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Sie war auch bei uns im Staatshaus und zur Messe

Der lange Lebensweg von Königin Elizabeth II hat sie und ihren Prinzgemahl Philip, Herzog von Edinburgh, im Oktober 1991 auch nach Windhoek geführt. Zweck und Sinn des Besuchs war die Aufnahme Namibias in das britische Commonwealth, obwohl Namibia/Südwestafrika zuvor keine britische Kolonie war wie die Herkunft der anderen Mitglieder des Staatenbunds. Als unmündiges „Anhängsel“ und Kriegsbeute des britischen Dominions Südafrika 1918, bestätigt durch das Diktat von Versailles 1920 als Mandatsgebiet SWA des Völkerbunds, der kurz nach dem 2. Weltkrieg aufgelöst wurde, stand das Territorium in der Hegemonie bis 1961 zwar formell unter der britischen Krone, hätte ansonsten jedoch keinerlei Anspruch auf Mitgliedschaft in dem Staatenbund der Briten gehabt. Aber während des 2. Weltkriegs mussten die Swakopmunder im Stadtkino aufstehen, wenn die Hymne ,God save the King' gespielt wurde.

Eichen gepflanzt

Die Dominions Australien, Südafrika und Kanada waren überseeischer Teil des britischen Reiches. Mit der Ausrufung der Republik Südafrika 1961, die die Union von Südafrika ablöste, war Südafrika formell kein Dominion mehr, aber noch ein fragliches Mitglied des Commonwealth. Zugleich geriet Südafrika wegen der Apartheids-Politik international zunehmend ins Abseits. Aber im Gouvernements-Garten vor dem Parlament in Kapstadt sind – oder waren? – noch Eichen beschildert, die Prinzessin Elizabeth vor ihrer Thronbesteigung in England und ihre Schwester bei einem königlichen Besuch am Kap feierlich gepflanzt haben.

Mit der Unabhängigkeit 1990 wurde Namibia sofort von vielen Seiten auf Staatsebene und von wem alles freundschaftlich umworben, darunter großschnäuzige Glücksritter, denen der eine oder andere unerfahrene Minister der ersten souveränen Regierung auf den Leim gegangen is. Klar, der Besuch der britischen Königin gehört in die seriöse Kategorie und hatte unter Anderem etliche Förderprogramme zur Festigung der englischen Amtssprache zur Folge. In dem Rahmen reisten ferner englische Militärausbilder an, die auch die Ehrengarde des Präsidenten – nach britischem Muster rot uniformiert - gedrillt haben.

Die Queen bei den Beestern

Auf dem Programm der Königin stand zudem ein Besuch des Windhoeker Messegeländes, wo gerade die Landesausstellung stattfand. Geführt vom Messe-Chef Allan Walkden-Davis sowie vom Rinderbaas der Landwirtschaftsabteilung, Immo Middendorff, konnte sie auf dem Fußballrasen preisgekrönte Zuchtbullen bewundern. Die Queen zeigte bei den Beestern keinerlei Berührungsangst und begab sich in direkte Nähe einer Bullenschnauze, worauf das Rindvieh den Hals nach ihrem Blumenstrauß reckte und genüsslich paar Blüten abrupfte. Die drollige Szene, auf Schwarz-Weiß festgehalten vom damaligen AZ-Fotografen Dirk Heinrich, is leider aus dem Archiv der Okuranta jojindoitjie verschwunden.

Vor ihrer Abreise mit Prinzgemahl Philip hat die Königin nacheinander alle hiesigen Abteilungsleiter, die mit ihrem Begleiterstab für den Ablauf des Programms gesorgt hatten, in den Eingang der VIP-Suite im damaligen Kalahari Sands Hotel zu einer kurzen Begegnung im Stand mit Händedruck eingeladen. Nach wenigen Worten höflichen Small Talks erhielt jeder Teilnehmer der Kurzaudienz von ihr eine echte, in Leder gerahmte, Fotografie des Königspaares als persönliches Andenken ihres Besuches. Die Details ihres Aufenthalts waren sorgfältig geplant, waren nicht dem Zufall überlassen und wurden entsprechend ausgeführt. Selbige Sorgfalt war nun im Großen zu verspüren, wenn man nach ihrem Tod TV-Ausschnitte des über Tage dauernden Londoner Trauerzeremoniells verfolgt hat. Das britische Königshaus dient zeitlos der nationalen Identitätsstiftung.

Für und Wider der Monarchie

Print- und Fernsehmedien haben während der Trauertage in England auch kritische Stimmen am Rande vermittelt, die nicht nur die Kosten des spektakulären Abschieds von der Königin bemängelt haben, sondern das Königshaus insgesamt abgeschafft sehen wollen. Besonders laut in der Forderung ist der Protest aus Australien, wo sich Aborigines an die Zwangstrennung von tausenden von Kindern von ihren Eltern erinnern. Die Kinder wurden in getrennten Schulen ihrer Sprache und Kultur entfremdet, um aus ihnen akkulturierte britische Untertanen (britisch Sabdjeckts) zu machen.

Im ersten Weltkrieg haben radikale Bolschewiki in Russland durch Mord das Zarenhaus vernichtet und Revoluzzer in Deutschland durch Vertreibung des Kaisers in die Niederlande die altfeudale Ordnung abgeschafft. - Ohm Paul Kruger hatte im Anglo-Burenkrieg 17 Jahre zuvor auch in den Niederlanden letzte Zuflucht gefunden. - Sachsens und Bayerns Könige wurden nich verscheucht, aber ihr Stand war insgesamt ebenso dahin. Der letzte Sachsenkönig, Friedrich August III, hatte bei seiner Abdankung 1918 angeblich 'ne Antwort: „Macht Euern Dreck alleene!“

Die Briten haben mit der verfassungsmäßigen Monarchie jenseits der politischen Partei-Ebene eine bisher beständige Formel gefunden, die die Würde und nationale Symbolik des Königshauses zeremoniell aufrecht erhält, während das demokratisch gewählte Parlament die politische und militärische Exekutivgewalt des Alltags ausübt. Die Königshäuser in den Niederlanden, Schweden und Norwegen verfahren ähnlich. Die Deutschen haben dieses Modell gar nich erst erprobt und damit war – nich nur wegen des Diktats von Versailles – der Boden für den Diktator bestellt, sagen besinnliche Stimmen. Im Rahmen der britischen Monarchie waren und sind massenmörderische Hitler- und Stalin-Exzesse undenkbar.

Deutsche gelbe Blätter und die illustrierte Schmusepresse feiern die britische Monarchie und andere Fürstenhäuser mit allen Trivialitäten bis zum kleinsten Acharob, Furz und Klatsch über echte und vermeintliche Affären. Daran kannste iesie ablesen, dass 'n Großteil des deutschen Volkes jenseits der Parteien gern ein eigenes royales Oberhaupt zum Anhimmeln hätte. Partei und Koalition bilden Regierung. Sinnstiftende Kontinuität verlangt eben mehr.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-03-15

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