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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren 17. Juni 1975

Stefan Noechel
Friede und Wood ausgewiesen - Wird SWAPO jetzt verboten?

Windhoek – Der anglikanische Suffragan-Bischof von Südwestafrika Richard Wood, 54, erhielt gestern die Ausweisungsorder aus Südwestafrika. Er muß Südwestafrika bis zum 23. Juni verlassen. Ein ähnlicher Ausweisungserlaß wurde gestern dem Direktor des Christlichen Zentrums in Windhoek, Rolf Friede, 49, zugestellt. Die Ausweisung erfolgt aufgrund eines Beschlusses der Südwester Exekutive. Eine Begründung für die Ausweisung wurde nicht gegeben.

Suffragan-Bischof Wood hatte sein Amt als Haupt der anglikanischen Kirche der Diözese Damaraland aufgenommen, nachdem sein Vorgänger Bischof Colin Winter im März 1972 aus Südwestafrika ausgewiesen wurde. Winter ist britischer Staatsbürger. Der Vorgänger Winters, der Amerikaner Robert Mize, mußte Südwestafrika 1968 verlassen. Sowohl Winter als auch Wood haben sich eng mit SWAPO ver-bündet. Winter hat an SWAPO-Demonstrationen im Ausland teilgenommen. Wood hat sich zu dem von SWAPO verkündeten Boykott der letzten Wahl in Owambo bekannt. Vor kurzem plädierte er vor. Auslandsjournalisten für die Durchführung der SWAPO-Politik in Südwestafrika, nämlich allgemeine Wahlen nach dem Grundsatz ein Mann eine Stimme in einem unitarischen Südwestafrika. Den Abzug der Weißen und den Rückgang des Lebensstandards wollte er, wie Auslandskorrespondenten berichten, in Kauf nehmen. Wood wurde in England geboren. Er hat die südafrikanische Staatsbürgerschaft erworben.

Rolf Friede war zuletzt Direktor des Christlichen Zentrums in Windhoek. Dieses Zentrum sollte ursprünglich ein Werk der Ökumene sein. Sein Initiator war Bischof Winter. Die meisten Kirchen Südwestafrikas sagten ursprünglich ihre Beteiligung an dem Projekt zu, zogen sich jedoch nach und nach aus der Zusammenarbelt zurück, insbesondere seit der ehemalige Karibiber Religionslehrer Rolf Priede die Leitung übernommen hatte.

Rolf Friede ist deutscher Staatsbürger. Er kam als Lehrer an die Deutsche Privatschule in Karibib. Friede unterrichtete von 1970 bis 1973 an der Privatschule Karibib. Er wirkte als Religionslehrer. Friede ist mit einer Südwesterin verheiratet. Nach eigenen Angaben hat Friede bei der Gründung der militanten Namibia National Convention, die stark SWAPO-orientiert ist, aktive Hilfe geleistet.

In Windhoek wird es für möglich gehalten, daß nach der Ausweisung des Suffragan-Bischofs und des Direktors des Christlichen Instituts, der übrigens auf keine abgeschlossene theologische Ausbildung zurückblickt, auch schärfere Schritte gegen SWAPO unternommen werden. Verschiedene Regierungen von Heimatländern haben sich bereits vor geraumer Zeit für ein Verbot von SWAPO ausgesprochen und der Regierung entsprechende Gesuche vorgelegt. Die Regierung ist jedoch darüber hinweggegangen. Gestern hat sich der Chefminister von Owambo, Chef Filemon Elifas, erneut gegen die SWAPO-Aktivitäten in Owambo verwahrt, die darauf abzielen, den Frieden im Lande zu stören. Er appellierte an die Stammesbehörden und die Polizei, gegen Versuche, Unruhe, Anarchie und Chaos zu schaffen, scharf aufzutreten.

Die Ausweisungsbefehle an Suffragan-Bischof Wood und Rolf Friede wurden auf Anordnung der Exekutive von Südwestafrika von dem amtierenden Staatssekretär von Südwestafrika H. Gous ausgefertigt. Friede und Wood müssen Südwestafrika vor dem 23. Juni 12.00 Uhr mittags verlassen haben.



Fleischproduzentenvereinigung tagt

Windhoek – Heute beginnt der 12. Jahreskongreß der Fleischproduzentenvereinigung SWA in Windhoek. Die Tagesordnung erstreckt sich bis Donnerstag, 19. Juni. Die herrschende Inflationsrate, die sich auch auf die Produktionsmittel und die Eisenbahntarife auswirkt, bestimmt das Thema zahlreicher Anträge der Fleischproduzenten aus verschiedenen Landeskreisen. Gewisse Landwirtschaftsprodukte werden zur Zeit vom Staat subsidiert, Fleisch jedoch nicht. Die Fleischproduzenten ersuchen beispielsweise den Staat um eine Subsidie, die die angestiegenen Frachttarife der Eisenbahn ausgleicht. Die offizielle Eröffnung des Kongresses findet um 20 Uhr im Safari Motel statt.



Simonstown-Verteidigungsbündnis aufgehoben

Kapstadt/London – Das Verteidigungsbündnis zwischen Britannien und Südafrika, das vor allem die Zusammenarbeit der Marine der beiden Länder betraf, besteht nicht mehr. Verteidigungsminister P. W. Botha kündigte dies am Montag vor dem Parlament an. Er sagte, daß das Bündnis nach Gesprächen zwischen der südafrikanischen Regierung und dem britischen Botschafter und nach einem Briefaustausch zwischen dem britischen Verteidigungsminister, Roy Mason, und ihm (dem südafrikanischen Verteidigungsminister) aufgelöst worden sei. Nach der Auflösung des Bündnisses würde das Verhältnis der jeweiligen Marine zu seinem vorigen Bündnispartner sich nicht von dem unterscheiden, das sie zu einer Marine eines anderen Landes unterhalte, führte Minister Botha aus. Die Beendigung des Abkommens wurde zugleich im britischen Parlament bekanntgegeben. Als Hauptgrund für Britanniens Unwilligkeit, das Abkommen länger aufrechtzuerhalten, gilt die Rassenpolitik der südafrikanischen Regierung. Die britische Labourregierung sah sich Angriffen von seiten der UNO ausgesetzt, weil zwischen Britannien und Südafrika ein militärisches Abkommen bestand, das die weiße Vorherrschaft" im südlichen Afrika stützte. Britannien liefert schon seit Jahren keine Waffen mehr an Südafrika.

1955 wurde das Bündnis geschlossen, nachdem die britische Marine schon im vorigen Jahrhundert den Hafen von Simonstown als Basis benutzt hatte. Ziel des Bündnisses war, Südafrika bei der Entwicklung seiner eigenen Marine zu helfen, und die britische Marine sollte Südafrika bei der Sicherung der Seeroute um das Kap der Guten Hoffnung beistehen. Die Kündigung des Abkommens kommt der südafrikanischen Regierung nicht als Neuigkeit. Die Labour-Partei ging 1974 schon mit dem Versprechen in den Wahlkampf, das Abkommen abzuschaffen, da sie die Regierung der weißen Vorherrschaft" verurteilt. Nach dem Abkommen von 1955 kann das Bündnis nicht einseitig gekündigt werden. In einer geheimen Note an die südafrikanische Regierung teilte Britannien Anfang des Jahres mit, daß es wünschenswert sei, das Abkommen aufzulösen.

In den letzten Jahren war die britische Marine fast nur noch symbolisch präsent. Eine kleine britische Marineeinheit unterhielt eine Kommunikationszentrale, 5 km von Kapstadt entfernt. Die Kündigung des Abkommens fällt zudem auch in den Rahmen des Rückzugs der einst mächtigen britischen Marine aus den Gewässern der Erde. In Kreisen der NATO hat dieser Schritt jedoch zu Kontroversen geführt. Mit der zunehmenden sowjetischen Aktivität im Indischen Ozean gewinnen die Trockendocks und die Kommunikationsverbindungen von Simonstown immer mehr Bedeutung für den Westen. Nach britischer Auffassung können die Südafrikaner mittlerweile die Kaproute selbst sichern, und in einer Kriegssituation wird Südafrika die Einrichtungen bei Simonstown den befreundeten westlichen Ländern zur Verfügung stellen. Informationsminister Dr. Connie Mulder erklärte letzte Woche in Washington beispielsweise den Hafen Simonstown für amerikanische Schiffe als geöffnet.

Prominente konservative Abgeordnete des britischen Parlaments bedauern jedoch die Art und Weise, wie die Kündigung vorbereitet wurde. Die Gegner der Kündigung hätten keine Gelegenheit gehabt, den Außenminister James Callaghan eingehend zu befragen.



ANC-Kongreß aufgeschoben

Kallsbury – Der rhodessche African National Council hat seinen Kongress, der für den 21. und 22. Juni angeregt war, bis and weiteres aufgeschoben. ANC-Füihrer, Bischof Ahel Murerewa, kündigte an, daß der 22. juni von den Einwohnern Zimbabwes" als Trauertag begangen werden solle, um den Opfern des 1. Juni 1975 zu gedenken. Am 1. Juni tagte die ANC-Führung In Salisbury. Unter den verschiedenen Anhängern und Fraktionen des ANC kam es dabei zui gewaltsamen Auseinandersetzungen, so dass die rhodesische Polisel eingreifen musste. Elf Afrikaner fanden in den Auseinandersetzungen den Tod.

Es hat den Anschein, als ob Bischof Muzorewa dem Druck der militanten Fraktion des ANC stattgegeben hat. Die Zimbabwe African National Union (ZANU), die für die meisten Guerilla-Angriffe verantwortlich gehalten wird, hatte nach der Bekanntgabe des Datums eines ANC-Kongresses die Teilnahme abgelehnt. Es besteht zur Zelt noch keine Klarheit darüber, wer die eigentliche Führung des ANC übernimmt.



Räuber flüchtete zur Polizei

Coburg – Verdutzt waren die Beamten der Coburger Polizei, als ein 19jähriger arbeitsloser Hilfsarbeiter aus dem Landkreis Coburg auf der Wache erschien und einen geladenen Trommelrevolver sowie 920 Mark auf den Tisch legte. Der Mann gab an, daß er einen bewaffneten Raubüberfall verübt habe und eingesperrt werden wolle. Als Begründung dafür gab er an, daß er arbeitslos sei und ihn seine Eltern zu Hause an die Luft gesetzt haben".

Während die Beamten die Schilderung des 19-Jährigen anhörten, wurde der von ihm verübte Raubüberfall auf ein Tabakgeschäft der Polizei gemeldet. Wie sich herausstellte, hatte der Hilfsarbeiter längere Zelt das Geschäft beobachtet. Als nur noch eine Verkäuferin im Laden war, hatte er den Verkaufsraum betreten, einen Revolver gezogen und die Herausgabe des Geldes gefordert. Danach war er direkt zur Polizeiwache geflüchtet. Er wurde festgenommen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-07-12

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