Vor 50 Jahren 18. Juni 1975
„Mit der Vergangenheit brechen"
Windhoek - Wilderich Lochow, der dpa-Vertreter in Südafrika, nahm an der Reise von Auslandskorrespondenten durch Südafrika teil und berichtet über den 30. Mal in Windhoek wie folgt:
“Am 30. Mai ist der Weltuntergang" sangen deutsche Südwestafrikaner wenige Wochen vor dem drohenden „Namibia"-Ultimatum des Weltsicherheitsrates auf ihrem Karneval Anfang Mai in Windhuk. Doch es blieb friedlich in der ehemaligen deutschen Kolonie. Es gab keinen Aufstand der Schwarzen im nördlichen Ovamboland an der Angola-Grenze, keine Demonstrationen in Windhuk, keine Streiks der schwarzen Arbeiter in den Diamantminen in Oranjemund. Die in der Nähe der schwarzen Arbeitervorstadt Katutura bei Windhoek auf den Asphalt gepinselten Worte ,,Swapo -Namibia" blieben das einzige stumme Zeichen des Protestes,
„Wir könnten als Buren mit Schlapphut verkleidet heute
nacht dort hinein. Man würde uns Kaffee anbieten, passieren würde uns nichts", versichert der aus Posen stammende deutsche Windhuker Bürgermeister Günter Kaschik. Das 43 Jahre alte Stadtoberhaupt zeigt auf die Behausungen von 15 000 Schwarzen.
Fast unübersehbar ducken sich die schäbigen Häuserzeilen vor den blendend weißen Hochhäusern des modernen Windhuk. Das auf die jenseitigen Hügel gebaute deutsche Viertel mit Rundtürmen, burgähnlichen Villen aus der Kaiserzeit und dem alles beherrschenden ehemaligen Gouverneurspalast begrenzt wie eine Trutzburg den Horizont. Nein, die Welt ist für die 100 000 weißen Südwestafrikaner am 30. Mai nicht untergegangen. Aber Südwest wird nie mehr sein, was es war. Die immer hörbarer werdende Entschlossenheit Südafrikas, die Bürde abzuschütteln, hat auch die rund 25 000 Deutschen aus ihrem paradiesischen Idyll gerissen. Unsicherheit, ja Angst vor einer dunklen Zukunft, in der der Weiße bestenfalls nur noch mitreden darf machen sich breit.
Schon planen die Verzagten Grundstücksverkäufe und investieren nicht mehr. Sie denken an die Emigration und an eine neue Heimat fern im Süden am Kap der Guten Hoffnung.
Die ,,Extremisten" dagegen beschwören den zähen Kolonialgeist ihrer Vorväter. Sie vertrauen blind und, wie es heute scheint, sehr unrealistisch auf Südafrika.
Die Mehrheit der Weißen jedoch hat sich anscheinend damit abgefunden, daß die Stunde des schwarzen Mannes kommt. ,,Wir bleiben, wo sollen wir denn hin, dies ist unsere Heimat", ist der Tenor endloser Diskussionen der deutschen, der englischen Siedler und der Buren. Auch in einem unabhängigen, eventuell von Schwarzen regierten Namibia sehen sie nicht das Ende. Sie alle aber wissen, daß die Zeit drängt, den wachsenden Machtanspruch der anderen Rassen durch rigorose Zugeständnisse zu befriedigen. „Wir können nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn um uns in Angola, Rhodesien und Mosambik die Welt brennt", meint eine bekannte deutsche Geschäftsfrau in Windhuk.
Südwester halten den Franzosen die Waage
Windhoek - Vor rund 7 000 Zuschauern kam es gestern im Südwest-Stadion zu einem spannenden Rugbyspiel zwischen den Franzosen und einer Südwestauswahl. Den Südwestern entging ein knapper Sieg, als Jean-Pierre Pesteil in der letzten Minute einen Strafschuß durch die Pfähle beförderte und den Ausgleich 13:13 schaffte. Die Franzosen waren mit einem Vorsprung von 10:4 in die Halbzeit gegangen.
Da sich der Spielstand während des ganzen Wettstreits mal zugunsten der Franzosen, mal zugunsten der Südwester veränderte, fehlte es nicht an Spannung. Der Verlauf des Spieles entsprach jedoch nicht den Erwartungen, die das Publikum einem Spiel der Landesauswahl gegen eine ausländische Mannschaft entgegenbringt. Zu oft verlor sich das Spiel im losen Gewühl, und mancher Angriff wurde ins Aus abgeleitet. In beiden Spielhäften kam es zudem zu einigen Faustschlägen, vor allem im losen Gewühl, wobei die Südwester sich auch kaum Zurückhaltung auferlegten.
In der siebten Spielminute konnten die Franzosen bereits durch einen gut angebrachten Strafschuß mit drei Punkten die Führung übernehmen. Japie Coetzee konnte nach zehn Minuten, nachdem die Südwester etliche Angriffe auf die dichtmaschige Verteidigung der Franzosen gelaufen waren, hinter die Pfahllinie drücken und seiner Mannschaft zum 4:3-Vorsprung verhelfen. Nach wechselseitigen Bewegungen, die oft vor der Pfahllinie erstickt wurden, eroberten die Franzosen sich mit einem zweiten Strafschuß wieder die Führung. Mit weiteren vier Punkten von Michel Yachvili gingen die Mannschaften in die Halbzeit.
In der 16. Spielminute der zweiten Hälfte gelang Hendrik Schrader ein Durchbruch, den Johan Smuts mit einem Schuß über die Pfähle abrunden konnte. Damit war für die Südwester der Ausgleich geschafft (10:10). Ein Strafschuß Deon Kargs brachte den Sieg für die Südwester mit einem Dreipunkte-Vorsprung in greifbare Nähe. Die Franzosen konnten sich jedoch auch mit einem Strafschuß noch rechtzeitig vor Spielende aus der Schlinge ziehen, da sie dank der Zielsicherheit Pesteils mit 13:13 gerade noch den Anschluß schafften.
Es wird erwartet, daß die Franzosen bei dem Nationalspiel gegen die Springböcke am Samstag in Bloemfontein eine wesentlich stärkere Mannschaft einsetzen als gegen die Südwester.
Fortschritte beim angolanischen Gipfeltreffen?
Nakuru - Der zweite Tag der Gespräche zwischen den Führern der drei „Befreiungsbewegungen" Angolas, Holden Roberto (FNLA), Agustinho Neto (MPLA) und Jonas Savim-bi (UNITA), war mit Diskussionen über die Aufstellung einer gemeinsamen Armee ausgefüllt. Die Gespräche zogen sich bis spät in die Nacht hin. Aus Konferenzkreisen heißt es, daß gewisse Zeichen der Verständigung festgestellt worden seien. Man bezeichnet es bereits als einen Fortschritt, daß die drei Führer überhaupt zwei Tage lang miteinander sprachen.
Eine gemeinsame Armee soll aus möglichst gleichstarken Kontingenten aus allen drei Bewegungen von je 8000 Mann bestehen. Präsident Kenyatta hat sich nach der Eröffnung der Konferenz zurückgezogen. Sowohl Kenyatta als auch der Außenminister Kenias, Munjua Waijaki, stehen für vermittelnde Gespräche zur Verfügung. Ihre Hilfe wurde jedoch bisher nicht benötigt. Vertreter der Organisation für Afrikanische Einheit wurden nicht zugelassen. In Luanda hat sich die Versorgungslage weiterhin verschlechtert. Zahlreiche Flüchtlinge Treffen aus dem Innern des Landes ein. Im Hafen wird gestreikt. Die Postangestellten haben sich dem Streik der städtischen Arbeiter angeschlossen. Die Lastwagenfahrer streiken ebenfalls, weil sie Angst haben, auf den Landstraßen überfallen zu werden. Der Transport von Benzin auf dem Landwege droht zum Stillstand zu kommen. Lastwagenfahrer planen eine Kolonnenfahrt von 2 500 Fahrzeugen über Land nach Portugal. Sie wollen dem Chaos in Angola entgehen.
England prüft Investitionsmöglichkeiten in SWA
Windhoek - Heute trafen Vertreter von SA. Invitations (Pty) Ltd. in Windhoek ein, um Investitionsmöglichkeiten in Südwestafrika für britische Großunternehmen zu prüfen SA. Invitations ist eine Tochter einer britischen Weltfirma, die zur Zeit Investitionen in Südwestafrika erwägt. Die britische Gruppe soll durch den jüngsten AHI-Jahreskongreß auf günstige Investitionsmöglichkeiten in Südwestafrika aufmerksam geworden sein.
Weitere wirtschaftliche Entwicklungen in Südwestafrika stehen ins Haus. Während der Abbau von Kupfer unter den ungünstigen Weltmarktpreisen leidet, wird mit einer Erweiterung der Uranproduktion in absehbarer Zeit gerechnet. Ueberdies hat sich der Kupferpreis in der jüngsten Zelt leicht erholt. Der Ausbau von Rössing zur Aufnahme der Uranproduktion geht mit Energie weiter. Möglichkeiten zur Aufstockung der Produktion werden bereits erwogen. Es wird damit gerechnet, dass beträchtlich mehr Ingenieure, Techniker und Arbeiter beschäftigt werden, als ursprünglich vorgesehen waren, wenn es zu einer Produktionserweiterung kommt.
Ferner tragen sich zwei weitere Minenhäuser, JCI und De Beers, mit dem Gedanken, in nächster Zeit mit der Uran produktion im Raum Swakopmund/Walvis Bay sowie südlich davon zu beginnen. Prospektierarbeiten sind bereits seit geraumer Zeit im Gang. Nach Angaben des Afrikaanse Handelsinstituut sind Spontaninvestitionen in Höhe von 370 000 Rand in Südwestafrika festgestellt worden.
Elend fördert den Kommunismus
Washington - Bundespräsident Walter Scheel zeigte sich bei seinem Besuch in Washington besorgt über den Ausgang der italienischen Regionalwahlen. Mit Außenminister Dr. Kissinger teilt Scheel die Meinung, daß die antidemokra tischen Kräfte in Europa an Triebkraft gewonnen haben. Vor dem amerikanischen Kongreß sagte Scheel: Wir müssen unser Gewissen schärfen. Wir sehen, daß der Kommunismus dort fortschreitet, wo Elend und Ungerechtigkeit herrschen." Der ideologische Kampf zwischen Ost und West müsse fortgesetzt werden, obwohl man sich um Détente bemühe. Scheel betonte auch, dass eine Nation niemals auf das Recht der Einheit verzichten könne. In diesem Zusammenhang wies er auch auf die Unruhen am 17. Juni 1953 hin. Der Rede des Bundespräsidenten vor dem Kongreß wurde großer Beifall gezolit.
Russische Raketenbasis
Washington - Der US-Außenminister Dr. Henry Kissinger plädierte am Donnerstag für die Annahme einer somalischen Einladung an die USA, sich in Somalla zu vergewissern, daß die Sowjetunion in dem Land eine Raketenabschußbasis errichtet. Die US-Regierung beabsichtigt, den amerikanischen Botschafter in Somalia zu beauftragen, den Hafen Berbera im Norden des Landes zu besuchen. Der Botschafter soll über seine Beobachtungen berichten. Der amerikanische Verteidigungsminister Dr. James Schlesinger erklärte am Dienstag vor dem Verteidigungsausschuß eine Luftfotografie des Hafens Berbera, auf der die Raketenbasis zu erkennen war. Der Sekretär des somalischen Außenministeriums dementiert jedoch die Berichte, wonach ausländische Beobachter eine Einladung nach Berbera erhalten haben sollen.
Krebs durch schmerzstillende Medikamente?
Hamburg - Medikamente gegen den Schmerz (etwa bei Kopfweh), auch Tabletten, die Rheuma- und Grippe-Kranken verabfolgt werden - sie stehen plötzlich im Verdacht, Krebs zu erzuegen. Die Bildung von Tumoren wurde bei Versuchen mit Tieren beobachtet, die zugleich mit nitrithaltigem Fleisch gefüttert worden waren. Nitrit soll im Fleisch die Giftkeime abtöten, außerdem Graufärbung verhindern. Nitrit, ein Salz der salpetrigen Säure, verbindet sich im Organismus mit dem Wirkstoff Aminophenazon (enthalten in vielen schmerzstillenden Medikamenten) und bildet sogenannte Nitrosamine. Von diesen Nitrosaminen meinte kürzlich Dr. Gerhard Eisenbrand vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, daß sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch beim Menschen kanzerogen wirken". An die Pharmazeutische Industrie der Bundesrepublik richtete nun das Bundesgesundheitsamt in Berlin (Wset) ,,als Beitrag zur Arzneimittelsicherheit" die Empfehlung, den aminophenazonhaltigen Medikamenten künftig die Vitamin C enthaltende Ascorbinsäure beizugeben, die Nitrosaminbildung im Magen verhindern könne. Der Krebsspezialist Eisenbrand hält es jedoch nach den Ergebnissen der Tierversuche für möglich, daß auch weitere Arzneimittel, die in Verbindung mit Nitrit geraten, krebserzeugend wirken könnten, nämlich Medikamente gegen Wurmbefall und bestimmte Antibiotika, darunter Terramycin. Prof. Schmähl, international renommierter Krebs-Forscher aus Heidelberg, hatte kürzlich auf dem Chirurgenkongress in München seinen Kollegen mitgeteilt, es gelte nicht nur, nach krebserzeugenden Stoffen in Umwelt und Berufsleben zu suchen, sondern auch nach Stoffen, aus denen im menschilchen Organismus erst kanzerogene Substanzen aufgebaut werden. In diesem Zusammenhang erwähnte er nachdrücklich, daß beispielsweise Amine und Nitrit, beide in der täglichen Nahrung enthalten, im sauren Milieu des Magens als Nitrose-Verbindung krebserzeugend wirken können. Er bezeichnete es als möglich, die Krebserzeugung durch Nitrose-Verbindungen mit Gaben von Vitamin C-Präparaten zu verhindern.
Windhoek - Wilderich Lochow, der dpa-Vertreter in Südafrika, nahm an der Reise von Auslandskorrespondenten durch Südafrika teil und berichtet über den 30. Mal in Windhoek wie folgt:
“Am 30. Mai ist der Weltuntergang" sangen deutsche Südwestafrikaner wenige Wochen vor dem drohenden „Namibia"-Ultimatum des Weltsicherheitsrates auf ihrem Karneval Anfang Mai in Windhuk. Doch es blieb friedlich in der ehemaligen deutschen Kolonie. Es gab keinen Aufstand der Schwarzen im nördlichen Ovamboland an der Angola-Grenze, keine Demonstrationen in Windhuk, keine Streiks der schwarzen Arbeiter in den Diamantminen in Oranjemund. Die in der Nähe der schwarzen Arbeitervorstadt Katutura bei Windhoek auf den Asphalt gepinselten Worte ,,Swapo -Namibia" blieben das einzige stumme Zeichen des Protestes,
„Wir könnten als Buren mit Schlapphut verkleidet heute
nacht dort hinein. Man würde uns Kaffee anbieten, passieren würde uns nichts", versichert der aus Posen stammende deutsche Windhuker Bürgermeister Günter Kaschik. Das 43 Jahre alte Stadtoberhaupt zeigt auf die Behausungen von 15 000 Schwarzen.
Fast unübersehbar ducken sich die schäbigen Häuserzeilen vor den blendend weißen Hochhäusern des modernen Windhuk. Das auf die jenseitigen Hügel gebaute deutsche Viertel mit Rundtürmen, burgähnlichen Villen aus der Kaiserzeit und dem alles beherrschenden ehemaligen Gouverneurspalast begrenzt wie eine Trutzburg den Horizont. Nein, die Welt ist für die 100 000 weißen Südwestafrikaner am 30. Mai nicht untergegangen. Aber Südwest wird nie mehr sein, was es war. Die immer hörbarer werdende Entschlossenheit Südafrikas, die Bürde abzuschütteln, hat auch die rund 25 000 Deutschen aus ihrem paradiesischen Idyll gerissen. Unsicherheit, ja Angst vor einer dunklen Zukunft, in der der Weiße bestenfalls nur noch mitreden darf machen sich breit.
Schon planen die Verzagten Grundstücksverkäufe und investieren nicht mehr. Sie denken an die Emigration und an eine neue Heimat fern im Süden am Kap der Guten Hoffnung.
Die ,,Extremisten" dagegen beschwören den zähen Kolonialgeist ihrer Vorväter. Sie vertrauen blind und, wie es heute scheint, sehr unrealistisch auf Südafrika.
Die Mehrheit der Weißen jedoch hat sich anscheinend damit abgefunden, daß die Stunde des schwarzen Mannes kommt. ,,Wir bleiben, wo sollen wir denn hin, dies ist unsere Heimat", ist der Tenor endloser Diskussionen der deutschen, der englischen Siedler und der Buren. Auch in einem unabhängigen, eventuell von Schwarzen regierten Namibia sehen sie nicht das Ende. Sie alle aber wissen, daß die Zeit drängt, den wachsenden Machtanspruch der anderen Rassen durch rigorose Zugeständnisse zu befriedigen. „Wir können nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn um uns in Angola, Rhodesien und Mosambik die Welt brennt", meint eine bekannte deutsche Geschäftsfrau in Windhuk.
Südwester halten den Franzosen die Waage
Windhoek - Vor rund 7 000 Zuschauern kam es gestern im Südwest-Stadion zu einem spannenden Rugbyspiel zwischen den Franzosen und einer Südwestauswahl. Den Südwestern entging ein knapper Sieg, als Jean-Pierre Pesteil in der letzten Minute einen Strafschuß durch die Pfähle beförderte und den Ausgleich 13:13 schaffte. Die Franzosen waren mit einem Vorsprung von 10:4 in die Halbzeit gegangen.
Da sich der Spielstand während des ganzen Wettstreits mal zugunsten der Franzosen, mal zugunsten der Südwester veränderte, fehlte es nicht an Spannung. Der Verlauf des Spieles entsprach jedoch nicht den Erwartungen, die das Publikum einem Spiel der Landesauswahl gegen eine ausländische Mannschaft entgegenbringt. Zu oft verlor sich das Spiel im losen Gewühl, und mancher Angriff wurde ins Aus abgeleitet. In beiden Spielhäften kam es zudem zu einigen Faustschlägen, vor allem im losen Gewühl, wobei die Südwester sich auch kaum Zurückhaltung auferlegten.
In der siebten Spielminute konnten die Franzosen bereits durch einen gut angebrachten Strafschuß mit drei Punkten die Führung übernehmen. Japie Coetzee konnte nach zehn Minuten, nachdem die Südwester etliche Angriffe auf die dichtmaschige Verteidigung der Franzosen gelaufen waren, hinter die Pfahllinie drücken und seiner Mannschaft zum 4:3-Vorsprung verhelfen. Nach wechselseitigen Bewegungen, die oft vor der Pfahllinie erstickt wurden, eroberten die Franzosen sich mit einem zweiten Strafschuß wieder die Führung. Mit weiteren vier Punkten von Michel Yachvili gingen die Mannschaften in die Halbzeit.
In der 16. Spielminute der zweiten Hälfte gelang Hendrik Schrader ein Durchbruch, den Johan Smuts mit einem Schuß über die Pfähle abrunden konnte. Damit war für die Südwester der Ausgleich geschafft (10:10). Ein Strafschuß Deon Kargs brachte den Sieg für die Südwester mit einem Dreipunkte-Vorsprung in greifbare Nähe. Die Franzosen konnten sich jedoch auch mit einem Strafschuß noch rechtzeitig vor Spielende aus der Schlinge ziehen, da sie dank der Zielsicherheit Pesteils mit 13:13 gerade noch den Anschluß schafften.
Es wird erwartet, daß die Franzosen bei dem Nationalspiel gegen die Springböcke am Samstag in Bloemfontein eine wesentlich stärkere Mannschaft einsetzen als gegen die Südwester.
Fortschritte beim angolanischen Gipfeltreffen?
Nakuru - Der zweite Tag der Gespräche zwischen den Führern der drei „Befreiungsbewegungen" Angolas, Holden Roberto (FNLA), Agustinho Neto (MPLA) und Jonas Savim-bi (UNITA), war mit Diskussionen über die Aufstellung einer gemeinsamen Armee ausgefüllt. Die Gespräche zogen sich bis spät in die Nacht hin. Aus Konferenzkreisen heißt es, daß gewisse Zeichen der Verständigung festgestellt worden seien. Man bezeichnet es bereits als einen Fortschritt, daß die drei Führer überhaupt zwei Tage lang miteinander sprachen.
Eine gemeinsame Armee soll aus möglichst gleichstarken Kontingenten aus allen drei Bewegungen von je 8000 Mann bestehen. Präsident Kenyatta hat sich nach der Eröffnung der Konferenz zurückgezogen. Sowohl Kenyatta als auch der Außenminister Kenias, Munjua Waijaki, stehen für vermittelnde Gespräche zur Verfügung. Ihre Hilfe wurde jedoch bisher nicht benötigt. Vertreter der Organisation für Afrikanische Einheit wurden nicht zugelassen. In Luanda hat sich die Versorgungslage weiterhin verschlechtert. Zahlreiche Flüchtlinge Treffen aus dem Innern des Landes ein. Im Hafen wird gestreikt. Die Postangestellten haben sich dem Streik der städtischen Arbeiter angeschlossen. Die Lastwagenfahrer streiken ebenfalls, weil sie Angst haben, auf den Landstraßen überfallen zu werden. Der Transport von Benzin auf dem Landwege droht zum Stillstand zu kommen. Lastwagenfahrer planen eine Kolonnenfahrt von 2 500 Fahrzeugen über Land nach Portugal. Sie wollen dem Chaos in Angola entgehen.
England prüft Investitionsmöglichkeiten in SWA
Windhoek - Heute trafen Vertreter von SA. Invitations (Pty) Ltd. in Windhoek ein, um Investitionsmöglichkeiten in Südwestafrika für britische Großunternehmen zu prüfen SA. Invitations ist eine Tochter einer britischen Weltfirma, die zur Zeit Investitionen in Südwestafrika erwägt. Die britische Gruppe soll durch den jüngsten AHI-Jahreskongreß auf günstige Investitionsmöglichkeiten in Südwestafrika aufmerksam geworden sein.
Weitere wirtschaftliche Entwicklungen in Südwestafrika stehen ins Haus. Während der Abbau von Kupfer unter den ungünstigen Weltmarktpreisen leidet, wird mit einer Erweiterung der Uranproduktion in absehbarer Zeit gerechnet. Ueberdies hat sich der Kupferpreis in der jüngsten Zelt leicht erholt. Der Ausbau von Rössing zur Aufnahme der Uranproduktion geht mit Energie weiter. Möglichkeiten zur Aufstockung der Produktion werden bereits erwogen. Es wird damit gerechnet, dass beträchtlich mehr Ingenieure, Techniker und Arbeiter beschäftigt werden, als ursprünglich vorgesehen waren, wenn es zu einer Produktionserweiterung kommt.
Ferner tragen sich zwei weitere Minenhäuser, JCI und De Beers, mit dem Gedanken, in nächster Zeit mit der Uran produktion im Raum Swakopmund/Walvis Bay sowie südlich davon zu beginnen. Prospektierarbeiten sind bereits seit geraumer Zeit im Gang. Nach Angaben des Afrikaanse Handelsinstituut sind Spontaninvestitionen in Höhe von 370 000 Rand in Südwestafrika festgestellt worden.
Elend fördert den Kommunismus
Washington - Bundespräsident Walter Scheel zeigte sich bei seinem Besuch in Washington besorgt über den Ausgang der italienischen Regionalwahlen. Mit Außenminister Dr. Kissinger teilt Scheel die Meinung, daß die antidemokra tischen Kräfte in Europa an Triebkraft gewonnen haben. Vor dem amerikanischen Kongreß sagte Scheel: Wir müssen unser Gewissen schärfen. Wir sehen, daß der Kommunismus dort fortschreitet, wo Elend und Ungerechtigkeit herrschen." Der ideologische Kampf zwischen Ost und West müsse fortgesetzt werden, obwohl man sich um Détente bemühe. Scheel betonte auch, dass eine Nation niemals auf das Recht der Einheit verzichten könne. In diesem Zusammenhang wies er auch auf die Unruhen am 17. Juni 1953 hin. Der Rede des Bundespräsidenten vor dem Kongreß wurde großer Beifall gezolit.
Russische Raketenbasis
Washington - Der US-Außenminister Dr. Henry Kissinger plädierte am Donnerstag für die Annahme einer somalischen Einladung an die USA, sich in Somalla zu vergewissern, daß die Sowjetunion in dem Land eine Raketenabschußbasis errichtet. Die US-Regierung beabsichtigt, den amerikanischen Botschafter in Somalia zu beauftragen, den Hafen Berbera im Norden des Landes zu besuchen. Der Botschafter soll über seine Beobachtungen berichten. Der amerikanische Verteidigungsminister Dr. James Schlesinger erklärte am Dienstag vor dem Verteidigungsausschuß eine Luftfotografie des Hafens Berbera, auf der die Raketenbasis zu erkennen war. Der Sekretär des somalischen Außenministeriums dementiert jedoch die Berichte, wonach ausländische Beobachter eine Einladung nach Berbera erhalten haben sollen.
Krebs durch schmerzstillende Medikamente?
Hamburg - Medikamente gegen den Schmerz (etwa bei Kopfweh), auch Tabletten, die Rheuma- und Grippe-Kranken verabfolgt werden - sie stehen plötzlich im Verdacht, Krebs zu erzuegen. Die Bildung von Tumoren wurde bei Versuchen mit Tieren beobachtet, die zugleich mit nitrithaltigem Fleisch gefüttert worden waren. Nitrit soll im Fleisch die Giftkeime abtöten, außerdem Graufärbung verhindern. Nitrit, ein Salz der salpetrigen Säure, verbindet sich im Organismus mit dem Wirkstoff Aminophenazon (enthalten in vielen schmerzstillenden Medikamenten) und bildet sogenannte Nitrosamine. Von diesen Nitrosaminen meinte kürzlich Dr. Gerhard Eisenbrand vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, daß sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch beim Menschen kanzerogen wirken". An die Pharmazeutische Industrie der Bundesrepublik richtete nun das Bundesgesundheitsamt in Berlin (Wset) ,,als Beitrag zur Arzneimittelsicherheit" die Empfehlung, den aminophenazonhaltigen Medikamenten künftig die Vitamin C enthaltende Ascorbinsäure beizugeben, die Nitrosaminbildung im Magen verhindern könne. Der Krebsspezialist Eisenbrand hält es jedoch nach den Ergebnissen der Tierversuche für möglich, daß auch weitere Arzneimittel, die in Verbindung mit Nitrit geraten, krebserzeugend wirken könnten, nämlich Medikamente gegen Wurmbefall und bestimmte Antibiotika, darunter Terramycin. Prof. Schmähl, international renommierter Krebs-Forscher aus Heidelberg, hatte kürzlich auf dem Chirurgenkongress in München seinen Kollegen mitgeteilt, es gelte nicht nur, nach krebserzeugenden Stoffen in Umwelt und Berufsleben zu suchen, sondern auch nach Stoffen, aus denen im menschilchen Organismus erst kanzerogene Substanzen aufgebaut werden. In diesem Zusammenhang erwähnte er nachdrücklich, daß beispielsweise Amine und Nitrit, beide in der täglichen Nahrung enthalten, im sauren Milieu des Magens als Nitrose-Verbindung krebserzeugend wirken können. Er bezeichnete es als möglich, die Krebserzeugung durch Nitrose-Verbindungen mit Gaben von Vitamin C-Präparaten zu verhindern.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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