Vor 50 Jahren

FLUGZEUG IN EROS GESTOHLEN UND ABGESTÜRZT Windhoek – Gestern Nachmittag gegen 16.45 Uhr wurde auf dem Kontrollturm des Eros-Flughafens bemerkt, dass eine zweimotorige Piper Apace mit dem Kennzeichen ZS-CHM zum Start roullte, ohne sich über Funkspruch zu melden. Das Flugzeug gehörte dem Facharzt für Orthopädie Dr. Nilssen. Das Flugzeug startete ohne Erlaubnis. Von Seiten des Kontrollturms wurde sofort die Polizei benachrichtigt. Dr. Nilssen befand sich nicht im Flugzeug und hat auch niemandem die Ermächtigung gegeben, sein Flugzeug zu benutzen. Es war in diesem Moment klar, dass das Flugzeug widerrechtlich gebraucht wurde. Die zweimotorige Maschine kurvte in der Umgebung, von Windhoek herum und führte zum Teil Tiefflüge aus. Vom Kontrollturm aus wurden rote Leuchtkugeln abgeschossen, um das Flugzeug zur Landung aufzufordern. Gegen 17.10 Uhr setzte das Flugzeug anscheinend zur Landung an. Es flog den Eros-Flughafen von Süden her an und stürzte um 17.10 Uhr über dem Gelände des Windhoeker Golfklubs ab. Dabei wurde das Flugzeug völlig zerstört. Aus dem Wrack wurden zwei Leichen geborgen.Wenige Minuten später traf der inzwischen benachrichtigte Dr. Nilssen an der Unfallstelle ein. Er konnte nur feststellen, dass sein Flugzeug total zertrümmert war und dass sich in dem Wrack zwei Leichen befanden.PETER LORENZ WIEDER FREI Berlin – Der Berliner CDU-Politiker Peter Lorenz ist am Dienstag von den Entführern freigelassen worden. Er war seit letzten Donnerstag als Geisel an einem unbekannten Ort in Gefangenschaft.Der frühere Berliner Bürgermeister und Pfarrer Heinrich Albertz, der die fünf Anarchisten nach Aden begleitet hatte, traf am Dienstag in Berlin ein. Er erklärte, dass die jemenitische Regierung sich verpflichtet habe, den Anarchisten keine Aufenthaltsbewilligung zu erteilen, wenn sie nicht dafür sorgten, dass die Entführer in Berlin Lorenz wieder freilassen. Die Entführer hatten versprochen, Lorenz freizugeben, sobald Albertz mit dem Code-Wort der Anarchisten in Berlin zurück sei.Pfarrer Albertz stand eine halbe Stunde nach seiner Ankunft vor Rundfunk und Fernsehen, um eine Botschaft der Anarchisten zu verlesen. Er hatte zwei Tage und Nächte im Flugzeug und auf Flughafen verbracht. Zuletzt war er von einem amerikanischen Armeeflugzeug von Frankfurt nach West-Berlin und dann mit einem Hubschrauber zur Fernsehstation geflogen worden.Pfarrer Albertz verlas die Botschaft langsam, mit ernster und ruhiger Stimme. In der Botschaft bieg es: „Wir grüßen unsere Kameraden innerhalb und außerhalb der Gefängnisse in Deutschland. Wir werden alle unsere Energie darauf verwenden, dass ,so ein Tag, so wunderschon wie heute‘ (deutsches Karnevalslied) für alle heraufkommt. Wir werden siegreich sein." Pfarrer Albertz appellierte dann an die Entführer, ihr Wort zu halten und Peter Lorenz freizugeben. Es vergingen jedoch Stunden, bis Lorenz frei war. Wie dies geschah, ist noch nicht bekannt.LETZTE MELDUNGENJohannesburg – Der Johannesburger-Stadtrat ist ohne Exekutive. In den frühen Morgenstunden wurde mit 30 gegen 15 Stimmen der Exekutive das Misstrauen ausgesprochen. Als eine neue Exekutive ernannt werden sollte, hatten einige Mitglieder das Sitzungszimmer verlassen, so dass kein Quorum vorhanden war. Nach zehnstündiger Debatte stimmten die beiden NP-Mitglieder mit den VP-Vertretern gegen die Reform-Parteimitglieder, die aus der VP ausgetreten waren, und gegen den einzigen Progressiven, die zusammen die Mehrheit bilden.Berlin – Tausende von Polizisten riegelten West-Berlin ab, um der Entführer von Lorenz habhaft zu werden. Es wird hauptsächlich nach acht Personen gesucht, nachdem Lorenz seine Frau angerufen hatte, er sei nun frei. Die Polizei fühlte sich daher nicht länger an ihr Versprechen gegenüber den Entführern gebunden und unternimmt nun alles, diese zu finden. Berlin glich heute früh einer belagerten Stadt. Es sind schon viele Verhaftungen vorgenommen worden.DAMARAS WOLLEN POLITISCHE VETRETUNGKhorixas – Die Damara United Front (DUF) hat nach dreistündigen Gesprächen mit dem Generalkommissar fin die eingeborenen Volker Südwestafrikas, J. de Wet, und dem Damarakommissar im Damaraland, L. Kruger, in Khorixas eine Erklärung herausgegeben, Danach sollen Schritte unternommen werden, um sobald wie möglich eine politische Vertretung des Damaravolkes zu schaffen. Diese Vertretung soll das Damaravolk bei den Verhandlungen über die staatsrechtliche Zukunft Südwestafrikas repräsentieren.Generalkommissar de Wet hat die Damaras über die vorgesehenen Verhandlungen ausführlich unterrichtet. Die DUF steht auf dem Standpunkt, dass eine allgemein verantwortliche und beschlussfähige Institution für die Damaras gefunden werden muss. Die DUF appelliert an alle Damaras in Südwestafrika, „sich bereit zu halten, um ihre Damara-Führer anzuweisen". Die „Anweisung" soll möglicherweise, so heißt es in der Erklärung, in Kürze erfolgen.ANC BRICHT VERHANDLUNGEN MIT SMITH ABSalisbury – Der Afrikanische Nationalkongress hat alle weiteren Gespräche mit Premierminister Ian Smith abgebrochen, solange das Exekutivmitglied Pfarrer Ndabiningi Sithole, der gestern unerwartet verhaftet wurde, nicht freigelassen ist. Sithole muss sich vor einem geheimen Sondergericht über die Anschuldigung verantworten, die Ermordung seiner politischen Gegner geplant zu haben.Der Vorsitzende des ANC, Bischof Abel Muzorewa, erklärte, der ANC sei „schockiert über die schreckliche Nachricht", Die Anschuldigungen gegen Sithole worden die ganze Organisation angehen und sie gefährdeten die unter den Oppositionsgruppen zustande gekommene Einheit unter der Flagge des ANC. Das Gerichtsverfahren gegen Sithole müsse öffentlich sein, damit jeder Zweifel unter den Afrikanern behoben werde. Der ANC werde künftig keine weiteren Besprechungen mit der Regierung führen, solange auch nur eines ihrer Mitglieder festgehalten werde.

Vor 50 Jahren

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-28

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Allgemeine Zeitung 2025-04-28

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