Blauer Diamant
„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
55. Folge
„Halt!“, rief ich laut. Die beiden fuhren erschrocken herum. „Wollt ihr wohl den Affen wieder mitnehmen!“
Letztendlich gelang es mir mit Müh und Not, das Problem zu lösen. Überwiegend mit Zeichensprache machte ich den beiden klar, ich würde ihnen eine zweite Zuckerstange schenken, wenn sie das Affenbaby wieder mitnehmen würden. Außerdem wäre dies eine einmalige Geschichte und ich möchte nicht, dass sie jeden Tag mit einem Tier hier aufkreuzten. Das mit der zweiten Zuckerstange gab den Ausschlag. Der Große klemmte sich das Affenbaby wieder unter den Arm, steckte sich die erste Zuckerstange in den Mund und nahm die zweite Zuckerstange in die rechte Hand. Auch der Kleine hatte sofort die zweite Zuckerstange ergriffen und beide verließen eilig meinen Store, um sich ganz ihren Errungenschaften zu widmen.
In den nächsten Tagen kamen einige Eingeborene und wollten im Tauschhandel Schnitzereien und Eingeborenenschmuck gegen Zucker, Messer und Schnaps tauschen. Viel Geld hatten sie ja nicht. Nur wenige junge Burschen aus dem Dorf arbeiteten irgendwo in der Fremde. Das war für mich ein echtes Problem. Was würde man in Windhuk dazu sagen? Fange ich den Tauschhandel an, würde ich vielleicht bald in Schnitzereien ersticken. Und wie viel war eine Schnitzerei wert? Konnte meine Firma die Schnitzereien in Europa weiterverkaufen? Letztendlich wurden wir uns diesmal einig. Ich konnte sie doch nicht einfach so wieder wegschicken und tauschte heute mit ihnen bargeldlos. Ich musste unbedingt mit Windhuk klären, wie wir den eingeborenen Viehzüchtern ihr Vieh abkaufen konnten, damit sie zu Geld kamen und mich nicht mit Schnitzereien überhäuften.
Am darauffolgenden Vormittag war ich allein im hinteren Teil meines Stores. Um diese Zeit kam normalerweise niemand zu mir, weil die ganze Mannschaft weiter draußen zu tun hatte. Plötzlich schlug die Glocke der Eingangstür an und das gleichzeitige Quietschen beim Öffnen der Tür signalisierte mir Kundschaft. Das konnte eigentlich nur der Koch sein, dem Salz oder Zucker fehlte. Alle anderen mussten arbeiten und hatten keine Zeit für einen Drink oder einen Plausch.
„Ich komme schon“, rief ich laut und machte mich auf den Weg nach vorn, in Erwartung, Smutje dort zu finden. Unser Koch wurde von allen Smutje genannt, weil er ursprünglich zur See gefahren war und auf einem Frachter die Mannschaft versorgt hatte. Irgendwann hatte er aber die ewige Schaukelei wohl sattgehabt und deshalb einen Job an Land gesucht. Auf einem schlingernden Schiff zu kochen ist sicher auch nicht ganz einfach. Doch in ein Hotel einer Großstadt wollte er nicht. Er suchte zwar festen Boden unter den Füßen, aber dabei auch das Abenteuer, da bot sich die kulinarische Versorgung des Bahnbautrupps in der Wildnis an. Das lag ihm, und der etwas raue Umgang erinnerte ihn wohl an die rauen Gesellen auf seinem Schiff.
Die schwarze Schönheit
Aber es war nicht Smutje, der sich zu mir verirrt hatte. In der Ecke neben der Tür lehnte, ein wenig verunsichert scheinend, ein junges, ebenmäßig schoko¬ladenbraunes Eingeborenenmädchen. Ich schätzte sie auf Anfang zwanzig. Große, ausdrucksvolle Augen sahen mich fragend an. Eine gerade Nase mit breiten Nasenflügeln und beeindruckende große, etwas wulstige Lippen gaben ihr ein interessantes Aussehen. Ihr Haar verschwand unter einem kunstvoll im Nacken verknoteten Tuch. Ohrgehänge aus Glasperlen zierten ihre Ohren und die Halskette war aus den gleichen Perlen gefertigt. Um ihre Hüften hatte sie über einen blumigen Rock ein großes, kariertes Tuch geschlungen. Aber über dem Rock war nichts! Das heißt, natürlich war dort etwas, aber unverhüllt. Sie hatte im Vergleich zu dem, was ich hier schon gesehen hatte, eine wundervoll geformte Brust. Voll und prall. Ganz nach meinem Geschmack. Eine echte schwarze Schönheit. „Na, na, Willy“, dachte ich bei diesem Anblick. „...und führe mich nicht in Versuchung!“ Die Einsamkeit zeigte Wirkung. Man wird anfällig gegen Verlockungen, wenn man lange allein ist. Zudem noch in der Wildnis unter rauen Bauarbeitern. Das, was mir jetzt durch den Kopf schoss, erregte mich. Ich schickte schnell ein stummes Stoßgebet gen Himmel.
Ein hübsches schwarzes Mädchen auf weißem Bett, das wäre eine ganz neue Erfahrung für mich. Sie sah sich im Store um. Langsam kam die schwarze Schönheit dabei mit unnachahmlichem Hüftenschwingen auf mich zu. Sie hatte gehört, ich würde Zuckerstangen und andere Kleinigkeiten verschenken. Ob ich nicht auch etwas für sie hätte. Nein, ich verschenke die Waren nicht, ich verkaufe sie. Ich bekomme einen Gegenwert dafür, machte ich ihr klar. Sie habe aber kein Geld, meinte sie, ihr Mann würde in einer Diamantenmine weit weg arbeiten und immer lange fortbleiben. Dann würde er Geld nach Hause bringen. Das würde aber noch eine Weile dauern.
Sie war also schon verheiratet und hatte somit sicher Erfahrung auf einem speziellen Gebiet, das mich bei ihrem Anblick im Moment interessierte. Mit langsamen, gazellenhaften Bewegungen und einem unschuldigen Gesichtsausdruck kam sie mir bei ihrer Wanderung durch den Store immer näher. Dann stand sie direkt vor der Theke und ich dahinter. Sie hatte mich in kurzer Zeit wohl richtig eingeschätzt. Ich war auch einer von den Männern, denen die Einsamkeit hier in der Wildnis in gewisser Weise zusetzte. Sicher, wenn ich Glück hatte, würde Julia mich erhören. Aber die Gelegenheiten waren äußerst selten geworden, da musste ich den jetzigen günstigen Moment beim Schopfe fassen. Ich sah sie bewusst von oben bis unten herausfordernd an. Sie reagierte darauf mit deutlich provokativen Bewegungen ihrer Hüften. Wenn ihr Mann so lange von zu Hause weg war, würde es ihr wahrscheinlich ähnlich wie mir gehen, dachte ich mir.
„Was möchtest du haben?“ Ich machte eine einladende Armbewegung, sie möge sich etwas aussuchen. Sie sah sich um und ihr Blick blieb schließlich an der weißen Puppe mit Porzellankopf hängen. Die Puppe war in Windhuk bei der Zusammenstellung meiner Waren irgendwie mit in meinen Fundus geraten. Vielleicht hatte jemand in der Zentrale an die Farmer hier draußen gedacht, die Spielzeug für ihre Kinder brauchen konnten. Bisher hatte sich aber noch kein Interessent gefunden und die Gleisarbeiter spielten nicht mit solchen Puppen.
„Die Puppe?“ Ich nahm die Puppe aus dem Regal, öffnete die Thekenklappe, die uns bisher noch von einander trennte und gab ihr die Puppe. Meine Hand strich dabei wie unabsichtlich über ihren Arm. Sie freute sich wie ein kleines Kind und strahlte mich an. Dabei öffneten sich ihre Lippen ein wenig und gaben den Blick auf eine Reihe perlweißer Zähne frei. Es ist eine eigenartige Stimmung, in die man gerät, wenn man einem Menschen sehr nah gegenübersteht. Ist eine gewisse Distanz unterschritten, wird man von einem intimen Gefühl ergriffen. Ich war der schwarzen Schönheit inzwischen vielleicht bis auf etwa 30 Zentimeter nahe gekommen. Sie wich keinen Millimeter zurück. Da konnte ich nicht mehr anders, ich nahm den nackten schwarzen Oberkörper in meine Arme und zog sie fest an mich. Auch dies ließ sie widerstandslos geschehen. Ich suchte ihre Lippen und jetzt kam von ihrer Seite endlich Erwiderung. Doch ich löste mich noch einmal und schloss zunächst die Eingangstür ab. Dann nahm ich meine Besucherin an die Hand und ging mit ihr in mein Privatgemach und wurde Julia das erste Mal untreu. Nach ungefähr einer halben Stunde verschwand meine Besucherin mit der Puppe durch die Hintertür.
Was soll ich sagen? Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, es hat mir gefallen. Im Grunde war es ähnlich wie mit Julia, nur in Schwarz. Jedoch ohne Parfüm und Champagner und ohne das Gefühl der starken Zuneigung. Einfach so. Doch kurz darauf machte ich mir bereits große Vorwürfe und hatte Gewissensbisse, aber es war halt passiert. Warum habe ich das getan? Ich hätte es allein schon wegen meiner Liebe zu Julia nicht tun dürfen. Aber manchmal bin ich dummerweise anfällig für derartige Verlockungen und die Versuchung und die Hormone sind einfach stärker als die Vernunft. Ist das ein Zeichen für eine polygame Veranlagung oder einfach Charakterschwäche? Ich glaube, es ist von beidem etwas. Vielleicht ist es auch einfach nur eine menschliche Reaktion. Und was mache ich, wenn sie noch einmal wiederkommt? schoss es mir durch den Kopf. Wer kann schon jederzeit allen Versuchungen widerstehen?
Geschichte, Buch, Blauer Diamant, Wilhelm Schneider
Seite 172
„Halt!“, rief ich laut. Die beiden fuhren erschrocken herum. „Wollt ihr wohl den Affen wieder mitnehmen!“
Letztendlich gelang es mir mit Müh und Not, das Problem zu lösen. Überwiegend mit Zeichensprache machte ich den beiden klar, ich würde ihnen eine zweite Zuckerstange schenken, wenn sie das Affenbaby wieder mitnehmen würden. Außerdem wäre dies eine einmalige Geschichte und ich möchte nicht, dass sie jeden Tag mit einem Tier hier aufkreuzten. Das mit der zweiten Zuckerstange gab den Ausschlag. Der Große klemmte sich das Affenbaby wieder unter den Arm, steckte sich die erste Zuckerstange in den Mund und nahm die zweite Zuckerstange in die rechte Hand. Auch der Kleine hatte sofort die zweite Zuckerstange ergriffen und beide verließen eilig meinen Store, um sich ganz ihren Errungenschaften zu widmen.
In den nächsten Tagen kamen einige Eingeborene und wollten im Tauschhandel Schnitzereien und Eingeborenenschmuck gegen Zucker, Messer und Schnaps tauschen. Viel Geld hatten sie ja nicht. Nur wenige junge Burschen aus dem Dorf arbeiteten irgendwo in der Fremde. Das war für mich ein echtes Problem. Was würde man in Windhuk dazu sagen? Fange ich den Tauschhandel an, würde ich vielleicht bald in Schnitzereien ersticken. Und wie viel war eine Schnitzerei wert? Konnte meine Firma die Schnitzereien in Europa weiterverkaufen? Letztendlich wurden wir uns diesmal einig. Ich konnte sie doch nicht einfach so wieder wegschicken und tauschte heute mit ihnen bargeldlos. Ich musste unbedingt mit Windhuk klären, wie wir den eingeborenen Viehzüchtern ihr Vieh abkaufen konnten, damit sie zu Geld kamen und mich nicht mit Schnitzereien überhäuften.
Am darauffolgenden Vormittag war ich allein im hinteren Teil meines Stores. Um diese Zeit kam normalerweise niemand zu mir, weil die ganze Mannschaft weiter draußen zu tun hatte. Plötzlich schlug die Glocke der Eingangstür an und das gleichzeitige Quietschen beim Öffnen der Tür signalisierte mir Kundschaft. Das konnte eigentlich nur der Koch sein, dem Salz oder Zucker fehlte. Alle anderen mussten arbeiten und hatten keine Zeit für einen Drink oder einen Plausch.
„Ich komme schon“, rief ich laut und machte mich auf den Weg nach vorn, in Erwartung, Smutje dort zu finden. Unser Koch wurde von allen Smutje genannt, weil er ursprünglich zur See gefahren war und auf einem Frachter die Mannschaft versorgt hatte. Irgendwann hatte er aber die ewige Schaukelei wohl sattgehabt und deshalb einen Job an Land gesucht. Auf einem schlingernden Schiff zu kochen ist sicher auch nicht ganz einfach. Doch in ein Hotel einer Großstadt wollte er nicht. Er suchte zwar festen Boden unter den Füßen, aber dabei auch das Abenteuer, da bot sich die kulinarische Versorgung des Bahnbautrupps in der Wildnis an. Das lag ihm, und der etwas raue Umgang erinnerte ihn wohl an die rauen Gesellen auf seinem Schiff.
Die schwarze Schönheit
Aber es war nicht Smutje, der sich zu mir verirrt hatte. In der Ecke neben der Tür lehnte, ein wenig verunsichert scheinend, ein junges, ebenmäßig schoko¬ladenbraunes Eingeborenenmädchen. Ich schätzte sie auf Anfang zwanzig. Große, ausdrucksvolle Augen sahen mich fragend an. Eine gerade Nase mit breiten Nasenflügeln und beeindruckende große, etwas wulstige Lippen gaben ihr ein interessantes Aussehen. Ihr Haar verschwand unter einem kunstvoll im Nacken verknoteten Tuch. Ohrgehänge aus Glasperlen zierten ihre Ohren und die Halskette war aus den gleichen Perlen gefertigt. Um ihre Hüften hatte sie über einen blumigen Rock ein großes, kariertes Tuch geschlungen. Aber über dem Rock war nichts! Das heißt, natürlich war dort etwas, aber unverhüllt. Sie hatte im Vergleich zu dem, was ich hier schon gesehen hatte, eine wundervoll geformte Brust. Voll und prall. Ganz nach meinem Geschmack. Eine echte schwarze Schönheit. „Na, na, Willy“, dachte ich bei diesem Anblick. „...und führe mich nicht in Versuchung!“ Die Einsamkeit zeigte Wirkung. Man wird anfällig gegen Verlockungen, wenn man lange allein ist. Zudem noch in der Wildnis unter rauen Bauarbeitern. Das, was mir jetzt durch den Kopf schoss, erregte mich. Ich schickte schnell ein stummes Stoßgebet gen Himmel.
Ein hübsches schwarzes Mädchen auf weißem Bett, das wäre eine ganz neue Erfahrung für mich. Sie sah sich im Store um. Langsam kam die schwarze Schönheit dabei mit unnachahmlichem Hüftenschwingen auf mich zu. Sie hatte gehört, ich würde Zuckerstangen und andere Kleinigkeiten verschenken. Ob ich nicht auch etwas für sie hätte. Nein, ich verschenke die Waren nicht, ich verkaufe sie. Ich bekomme einen Gegenwert dafür, machte ich ihr klar. Sie habe aber kein Geld, meinte sie, ihr Mann würde in einer Diamantenmine weit weg arbeiten und immer lange fortbleiben. Dann würde er Geld nach Hause bringen. Das würde aber noch eine Weile dauern.
Sie war also schon verheiratet und hatte somit sicher Erfahrung auf einem speziellen Gebiet, das mich bei ihrem Anblick im Moment interessierte. Mit langsamen, gazellenhaften Bewegungen und einem unschuldigen Gesichtsausdruck kam sie mir bei ihrer Wanderung durch den Store immer näher. Dann stand sie direkt vor der Theke und ich dahinter. Sie hatte mich in kurzer Zeit wohl richtig eingeschätzt. Ich war auch einer von den Männern, denen die Einsamkeit hier in der Wildnis in gewisser Weise zusetzte. Sicher, wenn ich Glück hatte, würde Julia mich erhören. Aber die Gelegenheiten waren äußerst selten geworden, da musste ich den jetzigen günstigen Moment beim Schopfe fassen. Ich sah sie bewusst von oben bis unten herausfordernd an. Sie reagierte darauf mit deutlich provokativen Bewegungen ihrer Hüften. Wenn ihr Mann so lange von zu Hause weg war, würde es ihr wahrscheinlich ähnlich wie mir gehen, dachte ich mir.
„Was möchtest du haben?“ Ich machte eine einladende Armbewegung, sie möge sich etwas aussuchen. Sie sah sich um und ihr Blick blieb schließlich an der weißen Puppe mit Porzellankopf hängen. Die Puppe war in Windhuk bei der Zusammenstellung meiner Waren irgendwie mit in meinen Fundus geraten. Vielleicht hatte jemand in der Zentrale an die Farmer hier draußen gedacht, die Spielzeug für ihre Kinder brauchen konnten. Bisher hatte sich aber noch kein Interessent gefunden und die Gleisarbeiter spielten nicht mit solchen Puppen.
„Die Puppe?“ Ich nahm die Puppe aus dem Regal, öffnete die Thekenklappe, die uns bisher noch von einander trennte und gab ihr die Puppe. Meine Hand strich dabei wie unabsichtlich über ihren Arm. Sie freute sich wie ein kleines Kind und strahlte mich an. Dabei öffneten sich ihre Lippen ein wenig und gaben den Blick auf eine Reihe perlweißer Zähne frei. Es ist eine eigenartige Stimmung, in die man gerät, wenn man einem Menschen sehr nah gegenübersteht. Ist eine gewisse Distanz unterschritten, wird man von einem intimen Gefühl ergriffen. Ich war der schwarzen Schönheit inzwischen vielleicht bis auf etwa 30 Zentimeter nahe gekommen. Sie wich keinen Millimeter zurück. Da konnte ich nicht mehr anders, ich nahm den nackten schwarzen Oberkörper in meine Arme und zog sie fest an mich. Auch dies ließ sie widerstandslos geschehen. Ich suchte ihre Lippen und jetzt kam von ihrer Seite endlich Erwiderung. Doch ich löste mich noch einmal und schloss zunächst die Eingangstür ab. Dann nahm ich meine Besucherin an die Hand und ging mit ihr in mein Privatgemach und wurde Julia das erste Mal untreu. Nach ungefähr einer halben Stunde verschwand meine Besucherin mit der Puppe durch die Hintertür.
Was soll ich sagen? Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, es hat mir gefallen. Im Grunde war es ähnlich wie mit Julia, nur in Schwarz. Jedoch ohne Parfüm und Champagner und ohne das Gefühl der starken Zuneigung. Einfach so. Doch kurz darauf machte ich mir bereits große Vorwürfe und hatte Gewissensbisse, aber es war halt passiert. Warum habe ich das getan? Ich hätte es allein schon wegen meiner Liebe zu Julia nicht tun dürfen. Aber manchmal bin ich dummerweise anfällig für derartige Verlockungen und die Versuchung und die Hormone sind einfach stärker als die Vernunft. Ist das ein Zeichen für eine polygame Veranlagung oder einfach Charakterschwäche? Ich glaube, es ist von beidem etwas. Vielleicht ist es auch einfach nur eine menschliche Reaktion. Und was mache ich, wenn sie noch einmal wiederkommt? schoss es mir durch den Kopf. Wer kann schon jederzeit allen Versuchungen widerstehen?
Geschichte, Buch, Blauer Diamant, Wilhelm Schneider
Seite 172
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Allgemeine Zeitung
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