür gemeinsam Lösungen finden?
Hutter: Wir in Deutschland und in Europa wollen grüne Energie, wir wollen weg von den fossilen Energieträgern. Dazu haben wir uns verpflichtet. Das müssen die Unternehmen umsetzen, damit sie den gesetzlichen Vorgaben folgen.
Stahl ist natürlich energieintensiv, und er wird gebraucht. Für Unternehmen macht es also Sinn, Stahl möglichst erneuerbar zu produzieren. Und die Herstellung von Eisen durch den grünen Wasserstoff ist ein Weg dahin.
Die Kostenfrage ist zwar wichtig, aber ebenso die Frage nach den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Und da bin ich sicher, dass die Unternehmen sich nach umweltfreundlicheren Alternativen umsehen – weil sie wissen, dass sie es müssen.
HyIron hat sich im Markt hervorragend positioniert, weil es das erste Unternehmen ist, das überhaupt global Eisen grün herstellen kann. Somit ist es ein absolutes Vorzeigeprojekt, ein Flaggschiffprojekt, auch für Namibia. Namibia kann stolz darauf sein, dass HyIron hier produziert.
Das Gespräch führte Katharina Moser. Teil 2 folgt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen