Vor 50 Jahren 11. Juni 1975

Callaghan verhandlungsbereitLondon - Der britische Außenminister James Callaghan wird voraussichtlich heute nachmittag eine wichtige Verlautbarung Rhodesiens im Parlament herausgeben. Aus informierten Kreisen ging am Dienstag hervor, daß Callaghan seinen Vizeminister David Ennals zu Gesprächen mit Ministerpräsident Ian Smith nach Salisbury entsenden möchte. Callaghan hat wiederholt erklärt, daß er bereit sei, den Vorsitz bei einer rhodesischen Verfassungskonferenz einzunehmen, falls die betroffenen Parteien teilnähmen und Aussicht auf mäßigen Erfolg bestehe. David Ennals wird wahrscheinlich in den nächsten Wochen in Salisbury eintreffen, und wahrscheinlich vertritt er die britische Regierung bei den Unabhängigkeitsfeiern Mosambiks am 25. Juni.In einer Debatte im britischen Oberhaus sagte der Unterstaatssekretär des Außenministeriums, Lord Coronwy-Roberts, daß die britische Regierung uneingeschränkt zu einer Lösung der Rhodesienfrage auf dem Verhandlungswege verpflichtet sei. Diejenigen, die ihr politisches Recht nicht durch Verhandlungen erhalten, können möglicherweise gewaltsam dazu gezwungen werden", sagte Coronwy-Roberts. Hinsichtlich der Sanktionen, die über Rhodesien verhängt worden sind, äußerte der Unterstaatssekretär die Hoffnung, daß die politische Entwicklung demnächst diese Maßnahmen für überflüssig erachte. Die britische Regierung zahle dem African National Council (ANC) oder irgendeiner anderen rhodesischen Organisation keine Unterstützung Der ANC vertrete jedoch einen Großteil der rhódesischen Afrikaner, sagte Coronwy Roberts.Gute WaffengeschäfteWashington - Die amerikanische Regierung verteidigte heute ihre großen Waffengeschäfte im Nahen Osten mit der Begründung, daß sie zum Frieden und zur Stabilität der Länder um den Persischen Golf beitragen wolle. Saudi-Arabien, Iran und andere Golfstaaten sind die Hauptabnehmer des Kriegsmaterials im Werte von 7 500 Millionen Dollars (5 250 Millionen Rand). Der Unterstaatssekretär Joseph Sisco sagte, daß der Grenzkonflikt zwischen dem Iran und dem Irak friedlich gelöst worden sei, da durch die stärkere Aufrüstung Irans der Nachbarstaat zum Einlenken genötigt worden sei.Seit 1970 sind die Waffenverkäufe der USA an die Golfstaaten von 28 Millionen auf 4 400 Millionen Dollars im Jahre 1974 gestiegen (nach Sapa-Mitteilung). Im letzten Jahr verkauften die USA militärische Ausrüstung im Werte von 8 200 Millionen Dollars. 75 Prozent dieser Waren gingen in den Nahen Osten.Heute RatssitzungWindhoek - Der Stadtrat von Windhoek trat heute um 14.30 Uhr zu einer Sondersitzung zusammen. Einziger Punkt der Tagesordnung ist der Antrag der neuen Nationalen Konvention, die praktisch SWAPO ist, auf Durchführung einer Demonstration am Samstag. Die Demonstration soll durch Katutura, Khomasdal und Windhoek führen.Schmidt optimistisch Bonn - Bundeskanzler Helmut Schmidt glaubt nicht, dass die sowjetische Politik nach dem Fall Vietnams sich gegenüber Westberlin erkennbar verhärtet hat. Im deutschen Fernsehen nannte Schmidt eine solche Betrachtungsweise eine Uebertreibung, räumte aber ein, daß es sicherlich “stilistische Verschiebungen" gebe. Der Kanzler nannte es unzweifelhaft, daß die Führung der Sowjetunion ein ganz ernsthaftes Interesse" daran habe, die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in ihrer zweiten Phase abzuschließen, um in diesem Sommer eine abschließende Phase in Helsinki auf der Ebene der Staats- und Regierungchefs herbeiführen zu können. „Und die werden sie ganz sicher nicht gefährden wollen."Schmidt riet dazu, den sowjetischen Aeußerungen im Zusammenhang mit dem Berlin-Besuch der beiden Außenminister Henry Kissinger und Hans-Dietrich Genscher nicht allzuviel Gewicht beizumessen. ,,Nun war das weiß Gott kein Akt der Staatsgewalt, daß Herr Genscher den Außenminister des uns befreundeten Amerika dorthin begleitet hat, sondern ein Akt der reinen und selbstverständlichen Höflichkeit." Der Kanzler meinte, es wäre ganz ungewöhnlich", daß der deutsche Außenminister, der Berlin nach außen vertreten dürfe, sich in Berlin selbst nicht sehen lassen dürfe. Im übrigen äußerte sich Schmidt zuversichtlich, daß die laufenden Verhandlungen mit der DDR - „wenn auch unter erheblichem Zeitverbrauch zu positiven Ergebnissen führen werden".

Vor 50 Jahren 11. Juni 1975

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-06-17

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