Loading svg Please wait while we translate the article
Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren 9. Juni 1975

Stefan Noechel
Neue U-Boote für Südafrika

Paris - Südafrika bestellt zwei neue U-Boote aus Frankreich. Dies geht aus einer Aeußerung von Verteidigungsminister P. Botha hervor. Vor Presseleuten bei der internationalen Flugzeugausstellung in Paris sagte Botha, daß die Verhandlungen fast abgeschlossen seien und der Vertrag Anfang nächster Woche unterzeichnet werde. Zu den drei U-Booten des französischen Daphne-Typs kommen nun zwei größere Boote aus der Agosta-Serie, die zusammen ungefähr 45 Millionen Rand kosten. Lieferungstermin für die Bestellung ist November 1978. Auf eine Frage, ob Südafrika atomangetriebene U-Boote mit konventioneller Bewaffnung bestelle, antwortete der Verteidigungsminister, daß er darüber keine Auskunft geben könne. Der Auftrag wird von der Dubidgeon-Normandie-Gesellschaft ausgeführt. Das Agosta-U-Boot mit 1 200 BRT hat vorn vier Abschußröhren für die 20 Torpedos, die mitgeführt werden können.

Südafrika ist einer von Frankreichs besten Waffenkunden. Die südafrikanische Luftwaffe besitzt mehr als 50 französische Mirage-III-Kampfbomber. Vor kurzem traf auch das erste Geschwader moderner französischer Kampfflugzeuge ein, die Mirage F-1.

Schweres Eisenbahnunglück bei München

München - In einem Frontalzusammenstoß zweier Züge, 45 km südlich von München, fanden 25 Menschen den Tod. Laut einer Polizeimeldung wurden weitere 50 Passagiere verletzt. Das ist der schwerste Eisenbahnunfall in der Bundesrepublik in den letzten vier Jahren. Der Zusammenstoß ereignete sich gegen 18.45 Uhr SA Zeit. Rettungsarbeiter versuchten darauf bei Flutlicht, die Opfer aus den zerstörten Wagen zu befreien. Die Polizei gibt an, einer der Züge hätte an der nahegelegenen Bahnstation nicht gehalten, wo der entgegenkommende Zug erst hätte vorbeikommen sollen. 200 Meter von der Ausweichstation Warngau auf der eingleisigen Strecke München Bad Tölz prallten die Züge aufeinander. Ein Polizeisprecher sagte, daß die Todesziffer bei den Aufräumungsarbeiten noch steigen könne.

Keine Passage für Güter nach Israel

Port Said - Aegyptische Beamte haben israelische Berichte dementiert, wonach zwischen Kairo und Tel Aviv ein geheimes Abkommen bestehe, das es zulasse, daß israelische Güter den Kanal passieren dürfen. Die Aegypter sagten, daß es von Israels künftigem Verhalten abhänge, ob israelische Frachten durch den Kanal befördert würden. Politische Beobachter meinen, daß die Wiederöffnung des Suezkanals einen erneuten Ausbruch arabisch-israelischer Feindseligkeiten zumindest vermindere, da internationale Schiffe die Schußlinie passieren werden.

Präsident Anwar Sadat öffnete am Donnerstag in weißer Admiralsuniform den 160 km langen Suezkanal. An der Spitze eines Konvois fuhr der Präsident bei Port Said in den Kanal ein. In den letzten Jahren wurden mehr als 40 000 Minen und andere Sprengkörper von amerikanischen Marinepersonal aus dem Kanal entfernt. 21 Schuß Salut wurden abgefeuert, und ein Chor von Schiffssirenen und Fanfaren-Signalen begrüßten den Präsidenten bei seiner Ankunft.

Port Said ist inzwischen nach zweimaliger Evakuierung und Zerstörung 1967 und 1973 wieder aufgebaut worden. Die Stadt hatte normalerweise 250 000 Einwohner.

Die Oeffnungszeremonie mißglückte beinahe, als ein übereifriger ägyptischer Sicherheitspolizist 200 Reportern, Fotografen und Fernsehkameraleuten aus aller Welt den Zutritt verwehrte. Der ägyptische Informationsminister wurde bei einem Interview von Presseleuten arg bedrängt. Er schaffte es jedoch, die Presse rechtzeitig vor der Ankunft des Präsidenten unterzubringen.

Die ägyptischen Behörden hoffen, daß nach der Oeffnung des Kanals der Schiffsverkehr so weit zunimmt, daß der Stand von 1967 wieder erreicht wird. Die wirtschaftliche Zukunft des Kanals ist jedoch noch unsicher.

Als eine Geste des Goodwills zog Israel in der letzten Woche etliche Truppen- und Panzereinheiten aus der Kanalzone zurück. Diese Maßnahme wurde selbst von Präsident Sadat begrüßt.

Der ANC verliert an Glaubwürdigkeit

Salisbury - In einem Interview mit dem Britischen Rundfunk sagte Ministerpräsident lan Smith, daß es zur Zeit recht deutlich sei, daß der African National Council (ANC) sich in großer Unordnung befinde. Diese Tatsache beeinträchtige die Glaubwürdigkeit des ANC als Sprecher für die Afrikaner Rhodesiens. Die Zerrissenheit innerhalb des ANC könne die Weißen Rhodesiens auch nicht zu großem Vertrauen ermutigen. Hinsichtlich der Verfassungskonferenz, von der selt Dezember 1974 die Rede ist, sagte Smith, daß er jederzeit dazu bereit sei. Auf eine Frage, ob Rhodesien in der Lage sei, einen Wirtschafts- und militärischen Krieg zu führen und zu gewinnen, antwortete Smith, daß eine gewaltsame Auseinandersetzung das letzte sei, was er wünsche. In beiden Fällen seien die einfachen und ordentlichen friedliebenden Schwarzen Rhodesiens die Opfer, und davon gebe es fünf Millionen.

Smith griff die britische Regierung scharf an wegen ihrer negativen Haltung in der Rhodesien-Frage. Zum ersten dränge die britische Regierung den ANC, eine sofortige Mehrheitsregierung zu fordern, obwohl sie wisse, daß das zur Zeit nicht in Frage komme. Zum zweiten ermutige sie die Frelimo-Regierung, die Handelswege nach Rhodesien abzuschnüren, als ob die britische Regierung nicht zu Hause genug zu schaffen hätte, um ,,über Wasser zu bleiben". Britannien versuche die Regierung Mosambiks zu bestechen - dieser Ausdruck sei nicht falsch gewählt - und zwar mit den Geld des britischen Steuerzahlers, so daß Mosambik seine wichtigsten Handelsverbindungen abschneide. Smith sagte, daß die britische Regierung angesichts der wirtschaf lichen Misere im eigenen Land sich auf etwas Besseres besinnen könne, als vorsätzliche Arbeitslosigkeit in einem unterentwickelten afrikanischen Land zu fördern. Die britische Regierung könne bei bedeutsamen Verfassungsgespräche eine wichtige Rolle spielen, wenn sie den ANC zur baldigen Teilnahme auffordere.

In bezug auf Rhodesiens gefährdete Handels- und Kommunikationsverbindungen bemerkte Smith, daß diese Möglichkeit schon lange einkalkuliert sei. Die Isoliering Rhodesiens könne den Ministerpräsidenten der Commonwealth-Konferenz attraktiv erscheinen, aber sie klammern dabei die Folgen für die schwarzen Nachbarstaaten Rhodosiens aus, die bei einer Isolierung des Landes mehr Schadem zu erleiden hätten. Rhodesien sei ein wichtiges Bindeglied in der Kommunikationskette im südlichen Afrika. Britannien müsse von dieser Tatsache Kenntnis nehmen und deshalb komme der britischen Regierung eine schwere Verantwortung zu, wenn sie die Einkreisung Rhodesiens befürworte. Im Ernstfalle, falls die Initiative der Détente im südliches Afrika võllig fehlschlage, hofften die Rhodesier auf Hilfe von ihrem südafrikanischen Nachbarn, sagie Smith

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-07-16

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen