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Vor 50 Jahren
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1975-03-11
OFFENER BRIEF AN STAATSSEKRETÄR GEHLHOFF

Windhoek – Altsenator S. von Bach hat seiner Empörung über das Interview Ausdruck verliehen, das Staatssekretär Gehlhoff vom Bundesaußenministerium in Bonn dem Westdeutschen Rundfunk gegeben hat und das Südwestafrika betraf.

Die AZ hatte das Interview des Staatssekretärs mit dem Westdeutschen Rundfunk im vollen Wortlaut veröffentlicht. Die Reaktion von Senator von Bach hat sich etwas verzögert, da von Bach zurzeit im Kap zur Kur weilt und die AZ, wie er schreibt, „über Umwege erhalten hat“. In seiner Erwiderung geht von Bach auch auf die prekäre Situation in der Frage der Unterstützung kultureller Einrichtungen, wie beispielsweise der deutschen Privatschulen, ein. Senator von Bach stellt hier die Gretchenfrage der gegenwärtigen gestörten deutsch-südafrikanischen Beziehungen in Sachen Südwestafrika. In der, Tat besteht die Befürchtung, dass sich die veränderte deutsche Haltung in der Südwestafrikafrage auf die Existenz der Privatschulen auswirken konnte.

SCHACHFESTTAGE FÜR WINDHOEK

Windhoek – Auf Initiative der kleinen Windhoeker Schachgemeinschaft gibt Großmeister Robatsch aus Österreich nach Beendigung der Testturniere gegen Südafrika drei Gastspiele in Windhoek.

Am Dienstagnachmittag, 11. März, 15 Uhr Simultanvorstellung gegen alle schachspielenden Schüler der Windhoeker Schulen. Die Veranstaltung findet im großen Saal der Centaurus Schule statt. Die teilnehmenden Schüler werden hiermit nochmals gebeten, eigene Schachbretter normaler Größe mitzubringen.

Mittwoch, 12. März, um 19 Uhr, Ecke Kaiserstraße/ Bülowstraße, im Saambou-Gebäude ein Uhrenschachwettkampf gegen die hiesigen Spitzenspieler: Leicher, Moser, Hayes und Seelenbinder. Kein Eintritt und jeder Schachinteressent ist herzlich Willkommen.

Am Donnerstag, 13. März, um 19 Uhr im Eßsaal des Grand Hotels Simultanvorstellung gegen jeden Schachspieler, der sein Brett normaler Größe mitbringt. Kein Eintritt, jedoch sind Spenden sehr willkommen, um die erheblichen Unkosten decken zu helfen.

Großmeister Robatsch hat an den Kandidatenturnieren um die Weltmeisterschaften teilgenommen und verfügt besonders über sehr starke theoretische Kenntnisse, er ist auch mit Veröffentlichungen hervorgetreten. Es ist das erste Mal in der Schachgeschichte Südwestafrikas, dass ein derartiger Besuch stattfindet. Um größtmögliche Unterstützung durch Schachinteressenten wird gebeten.

FARBIGENRAT FÜR UNTERHANDLUNGEN

Windhoek – Der Farbigenrat für Südwestafrika nahm gestern einstimmig die Einladung zur Teilnahme an Ge-sprachen um die Zukunft des Landes an. Dieser Antrag wurde von A. J. F. Kloppers, Führer der Föderalen Kleurling-Volkspartei von Südwestafrika, eingebracht. Kloppers sagte, dass die Einladungen seitens der stidafrikanischen Regierung und des SWA-Landesrates sehr annehmbar seien, besonders da keine Vorbedingungen damit verbunden seien. Dieses sei das erste Mal, dass die Farbigen Südwestafrikas in der politischen Entwicklung des Landes mitreden können.

Für diese Unterhandlungen am Konferenztisch sei es jedoch von größter Bedeutung, dass das richtige Klima für eine derartige Konferenz geschaffen wird. Die Farbigen müssten die Versicherung erhalten, dass sie nicht als minderwertige Gruppe betrachtet werden, da sie als kleine Bevölkerungsgruppe in Südwestafrika keine Macht hätten. Kloppers betonte ferner, dass nicht nur die Farbigen, sondern alle Gruppen, die sich an der Konferenz beteiligen, die Versicherung erhalten müssten, dass sie alle gleichberechtigt seien. Sollte dieses nicht der Fall sein, würde die Konferenz ohne Erfolg bleiben.

„Sollte uns diese Versicherung gegeben werden, kann ich auf der anderen Seite nicht sehen, dass die Unterredungen nicht erfolgreich sein werden", sagte Kloppers.

SCHMIDT ÜBER DIE BEFREIUNG VON LORENZ

Bonn – Die Erklärung des. Bundeskanzlers zur Befreiung des Berliner CDU-Landesvorsitzenden Peter Lorenz hat folgenden Wortlaut:

„Mit der Befreiung des Berliner CDU-Landesvorsitzen-den Peter Lorenz haben die Anstrengungen der letzten Tage ihr gemeinsames Ziel erreicht, sein Leben zu retten. Wir alle empfinden Dankbarkeit gegenüber denen, die durch Besonnenheit, durch persönlichen Mut, durch Verantwortungsbereitschaft dazu beigetragen haben, diese kritische Situation durchzustehen.

Ich nenne dabei die Polizei und Sicherheitsorgane in Berlin, die Landesregierungen von Berlin, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen und die Politiker aller Bonner Parteien und Fraktionen, welche alle Entscheidungen der letzten Tage mitberaten und mitgetragen haben. Sie alle hatten es mit einem unkalkulierbaren Risiko zu tun; dies gilt ganz persönlich für Pastor Heinrich Albertz und die Besatzung des Lufthansa-Flugzeuges, die dies Risiko freiwillig auf sich genommen haben.

Die Erfahrung, die wir gemeinsam gemacht haben, hat eine rechtliche, eine polizeiliche und eine staatspolitische Bedeutung. Rechtlich war es nach übereinstimmender Meinung alter unstrittig, dass es um des höheren Interesses der Bewahrung des Lebens von Peter Lorenz erlaubt war, auf den Strafanspruch gegenüber den Häftlingen zu verzichten. Zweifel konnte es aber geben, ob diese Freilassung von Untersuchungs- und Strafgefangenen auch tatsächlich vernünftig und geboten war.

Hier galt es abzuwägen zwischen der Rettung eines Menschenlebens einerseits und der zweifellos in Kauf zu nehmenden Gefahrdung der friedenssichernden und lebens-sichernden Aufgabe des Staates andererseits; denn es war jedem Beteiligten klar, dass die Auslieferung von Häftlingen die Gefahr von Wiederholungsversuchen vergrößern könnte.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-26

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