Gesundheitskrise im Fokus

Von Nikanor Nangolo

(Bearbeitet von S. Noechel)

Windhoek

Der zunehmende Ärztemangel am Katutura Health Centre sorgt für Empörung unter Anwohnern. Patienten berichten von untragbaren Zuständen: Täglich sollen sich über 100 Menschen in langen Schlangen versammeln – doch oft seien nur zwei bis drei Ärzte im Dienst. Viele Betroffene verlassen die Einrichtung nach stundenlangem Warten ohne jegliche Behandlung.

Ein Video, das derzeit in sozialen Netzwerken kursiert, zeigt leere Behandlungszimmer und ratlose Patienten. Die Aufnahmen haben landesweit Aufmerksamkeit erregt und richten den Scheinwerfer auf die schwierige Lage in der öffentlichen Gesundheitsversorgung. Laut mehreren Augenzeugenberichten werden nur wenige Patienten versorgt, während die Mehrheit stundenlang wartet – manchmal den ganzen Tag, ohne jemals einen Arzt zu sehen.

Eine Betroffene schilderte gegenüber dem NMH-Verlag (Network Media Hub), dass sie selbst nach zwei Tagen keine Hilfe erhalten hatte. „Ich war schon am Vortag dort, aber wegen der langen Warteschlangen bin ich wieder nach Hause gegangen. Am nächsten Morgen habe ich es erneut versucht. Da waren nur zwei Ärzte – einer musste sofort zu einem Notfall in der Kinderabteilung, der andere war bald ebenfalls weg. Danach blieb nur noch eine ältere Ärztin übrig, die sich bemühte, aber schließlich auch verschwand“, berichtete sie.

Besonders beunruhigend

Einige Ärzte sollen ihre Mittagspause bis 15 Uhr ausdehnen. „Wir saßen stundenlang ohne Information oder Hilfe. Als ich den Sicherheitsdienst fragte, wo ich jemanden sprechen könne, wurde ich auf ein Büro verwiesen – doch es war abgeschlossen. Mir wurde gesagt, die Matrone sei bereits im Feierabend“, so die Patientin weiter. Erst gegen 17 Uhr kehrte ein Arzt zurück – nur um gleich wieder zu einem weiteren Notfall zu eilen.

Auch ein weiterer Patient bestätigte diese Zustände. „Das ist kein neues Problem. Schon seit Jahren ist das Katutura Health Centre überlastet. Es ist die einzige Einrichtung in der Umgebung, die Notfälle behandelt. Wenn wir an einen Arzt verwiesen werden, bleibt meist nur das Katutura-Staatskrankenhaus oder die Black Chain Clinic – aber dort sind die Warteschlangen genauso lang“, sagte er. Laut den Berichten ziehen sich einige Ärzte für Pausen zurück und erscheinen erst spät am Nachmittag wieder. „Wir wissen nicht, was sie machen oder warum sie sich so viel Zeit lassen. Es ist einfach frustrierend – besonders wenn man krank ist und dringend Hilfe braucht“, so eine weitere Stimme aus der Warteschlange.

Das Ministerium reagiert

Das Gesundheitsministerium reagierte auf die Kritik und das virale Video. Laut Sprecher Walters Kamaya ist das Video nach 17 Uhr während der Nachtschicht aufgenommen worden – eine Zeit, in der nur zwei Ärzte im Dienst seien. „Unsere Ressourcen sind begrenzt. Im Notfallbereich stehen nur sechs Betten zur Verfügung, und in der Nachtschicht decken zwei Ärzte sowohl Notfälle als auch die Ambulanz ab“, sagte Kamaya.

Das Katutura Health Centre ist die einzige 24-Stunden-Einrichtung der Primärversorgung im Raum Katutura. Es versorgt täglich rund 1300 Patienten bei einer Einzugsbevölkerung von etwa 140 000 Menschen. „Unsere Ärzte werden auf neun Kliniken in der Region Khomas verteilt. Nur drei davon haben Öffnungszeiten bis 19 Uhr, alle anderen schließen um 17 Uhr. Dadurch ist das Katutura Health Centre nachts die einzige Anlaufstelle für viele“, so Kamaya weiter.