Vor 50 Jahren 4. Juni 1975

Knut Hanssen in Luanda?Windhoek - Der Norweger Knut Hanssen, der sich seit sechs Wochen mit fünf Windhoekern in Angola aufhält, soll nach einer Meldung an die AZ in Luanda gesehen worden sein. Das deutsche Konsulat in Luanda versucht, mit Hanssen Verbindung aufzunehmen und auf diesem Wege auch Auskunft über die fünf vermißten Windhoeker zu erhalten.Urteilsrevision abgelehntBloemfontein - Das Appellationsgericht hat dem Antrag auf Urteilsrevision der beiden Verurteilten Ezriel Taaipopi und Joseph Kashea, denen wegen Anstiftung zu Mord und Gewalttaten fünf Jahre Gefängnishaft auferlegt wurden, nicht stattgegeben. Drei Jahre des Urteils sind auf Bewährung ausgesetzt. Am 30. Juli 1974 wurde das Urteil von Oberrichter F. H. Badenhorst und seinen Beisitzern in Windhoek ausgesprochen. Zur Zeit der Verhandlung war Taapopi Vorsitzender der Exekutive der SWAPO-Jugendliga. Kashea war zu der Zeit ein Schriftführer der SWAPO-Jugendliga.Wiederöffnung des Suezkanals am DonnerstagPort Said - Ein ägyptisches Kriegsschiff mit Präsident Sadat an Bord wird am Donnerstag zur dritten zeremoniellen Eröffnung des Suezkanals in 106 Jahren den Kanal passieren. Präsident Sadat wählte speziell diesen Eröffnungstag, weil sich am Donnerstag der Ausbruch des Nahostkrieges von 1967 zum achten Male jährt. 1956 war der Kanal schon einmal geschlossen, als britische und französische Truppen in Aegypten einmarschierten, nachdem der damallige Präsident Nasser die Wasserstraße verstaatlicht hatte. Es ist schwierig, eine wirtschaftliche Voraussage auf die Zukunft des Kanals zu wagen. Im 19. Jahrundert konnte der Kanal noch als technisches Wunder gelten, da er die Reisezeit per Schiff zwischen Europa und Asien wesentlich verkürzte. Nachdem der Luftverkehr jedoch zugenommen hatte und die Schiffbauer seit 1967 Riesentanker zur See geschickt haben, die den Kanal nicht mehr passieren können, hat diese Verbindung an Bedeutung verloren.Zur Wiederöffnung des Kanals ist ein großartiges Zeremoniell vorgesehen, das der Eröffnungsfeier am 17. November 1869 nicht nachstehen soll.Weitere TerroristenüberfälleSalisbury - Nach einer Verlautbarung des rhodesischen Sicherheitsdienstes von gestern sind in einem Terroristenüberfall drei afrikanische Dorfbewohner umgekommen. Eine Terroristengruppe drang in eine afrikanische Siedlung ein, eröffnete grundlos das Feuer und warf mit Handgranaten um sich. In einem anderen Ueberfall wurden Rinder getötet, ein Geschäft geplündert und eine Planierraupe zerstört. In einer Verfolgungsaktion der Sicherheitskräfte wurde ein Terrorist getötet.Seit dem sogenannten Waffenstillstand am 11. Dezember 1974 sind in den weiteren Auseinandersetzungen 61 Terroristen umgekommen Ferner sind seit dem Anfang des schleichenden Guerrillakrieges in Rhodesien 559 Terroristen getötet worden.Achtung, neue Jagdgesetze!Windhoek - Gestern nachmittag lichteten sich im Landesrat die Reihen der Abgeordneten, und die Pressetribüne war fast leer, während sich das Exekutivmitglied Adolf Brinkman heiser redete. Adolf Brinkman erläuterte drei neue Gesetze, die in sein Ressort fallen, im Rahmen der zweiten Lesung. Hierzu gehören das Gesetz über die Beherbergungseinrichtungen für den Tourismus, das Alkoholgesetz und das Gesetz über den Naturschutz. Adolf Brinkman, MdE, hat im Zuge seiner Darlegungen der Gesetzesänderungen rund drei Stunden gesprochen und dabei höchst wichtige Punkte beleuchtet. Von allgemeinem Interesse war vor allem das neue Naturschutzgesetz.Neben vielen anderen Neuerungen soll hier beim Wilddiebstahl die Beweislast umgekehrt werden. Der Beschuldigte in einer Wilddiebstahls-Angelegenheit soll in Zukunft beweisen müssen, daß er unschuldig ist. Insbesondere dieser Punkt hat bei verschiedenen Abgeordneten heftige Reaktionen ausgelöst, die sich in Zwischenrufen äußerten. Brinkman führte aus, daß es so gut wie unmöglich sei, einen Wilddieb zu überführen. Selbst wenn die Staatsanwaltschaft völlig überzeugt sei, daß der Angeklagte die Tat begangen hat, könne sie die Schuld nur in den seltensten Fällen schlüssig beweisen. Das Verfahren endet dann normalerweise mit einem Freispruch, obwohl das widerrechtlich geschossene Wild sichergestellt und die vermutlichen Täter mit Wild und Waffe in der Hand festgestellt worden sind. Dieser Zustand sei höchst unbefriedigend. Die Haltung der Oeffentlichkeit habe sich geändert. Wilddiebstahl und Wildfrevel gelten heute nicht mehr als Kavaliersdelikte. Die Oeffentlichkeit fordere in zunehmendem Maße ein strenges Auftreten des Staates. In Zukunft werde also der Beschuldigte im Falle des Wilddiebstahls seine Unschuld beweisen müssen.Die meisten Einwürfe der Abgeordneten wies Brinkman mit der Bemerkung zurück, daß der Staat nur Anklage erheben werde, wenn ein dringender Tatverdacht bestehe. Es sei für den Angeklagten, wenn er wirklich unschuldig sei. leicht, seine Unschuld nachzuweisen. Nur in kaum vorstellbaren Situationen sei ein Nachweis der Unschuld nicht möglich, vorausgesetzt, daß der Beschuldigte wirklich nicht gegen die Gesetze verstoßen hat.Ferner gab Brinkman bekannt, daß das Permitsystem für Jagdgäste erleichtert wird. Die schriftliche Genehmigung durch den Jagdherrn wird in Zukunft ausreichen. Es werden keine Preise mehr für bestimmte Wildsorten festgelegt. In dem alten Gesetz von 1967 war vorgeschrieben, daß für das Schießen eines Elands 40 Rand zu entrichten seien. Ein Eland repräsentiere heute einen Verkaufswert (lebend) von 400 Rand.Ebenfalls geändert werden die Bestimmungen über die Jagdpacht. Jagdpacht wurde bisher gern als Ausrede von Wilderern benutzt. Ferner werden der Leopard und Jagdleopard in Zukunft geschützt. Leoparden können jedoch vom Farmer geschossen werden, wenn sie Schaden angerichtet haben. Die Genehmigung wird hierzu nachträglich von der Abteilung Naturschutz erteilt.

Vor 50 Jahren 4. Juni 1975

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-07-15

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