Blauer Diamant
„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
41. Folge
Der in Liebesdingen erfahrene Casanova hatte immer behauptet, er würde mit jeder Frau nur einmal schlafen, da nur beim ersten Mal jeder sein Bestes geben würde. Die darauf folgenden Male würde es zur Gewohnheit werden und damit mittelmäßig und langweilig. Dem konnte ich in Bezug auf Julia absolut nicht beipflichten. Bedingt durch meine geschäftlichen Aufgaben trafen wir uns leider nicht sehr häufig, doch wenn wir uns trafen, freuten wir uns jedes Mal wieder aufs Neue. Durch die Trennung, manchmal über Wochen, blieb die Sehnsucht erhalten und es wurde auf keinen Fall langweilig. Doch wie sollte unsere Beziehung auf Dauer aussehen? Konnte Julia sich scheiden lassen? Unmöglich! Das hätte Alexander nie zugelassen, soweit kannte ich ihn schon. Und selbst wenn eine Scheidung möglich wäre, was konnte ich ihr bieten? Jedenfalls nicht den Luxus, den sie gewohnt war. Doch braucht man zum Glücklichsein wirklich Reichtum? Solange Alexander fort war, lief alles ohne Probleme. Indes, langfristig hatte, das war mir klar, unsere Liebe keine Chance, solange es Alexander gab. Das war eine bittere Erkenntnis, mit der ich fertig werden musste.
Der Mai begann mit einem gewaltigen Regenguss. Wahrscheinlich war es der letzte für die nächsten Monate, denn von Mai bis September regnete hier es kaum noch.
Ich hatte Glück. An diesem Montag sollte ich mich unbedingt bei meinem Chef einfinden. Ansonsten wäre ich, wie üblich, unterwegs gewesen und bis auf die Haut durchgeweicht worden. So ging ich denn früh am Morgen mit einem Regenschirm bewaffnet ins Geschäft und war gespannt, was es so Dringendes geben würde. Die Geschäfte liefen gut, es konnte also nichts Negatives sein, dachte ich mir. Und so war es dann auch. Ich klopfte an die Bürotür und öffnete sie einen kleinen Spalt.
Neue Möglichkeiten
„Herein mit Ihnen“, der Chef war gut gelaunt. „Ich habe ein Attentat auf Sie vor.“
Ich sah ihn verwundert an: „Ich verstehe nicht. Was für ein Attentat?“
„Sie sind doch für neue Dinge zu haben. Ich hätte da etwas Neues für Sie, wenn Sie Ja sagen.“ und er fragte, ob ich nicht eine völlig neue Aufgabe übernehmen wolle. Nun gefiel es mir hier im Geschäft zwar sehr gut, aber etwas Neues nach fast einem halben Jahr reizte mich doch.
„Was hätten Sie denn als neue Aufgabe für mich?“ Ich war neugierig, was es hier Neues für mich geben könnte. Ich hatte keine Vorstellung, was das sein könnte.
„Nun“, begann er, „Ich hätte etwas tatsächlich Ausgefallenes für Sie. Für diese Aufgabe brauche ich einen unabhängigen, insbesondere einen zuverlässigen, jungen Mann, der auf sich allein gestellt, über ungefähr ein halbes Jahr oder auch länger völlig selbständig arbeitet und ich denke, Sie sind dafür der Richtige.“ Er sah mich dabei forschend an.
„Jetzt haben Sie mich aber wirklich neugierig gemacht. Wollen Sie vielleicht eine neue Filiale errichten?“, etwas anderes fiel mir nach dieser Aufgabenbeschreibung nicht ein.
„Da liegen Sie gar nicht so falsch, mein Lieber. Allerdings ist es eine sehr ungewöhnliche Filiale.“
Jetzt war ich aber richtig gespannt.
„Um es kurz zu machen und Sie nicht so lange auf die Folter zu spannen“, fuhr der Baron fort, „Sie sollen einen, wie soll ich es beschreiben, sagen wir, einen Wanderstore übernehmen und die Bauarbeiter versorgen, die in vier Wochen mit dem Bau der neuen Nord-Süd-Eisenbahnlinie Windhuk-Keetmanshoop beginnen werden. Man beginnt mit dem Gleisbau sowohl in Windhuk, als auch in Keetmanshoop und trifft sich irgendwo in der Mitte. Von hier aus geht es zunächst durch das Auasgebirge. Bei etwa 700 Kilometern insgesamt, wäre das für Sie eine Strecke von ungefähr 350 Kilometern, auf der Sie die Gleisbauer begleiten. Man rechnet damit, dass die Strecke Mitte nächsten Jahres fertig sein wird. Sie bekommen einen Store in der Art einer großen Baracke mit einem kleinen Wohnbereich im hinteren Teil und werden die Ingenieure und Arbeiter mit Lebensmitteln und allen notwendigen anderen Sachen versorgen. Bei Fortschreiten der Arbeiten wird Ihr Store zusammen mit dem Camp verlegt. Das Ab- und Aufbauen wie auch der Transport wird von der Bautruppmannschaft erledigt. Ich habe das schon mit der obersten Bauleitung abgesprochen. Die Entscheidung, was Sie benötigen, liegt ganz bei Ihnen, es geht nur darum, dass der Bautrupp mit allem versorgt wird, was er braucht. Die Erstausstattung haben wir für Sie allerdings schon zusammengestellt. Ob Seife, Gemüsekonserven, Rasierklingen, Alkohol oder Streichhölzer, der gesamte Bedarf wird von uns geliefert. Ausgenommen natürlich das Baumaterial und Sprengstoff. Schienen und Dynamit brauchen Sie nicht in Ihrem Store zu führen. Munition für die Gewehre und Pistolen allerdings schon. Sind Sie an dieser Aufgabe interessiert?“
„Und ob!“, entfuhr es mir spontan. „Das ist eine Herausforderung, die ich gern annehme und ich bin der Überzeugung, dass Sie mit mir zufrieden sein werden.“
Ich hätte mein Reich für mich allein und würde dann die etwas wildere Seite der Gegend kennenlernen. Aber ab und zu wollte ich doch wenigstens für ein paar Tage andere Menschen und vielleicht auch Julia sehen und ich fragte deshalb, ob ich hin und wieder Urlaub von der Wildnis bekommen würde.
„Nun“, meinte mein Chef auf meine Frage, „ich denke, wir werden Sie nach sechs Wochen für eine Woche hier nach Windhuk in die Zentrale holen und für die eine Woche eine Vertretung zu den Gleisbauern schicken, damit Sie uns nicht ganz vereinsamen. Ihr Zimmer bei Breuers bleibt Ihnen selbstverständlich erhalten. Sind Sie mit diesem Vorschlag einverstanden?“
Ich war es. Der Vorschlag war eine sehr gute Lösung, fand ich.
Die Nord-Süd-Verbindung war auch dringend notwendig. Keetmanshoop, von Windhuk etwa 480 Kilometer entfernt, war ein wichtiger wirtschaftlicher Standort und musste endlich auch von Windhuk schnell mit der Bahn erreichbar sein. Bisher gab es nur die wöchentliche Ochsenkarrenpost von Windhuk über Rehoboth, Gibeon, Keetmanshoop, Warmbad bis nach Ramansdrift an der Grenze im Süden. Diese Orte sollte die neue Strecke miteinander verbinden und dann weiter nach Südafrika führen. Bei dieser Gelegenheit sollte dann auch das wichtige Gebiet am Großen Fischfluss erschlossen werden. Ebenso war die Bahnlinie für die vielen Farmen lebensnotwendig. Einmal, damit sie besser und schneller versorgt werden konnten, zum anderen, damit sie ihre Produkte schneller vermarkten konnten. Das galt sowohl für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, wie auch für das Vieh. Viele Farmer betrieben neben der Landwirtschaft auch Schaf- und Rinderzucht. Etliche hatten sich inzwischen auf die Karakulschafzucht spezialisiert. Alle modebewussten Damen in der fernen Heimat sollten ja ihren Persianer bekommen. Aber auch das übrige Vieh, die Rinder, die Fleischschafe mussten dann nicht mehr zeitraubend in Herden durch das Land getrieben werden und die landwirtschaftlichen Produkte waren schneller an ihren Bestimmungsorten. Es war eine große Aufgabe und technische Herausforderung, zumal die Bahn in der breiteren und damit auch leistungsfähigeren Version der Kapspurbahn, die in Südafrika Standard war, ausgeführt werden sollte.
Unerwünschtes Telegramm
Dann kam eines Tages das Unvermeidliche in Form eines Telegramms für Julia mit der Information, ihr Mann würde am 5. Juli mit dem Schiff in Lüderitzbucht eintreffen und dort noch zwei oder drei Tage geschäftlich bleiben müssen. Er würde ihr in einem weiteren Telegramm mitteilen, wann sie ihn aus Windhuk abholen könne.
Die schöne Zeit für uns war also bald vorbei. Dann mussten wir es dem Zufall überlassen, wann wir uns treffen konnten. Mehr als sich sehen war zunächst wahrscheinlich nicht mehr möglich. Eine verheiratete Frau konnte nun einmal nicht frei über sich entscheiden. Ich konnte nur darauf hoffen, dass dringende Geschäfte Julias Mann bald wieder für längere Zeit nach Europa riefen.
In vier Wochen würde ich also in die Wildnis ziehen. Ich war froh. Die durch die Rückkehr ihres Mannes erzwungene Trennung von Julia machte mir doch sehr zu schaffen. Da kam die neue Aufgabe gerade recht und die damit zwangsläufig verbundene Ablenkung würde mich vielleicht wieder seelisch aufrichten.
Der in Liebesdingen erfahrene Casanova hatte immer behauptet, er würde mit jeder Frau nur einmal schlafen, da nur beim ersten Mal jeder sein Bestes geben würde. Die darauf folgenden Male würde es zur Gewohnheit werden und damit mittelmäßig und langweilig. Dem konnte ich in Bezug auf Julia absolut nicht beipflichten. Bedingt durch meine geschäftlichen Aufgaben trafen wir uns leider nicht sehr häufig, doch wenn wir uns trafen, freuten wir uns jedes Mal wieder aufs Neue. Durch die Trennung, manchmal über Wochen, blieb die Sehnsucht erhalten und es wurde auf keinen Fall langweilig. Doch wie sollte unsere Beziehung auf Dauer aussehen? Konnte Julia sich scheiden lassen? Unmöglich! Das hätte Alexander nie zugelassen, soweit kannte ich ihn schon. Und selbst wenn eine Scheidung möglich wäre, was konnte ich ihr bieten? Jedenfalls nicht den Luxus, den sie gewohnt war. Doch braucht man zum Glücklichsein wirklich Reichtum? Solange Alexander fort war, lief alles ohne Probleme. Indes, langfristig hatte, das war mir klar, unsere Liebe keine Chance, solange es Alexander gab. Das war eine bittere Erkenntnis, mit der ich fertig werden musste.
Der Mai begann mit einem gewaltigen Regenguss. Wahrscheinlich war es der letzte für die nächsten Monate, denn von Mai bis September regnete hier es kaum noch.
Ich hatte Glück. An diesem Montag sollte ich mich unbedingt bei meinem Chef einfinden. Ansonsten wäre ich, wie üblich, unterwegs gewesen und bis auf die Haut durchgeweicht worden. So ging ich denn früh am Morgen mit einem Regenschirm bewaffnet ins Geschäft und war gespannt, was es so Dringendes geben würde. Die Geschäfte liefen gut, es konnte also nichts Negatives sein, dachte ich mir. Und so war es dann auch. Ich klopfte an die Bürotür und öffnete sie einen kleinen Spalt.
Neue Möglichkeiten
„Herein mit Ihnen“, der Chef war gut gelaunt. „Ich habe ein Attentat auf Sie vor.“
Ich sah ihn verwundert an: „Ich verstehe nicht. Was für ein Attentat?“
„Sie sind doch für neue Dinge zu haben. Ich hätte da etwas Neues für Sie, wenn Sie Ja sagen.“ und er fragte, ob ich nicht eine völlig neue Aufgabe übernehmen wolle. Nun gefiel es mir hier im Geschäft zwar sehr gut, aber etwas Neues nach fast einem halben Jahr reizte mich doch.
„Was hätten Sie denn als neue Aufgabe für mich?“ Ich war neugierig, was es hier Neues für mich geben könnte. Ich hatte keine Vorstellung, was das sein könnte.
„Nun“, begann er, „Ich hätte etwas tatsächlich Ausgefallenes für Sie. Für diese Aufgabe brauche ich einen unabhängigen, insbesondere einen zuverlässigen, jungen Mann, der auf sich allein gestellt, über ungefähr ein halbes Jahr oder auch länger völlig selbständig arbeitet und ich denke, Sie sind dafür der Richtige.“ Er sah mich dabei forschend an.
„Jetzt haben Sie mich aber wirklich neugierig gemacht. Wollen Sie vielleicht eine neue Filiale errichten?“, etwas anderes fiel mir nach dieser Aufgabenbeschreibung nicht ein.
„Da liegen Sie gar nicht so falsch, mein Lieber. Allerdings ist es eine sehr ungewöhnliche Filiale.“
Jetzt war ich aber richtig gespannt.
„Um es kurz zu machen und Sie nicht so lange auf die Folter zu spannen“, fuhr der Baron fort, „Sie sollen einen, wie soll ich es beschreiben, sagen wir, einen Wanderstore übernehmen und die Bauarbeiter versorgen, die in vier Wochen mit dem Bau der neuen Nord-Süd-Eisenbahnlinie Windhuk-Keetmanshoop beginnen werden. Man beginnt mit dem Gleisbau sowohl in Windhuk, als auch in Keetmanshoop und trifft sich irgendwo in der Mitte. Von hier aus geht es zunächst durch das Auasgebirge. Bei etwa 700 Kilometern insgesamt, wäre das für Sie eine Strecke von ungefähr 350 Kilometern, auf der Sie die Gleisbauer begleiten. Man rechnet damit, dass die Strecke Mitte nächsten Jahres fertig sein wird. Sie bekommen einen Store in der Art einer großen Baracke mit einem kleinen Wohnbereich im hinteren Teil und werden die Ingenieure und Arbeiter mit Lebensmitteln und allen notwendigen anderen Sachen versorgen. Bei Fortschreiten der Arbeiten wird Ihr Store zusammen mit dem Camp verlegt. Das Ab- und Aufbauen wie auch der Transport wird von der Bautruppmannschaft erledigt. Ich habe das schon mit der obersten Bauleitung abgesprochen. Die Entscheidung, was Sie benötigen, liegt ganz bei Ihnen, es geht nur darum, dass der Bautrupp mit allem versorgt wird, was er braucht. Die Erstausstattung haben wir für Sie allerdings schon zusammengestellt. Ob Seife, Gemüsekonserven, Rasierklingen, Alkohol oder Streichhölzer, der gesamte Bedarf wird von uns geliefert. Ausgenommen natürlich das Baumaterial und Sprengstoff. Schienen und Dynamit brauchen Sie nicht in Ihrem Store zu führen. Munition für die Gewehre und Pistolen allerdings schon. Sind Sie an dieser Aufgabe interessiert?“
„Und ob!“, entfuhr es mir spontan. „Das ist eine Herausforderung, die ich gern annehme und ich bin der Überzeugung, dass Sie mit mir zufrieden sein werden.“
Ich hätte mein Reich für mich allein und würde dann die etwas wildere Seite der Gegend kennenlernen. Aber ab und zu wollte ich doch wenigstens für ein paar Tage andere Menschen und vielleicht auch Julia sehen und ich fragte deshalb, ob ich hin und wieder Urlaub von der Wildnis bekommen würde.
„Nun“, meinte mein Chef auf meine Frage, „ich denke, wir werden Sie nach sechs Wochen für eine Woche hier nach Windhuk in die Zentrale holen und für die eine Woche eine Vertretung zu den Gleisbauern schicken, damit Sie uns nicht ganz vereinsamen. Ihr Zimmer bei Breuers bleibt Ihnen selbstverständlich erhalten. Sind Sie mit diesem Vorschlag einverstanden?“
Ich war es. Der Vorschlag war eine sehr gute Lösung, fand ich.
Die Nord-Süd-Verbindung war auch dringend notwendig. Keetmanshoop, von Windhuk etwa 480 Kilometer entfernt, war ein wichtiger wirtschaftlicher Standort und musste endlich auch von Windhuk schnell mit der Bahn erreichbar sein. Bisher gab es nur die wöchentliche Ochsenkarrenpost von Windhuk über Rehoboth, Gibeon, Keetmanshoop, Warmbad bis nach Ramansdrift an der Grenze im Süden. Diese Orte sollte die neue Strecke miteinander verbinden und dann weiter nach Südafrika führen. Bei dieser Gelegenheit sollte dann auch das wichtige Gebiet am Großen Fischfluss erschlossen werden. Ebenso war die Bahnlinie für die vielen Farmen lebensnotwendig. Einmal, damit sie besser und schneller versorgt werden konnten, zum anderen, damit sie ihre Produkte schneller vermarkten konnten. Das galt sowohl für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, wie auch für das Vieh. Viele Farmer betrieben neben der Landwirtschaft auch Schaf- und Rinderzucht. Etliche hatten sich inzwischen auf die Karakulschafzucht spezialisiert. Alle modebewussten Damen in der fernen Heimat sollten ja ihren Persianer bekommen. Aber auch das übrige Vieh, die Rinder, die Fleischschafe mussten dann nicht mehr zeitraubend in Herden durch das Land getrieben werden und die landwirtschaftlichen Produkte waren schneller an ihren Bestimmungsorten. Es war eine große Aufgabe und technische Herausforderung, zumal die Bahn in der breiteren und damit auch leistungsfähigeren Version der Kapspurbahn, die in Südafrika Standard war, ausgeführt werden sollte.
Unerwünschtes Telegramm
Dann kam eines Tages das Unvermeidliche in Form eines Telegramms für Julia mit der Information, ihr Mann würde am 5. Juli mit dem Schiff in Lüderitzbucht eintreffen und dort noch zwei oder drei Tage geschäftlich bleiben müssen. Er würde ihr in einem weiteren Telegramm mitteilen, wann sie ihn aus Windhuk abholen könne.
Die schöne Zeit für uns war also bald vorbei. Dann mussten wir es dem Zufall überlassen, wann wir uns treffen konnten. Mehr als sich sehen war zunächst wahrscheinlich nicht mehr möglich. Eine verheiratete Frau konnte nun einmal nicht frei über sich entscheiden. Ich konnte nur darauf hoffen, dass dringende Geschäfte Julias Mann bald wieder für längere Zeit nach Europa riefen.
In vier Wochen würde ich also in die Wildnis ziehen. Ich war froh. Die durch die Rückkehr ihres Mannes erzwungene Trennung von Julia machte mir doch sehr zu schaffen. Da kam die neue Aufgabe gerade recht und die damit zwangsläufig verbundene Ablenkung würde mich vielleicht wieder seelisch aufrichten.
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Allgemeine Zeitung
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