„Das Bier riechen, anfassen, kosten“ - Bierkultur in Namibia
Wie die bayerische Bierkultur viele Tausende Kilometer Reise überlebt hat
Von Andrea Lindner, Windhoek
Wasserdampf steigt aus dem großen Kupferkessel auf, als ihn Brauer Ron Rittmann öffnet. Gleich muss er das geschrotete Malz hinzugeben. Durch die Hitze wird der Zucker im Getreide aufgebrochen, der sich dann durch die Gärung in Alkohol umwandeln kann. Ron, der als Brauer für die Namibische Brauerei (NBL) arbeitet, setzt gerade den Sud für ein Amber Lager an. „Das hat weniger Hopfen als ein normales Helles, dafür aber dunkleres Malz“, erklärt der Brauer, der es liebt, Menschen mit seinem Bier zu begeistern und immer wieder Neues ausprobieren will.
In der kleinen Hausbrauerei im Restaurant „Brewer & Butcher” in Swakopmund, das vor knapp einem Jahr mit dem neuen Strandhotel-Komplex eröffnet wurde, hat er dafür jede Menge Gelegenheit. Massen- und Standardbiere sucht man hier nämlich vergeblich. Da ein Tank nur 1000 Liter fasst, können die Brauer hier alle zwei Wochen neue Sorten ausprobieren und viel experimentieren: Gerade stehen Märzen, Helles und Lemondrop-Bier auf der Karte. „Wir machen aber auch immer mal wieder Böcke, Dunkles Bier, Kölsch oder noch speziellere Biere“, schwärmt Ron.
Essen und beim Bierbrauen zuschauen
Die kleine Hausbrauerei befindet sich mitten im Restaurant. Besucher können also von ihrem Teller direkt auf die Braukessel schauen. „Die Gäste sollen sehen, wie wir das Bier hier zubereiten“, erklärt Restaurantmanager Paulus Fillepus. „Wir sind stolz darauf, dass unser Craft Beer hier nach bayerischem Reinheitsgebot gebraut wird. Gerne machen wir auch eine kleine Führung mit den Gästen, während diese aufs Essen warten.“ Die meisten Gäste seien sehr beeindruckt von den großen glänzenden Kesseln mitten im Restaurant. Immer wieder wischt Ron mit einem speziellen Tuch über die edlen Kupferkessel, damit sie auch schön glänzen.
NBL-Chef-Braumeister Christian Müller erklärt, wie es zu diesem Investment in die kleine Hausbrauerei gekommen ist: Schon für ihn als Kind, erinnert er sich, hat der Geruch der Hansa-Brauerei immer zu Swakopmund gehört. „Wir haben den Geruch akzeptiert, er war immer ein Teil von Swakopmund, bis die Hansa-Brauerei 2005 geschlossen wurde“, sagt Müller. Nach seinem Übersee-Studium ist er zurück nach Namibia gekommen und es sei ein Traum gewesen, eine Brauerei in Swakopmund zu eröffnen. Gesagt, getan: Nach einigen Verzögerungen hat die endgültige Planung 2010 begonnen. Jetzt feiert die kleine Brauerei bereits fast ihr Einjähriges.
„Hier kann man das Brauverfahren in den drei 1000-Liter-Tanks beobachten und das Bier riechen, anfassen und natürlich kosten“, so Müller. Das Bier wird ausschließlich für die Restaurantgäste gebraut, nach Hause nehmen kann man es nicht.
Bierfeste in Namibia
Wenn es um Bier geht, schwingt auch immer das Reinheitsgebot sowie die Bier-Kultur mit. Gerade erst hat die Oktoberfest-Saison in Namibia begonnen. Den ersten Bier-Anstich gab es am 24. September in Walvis Bay. Dort hatte der Atlantis Sportclub zum 7. Mal ein Oktoberfest veranstaltet. Weiter ging es mit dem Oktoberfest der Deutschen Privatschule Omaruru, eine jahrelange Tradition. „Wir feiern das Original-Oktoberfest mit Brezeln und Bier, unser Fest ist eine tolle Party für Jung und Alt. Wir sind eine Deutsche Privatschule und möchten die deutsche Sprache und Tradition erhalten“, erklärt Monica Spall, Vorsitzende des Schulvereins.
Ähnlich sieht das auch Heinz Schulte, der am Samstag (8. September) ein Bier-Fest auf dem Gelände des SFC in Swakopmund organisiert: „Wir möchten uns nicht mit dem Massenevent Oktoberfest in München vergleichen, sondern lieber mit den kleinen Volksfesten, die es in Bayern überall auf dem Land gibt.“ So hat sich das Team um Schulte bewusst gegen den Namen „Oktoberfest“ entschieden. Auch in Swakopmund wird am Samstag viel geboten: Neben gutem Bier und Essen gibt es viele Stände, Masskrug-Stemmen, Baumsägen und einen „Hau den Lukas“. Der Eintritt ist frei.
Nach Swakopmund steht schließlich das Oktoberfest der Privatschule Otjiwarongo im Kalender der Bier-Fans, das im Zuge ihres jährlichen Schulfestes veranstaltet wird: mit Live-Musik, gutem Essen und den üblichen Oktoberfest-Attraktionen.
Das Oktoberfest Windhoek
Das große Finale und der krönende Abschluss der Oktoberfeste ist ohne Frage das Windhoeker Oktoberfest, das dieses Jahr am 28. und 29. Oktober auf dem Gelände des SKW stattfinden wird. Das jährliche Oktoberfest in Windhoek ist eines der größten Events des Landes und zieht Besucher aus aller Welt an. Mehr als 5000 werden auch diese Jahr wieder erwartet. Norbert Wurm, Vorsitzender des Oktoberfest-Komitees, schreibt dieses große Interesse vor allem der Kultur und den Traditionen zu, die das Oktoberfest feiert und erhält.
Es geht also darum, das „authentische” Oktoberfest zu feiern und die Tradition des Oktoberfestes zu erhalten. „Das Münchner Oktoberfest hat ja durch den Massentourismus etwas an Authentizität eingebüßt“, sagt Wurm. „Wir möchten durch bayerische Musik, Spiel und Spaß ein authentisches Volksfest-Erlebnis schaffen.“
Das Swakopmunder Brauhaus - Bier in Ruhe genießen
Für alle, die keine Lust auf laute Oktoberfeste haben, bleibt auf jeden Fall das urige und traditionelle Swakopmunder Brauhaus. Man fühlt sich wie in einer bayerischen Kneipe, wenn man an der Bar entspannt sein Bier trinkt. Der Deutsche Enjo Müller hat das Brauhaus 1998 übernommen. Zu dieser Zeit gab es die kleine Hausbrauerei bereits nicht mehr, der Name ist aber geblieben. „Sie musste einfach neuen Tischen weichen“, erklärt der Wirt aus Brandenburg. Das Brauhaus veranstaltete jedoch auch ohne eigene Brauerei viele Jahre ein Oktoberfest. Seit drei Jahren ist es aber still geworden auf der Straße. Warum? „Hauptsächlich wegen des Rauchverbots. Wir können nicht 400 Leute im Freien beim Feiern kontrollieren“, so Müller. Eine Sondergenehmigung von der Stadt gab es leider nicht. „Schon schade, irgendwie gehörte es auch hierher. Es war immer super, alle Leute hier zu haben“, erinnert sich der Wirt. „Vielleicht machen wir es ja mal wieder. Aber eigentlich gibt ja genug andere Oktoberfeste im ganzen Land.“ Das stimmt: Auf eine schöne Oktoberfest-Saison!
Die Feste im Oktober
9. Oktober: Bier-Fest beim SFC in Swakopmund
14. Oktober: Oktoberfest der Privatschule Otjivarongo
21./22. Oktober: Oktoberfest im Hillcrest Quary, Durbanville / SA
28./29. Oktober: Oktoberfest beim SKW in Windhoek
Wasserdampf steigt aus dem großen Kupferkessel auf, als ihn Brauer Ron Rittmann öffnet. Gleich muss er das geschrotete Malz hinzugeben. Durch die Hitze wird der Zucker im Getreide aufgebrochen, der sich dann durch die Gärung in Alkohol umwandeln kann. Ron, der als Brauer für die Namibische Brauerei (NBL) arbeitet, setzt gerade den Sud für ein Amber Lager an. „Das hat weniger Hopfen als ein normales Helles, dafür aber dunkleres Malz“, erklärt der Brauer, der es liebt, Menschen mit seinem Bier zu begeistern und immer wieder Neues ausprobieren will.
In der kleinen Hausbrauerei im Restaurant „Brewer & Butcher” in Swakopmund, das vor knapp einem Jahr mit dem neuen Strandhotel-Komplex eröffnet wurde, hat er dafür jede Menge Gelegenheit. Massen- und Standardbiere sucht man hier nämlich vergeblich. Da ein Tank nur 1000 Liter fasst, können die Brauer hier alle zwei Wochen neue Sorten ausprobieren und viel experimentieren: Gerade stehen Märzen, Helles und Lemondrop-Bier auf der Karte. „Wir machen aber auch immer mal wieder Böcke, Dunkles Bier, Kölsch oder noch speziellere Biere“, schwärmt Ron.
Essen und beim Bierbrauen zuschauen
Die kleine Hausbrauerei befindet sich mitten im Restaurant. Besucher können also von ihrem Teller direkt auf die Braukessel schauen. „Die Gäste sollen sehen, wie wir das Bier hier zubereiten“, erklärt Restaurantmanager Paulus Fillepus. „Wir sind stolz darauf, dass unser Craft Beer hier nach bayerischem Reinheitsgebot gebraut wird. Gerne machen wir auch eine kleine Führung mit den Gästen, während diese aufs Essen warten.“ Die meisten Gäste seien sehr beeindruckt von den großen glänzenden Kesseln mitten im Restaurant. Immer wieder wischt Ron mit einem speziellen Tuch über die edlen Kupferkessel, damit sie auch schön glänzen.
NBL-Chef-Braumeister Christian Müller erklärt, wie es zu diesem Investment in die kleine Hausbrauerei gekommen ist: Schon für ihn als Kind, erinnert er sich, hat der Geruch der Hansa-Brauerei immer zu Swakopmund gehört. „Wir haben den Geruch akzeptiert, er war immer ein Teil von Swakopmund, bis die Hansa-Brauerei 2005 geschlossen wurde“, sagt Müller. Nach seinem Übersee-Studium ist er zurück nach Namibia gekommen und es sei ein Traum gewesen, eine Brauerei in Swakopmund zu eröffnen. Gesagt, getan: Nach einigen Verzögerungen hat die endgültige Planung 2010 begonnen. Jetzt feiert die kleine Brauerei bereits fast ihr Einjähriges.
„Hier kann man das Brauverfahren in den drei 1000-Liter-Tanks beobachten und das Bier riechen, anfassen und natürlich kosten“, so Müller. Das Bier wird ausschließlich für die Restaurantgäste gebraut, nach Hause nehmen kann man es nicht.
Bierfeste in Namibia
Wenn es um Bier geht, schwingt auch immer das Reinheitsgebot sowie die Bier-Kultur mit. Gerade erst hat die Oktoberfest-Saison in Namibia begonnen. Den ersten Bier-Anstich gab es am 24. September in Walvis Bay. Dort hatte der Atlantis Sportclub zum 7. Mal ein Oktoberfest veranstaltet. Weiter ging es mit dem Oktoberfest der Deutschen Privatschule Omaruru, eine jahrelange Tradition. „Wir feiern das Original-Oktoberfest mit Brezeln und Bier, unser Fest ist eine tolle Party für Jung und Alt. Wir sind eine Deutsche Privatschule und möchten die deutsche Sprache und Tradition erhalten“, erklärt Monica Spall, Vorsitzende des Schulvereins.
Ähnlich sieht das auch Heinz Schulte, der am Samstag (8. September) ein Bier-Fest auf dem Gelände des SFC in Swakopmund organisiert: „Wir möchten uns nicht mit dem Massenevent Oktoberfest in München vergleichen, sondern lieber mit den kleinen Volksfesten, die es in Bayern überall auf dem Land gibt.“ So hat sich das Team um Schulte bewusst gegen den Namen „Oktoberfest“ entschieden. Auch in Swakopmund wird am Samstag viel geboten: Neben gutem Bier und Essen gibt es viele Stände, Masskrug-Stemmen, Baumsägen und einen „Hau den Lukas“. Der Eintritt ist frei.
Nach Swakopmund steht schließlich das Oktoberfest der Privatschule Otjiwarongo im Kalender der Bier-Fans, das im Zuge ihres jährlichen Schulfestes veranstaltet wird: mit Live-Musik, gutem Essen und den üblichen Oktoberfest-Attraktionen.
Das Oktoberfest Windhoek
Das große Finale und der krönende Abschluss der Oktoberfeste ist ohne Frage das Windhoeker Oktoberfest, das dieses Jahr am 28. und 29. Oktober auf dem Gelände des SKW stattfinden wird. Das jährliche Oktoberfest in Windhoek ist eines der größten Events des Landes und zieht Besucher aus aller Welt an. Mehr als 5000 werden auch diese Jahr wieder erwartet. Norbert Wurm, Vorsitzender des Oktoberfest-Komitees, schreibt dieses große Interesse vor allem der Kultur und den Traditionen zu, die das Oktoberfest feiert und erhält.
Es geht also darum, das „authentische” Oktoberfest zu feiern und die Tradition des Oktoberfestes zu erhalten. „Das Münchner Oktoberfest hat ja durch den Massentourismus etwas an Authentizität eingebüßt“, sagt Wurm. „Wir möchten durch bayerische Musik, Spiel und Spaß ein authentisches Volksfest-Erlebnis schaffen.“
Das Swakopmunder Brauhaus - Bier in Ruhe genießen
Für alle, die keine Lust auf laute Oktoberfeste haben, bleibt auf jeden Fall das urige und traditionelle Swakopmunder Brauhaus. Man fühlt sich wie in einer bayerischen Kneipe, wenn man an der Bar entspannt sein Bier trinkt. Der Deutsche Enjo Müller hat das Brauhaus 1998 übernommen. Zu dieser Zeit gab es die kleine Hausbrauerei bereits nicht mehr, der Name ist aber geblieben. „Sie musste einfach neuen Tischen weichen“, erklärt der Wirt aus Brandenburg. Das Brauhaus veranstaltete jedoch auch ohne eigene Brauerei viele Jahre ein Oktoberfest. Seit drei Jahren ist es aber still geworden auf der Straße. Warum? „Hauptsächlich wegen des Rauchverbots. Wir können nicht 400 Leute im Freien beim Feiern kontrollieren“, so Müller. Eine Sondergenehmigung von der Stadt gab es leider nicht. „Schon schade, irgendwie gehörte es auch hierher. Es war immer super, alle Leute hier zu haben“, erinnert sich der Wirt. „Vielleicht machen wir es ja mal wieder. Aber eigentlich gibt ja genug andere Oktoberfeste im ganzen Land.“ Das stimmt: Auf eine schöne Oktoberfest-Saison!
Die Feste im Oktober
9. Oktober: Bier-Fest beim SFC in Swakopmund
14. Oktober: Oktoberfest der Privatschule Otjivarongo
21./22. Oktober: Oktoberfest im Hillcrest Quary, Durbanville / SA
28./29. Oktober: Oktoberfest beim SKW in Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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