Blauer Diamant
„Blauer Diamant" ist ein detailreicher und lesenswerter Roman über den Lebensweg eines Einwanderers in Deutsch-Südwestafrika zur Zeit der großen Diamantenfunde. Lassen Sie sich in das Jahr 1909 versetzen und fahren mit Willy, der Hauptperson dieses Romans, nach Südwestafrika nach Lüderitzbucht. In der Nähe hatte man Diamanten entdeckt. Wer ist die schöne Fremde auf dem Schiff Windhuk? Kann der reiche Diamanthändler Alexander Winter, Besitzer der Farm BLAUER DIAMANT, mit seinem von einem Leoparden entstellten Gesicht psychisch fertig werden? Wie war das beim Bau der Bahntrasse von Windhoek nach Keetmanshoop und wie heilte der Medizinmann Willy?
36. Folge
Die Tage vergingen und auch diesmal war mir das Glück hold. An einem Freitagmittag, ich wollte gerade meine Mittagspause beginnen, betrat eine wunderschöne Dame unser Geschäft. Meine Kollegen waren in der Nähe, aber Julia kam direkt auf mich zu und fragte: „Haben Sie Zeit für mich?“
„Gnädige Frau, welche Frage, natürlich habe ich Zeit für Sie.“
Einer der Kollegen bot sich spontan an: „Soll ich das übernehmen? Du wolltest doch jetzt Mittagspause machen.“
„Nein, nein. Ich mache das schon“, wehrte ich ab. Das konnte ihm so passen. Schöne Frauen wollten selbstredend alle gern bedienen.
Julia ging langsam durch den Laden, nahm hier ein Teil in die Hand, schaute sich dort nach Porzellan um und flüsterte mir zu, was ich mir schon gedacht hatte: „Ich habe meinen Mann mit seinen beiden Leibwächtern gerade zum Bahnhof gebracht.“
Ich tat überrascht. „Ach, der Herr Gemahl ist verreist? Ich dachte, er wollte hier mit dir überwintern.“
„Lass den Unsinn! Ich werde eine Kleinigkeit kaufen und dann gehe ich in das Café um die Ecke. Du machst jetzt deine Mittagspause und kommst nach.“
Ich beeilte mich, ihr wie der Wind in das Café zu folgen. Julia hatte bereits einen Tisch in einer Ecke ausgesucht, wo man nicht auf dem Präsentierteller saß und sofort von allen Vorbeikommenden gesehen wurde. Vor ihr stand bereits ein Kännchen Kaffee und ein großes Stück Buttercremetorte wurde gerade auf dem Tisch abgestellt. Ich wollte jetzt nicht mit einem Würstchen und Kartoffelsalat ihre feine Nase traktieren und bat den Ober, mir das gleiche zu bringen, zumal ich ein Liebhaber von Buttercremetorten bin.
„Schön, dich allein zu sehen“, begrüßte ich sie. Jetzt, wo wir mehr oder weniger allein waren, wurde mein Verlangen nach einem Schäferstündchen mit Julia immer stärker.
„Wie lange musst du denn jetzt allein bleiben?“, wollte ich wissen.
„Alexander bleibt etwa vier bis fünf Monate weg. Er muss diesmal nach einer kurzen Stippvisite in Europa anschließend direkt nach China. Unsere Filiale in Tsingtau ist für ihn sehr wichtig. Warum, weiß ich nicht. Ich kümmere mich nicht um Alexanders Geschäfte und er will das auch nicht. Er wird dieses Mal von Berlin über Moskau mit der Bahn nach Peking fahren. Inzwischen soll die Strecke von Peking nach Tsingtau auch fertig sein. Eventuell kommt er aber mit dem Schiff zurück, je nachdem, wie es mit der Transsibirischen Eisenbahn klappt. Jetzt etwas anderes. Wann kommst du raus zur Farm?“
„Heute ist Freitag, morgen muss ich noch hier im Geschäft sein, aber wenn du willst, kann ich am Sonntag zu dir rauskommen. Das könnte deinem Personal jedoch etwas merkwürdig erscheinen, weil ich ja am Sonntag ganz sicher nicht geschäftlich unterwegs bin. Sonntags auf der Farm Bestellungen einholen oder Ware ausliefern wäre schon etwas ungewöhnlich und auffällig. Und kaum ist dein Gemahl entschwunden, erscheint ein fremder Mann. Ich weiß nicht recht.“
„Daran habe ich selber gedacht und wollte dir deshalb auch einen anderen Treffpunkt vorschlagen. Zwar geht es das Personal nichts an, wer zu uns wann zu Besuch kommt, aber zunächst ist es besser, wenn wir vorsichtig sind. Wegen der Schwarzen mache ich mir keine Sorgen, aber beim Verwalter weiß ich nicht, ob er Alexander nach dessen Rückkehr nicht doch Bericht über alle Vorkommnisse erstattet. Also, wenn du am Sonntag zur Farm rauskommst und nach der letzten Biegung den Eingangsbogen zu unserer Farm siehst, zweigt etwa zwanzig Meter davor ein kleiner Pfad links ab. Dem folgst du etwa einen Kilometer und stößt dann auf eine kleine Hütte. Sie dient als Unterkunft bei Regen und als Jagdhütte. Dort treffen wir uns um 11 Uhr.“
„Soll ich dir etwas verraten?“, fragte ich rhetorisch und gab Julia gleich die Antwort: „Ich bin verrückt nach dir und kann es kaum erwarten, dass es endlich Sonntag wird.“
Sie sah mich mit einem leicht amüsierten Lächeln an und meinte: „Die Zeit geht schnell herum und du weißt ja, Vorfreude ist die schönste Freude. So sagt man jedenfalls.“
Dem konnte ich nicht beipflichten: „Das stimmt in diesem Fall aber überhaupt nicht. Wenn du Vorfreude durch Vorspiel ersetzt, kommt es schon eher hin. Das Schönste ist für mich, dich im Arm zu haben und deine warmen Lippen zu spüren. Die Zeit bis dahin ist eine einzige Qual.“
Sie sah mir in die Augen und lächelte: „Na, na, so schlimm steht es um dich?“ Und dann war da wieder dieser spöttische Blick in ihren Augen.
Während die Begierde in mir aufkeimte, Julia wenigstens in den Arm zu nehmen und mein Blut immer mehr in Wallung geriet, ging Julia ganz souverän mit der Situation um. Sie blieb kühl und war absolute Herrin ihrer Sinne. Ihre Augen musterten mich mit diesem leicht spöttischen Lächeln. Dann ließ sie langsam den Blick durch das Café schweifen. Zwei Zeitungen, eine offensichtlich schon älteren Datums, lagen auf dem Nachbartisch. Julia las die Überschriften und meinte, wie schlimm es doch auf der Welt zugehe. In Kairo war der ägyptische Ministerpräsident Butros Pascha Gali bei einem Attentat ums Leben gekommen und in Frankreich gab es im Januar eine Jahrhundertflut.
„Ist das nicht furchtbar?“, meinte sie.
Was sollte ich dazu sagen, ich kannte Butros Pascha Gali nicht, der war mir vollkommen egal und ihn wollte ich auch nicht in meine Arme nehmen und das Hochwasser in Frankreich war inzwischen auch schon längst wieder abgeflossen. Aber ich war durch diese Ablenkung auf profane Ereignisse ernüchtert und meine romantische Stimmung war futsch. Dass Frauen einerseits so leidenschaftlich und andererseits von einem Moment zum anderen so nüchtern sein können.
Endlich Sonntag!
Endlich kam der ersehnte Sonntag herbei. Ich frühstückte bereits um 8 Uhr zusammen mit Breuers, die in die Kirche wollten und machte mich fein. Zur Feier des Tages zog ich meinen weißen Tropenanzug an, steckte das kleine Geschenkpäckchen für Julia, das ich extra auf meinen Nachttisch neben meine Taschenuhr gelegt hatte, damit ich es ja nicht vergesse, in meine linke Jackentasche, nahm meinen Tropenhut vom Haken und ging zum Pferdestall.
Apoll hatte sich wohl auf einen ruhigen, gemütlichen, freien Sonntag eingestellt, leider musste ich ihn aber enttäuschen. Ich begrüßte ihn und klopfte ihm den Hals, dann holte ich den Sattel und das Zaumzeug. Als er sah, dass ein Ausritt unvermeidlich war, gab er ein lautes, wie ich meinte zustimmendes Wiehern von sich. Unterwegs erzählte ich ihm, wohin der Ritt gehen sollte und wie wichtig das Treffen für mich war. Ich erklärte ihm, dass mich eine große Leidenschaft gepackt hatte und ich ohne Julia nicht leben konnte. Apoll schnaubte mit den Nüstern und nickte heftig mit dem Kopf. Er hatte als junger Hengst bestimmt volles Verständnis für mich.
Es wurde langsam heiß und in der Ferne brauten sich wieder gewaltige, drohende Wolkenberge zusammen. Hoffentlich würde das Auasgebirge sie von meiner Strecke ablenken. Ich ritt durch das flache, von kleineren Bergen und Felsen umgebene Tal und sah endlich in der Ferne den weißen Torbogen der Farm auftauchen. Ein Blick auf die Taschenuhr, 10.30, ich war gut in der Zeit. Nach fünf Minuten erreichte ich den kleinen Pfad, der ungefähr 200 Meter links vor dem Torbogen begann und sich in einem leichten Bogen hinter Büschen verlor. Ungeduldig trieb ich Apoll an. Der schnaubte laut und plötzlich erhob sich dicht vor mir ein großer Schwarm kleiner, gelber Vögel, die alle wild durch-einander zwitscherten und mit mir schimpften.
Und dann sah ich auch die Ursache ihrer Aufregung, an der sie aber selber schuld waren. Es waren etwa drosselgroße, gelb gefiederte Vögel mit schwarzem Kopf, die Flügel schwarz gesprenkelt. Webervögel, Texturweber, die ausgerechnet einen Baum direkt neben dem kleinen Pfad, den ich gerade nahm, zu ihrem Nistbaum ausgesucht hatten und Störungen wohl nicht gewohnt waren. Warum hatten sie sich auch ausgerechnet einen Baum direkt neben dem Weg ausgesucht. Der ganze Baum war voll von vielen kleinen Nestern und einigen größeren, glockenartigen Gebilden mit mehreren Eingängen. Dazu gab es eine ganze Kolonie kunstvoll in die Zweige geflochtener, ineinander übergehender Nester. Diese Vögel waren in der Lage, die langen Gräser an den Ästen mit richtigen Knoten zu befestigen. Vielleicht war gerade Brutzeit und sie waren deshalb wegen der Störung so aufgeregt. Ich rief ihnen zu, sie sollten sich beruhigen, weder Apoll noch ich wollten ihnen etwas tun. Wahrscheinlich haben sie an diesem Ort ja bereits gewohnt, bevor hier die ersten Störenfriede entlang geritten waren.
Die Tage vergingen und auch diesmal war mir das Glück hold. An einem Freitagmittag, ich wollte gerade meine Mittagspause beginnen, betrat eine wunderschöne Dame unser Geschäft. Meine Kollegen waren in der Nähe, aber Julia kam direkt auf mich zu und fragte: „Haben Sie Zeit für mich?“
„Gnädige Frau, welche Frage, natürlich habe ich Zeit für Sie.“
Einer der Kollegen bot sich spontan an: „Soll ich das übernehmen? Du wolltest doch jetzt Mittagspause machen.“
„Nein, nein. Ich mache das schon“, wehrte ich ab. Das konnte ihm so passen. Schöne Frauen wollten selbstredend alle gern bedienen.
Julia ging langsam durch den Laden, nahm hier ein Teil in die Hand, schaute sich dort nach Porzellan um und flüsterte mir zu, was ich mir schon gedacht hatte: „Ich habe meinen Mann mit seinen beiden Leibwächtern gerade zum Bahnhof gebracht.“
Ich tat überrascht. „Ach, der Herr Gemahl ist verreist? Ich dachte, er wollte hier mit dir überwintern.“
„Lass den Unsinn! Ich werde eine Kleinigkeit kaufen und dann gehe ich in das Café um die Ecke. Du machst jetzt deine Mittagspause und kommst nach.“
Ich beeilte mich, ihr wie der Wind in das Café zu folgen. Julia hatte bereits einen Tisch in einer Ecke ausgesucht, wo man nicht auf dem Präsentierteller saß und sofort von allen Vorbeikommenden gesehen wurde. Vor ihr stand bereits ein Kännchen Kaffee und ein großes Stück Buttercremetorte wurde gerade auf dem Tisch abgestellt. Ich wollte jetzt nicht mit einem Würstchen und Kartoffelsalat ihre feine Nase traktieren und bat den Ober, mir das gleiche zu bringen, zumal ich ein Liebhaber von Buttercremetorten bin.
„Schön, dich allein zu sehen“, begrüßte ich sie. Jetzt, wo wir mehr oder weniger allein waren, wurde mein Verlangen nach einem Schäferstündchen mit Julia immer stärker.
„Wie lange musst du denn jetzt allein bleiben?“, wollte ich wissen.
„Alexander bleibt etwa vier bis fünf Monate weg. Er muss diesmal nach einer kurzen Stippvisite in Europa anschließend direkt nach China. Unsere Filiale in Tsingtau ist für ihn sehr wichtig. Warum, weiß ich nicht. Ich kümmere mich nicht um Alexanders Geschäfte und er will das auch nicht. Er wird dieses Mal von Berlin über Moskau mit der Bahn nach Peking fahren. Inzwischen soll die Strecke von Peking nach Tsingtau auch fertig sein. Eventuell kommt er aber mit dem Schiff zurück, je nachdem, wie es mit der Transsibirischen Eisenbahn klappt. Jetzt etwas anderes. Wann kommst du raus zur Farm?“
„Heute ist Freitag, morgen muss ich noch hier im Geschäft sein, aber wenn du willst, kann ich am Sonntag zu dir rauskommen. Das könnte deinem Personal jedoch etwas merkwürdig erscheinen, weil ich ja am Sonntag ganz sicher nicht geschäftlich unterwegs bin. Sonntags auf der Farm Bestellungen einholen oder Ware ausliefern wäre schon etwas ungewöhnlich und auffällig. Und kaum ist dein Gemahl entschwunden, erscheint ein fremder Mann. Ich weiß nicht recht.“
„Daran habe ich selber gedacht und wollte dir deshalb auch einen anderen Treffpunkt vorschlagen. Zwar geht es das Personal nichts an, wer zu uns wann zu Besuch kommt, aber zunächst ist es besser, wenn wir vorsichtig sind. Wegen der Schwarzen mache ich mir keine Sorgen, aber beim Verwalter weiß ich nicht, ob er Alexander nach dessen Rückkehr nicht doch Bericht über alle Vorkommnisse erstattet. Also, wenn du am Sonntag zur Farm rauskommst und nach der letzten Biegung den Eingangsbogen zu unserer Farm siehst, zweigt etwa zwanzig Meter davor ein kleiner Pfad links ab. Dem folgst du etwa einen Kilometer und stößt dann auf eine kleine Hütte. Sie dient als Unterkunft bei Regen und als Jagdhütte. Dort treffen wir uns um 11 Uhr.“
„Soll ich dir etwas verraten?“, fragte ich rhetorisch und gab Julia gleich die Antwort: „Ich bin verrückt nach dir und kann es kaum erwarten, dass es endlich Sonntag wird.“
Sie sah mich mit einem leicht amüsierten Lächeln an und meinte: „Die Zeit geht schnell herum und du weißt ja, Vorfreude ist die schönste Freude. So sagt man jedenfalls.“
Dem konnte ich nicht beipflichten: „Das stimmt in diesem Fall aber überhaupt nicht. Wenn du Vorfreude durch Vorspiel ersetzt, kommt es schon eher hin. Das Schönste ist für mich, dich im Arm zu haben und deine warmen Lippen zu spüren. Die Zeit bis dahin ist eine einzige Qual.“
Sie sah mir in die Augen und lächelte: „Na, na, so schlimm steht es um dich?“ Und dann war da wieder dieser spöttische Blick in ihren Augen.
Während die Begierde in mir aufkeimte, Julia wenigstens in den Arm zu nehmen und mein Blut immer mehr in Wallung geriet, ging Julia ganz souverän mit der Situation um. Sie blieb kühl und war absolute Herrin ihrer Sinne. Ihre Augen musterten mich mit diesem leicht spöttischen Lächeln. Dann ließ sie langsam den Blick durch das Café schweifen. Zwei Zeitungen, eine offensichtlich schon älteren Datums, lagen auf dem Nachbartisch. Julia las die Überschriften und meinte, wie schlimm es doch auf der Welt zugehe. In Kairo war der ägyptische Ministerpräsident Butros Pascha Gali bei einem Attentat ums Leben gekommen und in Frankreich gab es im Januar eine Jahrhundertflut.
„Ist das nicht furchtbar?“, meinte sie.
Was sollte ich dazu sagen, ich kannte Butros Pascha Gali nicht, der war mir vollkommen egal und ihn wollte ich auch nicht in meine Arme nehmen und das Hochwasser in Frankreich war inzwischen auch schon längst wieder abgeflossen. Aber ich war durch diese Ablenkung auf profane Ereignisse ernüchtert und meine romantische Stimmung war futsch. Dass Frauen einerseits so leidenschaftlich und andererseits von einem Moment zum anderen so nüchtern sein können.
Endlich Sonntag!
Endlich kam der ersehnte Sonntag herbei. Ich frühstückte bereits um 8 Uhr zusammen mit Breuers, die in die Kirche wollten und machte mich fein. Zur Feier des Tages zog ich meinen weißen Tropenanzug an, steckte das kleine Geschenkpäckchen für Julia, das ich extra auf meinen Nachttisch neben meine Taschenuhr gelegt hatte, damit ich es ja nicht vergesse, in meine linke Jackentasche, nahm meinen Tropenhut vom Haken und ging zum Pferdestall.
Apoll hatte sich wohl auf einen ruhigen, gemütlichen, freien Sonntag eingestellt, leider musste ich ihn aber enttäuschen. Ich begrüßte ihn und klopfte ihm den Hals, dann holte ich den Sattel und das Zaumzeug. Als er sah, dass ein Ausritt unvermeidlich war, gab er ein lautes, wie ich meinte zustimmendes Wiehern von sich. Unterwegs erzählte ich ihm, wohin der Ritt gehen sollte und wie wichtig das Treffen für mich war. Ich erklärte ihm, dass mich eine große Leidenschaft gepackt hatte und ich ohne Julia nicht leben konnte. Apoll schnaubte mit den Nüstern und nickte heftig mit dem Kopf. Er hatte als junger Hengst bestimmt volles Verständnis für mich.
Es wurde langsam heiß und in der Ferne brauten sich wieder gewaltige, drohende Wolkenberge zusammen. Hoffentlich würde das Auasgebirge sie von meiner Strecke ablenken. Ich ritt durch das flache, von kleineren Bergen und Felsen umgebene Tal und sah endlich in der Ferne den weißen Torbogen der Farm auftauchen. Ein Blick auf die Taschenuhr, 10.30, ich war gut in der Zeit. Nach fünf Minuten erreichte ich den kleinen Pfad, der ungefähr 200 Meter links vor dem Torbogen begann und sich in einem leichten Bogen hinter Büschen verlor. Ungeduldig trieb ich Apoll an. Der schnaubte laut und plötzlich erhob sich dicht vor mir ein großer Schwarm kleiner, gelber Vögel, die alle wild durch-einander zwitscherten und mit mir schimpften.
Und dann sah ich auch die Ursache ihrer Aufregung, an der sie aber selber schuld waren. Es waren etwa drosselgroße, gelb gefiederte Vögel mit schwarzem Kopf, die Flügel schwarz gesprenkelt. Webervögel, Texturweber, die ausgerechnet einen Baum direkt neben dem kleinen Pfad, den ich gerade nahm, zu ihrem Nistbaum ausgesucht hatten und Störungen wohl nicht gewohnt waren. Warum hatten sie sich auch ausgerechnet einen Baum direkt neben dem Weg ausgesucht. Der ganze Baum war voll von vielen kleinen Nestern und einigen größeren, glockenartigen Gebilden mit mehreren Eingängen. Dazu gab es eine ganze Kolonie kunstvoll in die Zweige geflochtener, ineinander übergehender Nester. Diese Vögel waren in der Lage, die langen Gräser an den Ästen mit richtigen Knoten zu befestigen. Vielleicht war gerade Brutzeit und sie waren deshalb wegen der Störung so aufgeregt. Ich rief ihnen zu, sie sollten sich beruhigen, weder Apoll noch ich wollten ihnen etwas tun. Wahrscheinlich haben sie an diesem Ort ja bereits gewohnt, bevor hier die ersten Störenfriede entlang geritten waren.
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Allgemeine Zeitung
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