Vor 50 Jahren
1975-02-17
BASTERRAT FUNKTIONSUNFÄHIG
Rehoboth – Fünf der sieben Mitglieder des Basterrates sind zurückgetreten. Es sind dies: Dr. F. F. Stellmacher, B. P. de Klerk, A. C. Cloete, H. van Wyk und C. A. Olivier. Die beiden verbliebenen Mitglieder im Rat sind J. G. Diergaardt und D. J. Izaaks. Alle sieben Mitglieder gehören der Rehobother Volkspartei an.
In einem Gespräch mit der AZ erläuterte Dr. Stellmacher den Rücktritt, den er als vorläufig bezeichnete. Grund zu Unstimmigkeiten hat der neue Verfassungsentwurf für das Rehobother Gebiet gegeben. Mit dem Rücktritt der fünf Mitglieder soll erreicht werden, dass der neue Verfassungsentwurf noch nicht, wie beabsichtigt, dem südafrikanischen Parlament vorgelegt wird. Nach Dr. Stellmacher soll der Vorsitzende des Rates, der Magistrat von Rehoboth, Visagie, auf eine zu schnelle Verabschiedung des Verfassungsentwurfs gedrängt haben. Die gewählten Ratsmitglieder gehören ausnahmslos der Volkspartei an. Vor der letzten Wahl am 2. September 1974 haben sie als Kandidaten der Volkspartei eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass jede eingreifende Veränderung der Staatsstruktur allein geschehen könne, wenn das Bastervolk im Rahmen einer Volksabstimmung hierzu seine Zustimmung erteilt. Da dies nicht geschehen sei und der Vorsitzende des Basterrates auf einer Verabschiedung des Entwurfes bestand, seien die fünf Mitglieder zurückgetreten und hatten somit den Rat funktionsunfähig gemacht.
SWAPO-OFFENSIVE GEGEN BONN
Bonn – Im Verein mit westdeutschen Kommunisten hat SWAPO eine Offensive gegen die Bonner Regierung gestartet. In Bonn beginnt heute ein „Tribunal“ gegen Apartheid und Kolonialismus im südlichen Afrika. Abgesehen von SWAPO nehmen noch andere afrikanische Guerilla-Organisationen und linke Gruppen daran teil. Am Vorabend des Beginns des „Tribunals" wurde die Bonner Regierung von SWAPO angegriffen. In Bonn erklärte ein gewisser B. Amathila namens SWAPO: „Entweder erklären Sie (die Bonner Regierung), Sie haben Verständnis für unsere Lage, oder Sie sind völlig gegen uns.“ Er beschuldigte die westdeutsche Regierung, Südafrikas „Kriegsmaschinerie" zu stärken, indem sie Geschäftsverbindungen mit Pretoria und Südwestafrika aufrechterhält. Der Sprecher forderte die Schließung des deutschen Konsulats in Windhoek und die Beendigung von westdeutschen Investitionen in Südwestafrika.
KISSINGER UND GROMYKO IN GENF
Genf – Der amerikanische Außenminister Kissinger ist von seiner Nahostreise und einem kurzen Besuch in Bonn, wo er mit Bundeskanzler Helmut Schmidt und Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher zusammentraf, in Genf angekommen, wo er schon am Sonntagabend mit Sowjetaußenminister Andrei Gromyko eine ausführliche Unterredung hatte. Zu seinem Besuch in Bonn erklärte Kissinger den dortigen Pressevertretern, die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und den USA seien nie besser gewesen und es herrsche eine vollkommene Identität der Ansichten in allen wichtigen Fragen. Die Gespräche mit Gromyko wird Kissinger heute abschließen. Beide Außenminister werden dabei zahlreiche Probleme zu bewältigen haben.
DAS BLUTBAD KANN SCHON MORGEN STATTFINDEN
Hannover – Der Ire Sean McBride, seines Zeichens sogenannter „UNO-Kommissar für Namibia“, treibt laut Pressedienst des Lutherischen Weltbundes vom 5. Februar 1975 seine Deutschen-Hetze auf die Spitze. Ein Blutbad in Südwestafrika könne schon morgen stattfinden, meint der Ire. Schuld sind natürlich wir, die Deutschen. Sollten sie sich nicht ändern, so der Ire, könne sie kaum jemand „vor dem gerechten Zorn“ schützen. Die Bundesrepublik Deutschland wird ebenfalls angegriffen. Sie tue in dieser Sache „fast gar nichts“. Von der Bundesrepublik fordert McBride eine Erziehung ihrer Landsleute in Südwestafrika und gegebenenfalls härtere Wege in der Passpolitik. Ferner fragt McBride: „Warum werden nicht Lehrer hinuntergeschickt, die den lebensnotwendigen Umbildungsprozess beschleunigen?“
Die Deutschen-Hetze hat der Ire McBride laut Pressedienst des Lutherischen Weltbundes an ein Kompliment für die Arbeit der lutherischen Kirchen in Südwestafrika angehängt. Hier der Bericht des Pressedienstes im Wortlaut:
Seine Bewunderung für die Arbeit der lutherischen Kirche in Namibia und im Übrigen Südafrika spricht der UN-Hochkommissar für Namibia, Sean McBride, in einem Interview mit den westdeutschen „Lutherischen Monatsheften" (Februar 1975) aus. Er betont: „Die Lutheraner haben eine vorbildliche Arbeit geleistet, die eigentlich vom Zielgedanken. der vollen Integration aller – auch der Weißen – große Hoffnung für die Zukunft Namibias in sich birgt.“ Der irische Politiker fügt hinzu, er hoffe, dass die südafrikanische Republik nicht gerade den Lutheranern durch eine Verschärfung der rassistischen Politik die Durchschlagskraft ihrer Arbeit nehmen und so zu einer politischen Radikalisierung beitragen wurde.
Rehoboth – Fünf der sieben Mitglieder des Basterrates sind zurückgetreten. Es sind dies: Dr. F. F. Stellmacher, B. P. de Klerk, A. C. Cloete, H. van Wyk und C. A. Olivier. Die beiden verbliebenen Mitglieder im Rat sind J. G. Diergaardt und D. J. Izaaks. Alle sieben Mitglieder gehören der Rehobother Volkspartei an.
In einem Gespräch mit der AZ erläuterte Dr. Stellmacher den Rücktritt, den er als vorläufig bezeichnete. Grund zu Unstimmigkeiten hat der neue Verfassungsentwurf für das Rehobother Gebiet gegeben. Mit dem Rücktritt der fünf Mitglieder soll erreicht werden, dass der neue Verfassungsentwurf noch nicht, wie beabsichtigt, dem südafrikanischen Parlament vorgelegt wird. Nach Dr. Stellmacher soll der Vorsitzende des Rates, der Magistrat von Rehoboth, Visagie, auf eine zu schnelle Verabschiedung des Verfassungsentwurfs gedrängt haben. Die gewählten Ratsmitglieder gehören ausnahmslos der Volkspartei an. Vor der letzten Wahl am 2. September 1974 haben sie als Kandidaten der Volkspartei eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass jede eingreifende Veränderung der Staatsstruktur allein geschehen könne, wenn das Bastervolk im Rahmen einer Volksabstimmung hierzu seine Zustimmung erteilt. Da dies nicht geschehen sei und der Vorsitzende des Basterrates auf einer Verabschiedung des Entwurfes bestand, seien die fünf Mitglieder zurückgetreten und hatten somit den Rat funktionsunfähig gemacht.
SWAPO-OFFENSIVE GEGEN BONN
Bonn – Im Verein mit westdeutschen Kommunisten hat SWAPO eine Offensive gegen die Bonner Regierung gestartet. In Bonn beginnt heute ein „Tribunal“ gegen Apartheid und Kolonialismus im südlichen Afrika. Abgesehen von SWAPO nehmen noch andere afrikanische Guerilla-Organisationen und linke Gruppen daran teil. Am Vorabend des Beginns des „Tribunals" wurde die Bonner Regierung von SWAPO angegriffen. In Bonn erklärte ein gewisser B. Amathila namens SWAPO: „Entweder erklären Sie (die Bonner Regierung), Sie haben Verständnis für unsere Lage, oder Sie sind völlig gegen uns.“ Er beschuldigte die westdeutsche Regierung, Südafrikas „Kriegsmaschinerie" zu stärken, indem sie Geschäftsverbindungen mit Pretoria und Südwestafrika aufrechterhält. Der Sprecher forderte die Schließung des deutschen Konsulats in Windhoek und die Beendigung von westdeutschen Investitionen in Südwestafrika.
KISSINGER UND GROMYKO IN GENF
Genf – Der amerikanische Außenminister Kissinger ist von seiner Nahostreise und einem kurzen Besuch in Bonn, wo er mit Bundeskanzler Helmut Schmidt und Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher zusammentraf, in Genf angekommen, wo er schon am Sonntagabend mit Sowjetaußenminister Andrei Gromyko eine ausführliche Unterredung hatte. Zu seinem Besuch in Bonn erklärte Kissinger den dortigen Pressevertretern, die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und den USA seien nie besser gewesen und es herrsche eine vollkommene Identität der Ansichten in allen wichtigen Fragen. Die Gespräche mit Gromyko wird Kissinger heute abschließen. Beide Außenminister werden dabei zahlreiche Probleme zu bewältigen haben.
DAS BLUTBAD KANN SCHON MORGEN STATTFINDEN
Hannover – Der Ire Sean McBride, seines Zeichens sogenannter „UNO-Kommissar für Namibia“, treibt laut Pressedienst des Lutherischen Weltbundes vom 5. Februar 1975 seine Deutschen-Hetze auf die Spitze. Ein Blutbad in Südwestafrika könne schon morgen stattfinden, meint der Ire. Schuld sind natürlich wir, die Deutschen. Sollten sie sich nicht ändern, so der Ire, könne sie kaum jemand „vor dem gerechten Zorn“ schützen. Die Bundesrepublik Deutschland wird ebenfalls angegriffen. Sie tue in dieser Sache „fast gar nichts“. Von der Bundesrepublik fordert McBride eine Erziehung ihrer Landsleute in Südwestafrika und gegebenenfalls härtere Wege in der Passpolitik. Ferner fragt McBride: „Warum werden nicht Lehrer hinuntergeschickt, die den lebensnotwendigen Umbildungsprozess beschleunigen?“
Die Deutschen-Hetze hat der Ire McBride laut Pressedienst des Lutherischen Weltbundes an ein Kompliment für die Arbeit der lutherischen Kirchen in Südwestafrika angehängt. Hier der Bericht des Pressedienstes im Wortlaut:
Seine Bewunderung für die Arbeit der lutherischen Kirche in Namibia und im Übrigen Südafrika spricht der UN-Hochkommissar für Namibia, Sean McBride, in einem Interview mit den westdeutschen „Lutherischen Monatsheften" (Februar 1975) aus. Er betont: „Die Lutheraner haben eine vorbildliche Arbeit geleistet, die eigentlich vom Zielgedanken. der vollen Integration aller – auch der Weißen – große Hoffnung für die Zukunft Namibias in sich birgt.“ Der irische Politiker fügt hinzu, er hoffe, dass die südafrikanische Republik nicht gerade den Lutheranern durch eine Verschärfung der rassistischen Politik die Durchschlagskraft ihrer Arbeit nehmen und so zu einer politischen Radikalisierung beitragen wurde.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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