Vor 50 Jahren
1974-06-20
AB 1. JULI TEMPO 100?
Windhoek – In Windhoek halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die Regierungsmaßnahmen zur Einsparung von Benzin ab 1. Juli erleichtert werden. Es werden bereits präzise Erleichterungen genannt:
Öffnungszeiten der Tankstellen an Samstagen von 6 bis 12 Uhr und an Sonntagen von 10 bis 12 Uhr. Die Geschwindigkeitsbegrenzung außerhalb geschlossener Ortschaften soll ab 1. Juli auf 100 km/h heraufgesetzt werden. Eine Bestätigung dieser Gerüchte konnte bisher weder in Windhoek, noch in Johannesburg, noch in Pretoria erhalten werden. Eine Erleichterung wird jedoch für möglich gehalten. In zuständigen Kreisen besteht kein Zweifel daran, dass sich die Versorgungslage mit Benzin seit Ende vergangenen Jahres gebessert hat.
AUFLÖSUNG DES RHODESISCHEN PARLAMENTS
Salisbury – Der rhodesische Premierminister Ian Smith kündigte am Mittwoch im Parlament an, dass es am Wochenende aufgelöst werde und sofortige Neuwahlen stattfinden sollen. Er beabsichtige, eine Konferenz am runden Tisch einzuberufen, an der Vertreter der verschiedenen Sektoren alter Schwarzen teilnehmen sollen, um neue Möglichkeiten einer Verständigung zu finden, nachdem der Afrikanische Nationalrat (ANC) das zwischen ihm und dem Vorsitzenden des ANC, Bischof Abel Muzorewa, geschlossene Abkommen abgelehnt habe.
ÜBER DEN DRAHT NACH NORDEN UND SÜDEN
Windhoek – An der Nordgrenze Südwestafrikas ist zurzeit ein Zug von Ovambos in beiden Richtungen über die Grenze festzustellen. Ovambos aus Südwestafrika klettern – meist nachts – über den Grenzzaun, um nach Angola zu gehen. Bewegungen von Norden nach Süden sind ebenfalls festgestellt worden. Der Generalkommissar für die eingeborene Völker Südwestafrikas bestätigte gestern Abend, dass etwa 50 Ovambos die Grenze nach Angola illegal überschritten hatten. Die wirkliche Zahl der Grenzüberschreitungen dürfte jedoch höher liegen.
Generalkommissar de Wet erläuterte die Angelegenheit mit den Worten: „Es ist für mich klar, dass die Grenzüberschreitungen von Ovambos nach Angola von SWAPO ausgelöst worden sind. Diese Leute sind alle SWAPO-Führer und SWAPO-Mitglieder. Sie gehen illegal nach Angola, und zwar, wie ich es sehe, mit einem Ziel, nämlich von SWAPO-Aufhetzern auf der anderen Seite der Grenze ausgebildet zu werden, um Gewalt gegen ihre eigenen Menschen in Ovambo zu gebrauchen."
KURZ BERICHTET
Lourenço Marques – Der neue provisorische General Gouverneur, Dr. Henrique Soares de Melo, hat eine Übergangsregierung ernannt. Die Namen der Mitglieder werden Ende der Woche bekanntgegeben. Diese Regierung wird im Amt bleiben, bis die allgemeinen Wahlen stattfinden, für die noch kein Datum festgesetzt wurde.
Gwelo – Das Gericht von Gwelo hat neun Schwarze verurteilt, die am 3. Juni in der Eingeborenensiedlung Unruhen verursacht hatten. Ein 16-Jähriger erhielt acht Stockhiebe, und der Vorsitzende der Jugendbewegung des Afrikanischen Nationalrates wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Alle Angeklagten sagten, sie seien Mitglieder des ANC. Bei den Unruhen kam ein Mann ums Leben.
DIE VERTEIDIGUNG HATTE DAS WORT
Windhoek – Im Verfahren vor dem südwestafrikanischen Obergericht gegen den Vorsitzenden der SWAPO-Jugendliga, Ezriel Taaipopi, und den amtierenden Sekretär der Organisation, Joseph Kashea, hatte gestern die Verteidigung das Wort. In seinem Plädoyer betonte Advokat David Soggot u. a., dass das Wort „kämpfen" nicht im Sinn einer „Invasion" zu verstehen sei. In dem Brief, in dem eine engere Zusammenarbeit mit SWAPO im Ausland fordert wurde, sei es um Geldmittel für die Gründung einer Zeitung in Südwestafrika und einer Reise zur OA gegangen. Bei der politischen Versammlung in Katutura am 12. August sei die übliche Phraseologie wie bei anderen politischen Parteien gebraucht worden. Das Verfahren dauert fort.
WENIG INFORMATIONEN
Lissabon/Washington – Präsident Nixon und Präsident Spinola sind nach ihrer Zusammenkunft auf den Azoren in ihre Hauptstädte zurückgekehrt. Es wurde keine Mitteilung über die Gespräche herausgegeben, doch soll Nixon dem portugiesischen Präsidenten gesagt haben, dass die Vereinigten Staaten weiterhin „ein guter Freund und bewährter Verbündeter von Portugal" bleiben werden, sie würden mit Portugal zusammenarbeiten, um die großen Ziele zu erreichen, die sich die Regierung gesetzt habe. Man nimmt an, dass Spinola von Nixon die Zusicherung auf vollen wirtschaftlichen Beistand erhalten habe.
NIEDERLAGE DER LABOURREGIERUNG
London – Die Minderheits-Labourregierung erlitt am Mittwochabend im Unterhaus eine Niederlage, als der umstrittene Plan, den Gewerkschaften Steuerermäßigungen von zehn Millionen Pfund zu gewähren, mit 308 gegen 299 Stimmen abgelehnt wurde. Da es sich um kein Vertrauensvotum handelte, ist die Regierung nicht zum Rücktritt gezwungen. Es bleibt Premierminister Harold Wilson vorbehalten, den Zeitpunkt der nächsten Wahlen zu bestimmen. Man nimmt an, dass Neuwahlen im September oder Oktober stattfinden werden. Schatzkanzler Denis Healey deutete jedoch an, dass die Wahlen möglicherweise früher durchgeführt werden könnten. Bei der Abstimmung wurden die Konservativen von Liberalen und einigen schottisches Nationalisten unterstützt, die früher für die Regierung gestimmt hatten. Labour verfügt im Unterhaus über 299, die Konservativen über 295, die Liberalen über 14 Sitze; einige Minderheitsgruppen besetzen die übrigen Plätze. Im Mittelpunkt der kommenden Wahlkampagne wird der Plan Labours auf mehr staatliche Kontrolle der Industrie im Vordergrund stehen.
Windhoek – In Windhoek halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die Regierungsmaßnahmen zur Einsparung von Benzin ab 1. Juli erleichtert werden. Es werden bereits präzise Erleichterungen genannt:
Öffnungszeiten der Tankstellen an Samstagen von 6 bis 12 Uhr und an Sonntagen von 10 bis 12 Uhr. Die Geschwindigkeitsbegrenzung außerhalb geschlossener Ortschaften soll ab 1. Juli auf 100 km/h heraufgesetzt werden. Eine Bestätigung dieser Gerüchte konnte bisher weder in Windhoek, noch in Johannesburg, noch in Pretoria erhalten werden. Eine Erleichterung wird jedoch für möglich gehalten. In zuständigen Kreisen besteht kein Zweifel daran, dass sich die Versorgungslage mit Benzin seit Ende vergangenen Jahres gebessert hat.
AUFLÖSUNG DES RHODESISCHEN PARLAMENTS
Salisbury – Der rhodesische Premierminister Ian Smith kündigte am Mittwoch im Parlament an, dass es am Wochenende aufgelöst werde und sofortige Neuwahlen stattfinden sollen. Er beabsichtige, eine Konferenz am runden Tisch einzuberufen, an der Vertreter der verschiedenen Sektoren alter Schwarzen teilnehmen sollen, um neue Möglichkeiten einer Verständigung zu finden, nachdem der Afrikanische Nationalrat (ANC) das zwischen ihm und dem Vorsitzenden des ANC, Bischof Abel Muzorewa, geschlossene Abkommen abgelehnt habe.
ÜBER DEN DRAHT NACH NORDEN UND SÜDEN
Windhoek – An der Nordgrenze Südwestafrikas ist zurzeit ein Zug von Ovambos in beiden Richtungen über die Grenze festzustellen. Ovambos aus Südwestafrika klettern – meist nachts – über den Grenzzaun, um nach Angola zu gehen. Bewegungen von Norden nach Süden sind ebenfalls festgestellt worden. Der Generalkommissar für die eingeborene Völker Südwestafrikas bestätigte gestern Abend, dass etwa 50 Ovambos die Grenze nach Angola illegal überschritten hatten. Die wirkliche Zahl der Grenzüberschreitungen dürfte jedoch höher liegen.
Generalkommissar de Wet erläuterte die Angelegenheit mit den Worten: „Es ist für mich klar, dass die Grenzüberschreitungen von Ovambos nach Angola von SWAPO ausgelöst worden sind. Diese Leute sind alle SWAPO-Führer und SWAPO-Mitglieder. Sie gehen illegal nach Angola, und zwar, wie ich es sehe, mit einem Ziel, nämlich von SWAPO-Aufhetzern auf der anderen Seite der Grenze ausgebildet zu werden, um Gewalt gegen ihre eigenen Menschen in Ovambo zu gebrauchen."
KURZ BERICHTET
Lourenço Marques – Der neue provisorische General Gouverneur, Dr. Henrique Soares de Melo, hat eine Übergangsregierung ernannt. Die Namen der Mitglieder werden Ende der Woche bekanntgegeben. Diese Regierung wird im Amt bleiben, bis die allgemeinen Wahlen stattfinden, für die noch kein Datum festgesetzt wurde.
Gwelo – Das Gericht von Gwelo hat neun Schwarze verurteilt, die am 3. Juni in der Eingeborenensiedlung Unruhen verursacht hatten. Ein 16-Jähriger erhielt acht Stockhiebe, und der Vorsitzende der Jugendbewegung des Afrikanischen Nationalrates wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Alle Angeklagten sagten, sie seien Mitglieder des ANC. Bei den Unruhen kam ein Mann ums Leben.
DIE VERTEIDIGUNG HATTE DAS WORT
Windhoek – Im Verfahren vor dem südwestafrikanischen Obergericht gegen den Vorsitzenden der SWAPO-Jugendliga, Ezriel Taaipopi, und den amtierenden Sekretär der Organisation, Joseph Kashea, hatte gestern die Verteidigung das Wort. In seinem Plädoyer betonte Advokat David Soggot u. a., dass das Wort „kämpfen" nicht im Sinn einer „Invasion" zu verstehen sei. In dem Brief, in dem eine engere Zusammenarbeit mit SWAPO im Ausland fordert wurde, sei es um Geldmittel für die Gründung einer Zeitung in Südwestafrika und einer Reise zur OA gegangen. Bei der politischen Versammlung in Katutura am 12. August sei die übliche Phraseologie wie bei anderen politischen Parteien gebraucht worden. Das Verfahren dauert fort.
WENIG INFORMATIONEN
Lissabon/Washington – Präsident Nixon und Präsident Spinola sind nach ihrer Zusammenkunft auf den Azoren in ihre Hauptstädte zurückgekehrt. Es wurde keine Mitteilung über die Gespräche herausgegeben, doch soll Nixon dem portugiesischen Präsidenten gesagt haben, dass die Vereinigten Staaten weiterhin „ein guter Freund und bewährter Verbündeter von Portugal" bleiben werden, sie würden mit Portugal zusammenarbeiten, um die großen Ziele zu erreichen, die sich die Regierung gesetzt habe. Man nimmt an, dass Spinola von Nixon die Zusicherung auf vollen wirtschaftlichen Beistand erhalten habe.
NIEDERLAGE DER LABOURREGIERUNG
London – Die Minderheits-Labourregierung erlitt am Mittwochabend im Unterhaus eine Niederlage, als der umstrittene Plan, den Gewerkschaften Steuerermäßigungen von zehn Millionen Pfund zu gewähren, mit 308 gegen 299 Stimmen abgelehnt wurde. Da es sich um kein Vertrauensvotum handelte, ist die Regierung nicht zum Rücktritt gezwungen. Es bleibt Premierminister Harold Wilson vorbehalten, den Zeitpunkt der nächsten Wahlen zu bestimmen. Man nimmt an, dass Neuwahlen im September oder Oktober stattfinden werden. Schatzkanzler Denis Healey deutete jedoch an, dass die Wahlen möglicherweise früher durchgeführt werden könnten. Bei der Abstimmung wurden die Konservativen von Liberalen und einigen schottisches Nationalisten unterstützt, die früher für die Regierung gestimmt hatten. Labour verfügt im Unterhaus über 299, die Konservativen über 295, die Liberalen über 14 Sitze; einige Minderheitsgruppen besetzen die übrigen Plätze. Im Mittelpunkt der kommenden Wahlkampagne wird der Plan Labours auf mehr staatliche Kontrolle der Industrie im Vordergrund stehen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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