Der Blaueisferner aufgenommen 13.08.2021 (oben) und 01.08.2022 (unten). Weniger Altschnee liegt im August 2022 auf dem Blaueisferner, der zwischen den Wänden der Blaueisspitze (l.) und dem Hochkalter eingebettet ist. Der Gletscher der in den Berchtesgadener Alpen liegt gilt als der nördlichste der Alpen. Foto: Angelika Warmuth, dpa
Der Blaueisferner aufgenommen 13.08.2021 (oben) und 01.08.2022 (unten). Weniger Altschnee liegt im August 2022 auf dem Blaueisferner, der zwischen den Wänden der Blaueisspitze (l.) und dem Hochkalter eingebettet ist. Der Gletscher der in den Berchtesgadener Alpen liegt gilt als der nördlichste der Alpen. Foto: Angelika Warmuth, dpa

Europas Gletscher sterben

Extremschmelze beschleunigt Verschwinden der deutschen Gletscher
Nicht nur die Menschen, auch die Gletscher schwitzen derzeit mehr als sonst. Was Menschen mit Getränken ausgleichen können, führt bei den Gletschern zwischen Berchtesgaden und Garmisch zum vorzeitigen Tod.
Von Elke Richter, dpa

Garmisch-Partenkirchen

Wo vergangenes Jahr um diese Zeit noch eine weiße Schneeschicht lag, glänzt dieses Jahr blau-grau und von gurgelnden Wasserrinnsalen durchzogen das blanke Eis: Die ohnehin im Sterben liegenden deutschen Gletscher leiden derzeit unter einer Extremschmelze. „2022 wird als ein Rekordjahr eingehen, das ist sicher“, betont der Glaziologe Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. „Die Frage ist nur: Wie viel schlimmer wird es als im bisherigen Rekordjahr 2003?“

Fünf Gletscher gibt es noch in Deutschland, sie liegen allesamt in Bayern. Es handelt sich um den nördlichen und den südlichen Schneeferner sowie den Höllentalferner, die sich alle drei auf dem Zugspitzmassiv befinden. Hinzu kommen das Blaueis und der Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen. Im vergangenen Jahr nahm ein Expertengremium seine Prognose der den Gletschern noch verbleibenden Zeit von zuvor 30 auf nur noch rund 10 Jahre zurück – doch nun könnte es sogar noch schneller gehen.

Als erstes wird der südliche Schneeferner dran glauben. „Der ist extrem zusammengeschmolzen und zusammengeschrumpft. Es könnte sogar sein, dass der zum Ende des Jahres schon Vergangenheit ist, da ist fast nichts mehr da“, schildert Christoph Mayer von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Die Schmelze ist dieses Jahr nach Mayers Messungen wohl alpenweit rund 50 Prozent stärker als in einem Durchschnittsjahr. Die Experten sehen für die Lage in den Alpen drei Gründe: Zum einen hat es im vergangenen Winter in den meisten Regionen wenig geschneit; Bayern bildet da aber mit einem nur kleinen Minus eine Ausnahme. Zum anderen ist dieser Sommer sehr sonnig und heiß – und es fehlen die typischen Kaltfronten.

Doch der Hauptfaktor, da sind sich alle drei Glaziologen einig, ist ein anderer: Der Sahara-Staub, der sich besonders bei seinem Auftreten im März rot-braun auf den Gletschern ablegte. „Das führt dazu, dass der Schnee viel schneller wegschmilzt“, erklärt Mayer. Der Grund: Wenn Sonnenstrahlung auf eine helle Schneeoberfläche trifft, werden 90 Prozent reflektiert. Der Staub aber ist dunkler und nimmt dadurch viel mehr Energie auf, die er dann als Wärme an den Schnee abgibt. Zudem erwärmt sich der Staub auch auf höhere Temperaturen als Schnee und pappt noch dazu auf dem feuchten Schnee so fest, dass ihn der Wind auch nicht wegtragen kann.

Was das bedeutet, konnte Hagg kürzlich mit eigenen Augen beim südlichen Schneeferner sehen. „Die schützende Schneedecke an der Zugspitze ist einen Monat früher weggewesen. Der Gletscher schmilzt jetzt schon seit Mitte Juni statt ab Mitte/Ende Juli“, berichtet er von seiner Exkursion. Sechs Wochen früher bedeuten rund die Hälfte der Zeit zusätzlich, in denen der Gletscher ungeschützt der Sonne ausgesetzt ist.

„So ein Sommer, der alpenweit außergewöhnlich ist, ist sicher seit den 1960ern nicht mehr vorgekommen“, betont Hagg. „Wenn noch mehr solcher Jahre auftreten, verkürzt sich die Lebensdauer des Gletschers noch mehr als wir vorhergesagt haben, weil wir bei der Prognose solche Extremjahre nicht im Blick hatten.“

„Was wir bei den bayerischen Gletschern sehen, sehen wir auch in Österreich, in der Schweiz, Frankreich, Italien“, resümiert Eisen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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